Architekturobjekt 592 von 1.324

Architekturobjekte


Hotel Novotel, Hoofddorp, Niederlande

2132 LS Hoofddorp, Taurusavenue 12, Niederlande

Mit freundlicher Unterstützung von Royal Mosa

Hotel Novotel - Hotel Novotel, Hoofddorp, Niederlande

© Royal Mosa

Hotel Novotel - Hotel Novotel, Hoofddorp, Niederlande

© Royal Mosa

Hotel Novotel - Hotel Novotel, Hoofddorp, Niederlande

© Royal Mosa

Hotel Novotel - Hotel Novotel, Hoofddorp, Niederlande

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Mit freundlicher Unterstützung von Royal Mosa

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Taurusavenue 12, 2132 LS Hoofddorp, Niederlande

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Neubau

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

Mulderblauw architecten

Overgoo 6

2266 JZ Leidschendam

Niederlande

Tel. +31 71 517 73 11

post@mulderblauw.nl

Verwendete Produkte

Beschreibung

Objektbeschreibung

Der Architekt als Storyteller
 
„Die Umsetzung nachhaltiger Lösungen in der Hotelbranche kann viel weiter gehen als weniger Handtücher waschen zu lassen, kürzer zu duschen oder zum Stromsparen die Keycard herauszunehmen. Sogar so weit, dass man den Gästen durch die positiven Effekte von Nachhaltigkeitsmaßnahmen ein wenig Luxus zurückgeben kann. Und genau darüber muss man als Architekt nachdenken.“ Das meint jedenfalls Robert Mulder von Mulderblauw architecten aus Zoeterwoude, der für die Außen- und Innengestaltung des neuen, 314 Zimmer zählenden Novotel-Hotels im niederländischen Hoofddorp verantwortlich zeichnet.
 
Andersherum denken
Mulders Architekturbüro, das auch in anderen Bereichen heimisch ist, hat sich auf den Entwurf von Hoteleinrichtungen und Hotelfassaden spezialisiert. Zurzeit arbeitet Mulder an der Außengestaltung (in Zusammenarbeit mit Paul de Ruiter Architects) und der Einrichtung (gemeinsam mit Invisible Party) des Hotels Amstelkwartier in Amsterdam, das zum nachhaltigsten Hotel Europas werden soll. Mulder: „Hotels sind halböffentliche Gebäude, in die man regelmäßig zurückkehren kann, um zu erfahren, ob und wie die angewandten Konzepte funktionieren. Ich finde, der Aufenthalt in einem Hotel sollte für die Gäste ein Erlebnis sein. Darum sollte man Nachhaltigkeit nicht als moralische Pflicht auferlegen. Man muss für den Hotelgast Anreize schaffen, um Neugier nach dem Warum der Architektur und der Einrichtung zu entwickeln. Das ist für uns eine inspirierende Aufgabe. Nachhaltigkeit reicht bei uns denn auch weiter als das Nachdenken über den Energieverbrauch und den cleveren Einsatz von Materialien. Uns als Architekturbüro sind die sozialen, menschlichen und gesellschaftlichen Aspekte in unseren Entwürfen am wichtigsten. Das ist unser Credo, daran wollen wir uns messen lassen. Nachhaltigkeit ergibt sich daraus automatisch, denn Nachhaltigkeit erstreckt sich auf die Zukunft. Darauf, was wir unseren Kindern hinterlassen. Also auch auf die Möglichkeit, Gebäuden auf längere Sicht eine andere Funktion zu geben. Keine maßgeschneiderten Gebäude für einen einzigen Zweck, sondern einzigartige Gebäude, die für mehrere Zwecke nutzbar sind. Deshalb denken wir auch nicht aus einer Gebäudeform oder dem reinen Anforderungskatalog heraus, sondern nehmen uns den Wert für die Zukunft sowie nachhaltige Möglichkeiten und Prinzipien zum Maßstab. Wir denken also andersherum. Und diese Denkweise bietet uns die Möglichkeit, innerhalb vorgegebener Konzepte immer wieder die Grenzen des Möglichen auszuloten.“
 
