Architekturobjekt 948 von 2.311

Architekturobjekte


Justizministerium Kiel

24103 Kiel, Lorentzendamm 35

Mit freundlicher Unterstützung von Holzbau Schmid

Außenansicht - Justizministerium Kiel

© Thomas Moeller

Innenansicht - Justizministerium Kiel

© Thomas Moeller

Innenansicht - Justizministerium Kiel

© Thomas Moeller

Innenansicht - Justizministerium Kiel

© Thomas Moeller

Innenansicht - Justizministerium Kiel

© Thomas Moeller

Innenansicht - Justizministerium Kiel

© Thomas Moeller

Innenansicht - Justizministerium Kiel

© Thomas Moeller

Innenansicht - Justizministerium Kiel

© Thomas Moeller

Innenansicht - Justizministerium Kiel

© Thomas Moeller

Mit freundlicher Unterstützung von Holzbau Schmid

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Lorentzendamm 35, 24103 Kiel, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Sanierung / Modernisierung

Fertigstellungstermin

02.2018

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Bauleistung: Zimmerei, Ingenieurholzbau

Tischlerei Repenning GmbH

Dorfstraße 16

24247 Rodenbek

Deutschland

Tel. +49 4347 1636

info@tischlerei-repenning.de

Beschreibung

Objektbeschreibung

Für die Umsetzung des neuen Brandschutzkonzepts im Justizministerium in Kiel wurde eine Brandabschnittslösung für die historischen Flure und Treppenhäuser gesucht. Sie sollte sowohl funktional als auch ästhetisch überzeugen. Die im freien Glasumfeld eingebauten Brandschutztüren von Hoba konnten mit Design und Transparenz die Planer der Umbaumaßnahmen und die Nutzer des Objektes für sich gewinnen.  
 
Das Ministerium für Justiz, Europa, Verbraucherschutz und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein (kurz Justizministerium) ist seit 1948 in dem ehemaligen Gebäude des Oberlandesgerichts am Lorentzendamm 35 in Kiel untergebracht. Das schlossartige Haus war gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Stil der deutschen Renaissance von dem Architekten Walter Hesse erbaut worden. Es steht seit 1985 unter Denkmalschutz und befindet sich im Eigentum des Landes Schleswig-Holstein. Das Objekt wird durch die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH) erhalten und bewirtschaftet. Die GMSH ist eine Anstalt öffentlichen Rechts und Nachfolgerin des ehemaligen Landesbauamts. Ihre 1.400 Mitarbeiter betreuen landeseigene Immobilien wie zum Beispiel Gerichte, Ministerien und vieles mehr. In einem von der Fachgruppe Öffentliches Baurecht der GMSH erstellten Brandschutzkonzept waren für das Justizministerium in Kiel neue Nutzungseinheiten deklariert worden, was dazu führte, dass die Brandschutzanforderungen für die Türen zwischen Treppenhäusern und Fluren neu definiert werden mussten. Nach dem neuen Brandschutzkonzept sollten die Türen in T30/RS-Qualität erstellt werden, um den vertikalen Fluchtweg über die Treppenhäuser zu sichern. Vorher befanden sich an dieser Stelle Rauchschutztüren aus den 1970er-Jahren, die mit schweren Türen, breiten Rahmen und ungünstigen Glasfeldaufteilungen der historischen Architektur nicht gerecht wurden. Die repräsentativen Flure des Justizministeriums weisen ebenso wie die Treppenhäuser hohe, gewölbeartige Decken auf, die auf einer Vielzahl von frei stehenden und zum Teil in die Wände eingebundenen Pfeilern lagern. Im Originalzustand waren hier keine Türen vorgesehen. Um die charakteristische historische Struktur wiederherzustellen, entschied sich Frau Astrid Biehl, Architektin der Planungsabteilung der GMSH zusammen mit Architekt und Bauleiter Thilo Hagin, Objektleiter für Baudurchführung bei der GMSH, für ein Maximum an Transparenz und damit für eine filigrane Lösung aus Glas. 

