Architekturobjekt 5 von 37

Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2023: Teilnehmer


Garten der digitalen Entschlackung

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Fakultät Architektur, Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften, Florent Kuqi

Erschließung Therapieräume - Garten der digitalen Entschlackung

© Florent Kuqi

Außenraum Leitmotiv - Garten der digitalen Entschlackung

© Florent Kuqi

Gemeinschaftsbüro Ärzte Innenraum - Garten der digitalen Entschlackung

© Florent Kuqi

Ruhen Innenraum - Garten der digitalen Entschlackung

© Florent Kuqi

Ruhen Außenraum - Garten der digitalen Entschlackung

© Florent Kuqi

Physiotherapie Innenraum - Garten der digitalen Entschlackung

© Florent Kuqi

Erstuntersuchung Außenraum - Garten der digitalen Entschlackung

© Florent Kuqi

Erstuntersuchung Innenraum - Garten der digitalen Entschlackung

© Florent Kuqi

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Fakultät Architektur, Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften, Florent Kuqi

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

03.2023

Gebäudedaten

Bauweise

Stahlbetonbau

Tragwerkskonstruktion

Stahlbeton

Anzahl der Vollgeschosse

2-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

In einer Welt, geführt von Digitalisierung und dem treibenden Geist der sekündlichen Aktualisierung, braucht der Mensch einen Ort der Ruhe – den Garten der digitalen Entschlackung. Diesen Ort der Ruhe möchte ich aus dem ehemaligen Waisenhaus der Stadt Braunschweig entstehen lassen. Der ZEIT I WAISE, verortet an der Salzdahlumer Straße, ist auf den ersten Blick ein abgesperrtes, verwahrlostes und baufälliges Areal in der Nähe des braunschweiger Krankenhauses. Auf den zweiten Blick jedoch ist es eine von der Natur zurückeroberte Oase, die nur darauf wartet, aktiviert zu werden. Ich möchte dieses wunderschöne Stück Natur in der Stadt nutzen, um einen Ort zu schaffen, der Menschen mit digitalisierungsbedingten psychischen und physischen Erkrankungen eine Möglichkeit auf Heilung gibt. Primär möchte ich dafür das Entwurfsareal benutzen und den Bestand dabei nicht phy- sisch, sondern psychisch zu ertüchtigen, um den Geist des Ortes zu erhalten und auf abstrakte, experimentelle Weise aufzuarbeiten und somit die Patienten bei ihrer Therapie zu unterstützen.
Betrachtet man das Areal stellt man fest, dass es sich um eine Art kleinen wild gewachsenen Wald mit einer maroden baufälligen Substanz handelt. Aus der Vogelperspektive heraus bemerkt man schnell, dass alle Um- gebungsgebäude eine ähnliche Ausrichtung haben. Nur die Bestandsgebäude auf dem Entwurfsareal sind zum Areal selber und somit zu dem Baumbestand ausgerichtet. Blendet man vor dem geistigen Auge nun die horizontalen Elemente dieser Substanz aus, erkennt man eine durch Scheiben gebildete extreme aktive, dynamische Bewegung in den Baumbestand hinein. Allerdings ist diese Bewegung je nach Baukörper verschieden stark ausgeprägt und hilft dem Betrachter die Gebäudenutzungen zu verorten.
Die Scheiben habe ich genutzt, um die Atmosphäre des Areals zu verstehen, den Genius Loci zu erhalten und die Form des Entwurfs abzuleiten.
Im Grundriss suggeriert der Bestand durch die Scheiben eine Bewegungsrichtung und erstellt eine ablesbare Gliederung von Innen- und Außenraum da. Allerdings wird die Scheibe in der Schnittebene als Element in ihrer Komplexität unpräzise, da sie den Blick nur leicht in eine Richtung lenkt, aber einen anteilig großen beliebigen Freiraum übrig lässt und diesen nicht konkretisiert. Sobald man eine zweite Scheibe hinzufügt, entsteht ein Raum, der den Blick fasst, jedoch nach oben hin beliebig bleibt. Erhält dieser nun eine horizontale Scheibe, ist der gebildete Raum immer noch beliebig erweiterbar und wird geistig nie konkret.
