Architekturobjekt 829 von 1.437
Heinze ArchitektenAWARD 2018: 2. Platz Publikumspreis

Architekturobjekte

Heinze ArchitektenAWARD 2018: 2. Platz Publikumspreis


Haus H

Haus H. topview - Haus H

© one fine day

Haus H. Eingang - Haus H

© Christian Richters

Haus H. Tiefhof - Haus H

© Christian Richters

Haus H. Flügel - Haus H

© Christian Richters

Haus H. Eingang - Haus H

© Christian Richters

Haus H. Giebel - Haus H

© Christian Richters

Haus H. Terrasse - Haus H

© Christian Richters

Haus H. Wohnhalle - Haus H

© Christian Richters

Haus H. Decke - Haus H

© Christian Richters

Haus H. Bibliothek - Haus H

© Christian Richters

Haus H. Zentralraum - Haus H

© Christian Richters

Haus H. Zentralraum - Haus H

© Christian Richters

Haus H. Zentralraum - Haus H

© Christian Richters

Haus H. Bibliothek - Haus H

© Christian Richters

Haus H. Küche - Haus H

© Christian Richters

Haus H. droneview - Haus H

© one fine day

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Neubau

Fertigstellungstermin

03.2018

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

one fine day: office for architectural design

Gartenstraße 90

42107 Wuppertal

Deutschland

Tel. +49 202 49654510

info@o-f-d.net

Architekt/Planer

Architektur-Werk-Stadt Balhorn Wewer Karhoff

Elsener Str. 37

33102 Paderborn

Deutschland

Tel. +49 5251 69449-0

info@architektur-werk-stadt.de

Fachplanung: Tragwerksplanung

Bröckling + Vulhorst Ing.-Büro für Baustatik

Josef-Förster-Str. 4a

33161 Hövelhof

Deutschland

Tel. +49 5257 98220

info@broeckling-vullhorst.de

Fachplanung

Prause Holzbauplanung

Sülztalstr. 84

51789 Lindlar

Deutschland

Tel. +49 2266 9018900

h.prause@holzbauplanung.de

Bauleistung: Rohbau

Sander Bauunternehmung GmbH

Hasendorfweg 54

33161 Hövelhof

Deutschland

Bauleistung: Zimmerei, Ingenieurholzbau

Udo Förster

Zieglerstr. 5

33161 Hövelhof

Deutschland

Tel. 05257/930093

Bauleistung: Trockenbau

Fromme GmbH

Zieglerstraße 20

33161 Hövelhof

Deutschland

Bauleistung: Dachdeckung, Dachabdichtung

Kuhlmann Bedachungsgesellschaf

Habichtsweg 4

33129 Delbrück

Deutschland

Tel. 05250/53368

Bauleistung: Tischler

Tischlerei Rasche

Auf dem Haupte 28

33129 Delbrück-Ostenland

Deutschland

Verwendete Produkte

Bauwerk Parkett

Parkett

BEGA Gantenbrink-Leuchten

Außenleuchten

Miele

Küchengeräte

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Stahlbeton

Anzahl der Vollgeschosse

2-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttogrundfläche

625 m²

 

Grundstücksgröße

2.500 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Haus H wurde in eine für die Region typische Bauernschaft, die aus Bauernhöfen, Kotten und lose verteilten Einfamilienhäusern besteht, eingefügt. Diese Landschaft hat keine Richtungen oder relevante städtebauliche Konstanten. Häuser und Gehöfte sind versprengte Orientierungspunkte in einer landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft. Nachbarschaft wird hier nicht unbedingt im direkten Nebeneinander, sondern immer auch in der Fernwirkung erfahren. Anders, als in der Stadt, sind die hier stehenden Gebäude von vielen Seiten und in unterschiedlichen Distanzen sicht- und einsehbar. Die im suburbanen Kontext gängige Aneinanderreihung von Einfamilienhäusern mit einer klaren Definition von Vorder- und Rückseite gibt es hier nicht. Stattdessen gruppieren sich die Gebäudeensembles der Gehöfte anscheinend zufällig, tatsächlich aber aus internen funktionalen Abhängigkeiten hergeleitet, um zentrale Höfe. Die Firste und Giebel der Haupthäuser und Scheunen deuten dabei in unterschiedliche Richtungen und öffnen den jeweiligen Hof allseitig zur umgebenden Landschaft. Die vier herausgestellten Giebelseiten von Haus H nehmen diese multidirektionalen Muster auf.

