Architekturobjekt 491 von 1.525
Nominiert für die Shortlist der Jury 2021 - Nachwuchsarbeiten

Architekturobjekte

Nominiert für die Shortlist der Jury 2021 - Nachwuchsarbeiten


Haus am Meer - Institut für Musik und Tanz Algier

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Architektur und Stadtplanung, Max Donauer, Niklas Vuk

Arkadenraum - Haus am Meer - Institut für Musik und Tanz Algier

© Max Donauer, Niklas Vuk

Strandperspektive - Haus am Meer - Institut für Musik und Tanz Algier

© Max Donauer, Niklas Vuk

Blick vom Schiff - Haus am Meer - Institut für Musik und Tanz Algier

© Max Donauer, Niklas Vuk

Blick von der Stadt aus - Haus am Meer - Institut für Musik und Tanz Algier

© Max Donauer, Niklas Vuk

Modellfoto Treppenanlage - Haus am Meer - Institut für Musik und Tanz Algier

© Max Donauer, Niklas Vuk

Modellfoto Ansicht Nord - Haus am Meer - Institut für Musik und Tanz Algier

© Max Donauer, Niklas Vuk

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Architektur und Stadtplanung, Max Donauer, Niklas Vuk

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Algerien

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

02.2020

Zeichnungen und Unterlagen

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Stahlbeton

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttorauminhalt

70.000 m³

 

Bruttogrundfläche

14.000 m²

 

Grundstücksgröße

8.400 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

„Ein heller Morgen erhob sich strahlend über dem klaren Meer. Vom Himmel, der morgendlich rein und frisch war, kam ein flimmerndes Licht, das jedem Haus, jedem Baum eine sichtbare Zeichnung gab, eine wundersame Neuheit. Am ersten Morgen der Welt muss die Erde in ähnlichem Licht aufgetaucht sein.” - Albert Camus aus Heimkehr nach Tipasa

Die weiße Stadt Algier ist seit vielen Jahrhunderten fest in die mediterrane Kultur integriert - heute scheint Nordafrika weit entfernt. Die städtische Struktur ist faszinierend und verbindet arabische Geschichte und französisches Kolonialerbe mit moderner Architektur. Bei unserem Besuch in Algerien interessierten wir uns nicht nur für die klassische Moderne, darunter Vertreter wie August Perret, Fernand Pouillon und Oscar Niemeyer, sondern auch für die Architektur der Phönizier, Römer, Araber, des Osmanischen Reiches und schließlich der französischen Kolonialzeit.

Ein Haus am Meer - so stellte sich uns die Frage: Wie könnte jenes aussehen? Um auf die Stadt Algier mit ihrer reichen Geschichte einzugehen, gingen wir nach einer langen Zeit der Reflektion unserer Exkursion dazu über den radikalen Ansatz der Substruktion zu entwickeln - auch weil uns an dem Ort mit seinem heterogenen Umfeld die Klarheit und Lesbarkeit wichtig war. So zollen wir nun mit einem großzügigen Arkadenraum, einer platzähnlichen Terrasse sowie einem öffentlichen Dach für die,  gar der, Stadt Respekt, indem wir die Sprache der front du mer in unser Gebäude übersetzt haben.

Unser Bauwerk greift die Bögen der Front de Mer auf und bildet aus ihnen schattige Arkadengänge, die parallel zum Meer verlaufen. Die Bögen wiederholen sich regelmäßig und bilden eine einheitliche Struktur, die kein Ende haben will.
Treppenanlagen an den beiden Stirnseiten jedoch begrenzen die schier unendliche Wiederholung und führen zugleich die Öffentlichkeit Algiers zum Strand hinab sowie auf die Dachterrasse hinauf. Mit dieser Plattform als Ort der Ruhe und Entspannung wird eine Ebene Null geschaffen, von wo man einen Blick in Richtung Stadtzentrum und gen Horizont werfen kann.

Diese Ambivalenz von Stadt auf der einen und Meer auf der anderen Seite wird ebenfalls vom Haus am Meer thematisiert. Des Januskopf eine Gesicht blickt terrassenförmig abgestuft auf die See, das andere Antlitz wendet sich mit einer breiten Rampe hinter einer hohen Arkade Algier zu. In den Obergeschossen ist das Institut für Musik und Tanz angesiedelt, welches den einzigen privaten Balkon hat und trotz prominenter Position mit sagenhaftem Blick dennoch Ungestörtheit und Raum für konzentriertes Proben sicherstellen kann. Zwischen Eingang und Bastion wird ein Platz geschaffen, der über die Stadtterrasse mit der Palmenallee verbunden ist und unserem Bau sowie der Bastion einen würdigen Anlaufpunkt neben der viel befahrenen Straße bietet.