Knickt man die Scheibe, wird der Blick in eine gewollte Richtung gelenkt und somit konkretisiert. Kommt nun eine zweite geknickte Scheibe hinzu, bildet sich ein Raum, der an Beliebigkeit verliert und sowohl endlich als auch konkret ist. Somit bildet die geknickte Scheibe nicht nur mein Entwurfsmotiv, sondern steift sowohl den Blick als auch die Bestandswände, an welche sie orientiert ist, aus.. Um den Geist des Ortes zu erhalten, habe ich die Scheiben in die Volumen des Bestandes gebracht und Räume gebildet, die sich an den Vorzügen und Vorgaben des Areals orientierten.
An die Vorzüge anknüpfend kommt die Höhe des Baumbestandes in den Fokus, die das Licht durch die Baumkronen aus großer Entfernung gefiltert auf das Erdreich bringt und die Analogie zu meinen gewählten Raum- höhen liefert. Das Ziel der Innenräume ist es, die schmalen hohen Räume zu nutzen, um das Licht durch ein Oberlicht geführt in den Raum hineinzubringen und den Geist des Ortes atmosphärisch auf die Patienten im Innenraum zu übertragen.
Die nächste Lichtquelle entsteht durch die Bestandsöffnungen. Diese dienen im Außenraum als Erinnerung an den alten Geist des Ortes und werden im Innenraum wie Bilderrahmen mit zwei Ebenen inszeniert.
Der Wald der wie eine malerische Kulisse durch das Fenster zu sehen ist, harmoniert mit der Scheibe im Innenraum und eröffnet den Blick auf das Bestandsmauerwerk. Somit bleibt die entstandene Bewegungslogik im Außenraum erhalten und wird auf den Innenraum übertragen, indem sie die Erschließung bildet und diese Logik überträgt. Die Wegeführung im Areal orientiert sich stark am Geist des Ortes, soll der Mystik des Ortes glei- chen und mit der Zeit entstehen. Einzig ein Trampelpfad wird von mir vorgegeben, welcher nur durch seine Daseinsberechtigung erhalten werden kann und sich durch seine Nutzung bewähren muss, so wie es in der Natur eines Trampelpfades zu scheinen liegt.
Die Gebäudenutzungen ordnen sich dem Zweck der Therapie unter und enthalten ein Empfangsgebäude, eine Erstuntersuchung, eine Physiotherapie, eine Psychotherapie, einen Ruheort, einen Ort des Geistes und ein Tretbecken. Dabei ist der Garten als solcher für die Öffentlichkeit benutzbar und fördert durch die Interaktion von stationären Patienten, ambulanten Patienten und Besuchern den Therapiefortschritt.
Ein jeder Besucher gibt bei Eintritt in das Areal seine digitale Identität auf, indem er alle Gerätschaften im Empfangsgebäude abgibt. Handelt es sich um einen Patienten, wird dieser registriert und begibt sich in das Gebäude der Erstuntersuchung. Dort wird sein Krankheitszustand festgestellt und ein Therapieplan erstellt. Ist der Patient stationärer Natur wird dieser vorher, samt Gepäck, in seinen Schlafraum im Ruhekörper geleitet. Der normale Besucher bewegt sich frei durch den Freiraum und interagiert mit allen Anwesenden auf dem Areal und nimmt Platz auf den Sitzbänken oder der von dem Naturbestand gegebenen Sitzmöglichkeiten. Der ambulante Pa- tient geht nun in einen der Therapiekörper, wo er entweder in einer Gruppe oder Einzeltherapie im Innenraum oder in einer Gruppentherapie auf der Außenraumfläche des Körpers, durch die RezeptionsmitarbeiterIn, geführt wird. Gleiches gilt für den stationären Patienten, welcher danach jedoch das Areal nicht verlässt. Der schlichte Besucher hingegen, kann im Außenraum der Therapieräume, zwischen den Bestandswänden, zuschauen und geistig teilnehmen. Nach jeder Therapieeinheit haben die stationären Patienten die Zeit in Ihren Schlaf oder Gemeinschaftsräume zu verweilen und sich weiterhin, im Innen- oder Außenbereich, mit der Gruppe oder sich selber zu beschäftigen. Dazu kommt die Möglichkeit in Gemeinschaftskantine zu essen, das Tretbecken mit einem kleinen Wasserfall zu nutzen oder auch auf der Gemeinschaftsfläche zu grillen.
Die Mitarbeiter können jederzeit in Ihre Gemeinschaftsbüros im Obergeschoss der Erstuntersuchung als auch in den Gemeinschaftsräumlichkeiten des Empfangsgebäudes verweilen und pausieren. Natürlich ist es auch Ihnen möglich, mit den Patienten zu speisen.
Abschließend kann ein jeder Nutzer im Ort des Geistes die Ruhe nutzen, um seinen Gedanken freien lauf zu lassen und den Geist zu erden.

Schlagworte

Detox, Ruhe, Beton, Form, Bestand, Scheibe, Knick

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