Architekturobjekte
Nominiert für die Shortlist der Jury 2022
Haus Eifel
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Herres und Pape Architekten PartGmbB
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Herres und Pape Architekten PartGmbB
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
54528 Salmtal, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
07.2021
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Sonstige
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Raummaße und Flächen
Wohnfläche
135 m²
Grundstücksgröße
247 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
die zur alten Bausubstanz und Bautechnik passen. Der riesige Scheunenraum wurde erhalten und wird nur grundgeheizt.
Als Kontrast zu den kleinen Räumen des alten Wohnteils bietet er Weite, Platz und Raum für vielerlei Aktivitäten, als Sommerwohnzimmer und Wintergarten.
Das neue Treppenhaus wurde als "Kiste" in die Scheune eingestellt und bildet die Klammer zwischen Neu und Alt.
Neues und Altes bilden ein stimmiges spannungsvolles Gesamtbild.
Beschreibung der Besonderheiten
Der Bauherr wollte das Geburtshaus seiner Großeltern nach langem Leerstand retten – obwohl es nicht ideal für einen Umbau erschien. Das Grundstück im Ortskern ist sehr klein und fast vollständig bebaut. Das Volumen der Scheune ist viel zu groß für ein Einfamilienhaus, der Wohnteil jedoch zu klein, mit sehr kleinen Räumen. Es zeigten sich erste Schäden durch Leerstand.
Wir haben beim Umbau nicht erst versucht, diese Probleme zu beheben. Wir wollten sie in Qualitäten oder Chancen umwandeln. So wenige Eingriffe wie möglich, so viele wie nötig sollte es geben. Nicht alles war möglich; auf Barrierefreiheit wurde nach langem Abwägen verzichtet.
Der riesige Scheunenraum wurde repariert, gereinigt und auch behutsam modernisiert, ist aber nur grundgeheizt. Er hat keine Funktion – oder viele. Er ist Möglichkeitsraum. Sommerwohnzimmer, Wintergarten, Spielplatz, Lounge, privater Festsaal, Heimkino, Werkstatt…Freiraum ist der wahre Luxus. Zudem konnten so die technischen Anforderungen an die Scheune minimiert werden. Hier gibt es die Weite und Großzügigkeit, welche die kleinen Wohnräume des alten Wohnteils nicht bieten können. Müssen sie nun auch nicht mehr. Große Scheune und kleine, geborgene Räume ergänzen sich. Suffizienz ist die Frage danach, was man wirklich braucht. In diesem Falle ohne Verzicht.
Noch immer ist das Grundstück klein. Aber der Raum zum Bewegen ist groß. Scheune, Terrasse und Hof bilden Abstufungen der Privatheit. Im Sommer kann sich der öffentliche Raum bis ins Haus erstrecken, ohne dass die Abgeschiedenheit mancher Räume aufgegeben wird. Durch die zentrale Lage im Dorf wird die gesamte Umgebung belebt und aufgewertet.
Auch die Wohnräume bieten Möglichkeiten an, statt Nutzungen vorzuschreiben. Es gibt kein Schlaf- Wohn- oder Arbeitszimmer, nur mehr oder weniger abgeschlossene Räume, unspezifisch, aber manche ungewöhnlich in Zuschnitt und Proportion. Für jeden Lebensbereich oder -abschnitt.
Das Haus wurde praktisch CO2 neutral erbaut, mit regionalen Baumaterialien: Bruchsteine und Holz stammen aus dem Dorf selbst. Das Haus ist nun selbst zu einem regionalen Material, zu einer Ressource geworden. Der Umbau ist Upcycling auf Gebäudeebene. Wie die ursprünglichen Baumeister führte der Bauherr die meisten Arbeiten in Eigenleistung aus.
Es wurden nur die Teile ersetzt oder erneuert, die tatsächlich nicht mehr zu retten waren. Eine Sichtbetonwand stabilisiert die Scheune innen.
Auf regionale Materialien und hohe Langlebigkeit der Konstruktion wurde großer Wert gelegt. Eichenböden aus regionalem Holz wurden selbst gehobelt und auf die alten Balken verlegt. Sand aus dem Nachbardorf und Stückkalk aus einem nahegelegenen Kalkwerk bilden zusammen den Putz, der nach historischer Technik auf der Baustelle eingesumpft und aufgebracht wurde. Auch die Kalkfarben sind aus Kalk, Kasein (Magerquark), Erdpigmenten und Wasser selbst hergestellt. Altes Handwerkswissen wurde angewandt. Die Backsteine stammen aus Abbrüchen.
Das Haus wird durch eine Pellettanlage zentral geheizt. In die Wände sind Heizschlangen eingelassen. Im ersten Winter des Betriebs zeigte sich die Wirksamkeit des großen Dachflächenfensters der Scheune; hier fiel die Temperatur auch ohne Heizung nie unter 12 °C.
Auf eine Überinszenierung des Alten haben wir verzichtet. Die Scheune sollte ihre raue Ästhetik behalten, aber es gibt keine Imitationen. Was neu ist, sieht auch neu aus. Eher rohe Oberflächen z. B. des Sichtbetons passen sich in die Rauheit des Bestandes ein. Das Wohnhaus ist feiner.
Das neue Treppenhaus ist nun Hauptelement. Es verbindet die Räume des Wohnteiles miteinander und mit der Scheune. Die Wärme aus einem Holzofen im Erdgeschoss strömt hier wie in einem Kamin nach oben. Als Dreh- und Angelpunkt der neuen Organisation des Hauses ist es auch gestalterisch inszeniert. Wo sonst überall pragmatisch repariert wurde, ist das Treppenhaus bewusst etwas spielerisch gestaltet.
Das Haus Eifel zeigt, dass auf einem sehr kleinen, sehr zentral gelegenen Grundstück auch in Zukunft zeitgemäßes Wohnen möglich ist. Dass gerade die Restriktionen des Altbaus zu neuen Lösungen führen können. Dass gerade dann, wenn Standardlösungen nicht funktionieren, ein sehr produktiver Denkprozess einsetzen kann.
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Holz
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Wohneinheiten
1
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