Heinze ArchitekturAWARD 2017: Teilnehmer
Gesamtschule Melsungen
34212 Melsungen, Dreuxallee 28
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: foundation 5+ architekten BDA
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Dreuxallee 28, 34212 Melsungen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
08.2016
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
42.280 m³
Bruttogrundfläche
11.440 m²
Nutzfläche
9.060 m²
Kosten
Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks
4.650.000 Euro
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
11.620.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Mit den Umbau- und Neubaumaßnahmen an der GSM sollen die räumlichen Qualitäten der Schule verbessert und ergänzt, sowie der Bezug des 50er-Jahre-Ensembles zu Topografie und Landschaft wiederbelebt werden. Um einen zentralen Schulhof zu schaffen, werden Bauteile aus den 70er Jahren zurückgebaut und der Neubau entsprechend dem zur Landschaft offenen Ensemble angeordnet. Die ursprünglichen Qualitäten des 50er-Jahre-Ensembles (Licht, Luft, Sonne, Außenbezug und Ausblick in die Landschaft) werden so wieder hergestellt. Durch die Ergänzung von Neubau und dem Restbestand des 70er-Jahre-Gebäudes wird der Schulhof räumlich gefasst und zur Straße und der Nachbarbebauung abgegrenzt. Diese räumliche Begrenzung schafft einen maßstäblichen Schulhof und schützt gleichzeitig die Nachbarn vor dem Schullärm.
Die Gesamtschule erhält einen neuen, markanten und barrierefreien Haupteingang, der direkt von Parkplatz und Bushaltestelle erreichbar ist und über eine Brücke in das 1. OG führt – so kann die extreme Hanglage des Grundstücks barrierefrei aufgefangen werden.
Klar formuliertes Ziel ist die Schaffung eines hellen, lichtdurchfluteten Schulgebäudes mit direkten Bezügen in den Außenraum. Dies wird durch Entfernen von dunklen Fluren im Bestand (zugunsten von hell belichteten Projektflächen) und durch in Teilen komplett verglaste Flurwände der Klassenzimmer im Neubau gewährleistet.
Pausenhalle: Als Bindeglied der verschiedenen Gebäudeflügel (Bestand und Neubau) und Zentrum der Schule fungiert die neue Pausenhalle. Sie ist Verteiler der Verkehrsströme, Adresse für Verwaltung und Lehrerzimmer, Aufenthaltsort für Pausen und Mittagessen (Mensa) sowie Veranstaltungsort für große und kleine Feste und Darbietungen. Die Pausenhalle geht fließend in den Ostflügel (Bestand) über, in dem Küche und Mensa untergebracht sind. Eine große Glasfassade öffnet den Raum zum Schulhof.
Neubau: Die differenzierte Gestaltung des Klassentraktes erlaubt langfristig eine vielfältige und flexible Nutzung für verschiedene Unterrichtsformen. Der klassische Frontalunterricht in eher introvertierten Räumen ist ebenso möglich wie ein offener Projektunterricht mit Arbeitsgruppen: transparente, extrovertierte Klassenräume werden ergänzt durch offene Projektflächen, fest installierte Arbeitsflächen und Sitznischen in den Fluren. Langfristig sind hier auch offene Unterrichtsformen (Lernlandschaften, Jahrgangsstufenkonzept, Lehrerstützpunkt) möglich. Der Flur wird nicht länger als reine Erschließungsfläche verstanden, sondern als Aufenthalts- und Lernort.
Südflügel (Bestand): Öffnen des engen Grundrisses durch Entfernern einer tragenden Innenwand. Dadurch entstehen zeitgemäße Klassengrößen und eine vorgelagerte Projektfläche, die ebenfalls Erschließungs- und Aufenthaltsfläche ist. Das Freilegen der alten Rippendecke zeigt die traditionelle Baustruktur der 50er Jahre.
