Wer den gigantischen Maßstab und den Industriecharme von Werften, Containerhäfen und Polderlandschaften gewohnt ist, dessen Gebäude geraten ebenso groß, urban und ikonisch und verlieren sich selten im Kleinklein. Die sogenannte Supermoderne, oder „Superdutch“, hat ihren Ursprung eigentlich in Rotterdam, ist aber längst in den angrenzenden Ländern und Städten der Welt angekommen. Dass sie dabei zwar nicht unbedingt heimelig, dennoch aber ortsverbunden sein kann, zeigt das neue Headquarter von Cordeel in der belgischen Scheldestadt Temse. Auf dem ehemals weltgrößten Trockendock bauten Bingst Architekten einen 100 Meter langen Stahlriegel, der alleine durch seine Maße beeindruckt: 1.200 Tonnen Gebäudemasse, die zwanzig Meter und quer über ein Trockendock aufgeständert sind, getragen von zwei, im Vergleich filigran wirkenden Stahlbetonkernen. Der zweigeschossige Riegel besteht aus zwei miteinander verbundenen Stahlfachwerkträgern, die je über die gesamte Riegelhöhe reichen. Das ermöglicht eine Spannweite von 73 Metern. Die Stahlkonstruktion wurde vorgefertigt und mit zwei Lastkränen über das Dock gerollt und dann auf die Kerne gehieft. Der weitere Ausbau des Gebäudes erfolgte wie in einer Werft auf einer über dem Trockendock aufgebauten Plattform. Die umlaufende Glasfassade und die ALUCOBOND®-Verbundplatten, die die Geschossdecken und die Unterseite des Riegels verkleiden, sind stark reflektierend. Sie spiegeln die Bewegungen von Himmel und Wasser und verlängern optisch die Achse der Gebäudestützen. So entsteht ein kühn über den Hafen weisendes Gebäude, wie eine Kommandobrücke eines Riesendampfers. Von hier geht der Blick weit bis zur Kathedrale und zum Hafen von Antwerpen und vielleicht auch eines Tages wieder ganz nah auf den Bau eines Dampfers, direkt hier unten im Trockendock.