Architekturobjekt 30 von 43

Architekturobjekte


Joseph Pschorr Haus

80331 München, Eisenmannstraße 3

Mit freundlicher Unterstützung von Remmers Gruppe SE

Außenansicht - Joseph Pschorr Haus

© Bayerische Hausbau GmbH & CO. KG

Mit freundlicher Unterstützung von Remmers Gruppe SE

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Eisenmannstraße 3, 80331 München, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Neubau

Fertigstellungstermin

10.2013

Nachhaltigkeit

DGNB - Gold

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

Kühn Malvezzi GmbH Architekten

Torstr. 84

10119 Berlin

Deutschland

Tel. +49 30 39806800

info@kuehnmalvezzi.com

Bauleistung: Beton und Stahlbeton

IST-InstandSetzungsTechnik G. Unterholzner

Straubinger Str. 18

84030 Landshut

Deutschland

Bauherr

Bayerische Haus GmbH & Co.KG

Denninger Str. 165

81925 München

Deutschland

Verwendete Produkte

Remmers Gruppe SE

Grundierung

Nachträgliche Bauwerksabdichtung und Mauerwerkssanierung

Beschreibung

Objektbeschreibung

Zentraler könnte die Lage kaum sein: Direkt an Münchens Haupteinkaufsmeile zwischen Stachus und Marienplatz feiert das Joseph Pschorr Haus im Herbst 2013 Eröffnung. Es steht exemplarisch für eine Entwicklung, die derzeit in vielen deutschen Innenstädten zu beobachten ist – Kaufhäuser, die nicht mehr genug Kunden anlocken und schließen müssen, werden durch andere Formen des Einzelhandels ersetzt. In München hat die Bayerische Hausbau nun auf dem rund 5.000 m² großen Grundstück einer ehemaligen Kaufhausfiliale ein neues Gebäude für drei spezialisierte Einzelhandelsgeschäfte errichtet. Neben den beiden Modeketten Mango und Forever 21 zieht als Hauptmieter der Fachhändler Sport-Scheck ein, der seinen Stammsitz in der Sendlinger Straße verlässt und sich im Joseph Pschorr Haus auf 10.000 m² neu präsentiert. Das Bauwerk knüpft an den Typus des klassischen Geschäftshauses an, der Innenstädte jahrzehntelang geprägt hat, und stellt in den unteren Geschossen Ladenflächen bereit, während in den oberen Stockwerken gewohnt wird. Mit dieser Nutzungsmischung ist es auf der Höhe der Zeit und unterstützt das Bestreben der Stadt, mehr Wohnraum im Zentrum zu schaffen, um die Fußgängerzone auch außerhalb der Geschäftszeiten zu beleben. Darüber hinaus leistet es einen Beitrag zur Linderung der Parkplatznot, indem es in einer öffentlichen Tiefgarage im zweiten und dritten Untergeschoss 214 Stellplätze anbietet.

Wichtiges im Untergrund

Das Joseph Pschorr Haus wurde in der sogenannten Dekkel- Bauweise errichtet. Zunächst wurden die Grube für das erste Untergeschoss ausgehoben und 52 Stahlpfähle im Baugrund versenkt. Eine betonierte 35 cm dicke Bodenplatte war als Geschossdecke Ausgangsbasis für den weiteren Baufortschritt. Davon ausgehend wurde zugleich nach oben und nach unten gebaut. Während das Gebäude oberhalb der Platte wie üblich in die Höhe wuchs, nutzten Züblin-Fachkräfte dieses Bauteil gleichzeitig als Deckel und hoben darunter das zweite Untergeschoss aus. Auf dessen Grund setzten sie die nächste Bodenplatte, die dann wiederum zum Deckel für den Aushub des vierten Untergeschosses wurde. So ging es geschossweise hinab bis zur Sohle des vierten Untergeschosses in 20 m Tiefe, während Übertage das Gebäude zur selben Zeit seine endgültigen Höhe von 30 m über Straßenniveau erreichte. Das dritte Untergeschoss wurde später eingezogen. Heute fahren PKWs über eine Rampe hinab ins zweite oder dritte Untergeschoss. Für gute Orientierung auf den beiden weitläufigen Parkebenen sorgt ein Farbleitsystem. Stützen in kräftigem Türkis oder leuchtendem Orange zeigen an, in welchem Stockwerk man sich gerade befindet. Auf dem Boden taucht der jeweilige Ton wieder auf und weist als farbig markierter Fußgängerstreifen den Weg zum nächsten Ausgang. Die Fahrbahnen sind dagegen in neutralem, hellem „Lichtgrau“ gehalten, die Stellplätze in dunklerem „Verkehrsgrau B“.