Brandschutztüren im Glasumfeld
Auf der Suche nach einem geeigneten Hersteller, der sie bei dieser anspruchsvollen Aufgabe begleiten konnte, stießen die Planer über eine beschränkte Ausschreibung auf die Firma Hoba aus Adelsberg. Das Unternehmen entwickelt Brandschutzelemente aus Holz, Glas und Edelstahl, die an die individuellen Gegebenheiten des jeweiligen Gebäudes angepasst werden. Dadurch entstehen zusammen mit Architekten und Planern herausragende Brandschutzlösungen, die stets auf aktuellstem technischem Niveau sind und große Freiheit für die Gestaltung bieten. Das erklärte Ziel von Hoba ist das optimale Zusammenspiel von Funktion und Design – ein Credo, das auch die verantwortlichen Planer für den Umbau des Justizministeriums in Kiel überzeugte. Das Hoba-Team begleitet seine Projekte von der Ausführungsplanung bis zur Umsetzung und steht den Bauherren und Planern von den ersten Überlegungen bis zur Abnahme beratend zur Seite. So auch bei der Baumaßnahme im Justizministerium, wo die Berater von Hoba die GMSH bei Detailfragen bei der Ausführung im historischen Bestand unterstützten.
 

Beschreibung der Besonderheiten

Nahtlos in die Architektur eingefügt
Eingebaut wurden neun HOBA-T30/RS-1-Türen vom Typ 5, die bereits unter anderem mit dem red dot design award ausgezeichnet wurden,frei im Glasumfeld aus der Systemverglasung HOBA 8 F30. Mit dieser Brandschutzlösung können anspruchsvolle Brandschutzfunktionen auf höchst transparente Weise quasi nahtlos in architektonische Konzepte integriert werden. Dies geschieht durch fast unsichtbar versenkte Wand- und Deckenanschlüsse, bei denen die Glasscheiben mittels spezieller Profile und Dichtungen in vorgefertigten Mauerschlitzen und am Boden befestigt sind. Beim Justizministerium wurden auf Geschossebene die Flure mit einem Glas-Tür-Element in T30-RS-Qualität zu den ausgewiesenen Fluchttreppenhäusern hin abgetrennt, sechs im großen zentralen Haupttreppenhaus und drei weitere im kleineren Nordtreppenhaus. Die Türen wurden als einflügelige Edelstahlrahmentür in einer Massivholzblockzarge mit 1215 mm Breite frei in ein Glasumfeld aus fünf Glaselementen eingebaut. Die je nach Wandöffnung unterschiedlich großen Glaselemente sind zwischen 448 und 706 mm breit. Drei Elemente bilden das „Oberlicht“ über der Tür, auf beiden Seiten neben der Tür ist je ein Seitenteil eingebaut, sodass das Türportal tatsächlich im freien Glasumfeld steht. Vertikale Stöße werden durch eine Silikonfuge miteinander verbunden. Die Lagesicherung der Türen erfolgt über eine Verankerung der Türen bzw. des Glasoberlichts in Boden und Decke. 
 
Zulassung im Einzelfall
Für die Glas-Tür-Elemente, deren Höhe mit 4,20 m die zulässige Höhe von 3 m überstieg, mussten Zulassungen im Einzelfall (ZiE) eingeholt werden. Hierbei war die Erfahrung der Firma Hoba in diesem Bereich besonders hilfreich. Innerhalb von nur sechs Wochen lag die ZiE für die entsprechenden Türelemente vor. „Wenn wir das nicht geschafft hätten, wäre es notwendig gewesen, die Glaselemente in zwei Teile zu teilen. Dann hätte der Holzbalken in Sturzhöhe zu beiden Seiten hin durchlaufen müssen. Das wollten wir auf keinen Fall, schließlich wäre das ja eine ganz andere Formensprache. Nicht nur in diesem Zusammenhang haben wir uns von Hoba sehr gut betreut gefühlt“, berichtet Thilo Hagin. Die Türen wurden mit einem Freilauftürschließer montiert. Dieser gewährleistet, dass die Türen trotz ihrer Funktion als Brand- und Rauchschutztür im Normalbetrieb bequem zu handhaben sind, denn so lassen sie sich leichtgängig in Öffnungs- oder Schließrichtung handhaben. In allgemein zugänglichen Gebäuden wird auf diese Weise die barrierefreie Nutzung der Durchgänge gesichert, aber auch der Komfort für alle Besucher spürbar verbessert. Die Auslösung für die selbstständige Schließung erfolgt elektrisch über filigrane Rauchmelder, die im Sturz eingebettet sind. Im Rahmen der Holzportale verborgen ist bereits eine Kabel-Vorrüstung für eine mögliche Zutrittskontrolleinrichtung. Bei erhöhten Sicherheitsanforderungen kann hier also unkompliziert nachgerüstet werden.
 