Pavillon (Rest 70er-Jahre-Gebäude): Freilegen der offenen Tragkonstruktion mit großen Spannweiten. Hieraus entsteht ein großzügiger stützenfreier Raum, der eine Mediothek sowie multifunktionelle Räume für die Nachmittagsbetreuung umfasst. Der Raum ist flexibel und vielfältig nutzbar und schließt den zentralen Schulhof räumlich ein. Der Pavillon ist auch unabhängig vom Schulbetrieb nutzbar.
Farb- und Materialkonzept: Neubauten und Bestandgebäude sind farblich aufeinander abgestimmt, so dass ein homogenes Gesamtensemble entsteht. Durch unterschiedliche Materialien in den Fassaden sind Neubau (Vorhangfassade) und Bestand (Putzfassade, energetisch saniert) dennoch klar voneinander unterschieden. Die Innenräume werden bestimmt von Weiß- und Grautönen sowie massivem Eichenholz als markantes farbgebendes Material. Hinzu kommen an besonderen Bauteilen farbliche Akzente mit kräftigen Farben („bitte kein blassgelb“ – ein mehrfach geäußerter Schülerwunsch!), die je Baukörper variieren: grün (Neubau), blau (Südflügel), orange (Pausenhalle).
Vielfältiges Angebot unterschiedlicher Freiräume:
- zentraler Schulhof, als Herz der neuen Schule. Ein verbindendes Element und Ort für die gesamte Schulgemeinde. Gliederung der Fläche durch eine „Teppich“ aus Rasenfugen, Sitzmöglichkeiten und schatten spendenden Bäumen. DER zentrale Pausenbereich und Ort für große Feste.
- unterer Schulhof: befestigte Fläche, die in Teilen vom Neubau überragt wird, so dass hier ein überdachter Außenraum für schlechtes Wetter entsteht. Rückzugsraum für kleine Gruppen mit diversen Sitznischen.
- Eine Rasentreppe verbindet die beiden Schulhöfe auf sehr attraktive Art und Weise. So entsteht ein visueller Zusammenhang und ein Ort mit ganz eigenen Qualitäten.
- Wiesenflächen mit Spiel- und Sportfeldern für alle Arten von Bewegungsspiel
- Außenterrasse zur Mensa
Beschreibung der Besonderheiten
- 14-tägig Koordinationsrunde mit Schulleitung, Personalrat, Hausmeister und Vertretern der Fachlehrer
- 2-monatig Vorstellung und Diskussion der Planung im Baugremium der Schule (offen für alle interessierten Lehrer*innen, in der Regel waren das ca. 35 Personen)
- Befragung der gesamten Schülerschaft nach Wünschen für die neue Schule und Kritik am Bestand
- 4 Besprechungen mit Schülervertreter*innen
- „Rote-Punkte-Aktion“: 2 komplette Tage (mit Übernachtung) zur Abstimmung der Entwurfsplanung, Vorstellung durch Architekten und sämtlichen Fachplanern. Mit Beteiligung von Lehrerschaft, Schülervertreter, Schulverwaltung, Hausverwaltung.
Flexibilität als Nutzungskonzept:
Die Baustruktur erlaubt in Neubau und teilweise auch im Bestand langfristig eine vielfältige Nutzung in unterschiedlichen Unterrichtsformen. Durch das Angebot unterschiedlicher Klassenräume (introvertiert und extrovertiert) sowie die Ergänzung durch offene Projektflächen, Sitz- und Arbeitsnischen in den Fluren kann sowohl ein klassisches Klassenraumprinzip (wie derzeit) verfolgt werden, es werden aber auch offenere Unterrichtsformen ermöglicht: von Jahrgangsstufenkonzept mit Lehrerstützpunkten bis hin zu offenen Lernlandschaften (diese mit geringen baulichen Änderungen). Die Baustruktur ist also nicht auf ein derzeit gültiges Konzept festgeschrieben, sondern kann und soll den sich ändernden Anforderungen an Schule und Lernen angepasst werden.
Mediothek und Schulsozialarbeit sind im Pavillon untergebracht und können auch außerhalb der Schulzeiten separat betrieben werden – z. B. als Stadtteilbibliothek oder offenes Jugendangebot.
