Nominiert für die Shortlist der Jury 2020 - Nachwuchsarbeiten
In Corpore . Espenhof Nord
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Bauhaus Universität Weimar, Entwerfen und Raumgestaltung, Andreas Mischke
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Zeichnungen und Unterlagen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
6- bis 10-geschossig
Beschreibung
Objektbeschreibung
Eine Gruppenarbeit von Pascal Schettki und Andreas Mischke
Die derzeitige Alterssiedlung Espenhof liegt in einem von Wohnsiedlungen der Nachkriegszeit geprägten Gebiet im östlichen Teil von Albisrieden, Zürich. Sie gilt als Pioniersiedlung für die Wohnform «selbständig wohnen mit sozialen und pflegerischen Dienstleistungen» und wurde zwischen 1951 und 1960 erbaut. Der bauliche Zustand, sowie die Unterausnutzung des Areals wurde von der Stiftung Alterswohnen der Stadt Zürich zum Anlass genommen einen Wettbewerb für einen Ersatzneubau auszurufen.
Gesucht wurde eine konstruktiv und gestalterisch hochwertige Bebauung, indem aktuelle Konzepte zum Wohnen entwickelt werden, die insbesondere den Aspekten der Stärkung gemeinschaftlichen Wohnens Rechnung tragen und mit einer hohen Nutzungsflexibilität einen Beitrag zu zeitgemässem Wohnen im Alter leisten können. Büro- sowie Gewerbeeinheiten, großzügige Gemeinschaftsbereiche und ein Doppelkindergarten waren zudem Teil des erweiterten Raumprogramms. Städtebaulich werden abweichend zur bisherigen Umgebung neue baulich-räumlich vielfältige Qualitäten mit klaren Aussagen zu Öffentlichkeit und Privatheit getroffen und definieren eine neue Mitte in dem neu entstandenen Ensemble. Differenzierte Wohnungstypen und -größen in den einzelnen Baukörpern fördern ein Zusammenleben unterschiedlicher Lebensformen und Lebensentwürfe. Durch die Verwendung handelsüblicher Holzwerkstoffplatten versprühen alle Baukörper auf dem ersten Blick eine Einfachheit und Pragmatismus. In der Kombination von Loggien, Dachüberständen und Holzlattung, sowie einem vorgehangenden Stahlgerüst am Turm, wird den Baukörpern eine feine Strukturierung verliehen. Es entsteht eine Komplexität, die an das Bild städtischer Häuser erinnern soll, die sich auf Bauten der 1960er/1970er Jahre in der Umgebung beziehen.
Wir glauben daran, dass der hier vorgeschlagene Entwurf die Kraft besitzt, dem konkreten Ort in Albisrieden neue räumliche Identität verschafft und einen Beitrag zum gemeinschaftlich orientierten altersübergreifenden diversen Wohnen leisten kann.
Beschreibung der Besonderheiten
Das Grundstück Espenhof befindet sich am südwestlichen Stadtrand im Quartier Albisrieden, welches durch den Übergang zur ländlichen Umgebung und dörflichen anmutenden Strukturen geprägt ist. Die angrenzenden Bebauungen sind in ihrer Morphologie heterogen. Es finden sich Zeilenbebauungen, Solitärbauten, sowie Grossformen. Ein übergeordnetes Siedlungsmuster weisen lediglich die Wohnbauten entlang des Fellenbergstraße auf. Hier handelt es sich um Zeit typische Zeilenbauten, erstellt in den Jahren zwischen 1950 und 1960.
Städtebaulich vervollständigen die beiden Blöcke des Alterswohnen den Takt beider Straßen und definieren die neue Mitte. Mithilfe gezielter geometrischer Verformungen schaffen es beide Gebäudekörper räumliche Qualitäten aufzuzeigen und entstehen zu lassen. Der Turm der Genossenschaft fungiert als Scharnier zwischen beiden Nutzungen und dem vorhandenem Knick entlang der schmalen Anwohnerstraße. Geschützt und flankierend inmitten des neuen Quartieres befindet sich der neue Doppelkindergarten, welcher von beiden Straßen aus erschlossen werden kann.
FREIRAUM
Freiräumlich verbindet eine homogene Oberfläche aus einer wassergebundenen Decke alle Nutzungen und Baukörper miteinander. Der im Grundstück vorzufindende Höhenversprung wird gleichmäßig zwischen allen Gebäuden verteilt, um eine schwellenlose Verbindung herzustellen. Das Grün der umgebenen Bebauungsstruktur findet auch im neuen Quartier Einhalt. Liebliche Pflanzbecken zonieren die einzelnen Gemeinschaftsbereiche ohne sich von einander abzuschotten.
