Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2020: Teilnehmer
»Junges Wohnen« Bahnstadt Heidelberg
69115 Heidelberg, Langer Anger/Robert-Koch-Str./Darwinstr. 1
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: STANIEK+ architekten + ingenieure
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: STANIEK+ architekten + ingenieure
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Langer Anger/Robert-Koch-Str./Darwinstr. 1, 69115 Heidelberg, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
06.2018
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttogrundfläche
17.830 m²
Nutzfläche
1.300 m²
Wohnfläche
7.700 m²
Kosten
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
28.000.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Es durfte folglich kein Studentenwohnheim werden, auch kein Boardinghaus oder ein familiäres Wohngebäude, da diese Zielgruppen bereits in den Nachbargrundstücken realisiert wurden.
»Junges Wohnen«? Ein Vorbild dafür war weder dem Bauherrn noch den Architekten bekannt – auch wenn der Begriff ab und an bereits benutzt wurde. Es wurde folglich alles infrage gestellt, was man in der Gebäudelehre über Wohnen gelernt hatte. Lediglich die Wohnungsgrößen wurden in etwa vorgegeben.
Erste Überlegungen gingen von 2 Meter breiten Wohnungen aus, da man in diesem Alter nicht unbedingt seitlich ins Bett einsteigen müsste, sondern mittels Purzelbaum dies auch von vorne schaffen könnte. Auch wenn dies nicht ganz ernst gemeint war, zeigte es deutlich auf, andere Wohnungen zu konzipieren, als die, welche allgemein bereits realisiert wurden. Aus 2 Metern wurden schließlich 3 Meter und in der weiteren Durcharbeitung 3,30 Meter, bei einer Tiefe von 13,50 Meter. Es brauchte aber auch den Mut des Bauherrn, sich auf ein Thema einzulassen, welches für ihn Neuland darstellte – ohne Vorbild, ohne Erfahrung.
Der Grundstückskauf war an ein 3-stufiges Präqualifikations-Verfahren gebunden und erforderte eine aufwändige Planung mit Grundrissen, Wohnungstypen und Überlegungen zur Gestalt des Gebäudes, was fast einer Vorplanung entsprach, jedoch zu einem Zeitpunkt, als es um reine Akquise ging.
Die Entwicklungsgesellschaft Heidelberg, anschließend das Stadtplanungsamt der Stadt Heidelberg gaben ihr Einverständnis zur Planung, so dass die Stadtverordneten die Zustimmung zum Kauf des Grundstücks gaben und die Planung beauftragt werden konnte.
Mittels einer funktionalen Leistungsbeschreibung wurde ein Generalunternehmer gefunden und Ende August 2015 mit dem Bau begonnen.
Das Gebäude ist ein kompletter Stahlbetonskelettbau, zum Langen Anger hin 5-geschossig, nach hinten zur Darwinstraße 4-geschossig und entspricht somit dem Bebauungsplan. Während das eine Nachbargrundstück zum Langen Anger hin – bei gleicher Traufhöhe – ein Geschoss mehr aufweist, sollten die lichten Geschosshöhen die 2,50 Metergrenze nicht unterschreiten, was den Wohnungen sehr gut tut; schließlich sind wegen der Forderung nach Passivhausqualität ab und zu Abkofferungen für die kontrollierte Lüftung notwendig und es wurden somit 2,67 Meter lichte Höhe realisiert und an keiner Stelle die 2,50 Meter unterschritten. Fertigstellung und Einzug der ersten Mieter war im März 2017, die Gewerbeflächen und die Kindertagesstätte wurden im Juni 2018 fertiggestellt und in Betrieb genommen.
Die Höherlegung der Tiefgarage und damit des Innenhofes um 1,50 Meter geben den Gewerbeflächen zur Straße eine große lichte Höhe und im hinteren Teil wird die Innenhofebene erreicht. Dies macht diese Räume unverwechselbar und räumlich interessant. Zur Darwinstraße sind Hochparterrewohnungen realisiert, somit vom Bürgersteig nicht einsehbar und zum Innenhof mit direktem Außenbezug zum vorgelagerten Gärtchen.
Ein Viertel der Wohnungen ist barrierefrei nach Landesbauordnung ausgebildet, weitere Wohnungen sind barrierefrei nutzbar; in den Maisonettewohnungen ist die jeweils untere Ebene für Besucher barrierefrei nutzbar.
Gegenüber herkömmlichem Wohnungsbau mit Wohnungsbreiten von 5, 6 und mehr Metern musste ein horizontales Erschließungskonzept aus (vertikalen) Treppenhäusern und (horizontalen) Laubengängen entwickelt werden. Trotz der engen Taktung sind nur 7 Treppenhäuser notwendig geworden und die Laubengänge funktionieren zusätzlich auch als Begegnungszone der Mieter untereinander.
Die Treppenhäuser haben einläufige Treppen; somit ist gewährleistet, dass der Laubengang ebenengleich mit dem Aufzug erschlossen, aber auch eine Wohnung zu beiden Seiten des Treppenraumes direkt begangen werden kann. Die Folge dieser Anordnung bringt zudem viel Tageslicht herein und beim Betreten des Erdgeschossraumes wird die eineinhalbfache Geschosshöhe als überraschend großzügig und hell empfunden.