„Erkenne in der Einschränkung die Möglichkeiten und nutze sie.“
 
Zusammenarbeiten heißt zusammen wachsen

„Das gilt ebenso für das Novotel in Hoofddorp, das wir Ende 2015 übergeben haben. Auch hier sind wir weiter gegangen, denn wir wollten, dass das Hotel mit geringen Anpassungen langfristig beispielsweise auch als Bürogebäude oder vielleicht sogar zur ständigen Bewohnung genutzt werden kann. Die Flexibilität eines Gebäudes bestimmt aus meiner Sicht – neben den Materialien, den Bautechniken und der Einrichtung – dessen Nachhaltigkeit mit.” Miranda Ensink, als grafische Designerin mitverantwortlich für den Innenraum- und Fassadenentwurf, ergänzt: „So betrachtet ist der Begriff Designer vielleicht etwas irreführend. Man muss nämlich von der Funktionalität und nicht von einem fest gefassten Bild her denken. Nur so ist man offen für andere Perspektiven und Zusammenarbeitsformen, nur so kann etwas Neues entstehen. Dieses Denken fördert die Innovation im Entwurfsprozess.“ Mulder: „Das sehen wir auch in der Zusammenarbeit mit Mosa. Mosa unterscheidet sich nicht nur mit seinen in den Niederlanden nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip nachhaltig produzierten Fliesen, sondern vor allem auch durch einen intensiven Dialog mit dem Auftraggeber. Die Designer von Mosa unterstützen uns immer wieder, wenn es um Spezialanfertigungen für unsere Projekte geht. Diese Zusammenarbeit ist ganz wichtig, denn dadurch wird letztlich der Entwurf immer besser. Mosa weiß, was Maschinen können und was in der Keramikherstellung alles möglich ist. Das ist ganz wesentlich. Als Designer sollte man sich nicht auf seine Vorstellungen versteifen und gegen ein Produktionsverfahren ankämpfen wollen, sondern es einfach respektieren. Also Antworten ernst nehmen, gemeinsam testen und so zum besten Ergebnis gelangen.“
 
Kraft der Keramik
Mulder: „Für das Novotel Hoofddorp wollten wir eine helle Fassade mit einer sanften Ausstrahlung. Außerdem wollten wir die umliegende Natur im Entwurf aufgreifen. Mit Metall oder Glas wäre das schwierig zu realisieren gewesen. Mit Keramik an sich auch, denn das Ganze sollte ja nicht wie ein gefliestes Bad aussehen. Das Schöne an Keramik ist aber, dass man die Farben und die Oberflächenbeschaffenheit frei bestimmen und so genau die gewünschte Ausstrahlung erzielen kann. So haben wir in unserem Entwurf die Schilfgürtel entlang der Kanäle des Haarlemmermeer als Motiv aufgegriffen und zusammen mit Mosa untersucht, wie wir die Schilfstängel in den Fassadenfliesen zur Spitze des Gebäudes hin verlaufen lassen können. Gemeinsam haben wir erforscht, welche Möglichkeiten das Produktionsverfahren bietet. So wurde der Entwurf immer abstrakter und mündete schließlich in eine Fassade mit einem markanten Licht- und Schattenspiel durch die Wechselwirkung zwischen matten und glänzenden Oberflächen. Die Fliesen zeigen nicht nur ihr eigenes Motiv (ein Hochglanzaufdruck auf steinmatter Glasur), sondern reflektieren auch auf ganz besondere Art die Landschaft und den holländischen Himmel.“ Ensink: „Dieser Effekt ist sogar noch stärker als wir uns erträumt hatten und macht die Perspektive, aus der man die Fassade betrachtet, immer wieder spannend.“
 
