Architekturobjekte
Nominiert für die Shortlist der Jury 2017
Hafven, Coworking und Makerspace
30167 Hannover, Kopernikusstraße 14
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Mensing Timofticiuc Architekten
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Mensing Timofticiuc Architekten
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Kopernikusstraße 14, 30167 Hannover, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
09.2016
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Nutzfläche
3.000 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das Grundstück befindet sich in der Nordstadt von Hannover, an der Ecke Weidendamm/Kopernikusstraße. Es war vor seiner Bebauung ein Reststück einer sehr kleinen Blockrandbebauung, die wie eine kleine Insel wirkte. Lange Zeit wurde es als Tankstelle, danach als Parkplatz genutzt. Gleich nebenan befindet sich das stillgelegte Areal des Hauptgüterbahnhofs von Hannover, welches sich aktuell im Umbruch befindet und zu neuem Leben erwächst. Vor dem zweiten Weltkrieg war der Hauptgüterbahnhof und die florierende Nordstadt geprägt von erfolgreichen Industrie- und Gewerbebetrieben, die den Austausch von Produkten mit der ganzen Welt betrieben. Gummiproduktion und Schokolade waren die Hauptarbeitgeber dieses Stadtteils. Aus diesem wirtschaftlich relevanten Grund wurde der Ort fast komplett durch Bombenangriffe zerstört. Als Geschichtsträger dieser verlorenen Zeit verbleiben nur das Gebäude der Continental AG mit seiner imposanten, langen Klinkerfassade gegenüber den Gleisen und ein alter Wasserturm aus Beton direkt gegenüber vom Grundstück. Ebenfalls an das Grundstück angrenzend wirkt sich die Wohnbebauung, grösstenteils aus den 50er Jahren, auf die Athmosphäre des Ortes aus. Die leicht verschlafen wirkende Ruhe der kleinen Nebenstraßen trifft auf die Wucht einer postindustriellen urbanen Rauhigkeit.
Das Haus von aussen: Die Industrie 4.0 kehrt zurück in die Mitte der Stadt
Zusammen mit Anderen Möglichkeitsräume schaffen, in denen sich utopisch scheinende Ideen materialisieren können: So klang die Aufforderung des Bauherrn und der zukünftigen Nutzer für den Bau des ‚Hafven‘. Als Kreativ- oder Innovationssektor benannt, passen die neuen Firmen und Produkte des Maker Movement nicht in die herkömmlichen Kategorien der Wirtschaft. Ebenso wenig passen die benötigten Räume für diese Mischung aus Technologie, Forschung, Produktion und Vertrieb nicht in unser traditionelles Bild. Wenig klar war Anfangs das Bild für ein Gebäude welches die Anforderungen dieses neu wachsenden Sektors erfüllen konnte an diesem speziellen Ort in der Stadt. Wie zeigt sich so ein neuer Gebäudetypus in der Stadt und wie funktioniert ein solches Programm im Inneren?
Das Haus von innen: Eine große Halle für die Stadt
Mit dem Bild von den beeindruckenden Räumen alter Fabriken und Hallen zur Produktion aus dem letzten Jahrhundert im Kopf machte man sich auf die Suche nach einem neuen Industriebau für unsere Zeit. Um diese Vorstellung zu erreichen musste man wieder eine große Halle bauen. Aber das Haus sollte so flexibel sein, dass auch die Einteilung in viele kleine Werkstätten möglich ist. Wie kann der Charakter einer großen Halle erreicht werden ohne nur eine Halle zu bauen? Dazu wurde ein besonderer Aussenraum entwickelt, ein sehr spezieller Innenhof der sich auf jeder Ebene geometrisch wandelt. Jeder Innenraum schaut in diesen Hof. Dieser Hof gibt einem immer das Gefühl in einem sehr viel größeren Raum zu sein, ähnlich zu dem Gefühl in einer Halle zu sein. Damit sich der Eindruck wirklich einstellt mussten die Fassade zur Stadt extrem geschlossen und die Fassade zum Hof extrem geöffnet werden. Die Geschossdecken durften nicht an der inneren Fassade enden sondern laufen weiter in den Hof hinein. Das Dach scheint von oben aufgeschnitten zu sein. Das Material im Hof ist das gleiche Material wie im Innenraum. Nun oszilliert der Eindruck zwischen Innenraum und Aussenraum. Von außen betrachtet wirkt das Gebäude sehr geschlossen und autistisch, gleichzeitig neigt es sich aber seinen Nachbarn entgegen und vermittelt die unruhigen Höhenverhältnisse seiner Umgebung. Ist es nicht so, dass es sich genau entgegengesetzt verhält und uns etwas geheimnisvoll geschlossenes mehr neugierig macht als etwas, was komplett einzusehen ist? Die dunkle anthrazitfarbene Fassade wird den geheimnisvollen Eindruck noch verstärken. Man wird das Gebäude von außen nicht einordnen können. Diese Tatsache ergibt einen Reichtum an Interpretationsmöglichkeiten für den Betrachter und gibt dem Haus Tiefe und Bedeutung. Auch von der Konstruktion gesehen lässt sich das Gebäude nicht eindeutig klassifizieren: Handelt es sich um einen Massivbau oder um einen Skelettbau?. Beide Systeme scheinen auf ungewöhnliche Art und Weise durch den Beton miteinander verwachsen zu sein.
