Architekturobjekt 12 von 13

Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2016: Teilnehmer


Inmitten Dazwischen

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Jade Hochschule, Architektur, Jana Nolting

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Jade Hochschule, Architektur, Jana Nolting

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Sonstige

Jade Hochschule Oldenburg

Ofener Straße 16/19

26121 Oldenburg

Deutschland

Verwendete Produkte

Kerto

Holzfassaden, CNC Plattenbearbeitung

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Holz

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

Entwurf und Konzeption
Jedes Jahr zwingen Krieg, Gewalt und Verfolgung, aber auch Armut und Not zunehmend Millionen Menschen dazu ihre Heimat zu verlassen und sich auf eine oft lebensbedrohlicheReise nach Europa zu begeben.Hier hoffen sie auf Zuflucht, Trost, Unterstützung und eine neue Heimat. Auch die Anzahl der Studierenden steigt zunehmen und jedes Semester wird die Suche nach einem günstigen Zimmer schwieriger. Beide suchen, angekommen in einem neuen Land, in einer neuen Stadt, nach Gemeinschaft und Privatheit, vor allem aber nach Anschluss, Freunden und einem neuen Alltag.Das Potential zur Integration und Inklusion liegt in der europäischen Kultur, die vielfältiger, offener und interessanter ist. Walter Siebel konstatiert als Merkmal der Europäischen Stadt die Hoffnung auf Emanzipation. Denn ab dem Mittelalter steht die Stadt für die Emazipation des politischen Bürgers, aus der feudalistischen Herrschaft. Als weiteres Merkmal, passend zu den Überlegungen über das Thema, führt er die urbane Lebensweise an, die hier „typisch Stadt“ genannt wird: die alltägliche Begegnung mit Fremden und das permanente Erleben des Gegensatzes zwischen Öffentlichkeit und Privatheit. Der Entwurf leitet sich aus dieser Pluralität ab: kleine persönliche Rückzugsr.ume und große gemeinschaftlich genutzte Flächen und öffentliche Bereiche, die alle durch ein 3x3x3m Raster organisiert sind. Dieser Achsabstand ermöglicht jedem Einzelnen seinen persönlichen Bereich mit eigenem Badezimmer, Bett, Schrank und Schreibtisch.Gleichzeitig aber auch große Gemeinschaftsbereiche in den WGs, die als Kommunikations- und Integrationsebene dienen. Hier wird gemeinsam gegessen, gekocht, gespielt und gearbeitet. Die Erdgeschossflächen dienen sowohl als Kommunikationsebene mit der Öffentlichkeit und als Indentifikations- und Partizipationsebene für v.a. Geflüchtete. Diese können in dem Café, der Werkstatt bzw. in dem Antiquariat arbeiten und so in die Arbeitswelt einsteigen. Die Dächer bieten Freiräume für Ateliers und Urban Gardening.
Es geht also darum ‚inmitten dazwischen‘ zu leben - inmitten einer Stadt, inmitten der Gesellschaft und inmitten einer Gemeinschaft, gleichzeitig aber auch zwischen zwei Kulturen, zwischen zwei Häusern und in Zwischenräumen.
Anwendungsbeispiel: Baulücke Baumgartenstraße
Bei dieser sehr kleinen innerstädtischen Baulücke (6x9m) stößt das System an seine Grenzen bezüglich der minimal benötigten Fläche. Dennoch findet sich im Erdgeschoss Platz für ein kleines Antiquariat mit öffentlichem Bücherregal und Urban Gardening auf dem Dach. Die Erschließung ist ebenfalls innenliegend. Vier Personen, v.a. Alleinstehende finden hier Platz.
Anwendungsbeispiel: Ratsherr-Schulze-Straße
Dieses Grundstück ist durch seinen suburbanen Kontext, die für Oldenburg typischen klassizistischen Stadtvillen und zwei Bäche geprägt. Aus diesem Kontext heraus ergeben sich in der Struktur Hofsituationen mit außenliegender Erschließung und viel Frei- und Grünfläche. Durch die abgeschlossenen WGs finden hier sowohl Alleinstehende, Paare, als auch Familien (insgesamt 75 Personen) Platz.
Anwendungsbeispiel: Baulücke Kaiserstraße
Diese Baulücke ist mit etwa 12x30m sehr groß und liegt zwischen dem Oldenburger Bahnhof und der Innenstadt. Sie bildete den Ausgangspunkt des Entwurfes und der Entwicklung des Bausystems.
Im weiteren Verlauf der Bearbeitung des Projekts und der konstruktiven Ausarbeitung haben sich die zuvor geplanten Grundrisse ebenfalls geändert. Die privaten Zimmer sind jetzt ohne eigene Badezimmer geplant, da so mehr privater Freiraum entstehen kann und die Leitungsführung im Sinne des geplanten Selbstbaus vereinfach wird.
Bausystem
Das Bausystem beruht auf dem Gedanken der Partizipation, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Durch das kleinteilige Raster schmiegt es sich sowohl in kleinste innerstädtische Baulücken, als auch in suburbane Kontexte. Das System besteht aus immer gleichen Panelen für Wand, Boden und Decke (diese unterscheiden sich nur in ihrer Ausfachung) und wenigen Sonderbauteilen (Höhenversprünge, Geländer, Attiken u.a.). Die besagten Panele werden fertig geliefert und können vor Ort problemlos von den ungelernten Helfern (unter Anleitung) zusammengebaut und mit Hilfe von ‚Möbelverbindern‘ verschraubt werden. Die später als Gewerbefläche nutzbaren Räume des Erdgeschosses bilden eine kleine Werkstatt mit CNC-Fräsmaschine, die es den späteren BewohnerInnen ermöglicht Möbel herzustellen und den Innenausbau voranzutreiben. Partizipation und gemeinsames Schaffen ist der wahrscheinlich einfachste, schnellste und erfolgreichste Weg zur Integration. Die Werkstatt ist hierbei als Start-Up-Unternehmen zu verstehen, die es den Geflüchteten und Studierenden u.a. ermöglicht die selbst hergestellten Möbel auch zu verkaufen. Letztlich ist es das Ziel die Panele selber herzustellen, zu verkaufen und daraus neue Gebäude zu bauen.

Beschreibung der Besonderheiten

Die Konstruktion in der vorgeschlagenen Modulbauweise aus Holz mit einem hohen Vorfertigungsgrad ermöglicht es das Gebäude in großen Teilen im Selbstbau zu errichten, lässt gleichzeitig die Möglichkeit des Rück- und wieder Aufbaus an einem anderen Ort offen und ermöglicht so einen hohen Grad an Flexibilität.

Schlagworte

Selbstbau, Studierende und Geflüchtete, Holzbau, Partizipation, Gemeinschaft, Neue Wohnkonzepte, Modulares Bauen, Nachhaltigkeit

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