Ins Gebäude eingetreten erstreckt sich das öffentliche Foyer über drei Ebenen vom Erdgeschoss ins zweite Untergeschoss, holt die Terrassierung des Außenbereiches ins Gebäudeinnere und erschließt die Säle. Es gibt einen hohen Saal mit schrägem Parkett und fester Bestuhlung, welcher introvertiert, dunkel, konservativ und für klassische Aufführungen geeignet ist, sowie einen großen Saal mit flachem Parkett, der sich zum Meer hin öffnet und sich durch Helligkeit, performative Flexibilität und eine umgehende Galerie charakterisiert.

Algier ist eine Stadt, die nach Erneuerung und Verbesserung dürstet. Eine gewisse Aufbruchstimmung konnte wohl jeder auf unserer Exkursion wahrnehmen. Die Menschen der Stadt benötigen neue Möglichkeiten, zur Geltung zu kommen, ihre individuellen Talente und Vorlieben ausleben und ihren Alltag neu gestalten zu können. Ebenso wirkt das baulich-historische Erbe Algiers verloren in einer Stadt, deren Zentrum anderswo auf der Welt wohl gänzlich unter Denkmalschutz stünde - koloniale Achsen und alte Steine der Kasbah gehen unter in einer wirren Gegenwart. Die einstige Hafenfestung, die Bastion 21, findet sich nun an einer Hauptstraße wieder, welche parallel zur vermeintlichen Meerpromenade verläuft. Für einen Wandel braucht es offensichtlich Orte und Räume, in welchen eine Wiederbewusstwerdung, gar eine Neuentdeckung, stattfinden kann: Das Haus am Meer böte einen solchen Rahmen.

Der Materialwechsel von Ziegelwerk der vorgelagerten Arkaden auf sandfarbenen Beton der Konstruktion des programmatischen Bauwerkes trennt die zwei Hauptelemente unserer skulpturalen und weinbergähnlichen Architektur.

Im Prozess der politischen Turbulenzen sehnt sich die Bevölkerung des größten Landes Afrikas nach Jahrzehnten der Unterdrückung durch sozialistische Regime nach Demokratie, Transparenz und Offenheit gegenüber der Welt. Die soziale und kulturelle Vielfalt des Landes muss mehr denn je gewürdigt und reflektiert werden. Trotz ihres Reichtums an Rohstoffen und ihrer langen Kulturgeschichte möchten viele junge Menschen aus Frust ihrer Heimat den Rücken kehren. Die landschaftliche Architektur des Entwurfs soll dem entgegen wirken und die arabisch und französisch geprägte Hauptstadt als reizvoller Ort am Meer ergänzen, um Raum für traditionelle und moderne Kunst in einem politisch neutralen und toleranten Rahmen zu schaffen.

Unser Entwurf für das Haus am Meer, einem Institut für Musik und Tanz, drängt sich der Stadt nicht auf - er schafft eine Möglichkeit, ist ein Anfang.


Entwurfsverfasser: Max Donauer (maxdonauer@gmx.de) und Niklas Vuk (nivu@web.de)

Beschreibung der Besonderheiten

Zwischen Eingang und Bastion wird ein Platz geschaffen, der über die Stadtterrasse mit der Palmenallee verbunden ist und unserem Bau sowie der Bastion einen würdigen Anlaufpunkt neben der viel befahrenen Straße bietet. Ins Gebäude eingetreten erstreckt sich das öffentliche Foyer über drei Ebenen vom Erdgeschoss ins zweite Untergeschoss, holt die Terrassierung des Außenbereiches ins Gebäudeinnere und erschließt die Säle. Es gibt einen hohen Saal mit schrägem Parkett und fester Bestuhlung, welcher introvertiert, dunkel, konservativ und für klassische Aufführungen geeignet ist, sowie einen großen Saal mit flachem Parkett, der sich zum Meer hin öffnet und sich durch Helligkeit, performative Flexibilität und eine umgehende Galerie charakterisiert.
In den Obergeschossen ist das Institut für Musik und Tanz angesiedelt, welches den einzigen privaten Balkon hat und trotz prominenter Position mit sagenhaftem Blick dennoch Ungestörtheit und Raum für konzentriertes Proben sicherstellen kann.

Schlagworte

Substruktion, Rampe, Arkade, Arkadenraum, Bögen, Algier, Musik, Tanz, Schule, Institut, Die weiße Stadt, Front de Mer, Bogenarchitektur, Terrasse, Ambivalenz, Aufbruchstimmung, Materialwechsel, Terrassenhaus, Treppe, Treppenanlage, Offenheit, Orient, Kasbah, Ziegelwerk, Aufführungsstätte, Saal, Palmen, Dachterrasse

Energetische Kennwerte

Energiestandard

Sonstiges

Energetische Kennwerte

Primärenergie

Sonstige Heizenergie

 

Sekundärenergie

Sonstige Heizenergie

Objektdetails

Gebäudespezifische Merkmale

Anzahl Arbeitsplätze

60

 

Anzahl Klassen

6

 

Anzahl Schüler

60

 

Anzahl Sitzplätze

1.000

Das Objekt im Internet

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