Architekturobjekt 62 von 208
Nominiert für die Shortlist der Jury 2021 - Nachwuchsarbeiten

Architekturobjekte

Nominiert für die Shortlist der Jury 2021 - Nachwuchsarbeiten


Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Fakultät 3 - Architektur, Bauingenieurwesen & Umweltwissenschaften, Philipp Knaus

Museum für Naturwahrnehmung - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Hohe Tauern - Glocknergruppe - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Dramaturgie - Aufstieg - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Dramaturgie - Höhenunterschied - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Analyse - Wasser - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Analyse - Oberflächen - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Analyse - Staumauerbau - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Analyse - Mooserboden Stausee - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Modellstudie - Formensprache - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Lageplan/Piktogramme - Konzeptfindung - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Unterkunft - Modellfoto - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© IAD - Friedrich Brockmann

Unterkunft - Grundriss Ankunft und Information - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Unterkunft - Ausblick Café - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Unterkunft - Grundrisse - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Unterkunft - Schnitt I - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Unterkunft - Schlafraum - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Museum - Modellfoto - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© IAD - Friedrich Brockmann

Museum - Grundriss allg. Ausstellung - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Museum - Lichtintervention - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Museum - Grundrisse - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Museum - Schnitt I - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Museum - Ausblick Kapruner Tal - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Forschungsstation - Modellfoto - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© IAD - Friedrich Brockmann

Forschungsstation - Grundriss "Globaler Klimatresor" - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Forschungsstation - Eingang "Globaler Klimatresor" - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Forschungsstation - Grundrisse - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Forschungsstation - Schnitt I - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Forschungsstation - Gletscher Bohrkern Lager - Hochgebirgsstauseen Kaprun - ein Ort für Naturwahrnehmung

© Philipp Knaus

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Fakultät 3 - Architektur, Bauingenieurwesen & Umweltwissenschaften, Philipp Knaus

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Österreich

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

09.2020

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Holz

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

Der Mooserboden-Stausee in Kaprun steht seit nunmehr 70 Jahren, in einer der wohl interessantesten und ansehnlichsten Gebirgsketten der österreichischen Alpen, den Hohe Tauern, für nachhaltige und saubere Energie. Die kleine Stadt mit ihren ca. 3.000 dauerhaften Einwohnern lebt seit Jahren primär vom Winter-Tourismus, welcher sich vorzugsweise im „Glacier“-Skigebiet am Kitzsteinhorn, einem der 3000er Gipfel Österreichs abspielt. Jahr für Jahr steigt auch in den Sommermonaten die Zahl an Wander- und Bergenthusiasten an. Somit müssen neue Sehenswürdigkeiten, Pensionen und Erholungsstätten erschlossen werden. Doch so sehr dieser Massen-Tourismus einen ökonomischen Aufschwung für die Gemeinde und deren Bewohner bedeutet, so fraglich muss dieser in Bezug auf die scheinbar ewig währende Natur betrachtet werden.

Nachhaltigkeit ist zu unserer Zeit ein omnipräsentes Thema, denn der Klimawandel wird durch länger werdende Sommer und schneearmer Winter immer deutlicher. Um die globale Erwärmung in den Griff zu bekommen, braucht es das gesamte Kollektiv; die Wahrnehmung unserer natürlichen Umgebung hingegen, muss jeder als Individuum für sich selbst erfahren und entwickeln. Der Entwurf verortet sich auf ca 2200 Metern über Normalnull, an einem der beliebtesten Orte im Kapruner Tal. Neben den beiden Staumauern des Mooserboden Sees entstehen drei unterschiedlich dimensionierte Baukörper, deren Nutzungen auf den steigenden Tourismus, mögliche Antworten bieten sollen. Hierbei spielt neben dem Aspekt der Nachhaltigkeit, auch die Idee der humanen Formensprache und der manipulativen Räume eine tragende Rolle. Betrachtet man die Beschaffenheit dieses Ortes genauer, so wird die Willkür und die spielerische Leichtigkeit der Natur enorm deutlich, welche im primär urbanen Raum nahezu unauffällig bleibt. Menschliche Nuancen an Geröllhängen und Felswänden, welche über viele Jahrhunderte von Schnee, Eis, Wind und Regen geformt wurden, werden durch gerade Linien und bauliche Hinterlassenschaften aus der Zeit der Stausee Errichtung sichtbar. Diese scheinen wie Übergriffe in eine nahezu unberührten Natur zu sein. Betrachtet man die geometrische Form auf philosophischer Ebene so wird klar, dass die unnatürlichste Form der rechte Winkel ist. Dieser Zusammenhang von Natur und Form oder auch aus natürlicher Willkür und menschlicher Planung, wird in in den „Kapruner-Höhen“ dadurch enorm deutlich.

