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Institut für zirkuläres Bauen - Perspektiven zur Wiederverwendung von Bauteilen
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Bauhaus Universität Weimar, Architektur und Urbanistik, Valentin Topp
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
01.2024
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Bauweise
Stahlmodulbau
Tragwerkskonstruktion
Stahl
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Beschreibung
Objektbeschreibung
Jedes Jahr fallen in Deutschland über 70 Millionen Tonnen an Bauabfällen an. Das meiste davon landet auf Deponien oder wird zerkleinert und downgecycelt. Die darin gespeicherte Energie geht für immer verloren und neue Bauteile müssen CO2 intensiv neu hergestellt werden.
Diese Abschlussarbeit widmet sich den Chancen und Potentialen der Wiederverwendung von Bauteilen aus Abrissobjekten. Dafür wurden insgesamt 14 Abrissobjekte in Ostdeutschland besichtigt und vermessen, zudem wurden Bauteilhändler:innen für gebrauchte Wertstoffe besucht und das Internet durchforstet. Hunderte verfügbare Baustoffe wurden in einem Bauteilkatalog zusammengefasst, der für diesen Entwurf die Grundlage bildet.
In einer theoretischen Arbeit „Perspektiven zur Wiederverwendung von Bauteilen“, die begleitend zu diesem Entwurf entstand, wurde sich unter anderem mit den aktuellen Missständen des zirkulären Bauens beschäftigt. Diese äußern sich durch fehlende Organisationsstrukturen, rechtliche Hürden, schlechte Informations- und Bildungsangebote und eine fehlende Akzeptanz in der Gesellschaft für gebrauchte Bauteile.
Um diese Lücken zu schließen, wurde das „Institut für zirkuläres Bauen“ ins Leben gerufen. Das Institut soll sich inhaltlich mit dem Thema Wiederverwendung auseinandersetzen und durch Forschungs- und Lobbyarbeit, sowie Bildungs- und Beratungsangebote das zirkuläre Bauen fördern.
STÄDTEBAU:
Das Institut soll ein Ort der Öffentlichkeit werden, Passanten einladen und neugierig auf das Thema Zirkularität im Bauwesen machen. Das für den Entwurf gewählte Grundstück befindet sich an einer prominenten Stelle im Herzen der Weimarer Altstadt, genannt “Zeughof”.
Dort gliedert sich das Institut in die bestehenden Strukturen ein und umschließt einen großen Innenhof, der auch als Werkhof genutzt werden soll. Die bestehende Fußgänger:innenpassage am Zeughof wird durch die Setzung eines Werkstattriegels zur Gasse ausgebildet. Von dort aus lässt die großzügig verglaste Fassade der Werkstatt gewollt neugierige Blicke zu.
HOCHBAU:
Die Werkstatt:
Das ein-, bis zweigeschossige Werkstattgebäude wird in der ersten Bauphase errichtet. Es besteht nahezu ausschließlich aus wiederverwendeten Bauteilen. So kommt beispielsweise die Glasfassade vom ehemaligen Stollenbad in Ilmenau, die Trapezblechfassade von dem EOW Gelände in Weimar und die tragende Stahlkonstruktion besteht aus gebrauchten Stahlträgern aus Ilmenau.
Das Institut nutzt die Werkstatt für Forschungs- und Bildungszwecke. In ihr können Mitarbeitende, Studierende und Teilnehmer:innen von Weiterbildungskursen Prototypen erstellen und lernen, gebrauchte Baumaterialien aufzuarbeiten und neu zu verbauen. Außerdem besteht die Möglichkeit, einzelne Fassadenmodule der beiden weiteren Gebäude (Institutsgebäude und Wohnblock) in einem partizipativen und interdisziplinären Prozess direkt vor Ort zu produzieren.
Das Gebäude passt sich der Topografie des Geländes an. Es fällt nach Westen ab und ist somit auf der gesamten Länge barrierefrei zugänglich. Um schonend mit dem Baumbestand umzugehen, gliedert sich der Bau in drei Teile, die leicht versetzt sind und sich in ihrer Höhe unterscheiden.