Betonschutz oder Umweltschutz

Die Remmers Fachplanung brachte bei der Ausführung der gesamten Bodenbeschichtung auf den Parkebenen ihr Knowhow ein, das neben der Baustoffherstellung auch Beratungs- und Planungsdienstleistungen umfasst. Für die „Planung der Instandhaltung von Betonbauwerken“ wurde die Remmers Fachplanung mit dem RAL-Gütezeichen (GUEP) ausgezeichnet. Die Beton-Kompetenz half bei der Tiefgarage des Joseph Pschorr Hauses weiter. Gemeinsam mit der Firma IST Unterholzner wurde überlegt, wie sich die Betonböden mit einer möglichst umweltverträglichen Beschichtung schützen lassen. Angestrebt wurde für das Gebäude ein Nachhaltigkeitszertifikat der DGNB. Also musste für jeden einzelnen eingesetzten Baustoff nachgewiesen werden, dass in Deutschland kein anderes Produkt auf dem Markt ist, das die gleichen Anforderungen erfüllt und dabei die Umwelt weniger belastet. Bei der Beschichtung für die Bodenflächen besteht die Anforderung darin, den Beton langfristig vor dem Eindringen von Chloriden zu schützen. Diese entstehen im Winter durch das im Wasser gelöste Streusalz, das bei der im Beton verbauten Stahlbewehrung die sogenannte „Lochfraßkorrosion“ auslösen kann. Damit Chloride nicht in den Beton gelangen, muss dieser mit einem Oberflächenschutzsystem versehen werden; der deutsche Ausschuss für Stahlbeton empfiehlt dafür in seinen Richtlinien zum Beispiel starre Oberflächenschutzsysteme auf Epoxidharzbasis. Die Remmers Fachplanung übernahm nun den aufwendigen Nachweis, dass die geplante Beschichtung mit ihrem hauseigenen OS8-System die DGNB-Kriterien erfüllt. Sie prüfte die technischen Merkblätter von allen am Markt verfügbaren Betonbeschichtungen auf deren Materialeigenschaften und Inhaltsstoffe – um nachzuweisen, dass es für Deutschland kaum ein umweltverträglicheres System als das von Remmers gibt. Zum Einsatz kam zunächst das Grundier- und Mörtelharz „Epoxy ST 100“. Die ausführenden Verarbeiter der Firma IST Unterholzner nutzten es, um die unvermeidlichen kleineren Unebenheiten des Rohbaus zu korrigieren und ein exaktes Gefälle herzustellen. Denn Wasser, das in die Garage eingetragen wird, soll nicht lange auf dem Boden stehen, sondern sofort und gezielt zu Rinnen fließen, wo es verdunsten kann. Über die ohnehin notwendige Abluftanlage wird dann die feuchte Luft abgesaugt. Als Finish für die Bodenflächen wurde eine Versiegelung aus „Epoxy OS Color“ aufgebracht, ein in den genannten Farbtönen pigmentiertes Epoxidharzbindemittel. Das genannte Beschichtungssystem OS 8 wurde auch als Sockelbeschichtung über Hohlkehlen an Wänden und Stützen ausgeführt, um einen sicheren Spritzwasserschutz für die aufgehenden Bauteile zu gewährleisten.

Ökologisch vorbildlich

Großen Wert auf Nachhaltigkeit legte die Bayerische Hausbau nicht nur bei der Auswahl der Baustoffe. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt Solarstrom. Für die Beheizung wird Fernwärme der Stadt München und für das Kühlsystem Regenwasser eingesetzt. Der Primärenergiebedarf des Bauwerks unterschreitet die EnEV um rund 30 Prozent. Die Nachhaltigkeitsanstrengungen haben sich gelohnt: Die Summe aller Maßnahmen hat dazu geführt, dass die DGNB dem Joseph Pschorr Haus ein Vorzertifikat in Gold ausgestellt hat. Eine höhere Auszeichnung gibt es bei diesem Nachhaltigkeits-Ranking nicht. Das endgültige Zertifikat wird nach der Fertigstellung des Gebäudes verliehen.

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