Architekturobjekt 1.063 von 1.437

Architekturobjekte


Gosch am Kliff, Sylt

25996 Wenningstedt-Braderup, Dünenstraße 17 a

Mit freundlicher Unterstützung von alwitra

Mit freundlicher Unterstützung von alwitra

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Dünenstraße 17 a, 25996 Wenningstedt-Braderup, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Sanierung / Modernisierung

Fertigstellungstermin

10.2012

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

Schlums + Franzen Architekten

Kirchenweg 3

25980 Sylt

Deutschland

Tel. +49 4651 836030

info@schlums-franzen.com

Bauleistung: Dachdeckung, Dachabdichtung

Dachdeckerei Sylt GmbH

Kiarwai 26

25980 Sylt

Deutschland

Beschreibung

Objektbeschreibung

Markantes Dünenprofil

Ausgedehnte Dünen, langgezogene Strände, Wind, Nordsee und Möwenkreischen – das sind die natürlichen Gründe, warum Sylt mit zu den beliebtesten Nordseeinseln zählt. Um alle diese Naturschätze dauerhaft zu erhalten, stellt die Gemeinde Sylt bei baulichen Maßnahmen sehr hohe Anforderungen. Das galt auch für das im Herbst 2012 neu eröffnete Fischrestaurant „Gosch am Kliff“.

An der Kliffkante

Grund für den Neubau des über die Grenzen von Sylt bekannten Fischrestaurants war ein Grundstückstausch. Bereits Mitte 2010 beauftragte der Bauherr und Namensgeber Jürgen Gosch die Architekten Schlums + Franzen, Sylt/Westerland mit der Entwicklung von Planungskonzepten für das Restaurant am neuen Standort. Für die Architekten gestaltete sich die Aufgabe auf Grund der besonderen Lage unmittelbar am geschützten Kliff sowie in einem planungsrechtlich als Wohngebiet eingestuften Bereich als ausgesprochen anspruchsvoll.

Unkonventionelle Form

Nach intensiver Analyse des Ortes wurde deutlich, dass das Baugrundstück am Rande der Dünenlandschaft keine konventionelle Bebauung verträgt. Hieraus entwickelte sich ein wesentlicher Planungsgedanke: Es galt, jegliche Dominanz zu vermeiden und eine Struktur zu schaffen, die sich in die Dünenlandschaft einfügt. Das neue Bauwerk sollte quasi als Gebäude nicht zu erkennen sein und damit auch das Kliff nicht stören. Dies führte letztlich zu der Überlegung, eine künstliche Düne zu schaffen und das Gebäude unter den „Rasen“ zu schieben. Dieser Entwurfsgedanke wurde intensiv weiterverfolgt und fand breite Zustimmung beim Bauherrn, der Gemeinde und den zuständigen Behörden.

In die Natur gebaut

So fügt sich der nun realisierte Restaurantneubau mit dem geschwungenen Gründach harmonisch in die Dünenlandschaft ein. Gleichzeitig öffnet er sich über eine markante Glasfassade zur Wasserseite, während er zur Landseite hin weitgehend geschlossen bleibt. In der großflächigen Verglasung spiegeln sich Himmel, Wolken und Landschaft. Trotz seiner Höhe wirkt das Gebäude leicht und entmaterialisiert. Die Farben der Fassaden und der Attika korrespondieren mit denen der umgebenden Natur. Aufgrund seiner besonderen Form und Farbgebung verschmilzt der Neubau mit der Landschaft und ist insbesondere vom Strand als solches nicht mehr zu erkennen. Zur Abklärung der Genehmigungsfähigkeit waren intensive Gespräche mit der zuständigen Bauaufsicht, dem Landesamt für Küsten- und Naturschutz sowie dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume aufgrund des Emissionsschutzes erforderlich. Denn die nicht unerheblichen Auflagen mussten bei der Planung berücksichtig werden und hatten mithin einen großen Einfluss auf das endgültige Raumprogramm.

Zahlreiche zusätzliche Anforderungen

Unter anderem forderte die Bauaufsicht die Anordnung der erforderlichen Stellplätze auf dem Baugrundstück. Gelöst wurde dies durch den Bau einer zusätzlichen Kellerebene sowie einer aufwändigen Rampenanlage. Letztere wurde zudem aufgrund der einzuhaltenden Lärmschutzwerte gedeckelt. Ebenfalls aus Lärmschutzgründen erfolgte die Einhausung des Anlieferungsbereiches. Einen Teil der Wände verkleidete man mit schallschluckenden Materialien. Auch lassen die einzuhaltenden Richtlinien und Normen in Wohngebieten keinerlei Geruchsemissionen zu. Die gesamte Küchenabluft wird aus diesem Grund über eine UV-C-Anlage und Aktivkohlefilter besonders aufbereitet. In der Folge galt es, die Lüftungsanlage entsprechend größer zu dimensionieren und weitere Technikräume anzuordnen.

Insbesondere aufgrund der zusätzlichen zahlreichen Anforderungen erwies sich der Entwurfsgedanke als sinnvoll, da fast alle genannten Auflagen schon durch die spezielle Gebäudeform erfüllt werden konnten. So treten Tiefgarage und Rampen nicht in Erscheinung. Der zusätzliche Raumbedarf für die technischen Anlagen konnte in die geschwungene Dachform integriert werden. Da sich das Gebäude nur zur Wasserseite öffnet, sind Belästigungen durch Geräuschemissionen für die angrenzende Wohnbebauung ausgeschlossen.

