Nominiert für die Shortlist der Jury 2024 - Nachwuchsarbeiten

Architekturobjekte

Nominiert für die Shortlist der Jury 2024 - Nachwuchsarbeiten


[Hotel] Sylter Höfe. Transformation eines Antimonuments

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Berlin, Fakultät VI - Planen Bauen Umwelt - TU Berlin, Sebastian Reitemeyer

Modellperspektive Innenhof & Parkdeck-Park - [Hotel] Sylter Höfe. Transformation eines Antimonuments

© Maximilian Willems & Sebastian Reitemeyer

Modellperspektive Kurfürstenstraße - [Hotel] Sylter Höfe. Transformation eines Antimonuments

© Maximilian Willems & Sebastian Reitemeyer

Modellperspektive Innenhof & Parkdeck-Park - [Hotel] Sylter Höfe. Transformation eines Antimonuments

© Maximilian Willems & Sebastian Reitemeyer

Modellperspektive Innenhof & Parkdeck-Park - [Hotel] Sylter Höfe. Transformation eines Antimonuments

© Maximilian Willems & Sebastian Reitemeyer

Modellperspektive Kurfürstenstraße - [Hotel] Sylter Höfe. Transformation eines Antimonuments

© Maximilian Willems & Sebastian Reitemeyer

Modellperspektive Innenhof Rückseite - [Hotel] Sylter Höfe. Transformation eines Antimonuments

© Maximilian Willems & Sebastian Reitemeyer

Fotos Bestandssituation - [Hotel] Sylter Höfe. Transformation eines Antimonuments

© Maximilian Willems & Sebastian Reitemeyer

Transformation Vorher & Nachher - [Hotel] Sylter Höfe. Transformation eines Antimonuments

© Maximilian Willems & Sebastian Reitemeyer

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Berlin, Fakultät VI - Planen Bauen Umwelt - TU Berlin, Sebastian Reitemeyer

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

02.2024

Gebäudedaten

Bauweise

Stahlbetonbau

Tragwerkskonstruktion

Stahlbeton

Anzahl der Vollgeschosse

11- bis 20-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttogrundfläche

18.588 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Prolog. Am 02. Mai hat Deutschland seinen Overshootday erreicht. Seither leben wir über unseren planetaren Ressourcen. Der Gebäudesektor ist in Deutschland für 40 Prozent der CO2 Emissionen und 52 Prozent des Abfallaufkommens verantwortlich. Besonders Abbruch und Neubau spielen hierbei eine große Rolle. Heutzutage ist vor allem die Nachkriegsarchitektur der 50er und 60er Jahre Abriss gefährdet und hat einen schweren Stand in der Gesellschaft. Die betroffenen Gebäude sind meist in einem äußerst schlechten Zustand und haben keinen gesellschaftlichen Wert. Sie sind monofunktional genutzt und bieten keine Qualitäten für den Stadtraum. Durch ihre Präsenz im Stadtbild sprechen wir bei diesen Gebäuden von Antimonumenten. Typischerweise sind diese Strukturen jedoch enorm flexibel und bieten viele Möglichkeiten. Diese Chance nutzen wir, um eine Utopie zu zeichnen, die zeigt, dass in Antimonumente mehr steckt, als sie offensichtlich nach außen hin preisgeben. Exemplarisch für die Antimonumente steht der Gebäudekomplex "Hotel Sylter Hof". Trotz seiner exponierten Lage im Herzen Westberlins, ist das Ensemble für die Öffentlichkeit unzugänglich. In unserer Utopie möchten wir diesen Ort wiederbeleben und mit Identität füllen. Das geht vor allem durch die Öffnung der Sockelzone und Aktivierung der Innenhöfe. Dank ihrer hohen Nutzungsoffenheit lassen sich die gerasterten Baukörper mit nur wenigen gezielten Eingriffen an die aktualisierten Bedarfe anpassen. Dadurch können im Gegensatz zu einem Ersatzneubau 70 Prozent CO2 eingespart werden. Aus diesem Grund appellieren wir, grade auch in den Antimonumenten unserer Städte nach den verborgenen Qualitäten zu suchen und Utopien zu schaffen.

Abriss. Das Areal zwischen Urania und Kurfürstenstraße ist geprägt durch den Städtebau der Nachkriegsmoderne. In den letzten Jahren sind bereits die ersten Gebäude der 60er und 70er Jahre verschwunden. Weitere Vertreter, so auch das Hotel Sylter Hof, sind unmittelbar vom Abriss bedroht.

CO2. Angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise verdeutlichen die CO2-Berechungen, warum es so wichtig ist, die großen Gebäudekomplexe der Nachkriegszeit zu erhalten, anstatt sie abzureißen und durch neue CO2-intensive Gebäude zu ersetzen. Der Bestand bildet sich wie folgt ab.

Programm. Als Ergebnis des „Werkstattverfahrens“ von 2018 und der bestehenden Gegebenheiten liegt ein wesentlicher Fokus auf der Aktivierung der Sockelzonen. Der Gebäudebestand kann die vorgeschlagene Nutzungsmischung ohne Probleme aufnehmen, ein Abriss ist dafür aus unserer Sicht nicht notwendig.

Strategie. Zunächst wird die straßenseitige Sockelzone des Hotels großzügig über zwei Geschosse geöffnet. Die beiden neuen öffentlichen Ebenen im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss spielen eine wichtige Rolle im Entwurf. Sie verbinden den Straßenraum mit den Hinterhöfen und sind sowohl vertikal als auch horizontal miteinander verbunden. Auf diesen Ebenen werden drei unterschiedliche Raumqualitäten geschaffen: „Werkhöfe“, „Stadtterrasse“ und “Parkdeck Park”.

