Heinze ArchitektenAWARD 2015: Sieger "Faszination Nichtwohnbau"

Architekturobjekte

Heinze ArchitektenAWARD 2015: Sieger "Faszination Nichtwohnbau"


Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

26434 Wangerland, Jadestraße 34

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Königs Architekten

Kirche am Meer - Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

© Christian Richters

Ansicht Straßenseite - Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

© Christian Richters

Ansicht Straßenseite - Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

© Christian Richters

Ansicht Straßenseite - Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

© Christian Richters

Ansicht vom Deich - Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

© Christian Richters

Eingang Straßenseite - Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

© Christian Richters

Eingang vom Deich - Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

© Christian Richters

Eingang Sakristei - Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

© Christian Richters

Detail Ziegel - Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

© Christian Richters

Nebeneingang mit Schaffrath-Fenster - Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

© Christian Richters

Kirchenraum - Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

© Christian Richters

Kirchenraum - Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

© Christian Richters

Lichtmodulierung - Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

© Christian Richters

Marienkapelle - Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

© Christian Richters

Detail Kirchenraum - Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

© Christian Richters

Detail Kirchenraum - Kirche am Meer / St. Marien in Schillig

© Christian Richters

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Königs Architekten

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Jadestraße 34, 26434 Wangerland, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Neubau

Fertigstellungstermin

02.2012

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

Königs Architekten

Maybachstr. 155

50670 Köln

Deutschland

Tel. +49 221 762626

office@koenigs-architekten.de

Bauherr

Katholischer Kirchenfonds St. Marien

Jadestraße 34

26434 Wangerland-Schillig

Deutschland

Projektsteuerung, Objektüberwachung

Bischöfliches Münstersches Offizialat

Bahnhofstr. 6

49377 Vechta

Deutschland

Architekturfotografie

Christian Richters

Michaelkirchplatz 1

10785 Berlin

Deutschland

Fachplanung

Lichtplanung A. Hartung

Sülzburgstr. 232

50937 Köln

Deutschland

Tel. +49 221 5894060

info@lichtplanung-hartung.de

Fachplanung: Tragwerksplanung

Arup Deutschland GmbH

Speditionstr. 9

40221 Düsseldorf

Deutschland

Tel. +49 211 17290-0

duesseldorf@arup.com

Fachplanung: Gebäudetechnik

Donker & Dammann GmbH

Cloppenburger Str. 18

26135 Oldenburg

Deutschland

Sonstige

Göken+Henckel GbR

Gartenstr. 22a

26122 Oldenburg

Deutschland

Tel. +49 441 9995750

info@goeken-henckel.de

Fachplanung: Schallschutz, Raumakustik

ISRW Klapdor GmbH

Kalkumer Straße 173

40468 Düsseldorf

Deutschland

Verwendete Produkte

Gillrath Ziegel- und Klinkerwerke GmbH & Co. KG

Klinker

Klinkerwerke Wittmund

Klinkerpflaster

Pierre Bleue Belge

Natursteinbeläge

RSL Lichttechnik

Decken-Beleuchtung

SEMCO Glas

Verglasung

Semco Klimaglas

Gebäudedaten

Raummaße und Flächen

Bruttorauminhalt

4.497 m³

 

Bruttogrundfläche

624 m²

Kosten

Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)

4.700.000 Euro

Beschreibung

Objektbeschreibung

Die neue Pfarrkirche St. Marien befindet sich unmittelbar an der Nordseeküste, vom UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer nur durch den Deich getrennt. In der Aufsicht von oben wird die Einfachheit der räumlichen Typologie erkennbar: Es handelt sich um eine klassische Kreuzform, die in ein Rechteck eingeschrieben ist. Bei der Kirche am Meer ist die rektanguläre Rahmung lediglich auf einen Sockelbau begrenzt, so dass die Kreuzform des Hauptraumes sich im Aufriss aus dem Sockel von außen sichtbar heraus entwickelt. Die “Entschlüsselung” der Einfachheit ist somit bereits in die Außenwirkung einbezogen.
Die simple Extrusion der Kreuzfigur aus dem Sockel hätte jedoch nur wenig formale Qualität erzeugen können. Für die Entwicklung der Komplexität der Gestalt ist daher eine weitere Komponente entscheidend: Mit einer einzigen Bogenlinie schneiden wir aus dem extrudierten Körper einen oberen Teil der Kreuzform so ab, dass eine überraschend vielfältige Gestalt entsteht. Der Begriff des “Schneidens” ist im Rahmen des Entwurfsfindung prozessual zu verstehen, ähnlich einer booleschen Operation. Die Gestalt gebenden drei Teilsysteme a) Rechtecksockel, b) Kreuzfigur und c) Bogenlinie erzeugen eine komplexes Raum- und Gestaltgefüge, welches vielfältige Bezugnahmen sowohl zum Kontext “Meer” als auch zur Typologie “Kirche” emergent erzeugt.
Interessanter Weise bleibt bei der Gestalt der Kirche am Meer deren Einfachheit lesbar, was eine gewisse Selbstverständlichkeit erzeugt. Gleichzeitig erzielt die Gestalt eine facettenreichen und uneindeutigen Abstraktionsgrad, die es dem Betrachter erlaubt, “offene Bilder” hineinzulegen.

