Nominiert für die Shortlist der Jury 2022 - Nachwuchsarbeiten

Architekturobjekte

Nominiert für die Shortlist der Jury 2022 - Nachwuchsarbeiten


Karstadt. Aber anders.

10967 Berlin, Hermannplatz 5-10

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hochschule Wismar, Gestaltung, Felix Elsner

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hochschule Wismar, Gestaltung, Felix Elsner

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Hermannplatz 5-10, 10967 Berlin, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

02.2022

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Holz

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Raummaße und Flächen

Grundstücksgröße

15.000 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Der Karstadt am Hermannplatz, ein prestigeträchtiges Erscheinungsbild vor dem zweiten Weltkrieg, zurückhaltend in der Gestaltung, was nach der Sprengung 1945 neu gebaut wurde. Heute steht das Gebäude wieder einem Wandel gegenüber. David Chipperfield Architects wurden von der Signa beauftragt, das historische Fassadenbild von vor dem Krieg wieder herzustellen. Geplant ist zudem noch eine Verdichtung des Hinterhofes. Der ganze Komplex soll Nutzungen wie Büro, Gastronomie, Wohnen und Karstadt beinhalten.

Bei Betrachtung der Nutzungskonzepte in Bezug zum umliegenden Kiez und dem Stadtteil Neukölln schien uns nach umfassender Auseinandersetzung mit dem Ort die Aufteilung und Art der Nutzung als dem Umfeld unpassend. Der Stadtteil Neukölln lebt von Diversität, von Internationalität. Es gibt Probleme, die aber von der Bevölkerung vor Ort aufgenommen werden und so eine ständige Transformation des sozialen Gebildes auslösen. Neukölln atmet!
Genau aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, einen Gegenentwurf zu machen, der die von uns erarbeiteten Ziele versucht aufzugreifen und aus unserer Sicht besser zu machen: soziales Wohnen mit sozialer Mischung, Markthalle mit vielen verschiedenen Ständen, Büro, Gewerbe und öffentlicher Raum.

Um eine Markthalle als solche zu schaffen, galt es, das Gebäude zu entkernen, die Fassade abzunehmen und Deckendurchbrüche so anzuordnen, dass im Innenraum ein Wechselspiel von Enge und Weite entsteht. Bei der Fassade galt ein ähnliches Prinzip: an einigen Stellen soll das Gebäude den Straßenraum direkt berühren, an anderen Stellen etwas zurückspringen und Nischen ausbilden. So entstehen Taschen, in denen Eingänge platziert sind oder, wie in den oberen Geschossen, Terrassen den Ausblick auf den Hermannplatz gewähren. Zudem ordnen sich in den Räumen, welche den Straßenraum direkt berühren, Shops, Bistros und Dienstleistungen an. Diese schaffen eine transparente Verbindung von der innenliegenden Markthalle zum Straßenraum und bilden eine Schwelle zur Stadt. Tritt man in die Markthalle, erwarten einen regionale sowie exotische Waren. Frischetheken, Obststände, Flohmarktstände, Smoothiebars oder Backwarenhändler bieten hier ihre Waren an. Eine große und breite Treppe kann in den Abendstunden zur Tribüne für Tanzauftritte auf einer flexibel nutzbaren Fläche werden.

Während sich im EG ein wildes Markttreiben befindet, mit Ständen, die von fest bis sehr flexibel reichen, befinden sich im 1. Obergeschoss Foodcourts, Pop-Up-Stores und Ruhebereiche. In dieser Ebene kann man sich niedersetzen, Fingerfood genießen und für einen Kaffe auf den Hermannplatz schauen. Auch hier werden flexibel nutzbare Flächen angeboten, die für Präsentationen oder Kinoabende, kleine Konzerte oder Rap-Battles, kleine Messen oder Workshops genutzt werden können. All diese Dinge sind möglich, da die Markthalle bis spät in die Nacht für alle geöffnet ist.
Aus dem 1. Obergeschoss kann man hinaustreten und über eine Brücke auf ein Plateau im Innenhof gelangen. Dieses bildet zusammen mit dem Karstadt-Gebäude und den Erdgeschossen der zur Urbanstraße gerichteten Wohngebäude eine öffentliche Zone mit Dienstleistungen und Gewerbe. Kleine Aussparungen im Kubus des Plateaus bringen dabei Tageslicht in die inneren Zonen, in denen sich Büros, Werkstätten und ein Fahrradparkhaus befinden und sind gleichzeitig Erschließung.