Die Pausenhalle ist als multifunktionaler Raum konzipiert und fungiert heute bereits als:
- Aufenthaltsraum in den Pausen
- Veranstaltungsort für Schulfeste und größere Veranstaltungen (Theater, Konzerte)
- schulinterne Fortbildungen
- externe Veranstaltungen
- Gottesdienste
Ökonomisches Konzept:
Bewahrung der baulichen Ressourcen durch Weiterverwendung wesentlicher Gebäudeteile:
- Behutsame Eingriffe in den Bestand zur räumlichen Qualifizierung
- Einfache und robuste Oberflächen (verputztes Mauerwerk, hochwertiger schmutzunempfindlicher Anstrich), Alufenster, Eternitfassade bei Neubau und Pausenhalle
- Punktuelle Verwendung besonderer und robuster Materialien, wie z. B. massives Eichenholz in besonders Nutzungsintensiven Bereichen (Eingänge Klassenzimmer, Sitz- und Arbeitsnischen, Treppen und Brüstungen),
- Weitere Nutzung des Bestandsmobiliars, Aufwertung durch eine Ergänzung von maßgefertigten, kostengünstigen Tischler-Möbeln für Projektflächen (Multiplex)
- Sparsamer Flächenverbrauch durch innenliegenden Flur (Belichtung durch Glastrennwände) und Mehrfachkodierung (Erschließungsflächen sind auch Aufenthalts- und Unterrichtsflächen)
Die Baumaßnahme erfolgt in 2 Realisierungsschritten im laufendem Betrieb, um so erhebliche Kosten für ein Ersatzbauwerk zu sparen.
- Step 1: Neubau Klassentrakt und Umbau Südflügel (12 Monate),
- Step 2: Abbruch 70er-Jahre-Bau und Neubau Pausenhalle, Umbau Pavillon (13 Monate)
Ökologisches Konzept:
Wesentliche Maßnahme zur Ressourcenschonung ist der Erhalt und Umbau von weiten Teilen der Bestandsgebäude. Während Teile des 70er-Jahre-Baus aufgrund von erheblichen räumlichen Defiziten (großflächig unbelichtete Räume) und bautechnischen Mängeln (Schadstoffe, Bauphysik) abgebrochen werden musste, konnten beide 50er-Jahre-Gebäude trotz erheblicher bautechnischer Mängel (Brandschutz, Konstruktion) erhalten und ertüchtigt werden. Ergänzt mit einem neuen Klassentrakt (20 Klassen, Nordflügel) und einer neuen Pausenhalle, wurden die Bestandsgebäude bestmöglich in das neue Gesamtensemble integriert.
Auf diese Weise konnten die Baukosten gegenüber einem kompletten Neubau um mehr als die Hälfte reduziert werden. Gleiches gilt selbstverständlich auch für die Summe der verwendeten Baumaterialien sowie des Abbruchmaterials - das dann Großteils als Recyclingschotter als Unterbau im Pausenhof sowie in Bereichen der Gründung (ca. 8.000 cbm Recyclingschotter) wieder eingebaut werden konnte.
Weitere Aspekte sind:
- Wärmeerzeugung über eine Hackschnitzelheizung
- PV-Anlage auf Dach des Südflügels (420 qm)
- Energetische Sanierung der Gebäudehülle sämtlicher Bestandsgebäude
- Unterschreitung der EnEV-Anforderungen an die Außenbauteile um 30 %
- Wasserlose Urinale
- weitest möglich versickerungsfähige Oberflächen im Freiraum
Auszeichnungen
DMK-Award 2017, Sonderpreis für nachhaltiges Bauen
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Sonstige Biomasse
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
70,00 kWh/(m²a)
Heizenergieverbrauchswert
95,90 kWh/(m²a)
Stromverbrauchswert
10,40 kWh/(m²a)
Energiebedarf (Prozentuale Verteilung)
Heizung
90 %
Beleuchtung
5 %
Lüftung
5 %
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Arbeitsplätze
70
Anzahl Klassen
32
Anzahl Schüler
700
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