Beschreibung der Besonderheiten
Einzigartiges Programm aus Coworking und Maker Space mit offenen Werkstätten. Forschung und Bildung finden in diesem Haus zusammen, kehren als Funktionen in die Stadt zurück und bereichern das tägliche Leben an einem urban verdichteten Ort, und das Ganze privat finanziert. Eine neue Typologie wurde entwickelt, ähnlich der Stockwerk-Fabriken, große nutzungsneutrale, stützenfreie Innenräume (Große Spannweiten) vollverglast zu den davorliegenden, zusammenhängenden Außenflächen, die einen ungewöhnlichen, lebendigen Innenhof ausbilden. Zusammenhängende, fließende Räume und die starke Transparenz im Innern ermöglichen die Anforderungen an das innovatie Programm. Rohe Detailierung der Oberflächen: Boden, Decke und Wand sind innen wie aussen aus Sichtbeton in hoher handwerklicher Qualität. Damit erzielt das Haus eine sehr hohe Robustheit und Langlebigkeit der Materialien.
Beitrag zur Gestaltung des öffentlichen Raumes
Starker Baukörper, der die städtebaulichen Konturen beruhigt und stärkt. Er vermittelt die unruhigen Höhenverhältnisse seiner Umgebung. Er macht aus einer offenen Werkstatt eine soziale Interaktionsfläche mit grosser Aufenthaltsqualität durch den öffentl. zugänglichen Hof. Trotz prägnanter Geschlossenheit ermöglichen Durchblicke und Einblicke eine Tiefenstaffelung des Stadtraums. Ein geheimnisvoller, zu entdeckender Ort in der Stadt ist entstanden. Eine Eingangsrampe vermittelt die Topografie und schafft einen fliessenden Übergang im Erdgeschoss. Die unfolgsame Kubatur des Gebäudes fluchtet nicht an den Straßenprofilen, sondern bietet subtile Aufweitungen der Bürgersteige an den Ecken an.
Maßnahmen zur Technischen Gebäudeausrüstung
Ein Minimum am Technik! Kostspielige techn. Lösungen durch baul. Maßnahmen ersetzt. Das gesamte Gebäude ist geometrisch so aufgebaut, dass max. 400 qm Einheiten mit eigenständiger Versorgung ausgebildet sind. Diese können individuell installiert und gestaltet werden. Große Speichermaße der Wänden, Böden und Decken mit Betonteilaktivierung (Sommer Kühlung/Winter Heizung). Mechanische Nachtkühlung durch Querlüftung, baulicher Sonnenschutz durch weit auskragende Decken, die mit hängende und steigende Pflanzen geplant sind. Vorhaltung von Installation. Momentan werden Sonnenkolektoren auf dem Dach getestet. Das Gebäude untersucht den Einsatz neuer Technologien Nutzerabhängig.
Kosteneffizienz und Baukonstruktion
Roh und Direkt! Bedingt durch das große bebaute Volumen des Hauses im Vergleich zu der effektiv beheizten Nutzfläche entstand ein hoher Druck Kosten zu sparen. Das große Volumen des Hauses ist das Resultat eines opulenten Umgangs mit den Freiflächen. Das Gebäude kommuniziert Innen und Aussen über das Material Beton und ist mit den wenigen Elementen klar und einfach. Die Strategien zur Kosteneffizienz waren:
- die Reduzierung der technischen Anlagen durch bauliche Maßnahmen
- die Reduzierung des Schichtenaufbaus bei Böden, Wänden, Decken
- leistungsfähige Sichtbeton-Konstruktion
- Ausbau wurde auf das Minimum reduziert um größtmögliche Einheiten zu organisieren
- fugenloser, zweischaliger Stahlbetonbau mit punktgestützten Flachdecken
- selbsttragende, anthrazit eingefärbte Stahlbetonaußenwand
- Sichtbetonoberflächen Boden, Wand Decke - innen sowie aussen
- kein Fußbodenaufbau, monolitsche Cobiax-Decken (50 cm), Gründach
- keine Verblechungen an Attika, monolitische Ausbildung der Fensterbank
- Sichtbetonklasse 1-2, Großformatige Rahmenschalung, kein Schalungsöl
- Betonkernaktivierung (Industriefußbodenheizung), keine Heizkörper
- Untergeschoss als WU-Konstruktion ausgebildet, Plattengründung
- Abmessungen des fünfeckigen Baukörpers betragen ca. 40 m x 45 m
Auszeichnungen
Deutscher Architekturpreis 2017, Anerkennung
DAM Preis 2018, Nominierung und Shortlist
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Fernwärme
Sekundärenergie
Solarthermie
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
29,20 kWh/(m²a)
Objektdetails
Das Objekt im Internet
Objekte in der Umgebung
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