Architekturobjekte
Nominiert für die Shortlist der Jury 2021 - Nachwuchsarbeiten
Haus am Meer - Institut für Musik und Tanz Algier
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Architektur und Stadtplanung, Max Donauer, Niklas Vuk
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Architektur und Stadtplanung, Max Donauer, Niklas Vuk
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Algerien
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
02.2020
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
70.000 m³
Bruttogrundfläche
14.000 m²
Grundstücksgröße
8.400 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Die weiße Stadt Algier ist seit vielen Jahrhunderten fest in die mediterrane Kultur integriert - heute scheint Nordafrika weit entfernt. Die städtische Struktur ist faszinierend und verbindet arabische Geschichte und französisches Kolonialerbe mit moderner Architektur. Bei unserem Besuch in Algerien interessierten wir uns nicht nur für die klassische Moderne, darunter Vertreter wie August Perret, Fernand Pouillon und Oscar Niemeyer, sondern auch für die Architektur der Phönizier, Römer, Araber, des Osmanischen Reiches und schließlich der französischen Kolonialzeit.
Ein Haus am Meer - so stellte sich uns die Frage: Wie könnte jenes aussehen? Um auf die Stadt Algier mit ihrer reichen Geschichte einzugehen, gingen wir nach einer langen Zeit der Reflektion unserer Exkursion dazu über den radikalen Ansatz der Substruktion zu entwickeln - auch weil uns an dem Ort mit seinem heterogenen Umfeld die Klarheit und Lesbarkeit wichtig war. So zollen wir nun mit einem großzügigen Arkadenraum, einer platzähnlichen Terrasse sowie einem öffentlichen Dach für die, gar der, Stadt Respekt, indem wir die Sprache der front du mer in unser Gebäude übersetzt haben.
Unser Bauwerk greift die Bögen der Front de Mer auf und bildet aus ihnen schattige Arkadengänge, die parallel zum Meer verlaufen. Die Bögen wiederholen sich regelmäßig und bilden eine einheitliche Struktur, die kein Ende haben will.
Treppenanlagen an den beiden Stirnseiten jedoch begrenzen die schier unendliche Wiederholung und führen zugleich die Öffentlichkeit Algiers zum Strand hinab sowie auf die Dachterrasse hinauf. Mit dieser Plattform als Ort der Ruhe und Entspannung wird eine Ebene Null geschaffen, von wo man einen Blick in Richtung Stadtzentrum und gen Horizont werfen kann.
Diese Ambivalenz von Stadt auf der einen und Meer auf der anderen Seite wird ebenfalls vom Haus am Meer thematisiert. Des Januskopf eine Gesicht blickt terrassenförmig abgestuft auf die See, das andere Antlitz wendet sich mit einer breiten Rampe hinter einer hohen Arkade Algier zu. In den Obergeschossen ist das Institut für Musik und Tanz angesiedelt, welches den einzigen privaten Balkon hat und trotz prominenter Position mit sagenhaftem Blick dennoch Ungestörtheit und Raum für konzentriertes Proben sicherstellen kann. Zwischen Eingang und Bastion wird ein Platz geschaffen, der über die Stadtterrasse mit der Palmenallee verbunden ist und unserem Bau sowie der Bastion einen würdigen Anlaufpunkt neben der viel befahrenen Straße bietet.
Ins Gebäude eingetreten erstreckt sich das öffentliche Foyer über drei Ebenen vom Erdgeschoss ins zweite Untergeschoss, holt die Terrassierung des Außenbereiches ins Gebäudeinnere und erschließt die Säle. Es gibt einen hohen Saal mit schrägem Parkett und fester Bestuhlung, welcher introvertiert, dunkel, konservativ und für klassische Aufführungen geeignet ist, sowie einen großen Saal mit flachem Parkett, der sich zum Meer hin öffnet und sich durch Helligkeit, performative Flexibilität und eine umgehende Galerie charakterisiert.
Algier ist eine Stadt, die nach Erneuerung und Verbesserung dürstet. Eine gewisse Aufbruchstimmung konnte wohl jeder auf unserer Exkursion wahrnehmen. Die Menschen der Stadt benötigen neue Möglichkeiten, zur Geltung zu kommen, ihre individuellen Talente und Vorlieben ausleben und ihren Alltag neu gestalten zu können. Ebenso wirkt das baulich-historische Erbe Algiers verloren in einer Stadt, deren Zentrum anderswo auf der Welt wohl gänzlich unter Denkmalschutz stünde - koloniale Achsen und alte Steine der Kasbah gehen unter in einer wirren Gegenwart. Die einstige Hafenfestung, die Bastion 21, findet sich nun an einer Hauptstraße wieder, welche parallel zur vermeintlichen Meerpromenade verläuft. Für einen Wandel braucht es offensichtlich Orte und Räume, in welchen eine Wiederbewusstwerdung, gar eine Neuentdeckung, stattfinden kann: Das Haus am Meer böte einen solchen Rahmen.
Der Materialwechsel von Ziegelwerk der vorgelagerten Arkaden auf sandfarbenen Beton der Konstruktion des programmatischen Bauwerkes trennt die zwei Hauptelemente unserer skulpturalen und weinbergähnlichen Architektur.
Im Prozess der politischen Turbulenzen sehnt sich die Bevölkerung des größten Landes Afrikas nach Jahrzehnten der Unterdrückung durch sozialistische Regime nach Demokratie, Transparenz und Offenheit gegenüber der Welt. Die soziale und kulturelle Vielfalt des Landes muss mehr denn je gewürdigt und reflektiert werden. Trotz ihres Reichtums an Rohstoffen und ihrer langen Kulturgeschichte möchten viele junge Menschen aus Frust ihrer Heimat den Rücken kehren. Die landschaftliche Architektur des Entwurfs soll dem entgegen wirken und die arabisch und französisch geprägte Hauptstadt als reizvoller Ort am Meer ergänzen, um Raum für traditionelle und moderne Kunst in einem politisch neutralen und toleranten Rahmen zu schaffen.
Unser Entwurf für das Haus am Meer, einem Institut für Musik und Tanz, drängt sich der Stadt nicht auf - er schafft eine Möglichkeit, ist ein Anfang.
Entwurfsverfasser: Max Donauer (maxdonauer@gmx.de) und Niklas Vuk (nivu@web.de)
Beschreibung der Besonderheiten
In den Obergeschossen ist das Institut für Musik und Tanz angesiedelt, welches den einzigen privaten Balkon hat und trotz prominenter Position mit sagenhaftem Blick dennoch Ungestörtheit und Raum für konzentriertes Proben sicherstellen kann.
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Sonstige Heizenergie
Sekundärenergie
Sonstige Heizenergie
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Arbeitsplätze
60
Anzahl Klassen
6
Anzahl Schüler
60
Anzahl Sitzplätze
1.000
Das Objekt im Internet
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