Heinze ArchitekturAWARD 2020: Teilnehmer
Haus B
one fine day: office for architectural design , Ulrike Thies Freie Architektin M.Sc. IPM
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Dreieich, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
09.2017
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Raummaße und Flächen
Wohnfläche
296 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Für ein Grundstück in einer Kleinstadt im Umland von Frankfurt am Main, war ein Einfamilienhaus zu entwerfen. Bis heute ist das Viertel durch den suburbanen Siedlungsbau für die zunehmend wohlhabende Gesellschaft des Wirtschaftswunders der 1960er Jahre geprägt. Die weitgehend einheitliche städtebauliche Struktur aus ein- und eineinhalbgeschossigen Bungalows, sowie die durchgängige Verwendung von regionaltypischen Stilelementen, wie Giebel- und Walmdächern, aber auch eine stilistisch eher rustikale Anwendung von Materialien verweist dabei bis heute auf den damals vergleichsweise homogenen und konservativen Grundton des Viertels. Heute zeigt sich die Siedlung städtebaulich und stilistisch wesentlich heterogener und so ist das Viertel mit zwei- und mehrgeschossigen Villen durchsetzt, die stilistisch sehr unterschiedliche Vorlieben bedienen.
Daher ist eine möglichst präzise Reaktion auf diesen einerseits oberflächlich einheitlichen, bei näherer Betrachtung allerdings sehr heterogenen Kontext, für den Entwurf maßgeblich: zunächst sind die für das Viertel typischen Gebäudegrößen mit heute üblichen Raumbedarfen auszubalancieren. So orientiert sich das Haus an den Schmalseiten zwar an der Größe und Ausrichtung der Nachbargebäude, überhöht aber, auch als Verweis auf die traditionell geneigten Dächer des Viertels, das Dach in der Mitte des Gebäudevolumens. Die so entstandene Krümmung führt in der Übertragung in den Grundriss zu einem leicht gebogenen und verwinkelten Baukörper, der die Ausrichtungen der Nachbarhäuser aufnimmt, um diese dann mit der eigenen geometrischen Logik, die vor allem der inneren Raumorganisation folgt, zu verbinden. Es entsteht eine Art elastisches Gebäudemodell, das, auf bewusst gesetzten proportionalen Abhängigkeiten beruhend, im Entwurfsprozess explizit formulierte Forderungen der Bauverwaltung mit Bedürfnissen von Ort und Bewohnern abgleicht.
Haus und Garten
Die Erschließung des Grundstücks über die westliche Ecke bedeutet, dass das Haus über seine Südwestfassade verschiedene wichtige und teilweise widersprüchliche Funktionen lösen muss: einerseits einladend und repräsentativ, muss die Fassade gleichzeitig auch informelles Alltagsleben zwischen Haus und Garten ermöglichen. Der Vorhof mit angrenzender Garage dient dabei als wichtiger Puffer, der die Privatheit von Haus und Garten klar von der Öffentlichkeit trennt. So geschützt, können verschiedene Arten des Übergangs zwischen Garten und Innenraum durchdekliniert werden. Dabei ermöglicht die Krümmung und Verflechtung der Gartenfassade die formale und räumliche Integration verschiedener Übergänge, wie der Veranda vor dem Eingang, einer Terrasse vor dem Wohnzimmer, sowie einer Dachterrasse und eines Dachgartens im Obergeschoss.
Innenraum
Anschließend an diese Übergangszone werden bekannte Elemente des bürgerlichen Wohnens, wie eine Enfilade, eine Raumspange, eine Galerie, oder auch das Spiel mit unterschiedlichen Raumhöhen zu einem reichhaltigen Raumgefüge geschichtet. Aus dieser Überlagerung entstehen teilweise klar definierte und begrenzte Zimmer, zum Teil aber auch höchst ambivalente Bereiche, die je nach Bedarf Rückzugsorte für den Alltag, aber auch Bühnen für die besonderen Momente im Leben einer Familie bieten. Dafür werden funktionale Elemente, wie die Treppe zum Obergeschoss, die zwischen Ess- und Wohnbereich bewusst präsent positioniert ist, oder auch die Küche, die sich nicht nur zum Esszimmer, sondern über die Enfilade und eine großformatige Schiebetür vor allem auch zum Garten öffnet, überhöht. Vielfältige visuelle Bezüge zwischen Garten, Enfilade, Zimmern, Luftraum und Galerie im Obergeschoss lassen Räume größer erscheinen, als sie eigentlich sind. Darüber hinaus werden räumliche Übergängen und typologische Überblendungen durch entsprechend gestaltete Einbaumöbel überhöht: so wird aus der Sitzbank, die sich an der Ostfassade um einen runden Esstisch schlängelt, im Wohnbereich, ermöglicht durch den Split-Level, eine langgestreckte Kommode.
Material
Die durchaus expressive Gestalt des Hauses wird durch eine bewusst zurückhaltende und alltägliche Material- und Farbwahl gemildert. So übernehmen die weißgrau gestrichenen Putzfassaden im Zusammenspiel mit den farblich abgesetzten Fenstern, Dachrändern und Gesimsen den ortstypischen Material- und Farbkontrast. Aufgrund der vergleichsweise komplexen Raumkonstruktion in den Wohnbereichen, sind auch diese in Material und Farbe sehr neutral gehalten und entsprechen bewusst üblichen Gestaltungsmustern. So wird den Bewohnern, trotz einer sehr expliziten Architektur, Raum gelassen, das Haus nach eigenen Vorlieben zu gestalten.
Ökologie
Haus B wurde über die Anforderungen der Energieeinsparverordnung hinaus in allen Bauteilen hochgedämmt ausgeführt und für eine möglichst nachhaltige Energiegewinnung mit Wärmepumpe und Solarthermie ausgestattet. Darüber hinaus soll durch eine gleichsam funktionale wie in Teilen aufregende Grundrissgestaltung, sowie durch eine dem Ort entsprechende und doch besondere Formensprache das Interesse an einer langfristigen Erhaltung des Hauses unterstützt werden.
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Gas
Sekundärenergie
Umweltthermie (Luft / Wasser)
Objektdetails
Das Objekt im Internet
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