Oberhalb des zweigeschossigen öffentlichen Sockels formieren sich drei Hochbaukörper: Zentral das Hotel, daneben das Bürogebäude und im Hof der Wohnturm. Nachbarschaftliche Nutzungen im 1. Obergeschoss des Sockels bilden den Übergang zu den Hochbauten und schaffen dabei Synergien für die Nutzer*innen. Der Nutzungsmix aus Wohnen, Arbeiten und Hotelnutzung trägt zur Belebung des öffentlichen Raumes bei.

01 Hotelgebäude. Das Hotelgebäude erhält eine neue Holztafelfassade mit durchlaufenden Balkonen, sowie außenliegenden Sonnenschutz. Nach Jahren der Identitätslosigkeit, ist das Gebäude nun als Hostel im Stadtraum identifizierbar und gewährt allen Bewohner*innen private Austritte. Der neu inszenierte Gebäudeabschluss bildet dabei das Aushängeschild der „Sylter Höfe“.

02 Wohnturm. Wenige strukturelle Eingriffe reorganisieren die Grundrisse und ermöglichen so unterschiedliche Wohnungstypen mit gleichen Qualitäten. So erhalten alle Wohnungen einen zentralen Wohnraum mit angeschlossener Loggia, die sich anhand der neu gegliederten Fassade ablesen lassen. So ist die Klarheit des ursprünglichen Entwurfs durch die ergänzte Struktur wieder hergestellt.

03 Bürogebäude. Das Bürogebäude ist dank seiner Skelettbauweise bereits im Bestand sehr flexibel und lässt sich problemlos an die Nutzer*innenwünsche anpassen. Die für das Bürogebäude identitätsstiftende Elementfassade wird demontiert, energetisch ertüchtigt und nach der Aufwertung durch PV-Paneele und textilen Sonnenschutz wieder angebracht. Dabei bleibt der ursprüngliche Charakter erhalten.

Nachhaltigkeit

Schritt 1 - Überblick über die Bestandsaufnahme: In einem ersten Schritt wurde berechnet, wie viel CO2 in allen drei Teilen unseres Gebäudekomplexes zusammen enthalten ist: dem Hotelgebäude [10], dem Bürogebäude [20] und dem Wohnturm [30]. Angesichts der drohenden Klimakrise verdeutlichen die hohen Zahlen, warum es so wichtig ist, die großen Gebäudekomplexe aus der Nachkriegszeit zu erhalten, anstatt sie abzureißen und durch CO2-intensive Neubauten zu ersetzen.

Schritt 2 - Vergleich mit einem Neubau: Der zweite Schritt besteht darin, zu prüfen, ob es sich lohnt, das bestehende Gebäude zu erhalten, anstatt es durch einen Neubau zu ersetzten. Derzeit ist nur das Hotelgebäude vom Abriss bedroht. In einem ersten Schritt wurde überschlägig berechnet, wie viel CO2 durch die geplanten Eingriffe in dem Bestandsgebäude emittiert wird. Nachfolgend wurde anhand von groben Parametern die CO2-Menge ermittelt, die die Errichtung eines vergleichbaren Gebäudes in Beton-Holz-Hybridbauweise emittieren würde. Vergleicht man die Zahlen miteinander fällt klar auf, dass die neue Bebauung extrem stark ins Gewicht fallen würde. Ein starkes Argumente für den Erhalt des Hotelgebäudes und dessen Ensembles.

Schritt 3 - Zoom-In Fassade: Die straßenseitigen Fassaden des Hotel- und Bürogebäudes bestehen aus Sandwichpaneelen in Kombination mit Aluminiumfenstern und verleihen den bestehenden Gebäuden ihre Identität. Zudem verkörpern sie die spezifischen Merkmale der Nachkriegszeit, aus der das Gebäudeensemble stammt. Da es sich bei der Fassade zudem um eine einheitliche Elementfassade handelt, die leicht demontiert werden kann, ist ihre Wiederverwendung besonders interessant. Schließlich ist die Elementfassade für die spezifischen Anforderungen des Bürogebäudes sehr passend. Aus dieser Beobachtung heraus entstand die Idee, alle Elemente der Elementfassade nach einer Reinigung und einer thermischen Aufwertung an das Bürogebäude anzubringen.

Ein Blick auf die Bestandsaufnahme der Elementfassade zeigt, dass in den Bauteilen bereits viel graue Energie gespeichert ist. Insbesondere die Aluminium-Sandwichpaneele lassen aus diesem Grund eine Wiederverwendung der Fassadenelemente sinnvoll erscheinen. Da der Witterungsschutz bereits durch die bestehende Gebäudehülle gegeben ist, können biobasierte Materialien zur thermischen Aufwertung eingesetzt werden. Ein Vergleich verschiedener Materialien zeigt die Vorteile einer Holzrahmenbauweise mit Hanffaserdämmung.

Dank der idealen Ausrichtung der Südfassade des Bürogebäudes können die PV-Paneele mit geringem Aufwand zwischen den Pilasterleisten der Fassade installiert werden. Ein genauerer Blick auf die PV-Elemente zeigt jedoch, wie viel graue Energie ihre Produktion erzeugt. Erst wenn der Ertrag der Fassade gegen die Herstellungskosten abgewogen wird, kann beurteilt werden, ob sich die PV-Nachrüstung der Fassade aus ökologischer Sicht lohnt.

Schlagworte

Bauen im Bestand, Bestand, Bauwende, Abriss-Stopp, Antimonument, Transformation, Hotel Sylter Hof, Sylter Höfe, CO2 Kalkulation

Bitte melden Sie sich an

Um diese Funktion nutzen zu können, müssen Sie bei heinze.de registriert und angemeldet sein.

Hier anmelden

Diese Seite weiterempfehlen

1055284801