Heinze ArchitekturAWARD 2025: Teilnehmer
Industrie und Natur – Ein Ausstellungsraum im Wandel
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Dortmund, Fakultät Bauwesen, Maximilian Rahe, Jonas Verfürden
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
07.2024
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Bauweise
Holzhybridbau
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttogrundfläche
3.800 m²
Nutzfläche
8.600 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Die Aufgabe besteht im Entwurf eines Ausstellungsgebäudes im urbanen Kontext einer westlichen Stadt in Deutschland. Im Fokus steht die Wechselbeziehung zwischen Ausstellungsobjekt, Raum und Besucher. Architektur dient dabei nicht nur als Hülle, sondern als aktiver Deutungsträger, der durch Raumwirkung und gestalterische Elemente die Wahrnehmung der Besucher prägt.
Neben der klassischen Exposition wird auch das Prinzip des „Abschaltens“ thematisiert: Die Trennung eines Objekts von seiner ursprünglichen Funktion führt zu neuen Deutungsräumen und Nutzungsmöglichkeiten. Dies zeigt sich nicht nur in der Ausstellungsgestaltung, sondern auch in der Architektur, die durch ihre Raumwirkung und konstruktiven Details Bedeutungen transportiert.
Entwurf
Der Entwurf thematisiert die Wechselbeziehung zwischen menschengemachten Strukturen und der Natur im Kontext des Ausstellens. Im Ruhrgebiet wurden Industrieflächen zunächst vollständig der Natur entzogen, doch durch neue Entwicklungen werden sie zunehmend renaturiert und sowohl dem Menschen als auch der Natur zurückgegeben. Ziel des Projekts ist es, ein Gebäude zu entwerfen, das diesen Prozess unterstützt und die Verflechtung von Industrie, Natur und Ausstellung erfahrbar macht.
Das Konzept basiert auf einer offenen, leichten Holzstruktur, die Pflanzen Raum zur Ausbreitung gibt und die Natur in das Gebäude integriert. Der Sockel ist durchlässig gestaltet, sodass Natur und Besucher gleichermaßen in das Innere gelangen können. Die Ausstellung erstreckt sich über verschiedene Ebenen, wobei Atrien und Oberlichter für natürliche Belichtung sorgen. Ein zentraler Lichthof ermöglicht sowohl das Wachstum der Pflanzen als auch die vertikale Erschließung.
Die Ausstellung selbst widmet sich der Geschichte der Industrie im Ruhrgebiet und deren Einfluss auf die Natur. Plätze mit Blick auf den Hochofen in Phönix West setzen die industrielle Vergangenheit in Szene. Gleichzeitig bietet das Gebäude Einblicke in nachhaltige Bauweisen und neue Nutzungsmöglichkeiten für postindustrielle Räume.
Die Konstruktion kombiniert massive Elemente mit einer flexiblen Holzstruktur. Plattformen und Wege aus Brettschichtholz ermöglichen es den Besucher*innen, das Gebäude auf verschiedenen Routen zu erkunden. Die tragenden Holzbauteile sind vor Witterung geschützt und austauschbar, um eine langfristige Nutzung zu gewährleisten. Zudem kommt eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung mit Versickerungsmulden und Zisternen zum Einsatz. Die Beheizung erfolgt über eine Fußbodenheizung mit Fernwärme, während die Belüftung durch natürliche Luftzirkulation in den Innenhöfen unterstützt wird.
Das Projekt zeigt, wie Architektur, Natur und Industrie in einen produktiven Dialog treten können. Es lässt sich flexibel an unterschiedliche Standorte im Ruhrgebiet anpassen und bietet neue Perspektiven für den Umgang mit urbanen Landschaften und historischen Industriebauten.
Beschreibung der Besonderheiten
Das Holzgerüst bildet eine zentrale gestalterische und funktionale Komponente des Entwurfs. Es erstreckt sich über den gesamten Ausstellungsbereich und schafft eine flexible, vielschichtige Raumstruktur, die sowohl die Besucherführung als auch die Integration der Natur unterstützt.
Durch die offene Bauweise des Gerüsts können sich Pflanzen entlang der Konstruktion ausbreiten und so eine enge Verbindung zwischen Architektur und Natur schaffen. Die Plattformen aus Brettschichtholz dienen nicht nur als Ausstellungsflächen, sondern ermöglichen auch unterschiedliche Perspektiven auf die umliegende Industrielandschaft sowie auf die wachsende Vegetation. Die Verbindung von Holz und Natur wird durch gezielt gesetzte Kontraste verstärkt: Während die massiven Fassadenflächen im Innenhof eine stabile, schützende Kulisse bilden, fügt sich das filigrane Holzgerüst organisch in das Gesamtbild ein.
Die Konstruktion ist so konzipiert, dass sie sich an verändernde Umweltbedingungen anpassen kann. Träger und Stützen aus Holz sind durch flache Bleche vor Witterungseinflüssen geschützt, während die verschraubten Verbindungen eine einfache Wartung und den Austausch einzelner Elemente ermöglichen. Die Kombination aus massiven und leichten Bauelementen verleiht der Struktur Stabilität und Flexibilität zugleich.
Um die Kanalisation zu entlasten und nachhaltiger mit Regenwasser umzugehen, wird dieses durch eine Kaskadenentwässerung in Versickerungsmulden und Zisternen geleitet, wodurch es zur Bewässerung der Pflanzen genutzt werden kann. So entsteht ein geschlossener Kreislauf, in dem Architektur, Natur und Umwelt ressourcenschonend miteinander interagieren.
Das Holzgerüst ist somit weit mehr als eine tragende Struktur – es ist ein lebendiger Bestandteil der Ausstellung, der die Besucher aktiv einbindet und die Wechselwirkung zwischen Industrie, Natur und Architektur auf eine erlebbare Weise inszeniert.
Die Holzkonstruktion erzählt von der industriellen Vergangenheit des Ruhrgebiets, der Kraft der Natur, sich verlorenen Raum zurückzuerobern, und den Möglichkeiten einer nachhaltigen Zukunft.
Nachhaltigkeit
Neben Holz kommt regionaler Backstein zum Einsatz, der sich durch seine Langlebigkeit und geringe Instandhaltungskosten auszeichnet. Die Verwendung lokaler Ziegel reduziert Transportwege und minimiert den ökologischen Fußabdruck. Gleichzeitig integriert sich der Backstein harmonisch in den industriellen Kontext des Standorts und schafft eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die massive Bauweise bietet zudem eine hohe Wärmespeicherfähigkeit, wodurch Temperaturschwankungen ausgeglichen und der Energieverbrauch gesenkt wird.
Begrünung spielt eine zentrale Rolle: Pflanzen wachsen entlang des Holzgerüsts und tragen zur natürlichen Beschattung sowie zur Verbesserung des Mikroklimas bei. Ein zentraler Lichthof sorgt für natürliche Belichtung und reduziert den Energieverbrauch. Ergänzend wird Regenwasser durch Kaskadenentwässerung gesammelt und für die Bewässerung genutzt. Die natürliche Belüftung senkt den Energieaufwand für Klimatisierung, während eine Fußbodenheizung mit Fernwärme eine umweltfreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen darstellt.
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