Haus aus Häusern in Beelen
48361 Beelen, Kirchplatz 7
Mit freundlicher Unterstützung von Wienerberger
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Kirchplatz 7, 48361 Beelen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
01.2021
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Der Umgang mit historischen Ortskernen und deren Weiterentwicklung bedeutet immer eine architektonische Herausforderung: gebaute Geschichte sichtbar und erlebbar machen, dem Bestand gerecht werden und angemessen mit Neubauten ergänzen. Direkt am alten Kirchplatz in Beelen gelegen, vereint das "Haus aus Häusern" all diese Gedanken. Mit einer Setzung in Anlehnung an regionale landwirtschaftliche Höfe, einer Materialwahl, die den Bruchstein der alten Kirche widerspiegelt und der Möglichkeit zur Wandelbarkeit im Innenraum hat Architekt Oliver Spiekermann ein Konzept umgesetzt, das sowohl Zukunft wie Vergangenheit vereint.
Aus dem Bestand heraus entwickelt
Beelen blickt auf eine 1075-jährige Ortsgeschichte zurück und ist die kleinste Gemeinde im nordrhein-westfälischen Kreis Warendorf. Der überwiegende Teil ist landwirtschaftlich genutzt. Der Kirchplatz im Ortszentrum zeugt mit einem noch bestehendem Kreuz und Mauerresten von der Existenz der ehemaligen Kirche an diesem Platz. Unmittelbar angrenzend an das Pflaster des Kirchplatzes befand sich der sanierungsbedürftige Bestandsbau, dem Architekt Oliver Spiekermann – mit einer progressiven Neugestaltung und dennoch sehr einfühlsam in Würdigung der Ortsgeschichte — neues Leben eingehaucht hat.
Anstatt das Bestandsgebäude vollständig abzureißen, beschloss der ortsansässige Architekt den Gebäudesockel mit Unterkellerung zu erhalten und mit neuen Aufbauten zu ergänzen. Nun teilen sich drei eigenständig nutzbare Baukörper diesen Sockel.
Die parzellierte Setzung der aufgebauten Häuser entwickelte sich aus der landwirtschaftlich geprägten Region, ebenso wie aus den typischen Bauformen im Münsterland, wozu auch die Spitzgiebeldächer gehören. Die Aufbauten übertragen so die Struktur eines typischen Bauernhofs mit verschiedenen Gebäuden in eine moderne, zeitlose Architektur. Sein prägnantes Erscheinungsbild gibt dem Objekt heute seinen Namen: das "Haus aus Häusern".
Das Material als entscheidendes Gestaltungselement
Der ursprüngliche Gebäudesockel und die neuen Aufbauten sind über ihre Materialität und Farbgebung deutlich voneinander abgehoben. Für das Sockelgeschoss sollte nicht nur die bestehende Bausubstanz weiterhin ablesbar bleiben, gleichzeitig war es wichtig, einen Bezug zum angrenzenden historischen Kirchplatz zu schaffen.
In Anlehnung an den Bruchstein, wie er für den Bau der Beelener Kirche verwendet wurde, wählte Architekt Spiekermann für die Verblendung des Erdgeschosses einen besonderen Ziegel: den Cassia Rot, aus dem belgischen Wienerberger-Werk Kortemark, der in Deutschland im Produktbereich Terca Vormauerziegel exklusiv als Objektsortierung für individuelle Bauvorhaben angeboten wird.
"Die Terca-Objektsortierung 'Cassia Rot' von Wienerberger wurde bei diesem Objekt erstmals in Deutschland überhaupt eingesetzt", betont Oliver Spiekermann, der zuvor mit seinem Team die Fertigungsstätten von Wienerberger im Nachbarland besucht hatte. Die Herstellung erfolgt in speziellen Öfen, von denen es nur noch wenige in Europa gibt.
Der Cassia-Ziegel ist knapp einen halben Meter lang und kommt in der Breite als Doppelformat daher. Das Besondere: Die Ziegel sind mit einer Sollbruchstelle ausgestattet und werden erst vor Ort auf der Baustelle von Hand gebrochen. Der Stein weist dann eine raue und eine glattere Seite auf, die je nach Wunsch unregelmäßig nach vorn verlegt werden kann. "So bekommt die Fassade eine besonders intensive Anmutung an das Handwerkliche, das Zufällige und Einzigartige aus vorindustrieller Zeit", erläutert Oliver Spiekermann.
Den farblichen Kontrast zum roten Klinker im Erdgeschoss schaffen die grauen Holz-Beton-Paneele der Häuser-Aufbauten. Sie verleihen dem Objekt einen modernen, progressiven Touch und eignen sich sowohl für den Außen- als auch den Innenbereich. Verwendet wurden die Paneele ebenfalls als Terrassenbelag und Oberfläche der Garagentore.
Zukunftsfähig durch Wandelbarkeit
Im Innenbereich setzen sich die Anleihen an landwirtschaftliche Höfe mit ihren verschieden hohen Ebenen von Tenne oder Tierställen fort. Während sich im Sockelbereich aktuell Küche und Essbereich mit einer Deckenhöhe von rund 3 m präsentieren, öffnen sich die Wohnbereiche bis 7 m hinauf in den Dachgiebel. So lassen sich z. B. Kinder- bwz. spätere Jugendzimmer, in die eine Zwischendecke und ein Podest eingezogen sind, auf drei Ebenen nutzen.
Grundsätzlich ist die Gebäudestruktur so angelegt, dass die Einheiten mit den drei Aufbauten auch als Einzelhäuser genutzt werden können. Anders gesagt: Das Haus kann auf lange Sicht an Veränderungen im Leben der Bewohner angepasst werden, indem ohne großen Aufwand bisherige Schiebetüren durch feste Trennwände ersetzt oder zusätzliche Wände eingezogen werden. Großflächige Verglasungen und bewusste Blickbeziehungen zum historischen Kirchplatz holen Licht, Luftigkeit und die Besonderheit des Ortes in das Haus aus Häusern.
Beschreibung der Besonderheiten
Terca Cassia Rot, Objektsortierung, L x B x H 400 x 95 (190 im ungebrochenen Doppelformat) x 48 mm
(Aufbauten: Holz-Beton-Paneele)
Auszeichnungen
ICONIC AWARDS 2022 - Innovative Architecture, Winner
Nominierung "Häuser des Jahres 2022", Longlist
DNA Paris Design Awards 2022, Special Mention
Objektdetails
Das Objekt im Internet
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