Der Grundriss des Hauses bezieht sich einerseits auf die regionstypischen historischen Ein- oder Hallenhäuser, deren Ständerkonstruktion in einer Art dreischiffigem Längsbau resultierte. Durch die Querung, in deren Zentrum früher die Feuerstelle lag, ist die Grundgeometrie dieser Bauernhäuser einem 3x3 Raster nah verwandt – und ähnelt damit tradierten Villentypologien (vgl. Rudolf Wittkowers Analyse der Villen Palladios). Die Überlagerung dieser beiden Grundtypen zeigt ein Neun-Rechteck-Raster mit Fokus auf den Zentralraum, das, zu einem parametrisch-elastischen Modell weiterentwickelt, die geforderten Funktionen, baurechtlichen Spezifika, konstruktiven Anforderungen, sowie räumliche und formale Intentionen integriert.
Darauf aufbauend und kontrolliert über einen geometrischen Drehpunkt im Zentrum des Plans können Teile des Hauses voneinander getrennt und auseinander gedreht werden. Aus dem vormals kompakten Baukörper wird eine raumgreifende Struktur.
Die Transformation im Plan bedingt dann auch die Verformung des Satteldaches zu einer relativ komplexen Dachlandschaft. Dabei werden die vier Giebel als maßgeblich gestaltprägende Elemente traditionell ausformuliert. Erst in der Tiefe zeigt die Transformation des Dachs in gekrümmte und aufgefaltete Flächen ein eher zeitgenössisches Formvokabular.

Der aus den typologischen Untersuchungen abgeleitete Zentralraum von Haus H verbindet sich auf unterschiedliche Art mit den angrenzenden Flügeln und eröffnet in den Kehlen des Hauses direkte Bezüge in die Landschaft – ein eigentlich paradoxes Modell, in dem die nach außen gerichteten Räume der Flügel durch vergleichsweise kleine Fensteröffnungen intimer wirken, der innenliegende Zentralraum durch großzügige Verglasung aber eine enge Verbindung mit dem Garten eingeht. Zwei Terrassen zwischen den Flügeln, eine nach Osten, eine nach Westen orientiert, verstärken diese Verbindung.
Das Haus wird so in zwei grundsätzlich verschiedene Zonen aufgeteilt: in den Flügeln sind die Rückzugsbereiche, wie das Wohnzimmer, die Wohnküche, die Bibliothek, das Arbeitszimmer und im Obergeschoss die Schlafräume organisiert. Der zweigeschossige Zentralraum dient als Bewegungs- und Begegnungsraum und bildet mit einem großen Esstisch und den Sitzstufen der Bibliothek das kommunikative Zentrum des Hauses.

So, wie Haus H typologisch und formal mit tradierten und aktuellen Formen spielt, soll auch das eingesetzte Material ortstypische Materialien interpretieren. Das Haus, ein Massivbau, wurde daher, wie heute in der Region üblich, im wilden Verband verklinkert, dann allerdings weiß geschlämmt. Die daraus resultierende Textur ist den Vorbildern einer eher kontextuellen Moderne näher als der Abstraktion der weißen Putzfläche der modernen Avantgarde. 