Was zählt, ist das Ergebnis
Die Baumaßnahme dauerte von Oktober 2016 bis Februar 2018. Zu der relativ langen Bauzeit führte vor allem die Tatsache, dass der Aus- und der Einbau der Türen mit den begleitenden Maurer- und Malerarbeiten im laufenden Betrieb ausgeführt werden musste. Lärm- und schmutzintensive Arbeiten mussten daher außerhalb der Kernzeiten ausgeführt oder sogar aufs Wochenende oder auf den Feierabend verschoben werden. Große Probleme bereitete den Ausführenden die Befestigung der Türen im Boden. Die alten Türen waren einfach in den Terrazzo geschraubt worden. Das hatte mehrere Jahrzehnte so gehalten. Die neuen Türen sollten aber streng nach Zulassung eingebaut werden, das heißt, die Montage musste auf einer mindestens 10 cm dicken Massivbaudecke erfolgen – und die war stellenweise gar nicht vorhanden! Die Hohlräume über den Gewölben waren beim Bau des Hauses einfach mit feinem Kies aufgefüllt worden. Direkt darauf war dann der heute denkmalgeschützte Terrazzoboden verlegt worden. „Hier musste der Untergrund also erst noch entsprechend ertüchtigt werden“, fasst der Architektenberater von Hoba die Problematik zusammen. Gemeinsam mit den Statikern der GMSH fanden die Planungsverantwortlichen schließlich für jede Situation eine gute Lösung: Einmal wurden Gewindestangen durch die Gewölbedecke geführt und auf der anderen Seite gekontert, ein anderes Mal konnten die Türen direkt in der Gewölbedecke verankert werden. In den meisten Fällen musste jedoch der Terrazzoboden aufgeschnitten, ein massiver Betonbalken eingebaut und die Türen darin verankert werden. Danach wurde dann der Terrazzoboden von einem Fachmann farb- und detailgerecht wieder angearbeitet. „Und das alles im laufenden Betrieb, das war wirklich das Schwierigste an diesem Bauvorhaben. Störungen im Bauablauf sind ja immer ein großes Problem, aber hier haben die Verzögerungen in vielen Fällen nicht nur einen Tag, sondern gleich eine ganze Woche ausgemacht, weil erst am nächsten Wochenende weitergearbeitet werden konnte“, erinnert sich Thilo Hagin.
 
Einbau weckt Interesse bei Fachleuten
Nach der Fertigstellung ist von den Schwierigkeiten beim Einbau jedoch nichts mehr zu sehen. Die Glaselemente wirken so leicht, als seien sie von magischer Hand zwischen die Verzierungen der Kapitelle in den Rundbögen eingeschoben worden. „Was am Ende zählt, ist das Gesamtergebnis. Die Türen sehen einfach großartig aus. Ich habe immer wieder Anfragen von Kollegen und Kolleginnen, die wissen wollen, wie wir das eigentlich gemacht haben“, resümiert Thilo Hagin mit großem Behagen. Nicht nur die Planer sind zufrieden, auch bei den Mitarbeitern und Besuchern des Ministeriums finden die transparenten Glastüren großen Anklang. Im Justizministerium in Kiel konnte Hoba wieder einmal unter Beweis stellen, dass sich moderne Brandschutzlösungen voller Harmonie in die Architektur integrieren lassen.

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