Architekturobjekt 39 von 55

Architekturobjekte


Holzhaus "Casa Capriata"

Mit freundlicher Unterstützung von Objectflor

Mit freundlicher Unterstützung von Objectflor

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Italien

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Neubau

Fertigstellungstermin

08.2014

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Fachplanung

Technische Universität Turin

Corso Duca degli Abruzzi 24

10129 Turin

Italien

Gebäudedaten

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

Bei der Realisierung wurde Wert darauf gelegt, die Vorstellungen Mollinos – von der Architektur bis zur Innenausstattung – in passende, zeitgemäße Materialien zu übersetzen, z. B. durch den Kautschukbodenbelag »Zero.4« von ARTIGO.

Seiner Zeit voraus

Carlo Mollino war Möbeldesigner, Fotograf und Kunstflieger. Er schrieb Bücher, fuhr Auto- sowie Skirennen und entwarf zudem Rennwagen, Mode und Bühnenbilder. In seinem eigentlichen Beruf aber, hatte der aus Turin stammende und 1905 geborene Architekt weniger Erfolg. Nur rund ein Duzend seiner Entwürfe wurde gebaut. Beispiele dafür sind das Haus des Turiner Pferdeclubvereins aus den 40er Jahren oder das Bergresort Casa del Sole aus den frühen 50er Jahren. Bei der 10. Triennale in Mailand stellte er 1954 seine Entwürfe zur Casa Capriata vor: ein schwebend erscheinendes, dreieckiges Holzhaus, das seine Beschäftigung mit der traditionellen Architektur im Kanton Wallis widerspiegelt. Zeichnungen aus den Jahren 1929 und 1930 dokumentieren sein frühes Interesse an den Holzhäusern im Aostatal. Die Begeisterung für die Alpenarchitektur teilte Carlo Mollino mit seinem Vater Eugenio, der ebenfalls Architekt in Turin war. Es ist charakteristisch für Carlo Mollino, dass er Architektur als Gesamtkunstwerk verstand und die Innenausstattung der Häuser mitplante. So entstand – passend zu den Projekten – die Einrichtung, teils auch multifunktionale Möbel. Bis heute fasziniert das kreative Potenzial dieser Entwürfe, und es ist kein Wunder, dass man seine Ideen und Werke wiederentdeckt und in Projekten und Ausstellungen würdigt.

Übersetzung des historischen Entwurfs

Anlässlich des XXIII. Architekten-Weltkongresses der Union Internationale des Architectes (UIA), der 2008 in Turin stattfand, startete die dortige Universität Politecnico di Torino die Initiative, die Casa Capriata nach dem damaligen Entwurf endlich umzusetzen. In der Gemeinde Gressoney-Saint-Jean im italienischen Aostatal südlich des Monte Rosa-Massivs wurde ein engagierter Projektpartner gefunden. Der passende Ort für die Errichtung fand sich dann an der Bergstation des Weißmatten-Lifts auf 2 050 m Höhe. Von Beginn an stand fest, dass die Konstruktionszeichnungen der »Casa Capriata« und frühere Studien Mollinos zu ähnlichen Häusern die Basis für den geplanten Neubau sein sollten. Berücksichtigung sollten auch seine Überlegungen zu modernen Bautechniken finden, übersetzt in die heutige Zeit. Da sich Mollino außerdem für effektive Dämmung und energetische Konzepte zur reduzierten Verwendung fossiler Brennstoffe interessierte, fiel die Entscheidung, die Casa Capriata als energieeffizientes Gebäude aus Holz zu errichten. Die Planer zogen deshalb verschiedene Industriepartner als Sponsoren hinzu, um auf ein breites Know-how und innovative Technologien zurückgreifen zu können. Somit wurde die Umsetzung der alten Pläne zu einem Forschungsprojekt der Abteilung für Architektur und Design am Politecnico, in der Mollino früher selbst als Dozent gearbeitet hatte.

Verbindung von Tradition und Innovation

Auch bei Möbeln und der Innenausstattung seiner Objekte experimentierte Mollino mit neuen Materialien und Formen. Organische und biomorphe Formen sind kennzeichnend für seine avantgardistisch wirkenden Stühle. Er entwickelte dafür ein Verfahren zur kalten Verformung von Sperrholz, das er sich patentieren ließ. Für die Casa Capriata existieren detaillierte Listen, welche Ausstattungselemente er verwenden wollte. Die Planer des Projekts orientierten sich daran und versuchten auch hier, die alten Entwürfe mit moderne Materialien umzusetzen. Als Bodenbelag hatte Mollino Gummiböden des italienischen Herstellers Pirelli genannt. Das damals ausgesuchte Design ist inzwischen ein echter Klassiker geworden: die Hohlkehl-Rundnoppe. Die Planer sprachen das Unternehmen ARTIGO an, das aus der Pirelli-Gruppe gegründet worden war und heute als Hersteller hochwertiger Kautschuk-Bodenbeläge bekannt ist. Die Hohlkehl-Rundnoppe gibt es noch immer im Sortiment unter der Bezeichnung »BS Classic«. Es sollte jedoch ein Bodenbelag zum Einsatz kommen, der die Ideen Mollinos in die heutige Zeit überträgt. Deshalb fiel die Wahl auf den Kautschukbelag »Zero.4«, den das Architekturbüro Sottsass Associati 2007 für ARTIGO entwickelt hat.

Neu interpretiert

Ausgehend von der klassischen Rundnoppe entwickelten die Mailänder Designer – noch unter Mitwirkung von Ettore Sottsass – ein modifiziertes Design und interpretierten den Klassiker neu: Durch die unregelmäßige Verteilung der Kreise in verschiedenen Größen erinnern die Noppen an das Spiegelbild, das Regentropfen auf einer Wasseroberfläche entstehen lassen. Zero.4 wurde mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, darunter der iF design award und der red dot award: product design. In der 2014 fertiggestellten Casa Capriata wurden ca. 150 m2 Zero.4 im Farbton Schwarz verlegt. Seine dynamische, räumlich wirkende Oberfläche korrespondiert mit dem natürlichen Holz der Wände und Decken. In dieser Gegenüberstellung trifft das Werk zweier bedeutender italienischer Architekten des 20. Jahrhunderts aufeinander.

Design und Funktionalität

Außergewöhnliche Dekore und eine moderne Farbrange sind charakteristisch für Kautschukbeläge des Herstellers ARTIGO. Vor Kurzem wurde das Sortiment im Rahmen eines Relaunchs durch neue Kollektionen und Farben erweitert, um die Gestaltungsmöglichkeiten, v. a. für besondere Objekte, weiter auszubauen. Die Kautschukbeläge bieten aber auch in technischer Hinsicht besondere Qualitäten. Zero.4 ist beispielsweise durch die Oberflächenverdichtung TXL geschützt und deshalb sehr pflegeleicht. Durch Postvulkanisation wird die Dichte erhöht und so die Widerstandsfähigkeit der Oberfläche verbessert. Weil die Bodenbelagsoberflächen eine geringe Porosität haben, verschmutzen die Böden weniger schnell und sind einfacher zu reinigen. So kommen über den gesamten Lebenszyklus weniger Wasser, Reinigungsmittel und Energie für die Pflege zum Einsatz. Auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit passt Zero.4 daher ideal zur Casa Capriata.
 

Bitte melden Sie sich an

Um diese Funktion nutzen zu können, müssen Sie bei heinze.de registriert und angemeldet sein.

Hier anmelden

Diese Seite weiterempfehlen

1060216106