Heinze ArchitekturAWARD 2015: Teilnehmer
Innenrenovierung Evangelische Friedenskirche Heidelberg
69121 Heidelberg, An der Tiefburg 10
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: AAg Loebner Schäfer Weber BDA Freie Architekten GmbH
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
An der Tiefburg 10, 69121 Heidelberg, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
09.2012
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
6.450 m³
Nutzfläche
890 m²
Verkehrsfläche
118 m²
Kosten
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
1.639.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Die Einheit der wesentlichen liturgischen Elemente Taufstein, ins Zentrum gerücktem Altar, Kanzel und Orgel auf der Mittelachse wird wieder hergestellt. Die neue Stufenanlage verbindet diese Elemente, öffnet den zentralen Sakralraum und erweitert die Möglichkeiten für verschiedene Gottesdienstformen. Die Einschreibung eines Auszugs aus Hölderlins Friedensfeier lädt den liturgischen Raum künstlerisch auf. Die neuen Prinzipalien sind versetzbare Objekte aus Bronze. Eine steuerbare Beleuchtungs- und Akustikanlage versorgt die unterschiedlichen Szenarien stimmungsvoll und effizient.
Maßnahmen
Die grundsätzliche Änderung ist die neue Lage des Altars, der deutlich weiter vorn in der Gemeinde auf einer neuen Altarstufe steht. Hierzu werden die bestehenden drei Chorstufen und die bestehende Altarstufe abgebrochen.
Gemäß dem zugrunde liegenden Wiesbadener Programm waren ursprünglich Altar und Kanzel in einer Achse mit Sängerempore und Orgel. Dies ist nun mit erneuerten Prinzipalien wiederhergestellt. Darüber hinaus wird auch der originale Taufstein auf dieser Achse im Kirchenraum angeordnet. Die Stufenanlage verbindet die Sängerempore mit dem zentralen Altarbereich. Das Orgelpositiv wird zum Spieltisch der Orgel zurückversetzt.
Die Holzstufen der Sängerempore im oberen Bereich sind wieder der ursprünglich stärkeren Neigung angepasst, die anderen Emporenböden werden ebenfalls erneuert.
Der bestehende, die Vorhalle verdunkelnde Windfang wird entfernt und durch eine neue Windfanganlage aus Glas in der ersten Stützenachse ersetzt. Hierin sind Gesangbücher, Auslagen und sonstige Gebrauchsgegenstände für das Kirchencafé integriert.
Die gewonnenen Freiheiten werden auch durch den Verzicht auf fest installierte Bankreihen ermöglicht. Ein neu entwickelter, leichter Stapelstuhl aus Eiche lässt vielfältige Sitzanordnungen zu und kann den Raum für Anderes freilassen.
Unter der Eingangsempore entsteht ein Ort für die persönliche Andacht, Fürbitte und Gebet.
Die Umgestaltung des nun direkt zugänglichen Konfirmandensaals als Proben- und Kindergottesdienstraum einschließlich der Nebenräume rundet das breite Nutzungsangebot ab.
Farbe und Material
Die Gemeinde wollte die historische Farbfassung nicht wieder herstellen, sondern den gesamten Kirchenraum hell und ruhig fassen. Die einheitlich hellen Wand- und Deckenflächen sind Reflexionsflächen des Lichtes. Die architektonischen Strukturelemente, die teilweise in Naturstein, teilweise mit Stuck oder nur durch Farbe hergestellt sind, werden in zurückhaltender Form abgesetzt. Durch die hellen und zurückhaltenden Farben kommen die Buntglasfenster in ihrer Farbigkeit besonders zur Geltung.
Die Stufenanlage besteht im unteren Bereich aus oberflächenvergüteten Werksteinelementen in Fertigteilkonstruktion, in die ein von Harald Kröner verdichtetes Zitat aus der Friedensfeier von Friedrich Hölderlin eingeschrieben ist.
Der Boden ist mit anthrazitfarbenen Zementmosaikplatten belegt und mit einer Fußbodenheizung versehen.
Die im gleichen Zeitraum umgebaute Orgel erhält ein neues Rückpositiv und eine Überarbeitung aller Holzoberflächen. Sie fügt sich als Prospekt des Raumes in diesen harmonisch ein.
Prinzipalien
Die Prinzipalien werden für den veränderten Kirchenraum neu ergriffen und als schlichte, ihre Aufgabe deutlich machende Objekte konzipiert. Sie sind als bedingt versetzbare Objekte aus patinierter Bronze vorgesehen.
Altar
Es bleibt beim Altar als zentralem Zeichen des Gottesdienstgeschehens. Der Altar ist ein vierteiliger tragbarer Korpus aus Bronzeguss mit eingeprägtem Kreuz.
Kanzel
Die Kanzel ist auf der Stufenanlage angeordnet und kann dort an verschiedenen Orten aufgestellt werden. Sie ist ein geschwungenes Band mit Ablage, das dem Predigenden ausreichend Umfeld gibt, aber auch nicht zu sehr Distanz zur hörenden Gemeinde aufbaut.
Taufstein
In der Mittelachse wird der noch vorhandene historische Originaltaufstein aus hellem Sandstein als eigenständiger sakramentaler Ort aufgestellt. Die Taufschale war nicht mehr vorhanden und ist ebenfalls aus Bronze gefertigt.
Andachtsort
Dieser Ort besteht aus einem flachen Bronzetisch mit Buch- und Schriftenauslage sowie Halterungen für Opferkerzen und Andachtskerze.
Paramente
Die vier Paramente werden als winkelförmige Filzauflagen auf die Stufenanlage gelegt und wirken im Wesentlichen durch Ihre Farbigkeit und zurückhaltende ornamentale Hinweise auf ihren inhaltlichen Bezug.
Tafeln
Die Bildtafeln der Kanzel von Hobbing aus den sechziger Jahren werden wieder in den Kirchenraum aufgenommen und unter den Seitenemporen als Kunstwerke gezeigt.
Licht und Technik
Die Lichtfassung des Raumes liegt zwischen Kerzenlicht und Tageslicht. Das Kunstlicht bewegt sich zwischen diesen beiden Polen. Eine Lichtsteuerungsanlage hält verschiedene Programme auf Knopfdruck bereit.
Vier Komponenten ermöglichen eine differenzierte Lichtführung des Raumes:
- indirekte Beleuchtung der Deckengewölbe
- direkte Grund- und Lesebeleuchtung
- Akzentbeleuchtungen für Altar, Kanzel, Taufstein und Orgel
- Chor- und Orchesterbeleuchtung
Die elektroakustische Anlage ist in zwei Stelen auf beiden Seiten des Altarpodestes angeordnet. Von dort lassen sich ohne weitere Einbauten von dezentralen Lautsprechern alle Bereiche der Kirche erreichen.
Beschreibung der Besonderheiten
Das Hauptziel ist die Stärkung des Raumes als sakralen und spirituellen Ort.
Die wiederhergestellte Einheit von Altar, Kanzel und Orgel als wesentliche liturgische Elemente auf der Mittelachse des Raumes bildet den Ausgangspunkt für den Entwurf.
Die neue Stufenanlage stellt die Verbindung zwischen diesen Elementen her und erweitert grundlegend die Möglichkeiten für verschiedene Gottesdienstformen.
Die Integration der vielen Möglichkeiten für Kirchenmusik in die Gottesdienste ist ein zentrales Motiv der Handschuhsheimer Gemeinde.
Auszeichnungen
Hugo-Häring-Auszeichnung 2014
Schlagworte
Objektdetails
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