Wie von Gletschern transportierte Findlinge bilden die drei Baukörper somit den offensichtlich, menschlichen Charakter an diesem so surrealen Ort und stehen am Anfang, zwischen und am Ende der beiden Staumauern, welche den Touristen somit auf einen klar vordefinierten Weg führen. Um das individuelle Denken der besuchenden Personen anzuregen, bedarf es einer architektonischen Grundhaltung und Bauart, welche entgegen der äußerlich wirkenden Erscheinung einen dramatischen innenräumlichen Gegensatz schafft. Äußere Massivität wird der inneren Leichtigkeit gegenüber gestellt. Starke Winkel werden zu fließenden Rundungen. Räumliche Ausblicke werden zu einer Reise durch die Zeit. Entgegen der baulichen Konstruktionsart unterscheiden sich die Baukörper lediglich in ihrer räumlichen und zeitlichen Wirkung. Grundsätzlich stehen alle drei Würfel auf einem aus Beton hergestellten Sockel. Diese werden aus den recycelten Relikten aus der Zeit der Staumauer-Errichtung erstellt, welche in weiten Teilen um den Stausee verstreut liegen. Auf dieses massive Fundament werden hölzerne Grundgerüste gestellt, welche durch eine Zangenausbildung statisch ausgesteift werden. Auch die bereits vorhandenen Baugruben werden effektiv genutzt, ohne in das empfindliche Berggefüge eingreifen zu müssen. Diese Kuben sind so erbaut und konstruiert, dass die Möglichkeit besteht, die Bauten auch in der Zukunft neu zu denken und den stetig steigenden Anforderungen anzupassen, welche besonders in der Forschung nötig sind. Über die Holzkonstruktionen wird ein vorgehängtes Kleid von Kalk- und Schieferplatten geworfen, welches einen massiven und der felsigen Umgebung angepassten Charakter vermitteln.

Beschreibung der Besonderheiten

Weitläufige Wiesenhänge, ein schmaler Weg der sich über viele hunderte Meter den Berg hinauf windet. Dieser schmale Pfad führt zunächst durch ein düsteres und dichtes Waldstück, über felsige Landschaften, vorbei an stürzenden Bächen, die wie aus dem Nichts im Dickicht entsprungen erscheinen. Ein Farbenspiel von blühenden Wiesen, entlang eines tosenden Wasserfalls. Langsam lichtet sich der Wald und grau-braune, steinerne Mauern türmen sich vor einem auf. Auf der einen Seite geht es steil hinauf. Der Blick schweift über moosbedeckte Flächen und graue Felswände. Auf der anderen Seite ein ebenso steiler Abhang, der in einen grün-blauen Gletschersee mündet. In der Entfernung erblickt man eine hölzerne Alm. Ab und an richtet sich der Blick gen Horizont, der immer wieder neue Perspektiven eröffnet. So offenbart sich nach einiger Zeit des Erklimmens ein Ausblick, für welchen man all die Strapazen auf sich genommen hat, eine malerische und klare Landschaft. Über 3000 Meter hohe Gebirgszüge, in einem permanenten Schnee- und Eiskleid gehüllt, ein Blick in die Vergangenheit.

Nach dem Aufstieg zu den Stauseen ist die erste Anlaufstelle die Unterkunft für Wanderer, welche im Sockel ein Restaurant mit Ankunft und Information ausbildet. Der großzügige Speiseraum soll zum gemeinschaftlichen Austausch von erfahrenen Hochgebirgswanderern und unkundigen Tagestouristen anregen. Dabei wird der Blick ganz bewusst durch die große Glasfront über den Mooserboden See in Richtung permanenter Gletscherlandschaft gerichtet. Ein Blick auf das was man selbst als Tourist bald noch erleben wird, aber auch ein Blick auf das, was unser Klima im ewigen Eis für viele Jahre konserviert hat und in naher Zukunft verschwinden wird. Die Schlafräume im Kubus werden als Gemeinschaftsräume mit 4 bzw. 6 Betten ausgebildet und definieren innerhalb der Struktur den einzigen privaten Rückzugs- und Ruheort im Gegensatz zur offenen, extrovertierten Erschließungszone.