Die drei versetzten Gebäudeteile lassen sich durch Schiebewände voneinander abtrennen. Die Variabilität führt zu vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der hohen, beidseitig verglasten Räume auch abseits der Werkstattnutzung. So können die Räume beispielsweise für Workshops oder Ausstellungen genutzt werden. Die Glasfassade lässt neugierige Blicke gewollt zu und bietet zudem eine visuelle Durchlässigkeit zum Innenhof.
Das Institutsgebäude:
Das Institutsgebäude soll mit seiner Fassade aus wiederverwendeten Bauteilen im Stadtbild auffallen und die Herkunft der Bauteile nicht verstecken. So sollen Passant:innen neugierig gemacht werden und sich mit architektonischer Zirkularität vertraut machen. Auf diese Weise erhofft sich der Bau, die gesellschaftliche Akzeptanz von kreislaufhaftem Bauen zu fördern. Aufgrund der hohen Verfügbarkeit von Stahlbauteilen wurde das Gebäude aus einer tragenden Stahlkonstruktion geplant. Die dafür verwendeten Stahlträger kommen aus einer ehemaligen Lagerhalle aus Erfurt, sowie von einem Industrieareal in Ilmenau. Auch die durch Stahlträger streng gerasterte Aluminiumfassade sowie der Bodenaufbau werden aus überwiegend gebrauchten Bauteilen gefertigt. Einzelne Fenstermodule können lokal in der Werkstatt vorproduziert werden. Auch die Erschließungstreppe, die ehemals als Fluchttreppe im Außenraum diente, wird im akzentvollen Grün der Fassade lackiert und im Institut wieder eingesetzt.
Die Räume bieten durch das im Grundriss gleich dementierte Treppenhaus einen starken Bezug zueinander und können sehr vielfältig genutzt werden. Die Innenansicht ist geprägt von den in die Stahlkonstruktion eingesetzten Fassadenmodulen, deren Öffnungen variieren, sowie dem gebrauchten Trapezblech aus Stahl an der Decke.
Alle Bauteile werden reversibel miteinander verbunden, um einfache Wartungen und Umbauten zu ermöglichen oder Bauteile nach der Nutzungsdauer zerstörungsfrei rückbauen zu können, um sie im Kreislauf zu halten.
Der Wohnblock:
Das benachbarte Wohngebäude wird das erste Bauprojekt, in dem das Institut beratend in der Planung und Ausführung involviert ist.
Der Bestandsbau, ein Wohnblock aus den 60er Jahren, wird aus wiederverwendeten Bauteilen stark aufgewertet. Er bekommt an der Nord- und Westseite eine neue wärmegedämmte Fassade, die mit wiederverwendetem Trapezblech verkleidet wird. Auf der Südseite hingegen wird der Wohnblock durch eine Stahlkonstruktion aus wiederverwendeten Stahlträgern aus Ilmenau erweitert.
In einem interdisziplinären Bauprozess wird die Stahlkonstruktion mit einer modularen Fassade aus gebrauchten Fenstern, die in der Werkstatt vorproduziert werden können, verkleidet. Dadurch entsteht auf der Südseite ein neuer, unbeheizter Gang. Er dient als Erweiterung der kleinen Wohnungen und führt zu einem stärkeren Austausch zwischen den Bewohnenden. Für mehr Privatsphäre lässt sich der Gang jedoch durch Trennwände aus wiederverwendeten Messeteppichen in Zellen unterteilen. Damit einhergehend erhält die Südfassade eine neue Außenhaut mit Dämmwirkung.
Während der Rest des Bestandes kaum angetastet wird, beschränkt sich der weitere Eingriff hauptsächlich auf das Dachgeschoss. Dort werden die Wohnungen im dritten Obergeschoss zu Maisonette-Wohnungen umgebaut, um das Stockwerk besser nutzbar zu machen. Das Erdgeschoss wird durch eine barrierefreie Erschließung sowie einen Gemeinschaftsraum ergänzt.
Nachhaltigkeit
Auch inhaltlich soll sich das Institut mit dem Thema der Wiederverwendung auseinandersetzen und durch Forschungs- und Lobbyarbeit, sowie Bildungs- und Beratungsangebote das zirkuläre Bauen in Zukunft vorantreiben.
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
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