Das Dach hat über einer Bitumenabdichtung eine Lage aus Zedernlamellen erhalten, die die geometrische Logik des Daches und seiner Konstruktion ästhetisch übersetzt: eine Schar aus Geraden verweist als verfeinerte Version des darunter befindlichen Dachstuhls auf die zu Grunde liegende Konstruktion des Daches. Die Latten werden über eigens entwickelte Verbindungsstücke an mehreren Stellen punktgehalten und scheinen so über der Dachhaut zu schweben. Die Dynamik und relative Leichtigkeit der Dachfläche, die im Innenraum baldachinhaft erscheint, wird so in Materialwahl und Fügungstechnik unterstützt. Wie auch die dem Haus zu Grunde liegende Geometrie, ist auch die Dachkonstruktion aufgrund ihres hohen Differenzierungsgrades algorithmisch definiert worden.
Im Gegensatz zu den texturierten Außenflächen sind die Oberflächen der Innenräume bewusst glatt gehalten. Weiß verputzte und geschliffene Wand- und Deckenflächen bilden hier einen Kontrast zu den relativ großformatigen Eichendielen. Damit erscheinen vor allem die gekurvten Deckenflächen des Zentralraums je nach Lichteinfall vergleichsweise leicht und textilhaft.

Haus H wurde über die Anforderungen der Energieeinsparverordnung hinaus in allen Bauteilen hochgedämmt ausgeführt und für eine möglichst nachhaltige Energiegewinnung mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe ausgestattet. Um die Auswirkungen eines Neubaus im eher landschaftlich geprägten Kontext zu balancieren, ist der Garten umfassend mit heimischen Gehölzen und einer drei Meter breiten Wildhecke, die als Habitat für die örtliche Fauna dienen wird, bepflanzt worden.
Darüber hinaus soll durch den Einsatz dauerhafter Materialien, eine gleichsam funktionale wie in Teilen aufregende Grundrissgestaltung, sowie durch eine dem Ort entsprechende und doch besondere Formensprache das Interesse an einer langfristigen Erhaltung des Hauses unterstützt werden.
 
 

Beschreibung der Besonderheiten

Das gestaltbildende Merkmal von Haus H, die aus tordierten Flächen geformte Dachlandschaft, wäre ohne den durchgängigen Einsatz digitaler Planungs- und Fertigungswerkzeuge schwer umzusetzen gewesen. So wurden auf Grundlage der digital-parametrischen Planung Fachwissen und Möglichkeiten der beteiligten Gewerke, Planer und des Bauherrn abgeglichen:
Auf der Grundlage des digitalen Gebäudemodells (one fine day) erstellte die Firma Udo Förster Holzbau frühzeitig ein 1:1 Modell des Dachs, an dem konstruktive und ästhetische Abhängigkeiten exemplarisch untersucht wurden. Die so gewonnenen Informationen wurden dann wieder in das parametrische 3D- Modell eingepflegt, aus dem die wesentlichen 3D-Geometrien des Dachstuhls gewonnen wurden. Über die IFC-Schnittstelle wurden diese dann an die Holzbauplanung für die Verfeinerung der Dachstuhlplanung und die Erstellung der Abbunddateien übergeben werden.
Nach dem Errichten des Dachstuhls wurde dieser für die Aktualisierung des parametrischen Modells vermessen, um einen möglichst genauen Datensatz für die Vorfertigung der oberen Zedernholzlattung, die die Dachgeometrie nachzeichnet, zu gewinnen. Mit Hilfe einer parametrisch bestimmten und CNC-geschnittenen Lehre auf den Firstlinien konnte die Lattung genau ausgerichtet und auf den von unserem Bauherren eigens entwickelten und hergestellten Auflagern montiert werden.
Die in Reaktion auf die Dachgeometrie geformte Innendecke wurde dann durch die Firma Fromme händisch perfekt eingearbeitet. Wir glauben daher, dass das Dach von Haus H die erfolgreiche Integration digitaler Planung und handwerklichen Könnens exemplarisch darstellt.
 

Schlagworte

Haus, Villa, Kontext, parametric regionalism, estrangement, Giebel, digitale Kette, BIM, Ostwestfalen, Ziegel, Holz

Energetische Kennwerte

Energiestandard

KfW-Effizienzhaus 70

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