Nachdem man seine Kräfte über Nacht regenerieren konnte, führt der Weg über den ersten Stausee in Richtung Museum für Naturwahrnehmung, welches auf den ersten Blick keinen direkten Eingang offenbart. Über einen schmalen Pfad taucht man nach und nach in seine eigene Welt der Sinneswahrnehmung ab, welche mittig unter dem Würfel an einem Fahrstuhl beginnt. Mit diesem wird man bis auf die obere Ebene gebracht, auf eine Fläche die als allgemeinen Ausstellung dient und dem Besucher den Ort maßstäblich darbringen soll. Über die im Zentrum liegende Erschließung, wird man nach unten über vier weitere Ebenen geführt, welche auf unterschiedliche Art und Weise, die vorhergehenden Erlebnisse wie entstehende Geräusche, Lichtverhältnisse, unterschiedliche Gerüche und Temperaturen des Aufstiegs thematisieren sollen. Dabei wird ein menschliches Phänomen aufgezeigt, welches uns bei überhöhter Eindruckslast, gewisse Details übersehen lässt und die gesammelten Erinnerung aus dem Kontext zieht. Dieser phänomenologische Ansatz dient zur Gedankenanregung und lässt das Individuum gewisse Thematiken mit einzelnen Sinnen erneut wahrnehmen und verinnerlichen. Im Sockel angekommen, endet die Reise mit einem Rückblick ins Kapruner Tal; über den unteren Stausee, vorbei an dem Weg, welchen man so mühevoll begangen hat. Ein finaler Rückblick der zum Denken und Verweilen einladen soll.

Als letzte menschlich geschaffene Station vor dem finalen Gipfelaufstieg, dient die Forschungsstation für Gletscherkunde und Permafrost als festigendes Element und führt den Besucher an einen Ort der Andacht. Nach dem Queren des zweiten Stausees leitet ein, in eine Felsspalte gelagerter, imposanter Eingang, tief in den Berg hinein, welcher über einen unterirdischen Gletscherbach seine reißende Wucht tief in den Berg schallen lässt. Je tiefer man vordringt, desto kälter und ruhiger wird es, bis letztendlich nur noch die eigenen Schritte zu hören sind. Dieser Weg endet in drei sakral anmutenden Räumen. Diese Räume beherbergen, was durch unser menschliches Eingreifen und den Klimawandel ein Ende gefunden hat. Der erste Raum beinhaltet Bohrkerne von ehemalig in Österreich existierender Gletschern, welche zylinderförmig angeordnet sind. Der zweite Raum gibt einen Einblick in die Forschungsergebnisse weltweiter Studien, welche in abzweigenden Lagern und Serverräumen gesammelt und verarbeitet werden. Der letzte Raum zeigt im Zeitraffer aufgenommene Bilder, sich zurückziehender Gletscher, welche in unserer Zeit nicht mehr existieren.  Der „globale Klimatresor“ wurde hierbei ganz bewusst künstlich in den Berg geschlagen, da an diesem Ort die Ergebnisse und Hinterlassenschaften auf viele Jahrhunderte gesammelt und auch gesehen werden sollen. Der den Berg zusammenhaltende Permafrost, garantiert zudem eine natürliche, verlustarme Kühlung der Bohrkerne ohne zusätzliche Energie von Außen hinzuführen zu müssen. Forschende Personen können über einen Fahrstuhl bis in den oberhalb am Hang liegenden Kubus, fahren. Hier befinden sich auf der Sockelebene ein Konferenzbereich zur Präsentation der gesammelten Erkenntnisse, sowie Labor und Wohneinheiten zur Arbeit und zum Leben für einen langfristigen, gar abgeschotteten Aufenthalt.

Hier nun Endet die architektonische Reise durch Phänomene, Interventionen und Andachten und lässt den Besucher bei seinem weiteren Weg auf die Gipfel dieser Welt hoffentlich erkennen, dass es nicht das Ziel ist von Oben auf die Welt herabzuschauen, sondern das die Natur nur im Einklang mit dem Menschen, als Teil dieser richtig und gesund funktionieren kann.

Schlagworte

Österreich, Kaprun, Hochgebirgsstausee, Mooserboden, Natur, Alpen, Holzskelett, Flexibilität, Ausblick, Zeit, Raum

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