Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2023: Teilnehmer


Kernsanierung Stadthalle Göttingen

37073 Göttingen, Albaniplatz 2

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: soll sasse architekten BDA

Blick aus dem Cheltenhampark auf die Südfassade - Kernsanierung Stadthalle Göttingen

© Eberhard Sasse, Schwerte

Konzept-Piktogramme - Kernsanierung Stadthalle Göttingen

© soll sasse architekten BDA, Dortmund

Bestand, 1962 bis 2018 - Kernsanierung Stadthalle Göttingen

© soll sasse architekten BDA, Dortmund

Schonender, manueller Rückbau jeder einzelnen Kachel - Kernsanierung Stadthalle Göttingen

© soll sasse architekten BDA, Dortmund

Transportbox der Bestandskacheln (ca. 6.500 Stück) - Kernsanierung Stadthalle Göttingen

© soll sasse architekten BDA, Dortmund

Im "Plattenladen" (Lager der Bestandskacheln) - Kernsanierung Stadthalle Göttingen

© soll sasse architekten BDA, Dortmund

Luftbild aus Süd-West - Kernsanierung Stadthalle Göttingen

© Eberhard Sasse, Schwerte

Ausschnitt Südfassade - Kernsanierung Stadthalle Göttingen

© soll sasse architekten BDA, Dortmund

Ausschnitt Westpodest mit Kunst am Bau "Die Stadt" von Prof. J. Weber, Braunschweig - Kernsanierung Stadthalle Göttingen

© Eberhard Sasse, Schwerte

Ausschnitt Bühneneingang - Kernsanierung Stadthalle Göttingen

© soll sasse architekten BDA, Dortmund

Ausschnitt Gebäudeecke Nord-West - Kernsanierung Stadthalle Göttingen

© soll sasse architekten BDA, Dortmund

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: soll sasse architekten BDA

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Albaniplatz 2, 37073 Göttingen, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Sanierung / Modernisierung

Fertigstellungstermin

05.2023

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

soll sasse architekten BDA

Robert-Koch-Strasse 24

44143 Dortmund

Deutschland

Tel. +49 231 22201140

info@sollsasse.de

Generalplanung

SSP AG

Lise-Meitner-Allee 30

44801 Bochum

Deutschland

Tel. +49 234 30709-0

info@ssp.ag

Bauleistung: Fliesen, Platten

m&r Manufaktur GmbH

Kossmannstr. 27

66119 Saarbrücken

Deutschland

Tel. +49 681 8596363

manufaktur@mkw.eu

Bauleistung: Fassade

Dach Schneider Weimar GmbH

Im Gewerbepark 32

99441 Umpferstedt

Deutschland

Tel. +49 3643 83390

Verwendete Produkte

Hering Bau

Sichtbeton-Fassaden

m&r Manufaktur

Fassadenbekleidung

Keramische Kacheln mit Relief

Gebäudedaten

Bauweise

Stahlbetonbau

Tragwerkskonstruktion

Stahlbeton

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Raummaße und Flächen

Nutzfläche

5.400 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

IDENTITÄT
erkennen - bewahren - weiterführen

Die denkmalwürdige Stadthalle (Volksmund: „Kachelofen“) wurde nach knapp 60 Jahren Nutzungsdauer nachhaltig saniert, um den Lebenszyklus zu verlängern.

Die einzigartige Fassadenbekleidung aus dreidimensionalen keramischen Kacheln wurde behutsam demontiert, gereinigt und zur Wiederverwendung gelagert. Auf Grund von Größenänderung durch die energetische Sanierung und gestalterischen Entscheidungen (weiße Kacheln nur für additive Elemente), mussten ergänzend neue Kacheln produziert werden. Die Neugestaltung der Fassade ergänzt das bestehende Vokabular, unter Verwendung zweier neuer Kachelfarben mit nur einer Reliefgeometrie (Quadrat). Die neue Komposition erzeugt ein differenziertes Erscheinungsbild mit Flächenwirkung von Weitem und heterogenem Farbspiel aus der Nähe. Der südliche Ersatzneubau präsentiert sich als Stadtterrasse mit Blick auf den Cheltenham-Park und den Albaniplatz.

Die Innenräume wurden ebenso umfassend saniert, um ästhetische, funktionale, technische und sicherheitstechnische Mängel zu beheben. Nach einer gründlichen Analysephase wurden Gestaltung und Funktionalität gemäß einem "Mehrwertkonzept" grundlegend erneuert. Ein zentrales Element der Sanierung ist der neue "Alleskönner-Saal", der flexibel für verschiedene Veranstaltungen genutzt werden kann. Ein innovatives Merkmal des Saals sind vier große Deckensegel mit LED-Lichtfeldern, die individuell in Höhe, Neigung und Erscheinungsbild angepasst werden können, um verschiedene Raumatmosphären zu schaffen. Technisch sorgen Lüftungsanlagen für behagliches Raumklima ohne störende Geräusche, und eine Holzkonstruktion im Saal reflektiert den Schall für optimalen Hörgenuss. Die Innenraumgestaltung kombiniert verschiedene Materialien und Farben für eine ansprechende Ästhetik.