ALTERSWOHNEN
Der Block verfügt über einfach strukturierte, zweiseitig orientierte Wohnungen, die ein Durchwohnen ermöglichen und über eine aussenliegende Erschliessungs- und Kommunikationszone direkt erschlossen wird. Dieser Grundrisstyp ermöglicht es, eine durchlässige und feingliedrige Gesamtform zwischen Außenraum und Hof zu entwickeln und durch die Ausbildung von Nischen Privatheit herzustellen. Der Basistyp der 2,5 Zimmer Wohnung verfügt weiterhin über eine raumhaltig aktivierte Wand, die im Mittelpunkt der Wohnung steht und eine Zirkulation innerhalb der Wohnung gewährleistet. Die Laubentypologie begreifen wir als Chance, einen qualitativ hochwertigen Lebensraum zu formen, welcher nicht nur im Sommer, sondern zu allen Jahreszeiten einen deutlichen Mehrwert für die BewohnerInnen haben kann. Die gemeinschaftsfördernde Wohn- und Erschliessungstypologie unterstreicht bewusst den Willen zum gemeinsamen Wohnen und sozialen Austausch.
GENOSSENSCHAFTSWOHNEN
Geschossweise sind jeweils drei Wohnungen angeordnet. Durch den großzügigen Eingangsbereich befindet man sich unmittelbar inmitten der Wohnung. Jede Wohnung verfügt über eine Garderobe. Von dort aus erstreckt sich der offene Wohn- und Essbereich, welcher durch die umlaufende Balkon-/ Loggienstruktur zoniert wird. Ohne eine räumliche abgrenzende Erschließungsstruktur werden alle Individualzimmer erschlossen. Diese verfügen über französische Fenster, welche den direkten Zugang zur umlaufenden Struktur ermöglichen. Atmosphärisches werden die Wohnungen durch Wahl der Konstruktion geprägt.
KINDERGARTEN
Der Doppelkindergarten verfügt über eine lebendige Mitte. Diese ist Empfangs, sowie Verteilerraum zugleich. Von dort aus gelangen die Kinder in ihre jeweiligen Gruppenzimmer und den gemeinsam Aufenthalts- und Essensraum. Im Dachboden befinden sich die gespiegelt angeordneten Schlafbereiche, welche über eine im Kern integrierte Treppe erschlossen wird. Dem Garten hin öffnet sich der Grundriss und verfügt durch seine Eingrabung über einen geschützten und privaten Aussenraum.
KONSTRUKTION
BLOCK
Die Wohnungen in Holzbau ausgeführt, gruppieren sich um 2 betonierte Treppenkerne, welche diagonal voneinander angeordnet sind. Die Konstruktion erfolgt mittels vorfabrizierter Elementwände, die Decken werden vor Ort durch Steckverbindungen zusammengefügt. Offene Balkendecken prägen alle Raumuntersichten. Die durchlaufenden Hauptträger zeigen das übergeordnete System an, in das die Wände eingestellt sind. Sämtliche Innenwände sind in Trockenbau ausgeführt.
SOLITÄR
Für den Solitär entschied man sich für eine Beton(kern)konstruktion, welche in Ortbeton ausgeführt wird. Dieser Kern umfasst den Erschließungsflur, dass Treppenhaus, sowie den Liftschacht. Die Decken sind ebenfalls in Ortbeton ausgeführt, bekommen fußbodenseitig eine Estrichbedeckung. Die Deckenuntersicht bleibt unbehandelt und behält durch das von Schaltafeln entstandene Verlegemuster, eine rohe Ästhetik. Die Ausfachung der Außenwände erfolgt mittels vorfabrizierter Elementwände. Die Innenwände sind in Trockenbau ausgeführt.
PAVILLION
Der Pavillion ist wie der Block komplett als Holzbau ausgeführt. Die Konstruktion wird ähnlich zum Block als Ständerbau vor Ort mittels Steckverbindungen zusammengesetzt. Die Außenwände werden ebenfalls mittels vorfabrizierter Elementwände erstellt. Die Bodenplatte ist in Beton ausgeführt.
FASSADE
BLOCK
Durch die Verwendung handelsüblicher Holzwerkstoffplatten und Latten versprühen alle Baukörper auf den ersten Blick eine Einfachheit und Pragmatismus. Erst auf den zweiten Blick offenbart sich aber die Komplexität, die von ihnen ausgeht. Bei dem Block werden die farblich behandelten 3-Schicht Furnierplatten flächig verlegt. Die Stöße werden durch handelsübliche Holzlatten verblendet. In vertikaler und horizontaler Richtung verlegt, geben sie dem Baukörper eine feine Strukturierung. In der Kombination von Öffnungen, Loggien, Dachüberstand und Lattung, entsteht so eine Komplexität, die an das Bild städtischer Häuser, die sich auf die bestehenden Bauten der Umgebung beziehen.
SOLITÄR
Der Solitär, der sich auch mittels 3-Schicht Furnierplatten nach außen präsentiert, weist einen umlaufenden Umgang auf. Dieser ist in identischer Farbe ausgeführt und als nichttragende Stahlkonstruktion an die Betonstruktur angehangen. In seiner Feinheit soll dieser die feine Lattung der Blöcke nachahmen und so eine Ensemblewirkung der Baukörper bewirken.
PAVILLION
Der Pavillion nimmt hier eine Sonderposition ein. Auch als pragmatischer Holzbau gedacht, soll dieser mit einer ornamental gestalteten Holzoberfläche versehen werden. Hierfür wird eine umlaufende Rautenform vorgeschlagen.