Einen Schwerpunkt bilden die 3-Zimmer-Wohnungen mit Bad oder Dusche. Einige davon sind als 3,30 Meter breite Maisonetten ausgebildet, in welcher die Mittelzone die Treppe, WC, Küche und Bad oder Duschbad aufnehmen. Dies ermöglicht, die Zimmer zur Straße und zum Hof nutzungsneutral zu gestalten und der Mieter entscheidet, ob er nach vorne oder nach hinten schläft und sein Wohnzimmer auf der unteren oder oberen Ebene einrichtet.
Ein anderer Grundrisstyp ist als Flat konzipiert, wobei die Infrastruktureinheit auch hier mittig angeordnet ist, aber umlaufen werden kann, was die Kinder als Bobby-Car-Rennstrecke nutzen. Die dahinter liegenden Türen zu den Individualzimmern sind durch den Block optisch verdeckt und es entsteht der Eindruck einer viel größeren Wohnung.
Außer den 3-Zimmer.Wohnungen gibt es auch 2- und 4-Zimmer-Wohnungen. Lediglich an den Gebäudeecken sind wenige größere Wohnungen ausgebildet. Die 3-ZKB haben etwa 62 bis 75 qm, die 2-ZKB sind etwa 42 bis 45 qm groß und die 4-ZKB sind etwa 80 bis 90 qm groß.
Der Bauherr gab die Möglichkeit, 3 Wohnungen nach den Vorstellungen der Architekten einzurichten, auch um Mietinteressenten aufzuzeigen, was in der eigenen Wohnung gemacht werden kann. Zwei 3,30 Meter breite Maisonettewohnungen wurden farblich hergerichtet, eine dritte Maisonettewohnung wurde ganz in weiß gehalten. Die interne Treppe ist in allen Maisonetten in Sichtbeton ausgeführt.
Die Wohnung mit dem gelben Mittelteil erhält einen betongrauen Anstrich der Wände und einen dunkelgrauen Kautschukbodenbelag. Die Wohnung mit dem lilafarbenen Mittelblock erhält ebenfalls betongraue Seitenwände und einen farblich passenden Kautschukbodenbelag.
Die äußere Gestaltung wird wesentlich durch den Bebauungsplan beeinflusst. Während maximale Traufhöhenangaben inzwischen zum allgemeinen Repertoire gehören, sind andere verbindliche Vorgaben selten, die die Gestaltung beeinflussen – und aus Architektensicht unnötig oder sogar hinderlich. Ein 4 Meter hoher Sockel aus Sandstein soll einen Bezug zur Altstadt herstellen. Das »Studium« der Sockelausbildung der Nachbargebäude zeigte dass dies schwer mit der Forderung nach einer Passivhaus tauglichen Fassade in Einklang gebracht werden konnte. Zum Teil wurden Sandsteinriemchen auf Stahlgeländer geklebt, um der Forderung eines durchgehenden Sockels nachzukommen. Auch die Vorgabe einer weißen Fassade ist kritisch zu sehen, da sie zusammen mit dem Sandsteinsockel das Gebäude optisch in ein Unten und in ein Oben zerteilt. Um dem entgegen zu wirken wurde nach einem Sandstein gesucht, der in der Farbe nicht sandsteinrot ist, sondern mit den braun-grauen Fensterprofilen farblich harmoniert. Zum langen Anger hin wurden sodann noch die »Vogelnester« in weiß und in braun-grau gehalten und verbinden die beiden Farbvorgaben harmonisch über die komplette Fassade.
Die Innenhoffassaden konnten unabhängig von der B-Plan-Vorgabe entwickelt werden. 4 verschiedenen Blautöne wechseln sich an den Innenfassaden ab. Je nachdem, ob die Sonne auf die Fassade scheint oder nicht, ist die Farbe dunkler oder heller gewählt worden, erscheint dann bei manchen Sonnenständen jedoch gleich zu sein und bei schönem Wetter geht das Blau nahtlos in den Himmel über. In den Loggien und Laubengängen wiederholt sich das Blau dezent.
Alle Wohnungen sind mit einem Freisitz ausgestattet. Zum Innenhof sind dies Balkone in zwei unterschiedlichen Breiten, angepasst an die Wohnungsgrößen. Entlang des Langen Angers und den beiden abgehenden Seitenstraßen haben alle Wohnungen eine Loggia oder ein »Vogelnest«. Diese gewährleisten eine fast ganzjährige Nutzung, da sie von Wind und Wetter unabhängig benutzt werden können. Die »Vogelnester« geben dem Gebäude zudem eine unverwechselbare Gestalt und ikonografischen Charakter.
Beschreibung der Besonderheiten
Auszeichnungen
German Design Award 2019 Nominee
ICONIC Award Selection 2018
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Weitere Dokumente zum Objekt
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Wohneinheiten
104
Anzahl Stellplätze
120
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