Beschreibung der Besonderheiten

Nach knapp 60 Jahren Nutzungsdauer mit den einhergehenden konstruktiven, technischen und energetischen Problemen, musste über den weiteren Umgang mit dem Gebäude (im Volksmund liebevoll Kachelofen genannt) entschieden werden. Im Sinne einer bewussten Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit, sowohl in ökologischer und ökonomischer als auch in soziokultureller Hinsicht, wurde der Lebenszyklus des Gebäudes nicht beendet, sondern verlängert - getreu der Zielsetzung der Stadt Göttingen bis 2030 klimaneutral zu werden. Die große Menge an grauer Energie (bislang bereits benötigte Energie zur Herstellung, Transport und Einbau der Materialien) des Bestands wird nicht verbraucht und muss dementsprechend nicht - durch einen Neubau - neu erzeugt werden, sondern wird gespeichert. Dies zeigt einen beispielhaften Umgang mit dem Bestand der Nachkriegsbauten und bildet die Grundlage des Transfers der Stadthalle Göttingen vom fossilen 20. ins postfossile 21. Jahrhundert.

Diese Prämisse ist der Hauptgedanke des prämierten Konzepts zur Fassadenneugestaltung aus dem sich die Leitidee Erkennen-Bewahren-Weiterführen formulierte. Die einzigartige Fassadenbekleidung des Bestands aus keramischen Kacheln mit den Maßen (BxHxT) 50 cm x 50 cm x 3 cm, in den 5 Farbtönen dunkelblau, lila, rot, mittelblau und weiss sowie der dreieckigen und kreisrunden Relief-Geometrie wurden behutsam manuell demontiert, gereinigt und gelagert. Ein hoher Anteil (> 90%) aller Bestands-Kacheln konnte so zur Wiederverwendung archiviert werden.

Die Neugestaltung der Fassade nimmt kleine, aber entscheidende Korrekturen vor und klärt die volumetrische Formulierung des Bauwerks. So werden weisse Bestandskacheln nur noch für additive Bauelemente (Logistik-Anbau, Vordächer) verwendet. Die energetische Ertüchtigung nach der Sanierung des Beton-Rohbaus hat zur Folge, dass sich die Abmessungen der Halle sowohl in der Längen- und Breitenausdehnung als auch in der Höhenentwicklung vergrößerten. Das neue Fassadenkonzept sieht vor, dass diese Fehlstellen in der Bekleidung der Fassade durch neu hergestellte Kacheln im Duktus der Bestandskacheln erfolgt. Das vorhandene Vokabular (4 Farben dunkelblau, lila, rot, mittelblau - 2 Reliefgeometrien Kreis, Dreieck) wird durch zwei neue Typen ergänzt (2 Farben altrosa, taubenblau - 1 Reliefgeometrie Quadrat). Die neue Komposition erweitert und schärft den bestehenden Farbduktus und erzeugt ein differenziertes Erscheinungsbild der Stadthalle; ein Spiel der Textur-Maßstäbe - je nach Betrachtungsabstand. Von Weitem wirkt die Fassade farblich flächig, während der Annäherung zeigt sich jedoch ein differenziertes und heterogenes Farbspiel, was durch die geometrischen Reliefs noch verstärkt und erweitert wird. Vergleiche zur Stadt als einheitliches Gefüge und den Bürger*innen als Individuum entsprechen der Typologie Stadthalle als Gute Stube der Bürgerschaft.

Der zweigeschossige Ersatzneubau des südlichen Anbaus der Stadthalle, mit den technischen Versorgungsräumlichkeiten sowie der gastronomischen Küche, besetzt den Fußabdruck des Bestandsgebäudes. In Richtung des denkmalgeschützten Cheltenham-Parks und zum Albaniplatz präsentiert sich das flache Bauwerk als Stadtterrasse mit exponierten Blickbeziehungen, welche über das Parkett des großen Saals der Stadthalle und eine eingeschnittene Freitreppenanlage erschlossen wird. Die skulpturale Anmutung des Anbaus wird durch die monolithische Fassadenbekleidung verstärkt. Die samtige Textur der gesäuerten Betonoberfläche erinnert in seiner Struktur und Farbigkeit an die gewaschene Betonfassade des Bestands und bildet einen Kontrast zur keramischen Fassadenbekleidung der Halle.
Der Re-Positionierung des Reliefs „Die Stadt“ (1963/64, Bronzeguss) des Braunschweiger Bildhauers Prof. Jürgen Weber, welcher für die Kunst am Bau durch den Ursprungsarchitekten Rainer Schell zur Erbauungszeit ausgesucht wurde, wird in der Fassadengestaltung des Anbaus erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt.

Nachhaltigkeit

Sanierung statt Neubau, Weiterverwendung der Bestands-Fassadenbekleidung

Auszeichnungen

1. Preis Wettbewerb zur Fassadenneugestaltung, 2018

Schlagworte

Reuse, Sanierung, Bestandsgebäude, Wiederverwendung, Zirkuläres Bauen, Zukunft Bau, Kachelfassade, Swinging Sixties, VHF, Stadthalle Göttingen, Identität, Erkennen, Bewahren, Weiterführen, Nachhaltig, Nachhaltiges Bauen, Alleskönnersaal, soll sasse architekten BDA, SSP AG, CO₂-neutral

Energetische Kennwerte

Energiestandard

KfW-Effizienzhaus 55

Objektdetails

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