Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2024: Teilnehmer
Geburt für Alle. Ein Haus für die Geburt in Wien Ottakring
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: TU Wien, Architektur, Lisa Baier
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: TU Wien, Architektur, Lisa Baier
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Österreich
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
01.2024
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Bauweise
Lehmbau
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Beschreibung
Objektbeschreibung
Diese Arbeit untersucht, wie der architektonische Raum die Geburt beeinflusst. Geburtsräume sind heute vergessene Räume. Da die meisten Kinder heute im Krankenhaus geboren werden, sind die Räume dafür fast immer auch dort integriert. Eine architektonische Auseinandersetzung gibt es bei der Gestaltung von Geburtsräumen bisher nicht.
Der praktische Teil der Arbeit zeigt einen Entwurf für ein Geburtshaus am Brunnenmarkt in Wien Ottakring. Der Ort ist geprägt von kultureller Vielfalt. Es war wichtig, einen Ort zu schaffen, an dem Gemeinschaft gelebt wird, Aufklärung stattfindet und die Frauen selbstbestimmt und geschützt ihre Kinder zur Welt bringen können, egal aus welchen Milieus sie kommen. Die natürliche Geburt rückt in den Fokus und bietet eine Alternative für Frauen, die nicht im Krankenhaus gebären wollen. An diesem Standort rückt die Geburt wieder in die Mitte unserer Gesellschaft und bekommt die Aufmerksamkeit, die sie verdient.
Beschreibung der Besonderheiten
Das Grundraster und die Hierarchie des Gebäudes entsteht aus den Abmessungen eines Geburtsraumes. Von diesem gibt es vier Stück, die jeweils über einen eigenen zugänglichen Geburtsgarten verfügen, sodass die Gebärende auch die lange Zeit der Wehen an der frischen Luft verbringen kann. Die Räume sind offen gestaltet mit einer eigenen großzügigen Gebärwanne, Dusche und WC und strahlen eine natürliche Ruhe aus. Über dem Geburtsbett befindet sich ein Lichtturm, der diffuses Licht spendet.
Zwischen den Geburtsräumen befinden sich Lufträume, die die darunterliegenden Atrien der Familienzimmer belichten. Jedes Familienzimmer hat ein zugehöriges Atrium und somit einen Blick ins Grüne.
Die großen Themen der Privatheit und des Naturbezugs spiegeln sich auch in der Grundstruktur des Gebäudes wider. Das Gebäude weist zwei sehr prägnante Seiten auf, einerseits den ruhigen, privaten und grünen Innenhof und andererseits den sehr belebten multikulturellen Brunnenmarkt. Das Haus öffnet sich vollständig zur grünen Seite des Hofes und verschließt sich weitgehend zum Markt. Um die Privatheit zu betonen befindet sich vorgelagert der Räume zum Markt eine 3,5m breite Zwischenzone, die die geschützten Räume vom Markt teilweise durch Lufträume abtrennt. Die dort befindlichen Gemeinschaftsflächen überschreiten diese Zone, rücken nach vorne und öffnen sich auch in der Fassade. Durch das Spiel der Zwischenzone entstehen spannende mehrgeschossige Räume, vielfältige Blickbezüge und unterschiedliche Abstufungen von Privatheit.
In der untersten Ebene befindet sich die Begegnungszone, bestehend aus einem Café, einer Bibliothek und einem Wohnzimmer mit Spielbereich. Sie zieht junge Familien, Schwangere und alle Interessierten durch ein niederschwelliges Angebot an Gemeinschaftsaktivitäten an, öffnet so den Zugang zu einem tabuisierten Thema und schafft Aufklärung und ein Bewusstsein für die Lücke von außerklinischer Geburtshilfe. Das Haus fungiert als Leuchtturmprojekt mitten in der Stadt, für alle sichtbar und bezieht alle mit ein, unabhängig des sozialen oder religiösen Backgrounds.
In Bezug zur natürlichen Geburtshilfe steht auch das Material des Gebäudes. Das statische System besteht aus einer Stahlbeton-Skelett-Konstruktion. Die Fassade besteht aus vorgefertigten Stampflehm-Sandwich-Elementen. Das erlaubt eine Lehmfassade, die beidseitig auf Sicht erstellt ist. In die Wände sind Trasskalkzementlagen eingestampft, um die Fassade vor Erosion zu schützen. Die einzelnen Elemente werden mit der Stahlbetonkonstruktion geschossweise zusammengefügt.
Nachhaltigkeit
Lehm als Baustoff hat eine gute Pufferwirkung, da er die Feuchtigkeit im Raum direkt aufnehmen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgeben kann. Er erzeugt so ein behagliches und gesundes Raumluftklima.
Um den Bauprozess zu beschleunigen wird der Lehm in eine Schalung gestampft. Aus den gestampften Elementen werden anschließend einzelne Blöcke mit den Abmessungen zugeschnitten und mit dem LKW zur Baustelle transportiert. Dort werden die einzelnen Stampflehmelemente zusammengefügt und die Fugen mit Lehmmaterial retuschiert, sodass ein monolithischer Baukörper entsteht.
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Objekte in der Umgebung
Ähnliche Objekte