Vom Plateau aus kann man die viergeschossigen Wohngebäude erschließen sowie über zwei große Treppen auf das EG-Niveau im Innenhof zurückkehren. Von dort aus lässt sich wieder die Markthalle betreten, die Urbanstraße erschließen oder unter der Brücke hindurch durch das Bestandsfragment auf die Hasenheide gelangen.
Das zweite Obergeschoss besitzt eine zielgerichtete Nutzung von Bars und Restaurants, die tags wie nachts belebt sind. Vor allem die Bars grenzen an den Luftraum in der Markthalle und geben ein Gefühl von Höhe. Die Terrassen in diesem Geschoss werden von den Bars, Pubs und Restaurants benutzt. Von diesen hat man auch nachts eine wunderbare Übersicht über Berlin. Die Lage in der Höhe ist demnach besser bepreisbar, was dazu führt, dass für die Stände im Erdgeschoss günstigere Mieten angeboten werden können. Tritt man aus dem 2. Obergeschoss in den Innenhof, befindet man sich auf einer Terrasse, von der aus man über eine Treppe auf die Dachebene gelangen kann. Hier gibt es Möglichkeiten zu spielen, picknicken, sich zu treffen und die Aussicht zu genießen.
An diese Dachflächen grenzen auch große Büroräume. Ihnen wird der Austritt aus dem Büro ins „Grüne“ ermöglicht und innen wie außen ein Gefühl vermittelt, als würde der Stadtraum ein paar Ebenen nach oben versetzt worden sein.
Auf dem obersten Dachgeschoss befinden sich dann die Zugänge zu den Dachhäusern, die sich nochmal zwei Geschosse in die Höhe stapeln. Diese Erschließungsfläche ist privat, sodass es in der Stadt einen eigenen Garten geben kann. Durch die aussichtsreiche Höhenlage der Häuser auf dem Dach können dort etwas höhere Mieten verlangt werden, damit das Wohnen im Hinterhof günstiger werden kann. Damit dieses Konzept aufgehen kann gibt es eine Marktleitung als Büro in der Markthalle, die Entscheidungen zugunsten des Konzepts trifft. Auch über die Variation der Stände hat sie Einfluss und versucht stets die größte Vielfalt für die Besucher anzubieten. Sie agiert als Übersetzer der Käufer zu den Ständen und ist für Informationen immer vor Ort.

Die den Hof abschließende Gebäudereihe zur Urbanstraße steht in Achse des Hofes und damit winklig zur Straße. Dadurch ergeben sich kleine Plätze, von denen aus man zwischen den Gebäuden in den Innenhof hindurchgleiten kann. Neben den zwei Wohngebäuden an der Urbanstraße ordnet sich in gleicher Ausrichtung ein Ateliergebäude an, welches die Stärke aus der Trennwand der Nachbarbebauung nimmt und sich in der Länge mit einem offenen Treppenturm an eines der weiter im Innenhof liegenden Wohngebäuden zu einem Atelier-Wohnen-Konzept verbindet.
Die vier auf dem Plateau sitzenden Wohngebäude besitzen vier Wohnebenen, die zur Straße gewandten dagegen sind sechsgeschossig, wobei das Erdgeschoss eine Art Sockel darstellt, welches Büros und Gewerbe beinhaltet. Die zwei Wohngebäude an der Urbanstraße sind über die an jedem Haus zur Südseite gerichteten Balkongänge über eine Gemeinschaftsterrasse verbunden und ermöglichen mit einer Brücke den Übergang zum Ateliergebäude. Somit schließen die zwei Häuser an der Straße zum Atelier an, welches eine Verbindung zu einem Wohnhaus im Innenhof hat.

Damit die Wohnhäuser immer flexibel bleiben gibt es ein Tragraster und eine Matrix der Grundrisse. Die Anordnung dieser erfolgt immer unterschiedlich und ist variabel. Familien können somit bei Bedarf eine angrenzende Nebenwohnung anmieten und Durchgänge schaffen. Flächen können also im Gebäude selbst nach Bedarf gehandelt werden. Die Größe der Standardwohnungen reicht von einer 38m² kleinen Singlewohnung über eine mittelgroße 78m² Mehrpersonenwohnung bis hin zu einer 119m² großen Mehrgenerationenwohnung.
Das Erscheinungsbild der Fassade des neuen Gebäudes soll zeigen, dass das Tragraster des Bestands eine große Rolle für die räumliche Struktur spielt. So sind die Aussparungen und Nischen immer dem Tragraster entnommen und verleihen dem vermeintlich unregelmäßigen Erscheinungsbild eine Regelmäßigkeit, ein System. Dabei deuten die Fassadenverkleidungen die dahinterstehenden Stützen und Decken an. Verkleidet wird mit Dämmung und Betonplatten, welche aus recyceltem Abbruchbeton der weggerissenen Decken und Stützen des Bestands hergestellt werden, um Material sinnvoll wiederzuverwenden.
An einigen Stellen der Fassade ist es nicht von Nöten, dass sie vollflächig verglast werden. So haben wir uns an einigen Stellen für Holzrahmenbauwände entschieden, die mit Lochblech aus Cortenstahl verkleidet werden. Die Fassaden der Wohnhäuser werden von den Balkonen aus Stahlgerüst und der Holzverkleidung der Außenwände geprägt. Somit werden durch die vorhandene Materialität die verschiedenen Nutzungsbereiche angezeigt und die Kuben abgegrenzt.
 

Schlagworte

Nachbarschaft Atelierwohnen Ateliers Dachterrasse Markthalle Diversität Nachverdichtung

Objektdetails

Gebäudespezifische Merkmale

Anzahl Wohneinheiten

94

 

Anzahl Stellplätze

168

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