Architekturobjekte
Nominiert für die Shortlist der Jury 2024 - Nachwuchsarbeiten
[Hotel] Sylter Höfe. Transformation eines Antimonuments
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Berlin, Fakultät VI - Planen Bauen Umwelt - TU Berlin, Sebastian Reitemeyer
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Berlin, Fakultät VI - Planen Bauen Umwelt - TU Berlin, Sebastian Reitemeyer
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
02.2024
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Bauweise
Stahlbetonbau
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
11- bis 20-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttogrundfläche
18.588 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Abriss. Das Areal zwischen Urania und Kurfürstenstraße ist geprägt durch den Städtebau der Nachkriegsmoderne. In den letzten Jahren sind bereits die ersten Gebäude der 60er und 70er Jahre verschwunden. Weitere Vertreter, so auch das Hotel Sylter Hof, sind unmittelbar vom Abriss bedroht.
CO2. Angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise verdeutlichen die CO2-Berechungen, warum es so wichtig ist, die großen Gebäudekomplexe der Nachkriegszeit zu erhalten, anstatt sie abzureißen und durch neue CO2-intensive Gebäude zu ersetzen. Der Bestand bildet sich wie folgt ab.
Programm. Als Ergebnis des „Werkstattverfahrens“ von 2018 und der bestehenden Gegebenheiten liegt ein wesentlicher Fokus auf der Aktivierung der Sockelzonen. Der Gebäudebestand kann die vorgeschlagene Nutzungsmischung ohne Probleme aufnehmen, ein Abriss ist dafür aus unserer Sicht nicht notwendig.
Strategie. Zunächst wird die straßenseitige Sockelzone des Hotels großzügig über zwei Geschosse geöffnet. Die beiden neuen öffentlichen Ebenen im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss spielen eine wichtige Rolle im Entwurf. Sie verbinden den Straßenraum mit den Hinterhöfen und sind sowohl vertikal als auch horizontal miteinander verbunden. Auf diesen Ebenen werden drei unterschiedliche Raumqualitäten geschaffen: „Werkhöfe“, „Stadtterrasse“ und “Parkdeck Park”.
Oberhalb des zweigeschossigen öffentlichen Sockels formieren sich drei Hochbaukörper: Zentral das Hotel, daneben das Bürogebäude und im Hof der Wohnturm. Nachbarschaftliche Nutzungen im 1. Obergeschoss des Sockels bilden den Übergang zu den Hochbauten und schaffen dabei Synergien für die Nutzer*innen. Der Nutzungsmix aus Wohnen, Arbeiten und Hotelnutzung trägt zur Belebung des öffentlichen Raumes bei.
01 Hotelgebäude. Das Hotelgebäude erhält eine neue Holztafelfassade mit durchlaufenden Balkonen, sowie außenliegenden Sonnenschutz. Nach Jahren der Identitätslosigkeit, ist das Gebäude nun als Hostel im Stadtraum identifizierbar und gewährt allen Bewohner*innen private Austritte. Der neu inszenierte Gebäudeabschluss bildet dabei das Aushängeschild der „Sylter Höfe“.
02 Wohnturm. Wenige strukturelle Eingriffe reorganisieren die Grundrisse und ermöglichen so unterschiedliche Wohnungstypen mit gleichen Qualitäten. So erhalten alle Wohnungen einen zentralen Wohnraum mit angeschlossener Loggia, die sich anhand der neu gegliederten Fassade ablesen lassen. So ist die Klarheit des ursprünglichen Entwurfs durch die ergänzte Struktur wieder hergestellt.
03 Bürogebäude. Das Bürogebäude ist dank seiner Skelettbauweise bereits im Bestand sehr flexibel und lässt sich problemlos an die Nutzer*innenwünsche anpassen. Die für das Bürogebäude identitätsstiftende Elementfassade wird demontiert, energetisch ertüchtigt und nach der Aufwertung durch PV-Paneele und textilen Sonnenschutz wieder angebracht. Dabei bleibt der ursprüngliche Charakter erhalten.
Nachhaltigkeit
Schritt 2 - Vergleich mit einem Neubau: Der zweite Schritt besteht darin, zu prüfen, ob es sich lohnt, das bestehende Gebäude zu erhalten, anstatt es durch einen Neubau zu ersetzten. Derzeit ist nur das Hotelgebäude vom Abriss bedroht. In einem ersten Schritt wurde überschlägig berechnet, wie viel CO2 durch die geplanten Eingriffe in dem Bestandsgebäude emittiert wird. Nachfolgend wurde anhand von groben Parametern die CO2-Menge ermittelt, die die Errichtung eines vergleichbaren Gebäudes in Beton-Holz-Hybridbauweise emittieren würde. Vergleicht man die Zahlen miteinander fällt klar auf, dass die neue Bebauung extrem stark ins Gewicht fallen würde. Ein starkes Argumente für den Erhalt des Hotelgebäudes und dessen Ensembles.
Schritt 3 - Zoom-In Fassade: Die straßenseitigen Fassaden des Hotel- und Bürogebäudes bestehen aus Sandwichpaneelen in Kombination mit Aluminiumfenstern und verleihen den bestehenden Gebäuden ihre Identität. Zudem verkörpern sie die spezifischen Merkmale der Nachkriegszeit, aus der das Gebäudeensemble stammt. Da es sich bei der Fassade zudem um eine einheitliche Elementfassade handelt, die leicht demontiert werden kann, ist ihre Wiederverwendung besonders interessant. Schließlich ist die Elementfassade für die spezifischen Anforderungen des Bürogebäudes sehr passend. Aus dieser Beobachtung heraus entstand die Idee, alle Elemente der Elementfassade nach einer Reinigung und einer thermischen Aufwertung an das Bürogebäude anzubringen.
Ein Blick auf die Bestandsaufnahme der Elementfassade zeigt, dass in den Bauteilen bereits viel graue Energie gespeichert ist. Insbesondere die Aluminium-Sandwichpaneele lassen aus diesem Grund eine Wiederverwendung der Fassadenelemente sinnvoll erscheinen. Da der Witterungsschutz bereits durch die bestehende Gebäudehülle gegeben ist, können biobasierte Materialien zur thermischen Aufwertung eingesetzt werden. Ein Vergleich verschiedener Materialien zeigt die Vorteile einer Holzrahmenbauweise mit Hanffaserdämmung.
Dank der idealen Ausrichtung der Südfassade des Bürogebäudes können die PV-Paneele mit geringem Aufwand zwischen den Pilasterleisten der Fassade installiert werden. Ein genauerer Blick auf die PV-Elemente zeigt jedoch, wie viel graue Energie ihre Produktion erzeugt. Erst wenn der Ertrag der Fassade gegen die Herstellungskosten abgewogen wird, kann beurteilt werden, ob sich die PV-Nachrüstung der Fassade aus ökologischer Sicht lohnt.
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