 „Als Architekt muss man aus einer gesellschaftlichen Position heraus beginnen und dann dem Plan des Auftraggebers eine Geschichte geben.“
 
Gasterlebnis als Leitmotiv
Mulder: „Außer dem Einsatz von recyclingfähigen Fliesen – sowohl an der Fassade als auch innen im Hotel – haben wir viel Wert auf die Wärmedämmung gelegt, Gründächer angelegt und in Säulenstrukturen gebaut. Dadurch kommt man beim Bau mit weniger Masse aus, das Gewicht des Gebäudes nimmt also ab, was wesentlich zur Reduzierung des Baustoff - und damit des Energieverbrauchs beiträgt. Zudem haben wir uns eine intelligente Lösung für die Fenster der Hotelzimmer ausgedacht. Dabei stand das Erlebnis des Hotelgastes im Mittelpunkt, aber auch der Wunsch nach möglichst wenig Glasfläche und somit einer ökologischen Klimatisierung. Deshalb haben wir uns für schmale, vertikale Fenster entschieden, die in die Fassade eingerückt sind. Vielleicht nicht unbedingt die naheliegendste Lösung, aber durch die vertikale Positionierung bis hinunter zum Fußboden gelangt einerseits das Sonnenlicht tiefer in den Raum hinein. Andererseits entsteht durch die eingerückte Lage der Fenster mehr Schatten, wodurch die Zimmer sich weniger aufheizen und somit weniger gekühlt werden müssen. Beide Effekte sind äußerst beeindruckend und bestimmen letztlich, wie der Hotelgast seinen Aufenthalt erlebt. Ich kann gar nicht oft genug betonen, dass der menschliche Aspekt der wichtigste Ausgangspunkt in Entwürfen sein sollte. Und in diesem Fall nicht nur für die Zimmer, sondern auch in den öffentlichen Bereichen. Schließlich soll man sich auch dort nicht verloren oder verlassen fühlen. Deshalb haben wir übersichtliche, intime Orte geschaffen, eine Art Inseln, die ineinander übergehen und so dem Atrium ein menschliches Maß geben. Das ist der Kern unserer Entwürfe. Natürlich hätten wir auch ein steriles Hightech-Hotel entwerfen können, aber wir finden, dass ein Entwurf, der nicht diese weiche menschliche und soziale Seite aufweist, an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigeht.“
 
„Erfinde nicht alles neu. Teile, binde die Umgebung ein und bereichere die Menschen.“
 
Gemeinschaftlichkeit
Mulder: „Um diesen sozialen Aspekt zu verstärken, haben wir im Atrium – das mit seinem Glasdach schön transparent, hell und freundlich wirkt – Fliesenböden mit Teppichen und sogar Holzfußböden kombiniert. So entstehen einzelne Inseln, die dennoch miteinander in Verbindung stehen und die Interaktion fördern. Orte, an denen Menschen sich wohlfühlen. Ensink erläutert: „Für die Teppiche und manche Tapeten durften wir Bilder aus der Sammlung des Rijksmuseums Amsterdam als Motive verwenden. Für jede Stelle haben wir sorgfältig eine passende Bildgeschichte ausgesucht. Diese Bilder haben wir dann so vergrößert, zugeschnitten, verformt oder projiziert, dass sich ein Verfremdungseffekt ergibt, der trotzdem einen gewissen Wiedererkennungswert hat. Durch das Spiel mit dem Gesamtbild entstehen ständig neue Perspektiven, eigentlich genau so wie an der Außenfassade. Das soll die Besucher zum Nachdenken anregen.“ Mulder nickt bestätigend: „Dieser Aspekt gibt wie unser Gesamtkonzept dem Plan des Auftraggebers und dem Gebäude eine Geschichte.“ Lachend fügt er hinzu: „In dieser Hinsicht sind wir vielleicht eher Storyteller als Baumeister.“

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