Markant geschwungenes Dach

In der Realisierungsphase erwies sich der Bau der eleganten, im Aufriss geschwungenen und im Grundriss L-förmigen Dachkonstruktion als besondere Herausforderung. Denn die 20 bis 30 Zentimeter starke und zugleich schwebend anmutende Ortbetonschale legt sich auf nur wenige schmale Ortbetonstützen ab. Trotz Unterbrechungen wegen des Orkans „Andrea“, der mit einer Stärke von 12 bft und Windgeschwindigkeiten von über 117 km/h über die Insel zog, konnte die Dachkonstruktion bis Ende Dezember 2011 weitgehend fertiggestellt werden. Im Januar 2012 starteten dann fristgerecht die Ausbauarbeiten. Sowohl die Abdichtung des markanten Daches als auch die Ausbildung der außergewöhnlichen Attika führte die Dachdeckerei Sylt GmbH, Sylt/Tinnum aus. Während die Abdichtung der gebogenen Dachschale als Grundlage für die spätere Begrünung sich kaum von klassischen Flachdachabdichtungen unterscheidet, erforderte die Attika großes handwerkliches Geschick.

Individuelle Note

Gerade die gebogene Form des Dachrandes ließ keine übliche Standardlösung zu. Hinzu kam die von den Architekten geforderte Farbgebung. Mit dem Trierer Flachdachspezialisten alwitra fand DDM Axel Torge dann einen Partner, der in der Lage war die individuelle Form und Farbe der Dachrandprofile zu produzieren. Seit fast 50 Jahren bietet alwitra hochwertige Dachrandabdeckungen und Dachrandabschlussprofile aus Aluminium an. Als Pionier unter den Profilherstellern stellte alwitra schon 1964 das erste mehrteilige Dachrandprofil am Markt vor.

Profis bei Profilen

Gerade an der Nahtstelle zwischen Dach und Fassade greifen gleich eine Vielzahl unterschiedlicher Normen, Regeln und Hinweise. Mit Dachrandprofilen von alwitra kann der Abschluss der Abdichtung an Dachrändern mit und ohne Aufkantung (Attika) unabhängig vom Werkstoff der Dachabdichtung (Kunststoff, Kautschuk, Bitumen) fachtechnisch einwandfrei und normgerecht ausgebildet werden. alwitra arbeitet bereits seit knapp 50 Jahren mit der Trennung von Abschluss- und Deckprofil. Deshalb bestehen alwitra-Dachrandprofile je nach Ausführung aus zwei oder mehr Teilen. Dadurch ist die geforderte spannungsfreie Einbindung der Dachabdichtung in das Profil möglich. Gleichzeitig wird durch die Trennung von Abschluss- und Deckprofil die Anschlussbahn zwischen den beiden Profilen gleitend gelagert, aber nicht verklemmt. So können sich die Profilteile und die Anschlussbahn bei temperaturbedingten Längenänderungen schadlos ausdehnen, zusammenziehen oder verschieben. Aufgrund der passgenauen industriellen Vorfertigung lassen sich die Formteile einfach und schnell montieren. In aller Regel werden die einbaufertigen Teile der Dachrandabdeckungen und Dachrandprofile mit geschweißten Ecken, T-Stücken und Endkappen sowie Auf- kantungen inklusive Haltern, Stoß- verbindern und Niveauplatten geliefert.

Objektbezogen gefertigt

Für den Neubau auf Sylt wurden die Profile nach einem exakten Aufmaß objektbezogen gefertigt und farbig beschichtet. Zudem erstellten die alwitra-Techniker einen speziellen Montageplan für die individuell gefertigten Dachrandprofile. Für das Fischrestaurant „Gosch am Kliff“ sollten die alwitra-Profile möglichst harmonisch die geschwungene Form des Daches aufnehmen. Das erforderte sowohl für die Fertigung als auch für die Montage besondere Sorgfalt.

Stimmiges Gesamtkonzept

Mit dem Neubau des Fischrestaurants konnten die bisherigen Parkplatz- und Promenadenflächen entsiegelt werden. Die neuen Freiflächen und Terrassen sind als aufgeständerte Holzkonstruktionen aus heimischen Hölzern – Lärche, Esche und Weißtanne – ausgeführt. Auf den Einbau tropischer Hölzer wurde konsequent verzichtet. Besonderen Wert legte man auf die Gestaltung von Küche und Tresen. Abweichend vom bislang bei Gosch üblichen Konzept wird der Fisch jetzt nicht im Frontbereich, sondern im Küchenbereich zubereitet. Damit die Gäste den Vorgang trotzdem miterleben können, ist die Küchenwand voll verglast. Im Gastraum überwiegen die warmen Farbtöne Braun, Sand und Rot. Auch hier wurde auf den Einsatz natürlicher und wertiger Materialien großer Wert gelegt. Bei den Leuchten im Innenraum handelt es sich um Unikate. Sie sind Aalreusen nachempfunden und wurden nach den Plänen der Architekten von einer in Schleswig-Holstein ansässigen Netzflechterei angefertigt. Auch die integrierten Leuchtkörper, bestückt mit modernster LED-Technik, sind Spezialanfertigungen.

Der Natur angepasst

Am 12. Oktober 2012 eröffnete nach 16 Monaten Bauzeit das neue „Gosch am Kliff“ offiziell in Wenningstedt. „Man muss sich der Natur anpassen“, sagte Jürgen Gosch im Rahmen der Eröffnung. Gerade weil dies durch die außergewöhnliche Gestaltung sowie die bewusste Material- und Farbwahl gelungen ist, liegt ihm dieser neue Bau besonders am Herzen.

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