Die Außenwand besteht nicht aus einem monolithischen Mauerwerk, sondern aus einer tragenden inneren Betonwand, der eine Klinkerschale mit zwischenliegender Dämmung vorgehängt ist. Dies ist einerseits mit der Notwendigkeit einer optimalen Wärmedämmung begründet, andererseits soll der Innenraum sich in seiner Materialität von der Außenschale unterscheiden. Der gewählte Klinker wird im Oldenburger Format 220x105x52 mm mit einer Rohdichte von 20 kN/m3 im Dänischen Verband verlegt. Dieser hochfeste Stein muss den extremen Wetterbedingungen an der Nordseeküste widerstehen, soll sich der ortstypischen Ziegelbauweise annähern aber gleichzeitig angemessen unterscheiden und soll den Geometrieverlauf ermöglichen und unterstützen.
Die Einfachheit der Materialwahl des seit Jahrhunderten als Baustoff bekannten Ziegels steht scheinbar im Gegensatz zur diesem komplexen Anforderungsgeflecht. Es bedarf wiederum einer prozessualen Überformung, ähnlich der oben beschriebenen Gestaltfindung, um aus Einfachheit Komplexität zu erzeugen. Der Backstein wurde speziell für dieses Bauvorhaben hergestellt, in dem er zweifach gebrannt wurde. Nach dem ersten Brand wäre der Backstein eigentlich technisch gesehen fertig, aber für die oben beschriebenen Anforderungen noch nicht geeignet.
Im fehlt nach dem üblichen ersten Brand die extreme Festigkeit, die Besonderheit und die Unterstützung der Geometrie. Der zweite Brand besteht aus der aufwändigen und fast in Vergessenheit geratene Technologie des “Dämpfens”. Das Tonmaterial wird im Ofen während des Brandes unter vollständigem Sauerstoffentzug von Außen gehalten. Dadurch entzieht das Feuer dem Backstein Sauerstoffanteile, die im Material gebunden sind. Der Stein nimmt nicht die typische rot-braunfärbung an sondern wird durchgehend schwarz, manchmal kristallisieren sich Salze an der Oberfläche, er schillert teilweise bläulich – grünlich oder wirkt manchmal wie ein silbrig-metallisches Stück Eisen. Dieser emergente Prozess ist schwer kontrollierbar und im Ergebnis nicht in Gänze vorhersehbar, erzeugt jedoch den Mehrwert, der die oben beschriebenen Kriterien vollumfänglich unterstützt.
Mit der Lichtführung wurde über die Dachkonstruktion auf einer weiteren Ebene die prozessuale Strategie der Emergenz eingesetzt um Komplexität zu erzeugen. Durch die oben bereits beschrieben Boolesche Operation wurde eine geschwungene Fläche erzeugt, die mit einem komplett gläsernen Dach belegt wurde. Diese Fläche ist zwar gleichzeitig geneigt und gebogen, aber trotzdem nur einachsig gekrümmt. Wenn man mit einem heißen Messer durch einen Butterklumpen bogenförmig hindurchführt erhält man ähnliche Geometrien. Allein diese Einfachheit der “Messerbewegung durch die Butter” erzeugt bereits eine komplexe Rand- und Oberflächengeometrie, die eine bautechnische Herausforderung darstellt. Für die angestrebte Lichtführung im Innenraum bedurfte es jedoch einer weiteren Komponente, ähnlich der des zweiten Brandes beim Ziegelmauerwerk. Die Träger die das Dach überspannen sind nicht linear geformt, sondern verjüngen sich zur Mitte und verbreitern sich wieder zum gegenüberliegenden Rand. Diese Formabweichung wurde jedoch nicht linear additiv auf alle Träger überragen sondern akkumuliert sich über dem Zentrum der Kreuzform und läuft in der Längsachse allmählich aus.
Das Ziel dieser Formgenerierung liegt in der Tageslichtführung, die einen dynamischen Verlauf von Licht und Schatten während eines Tages und während der Jahreszeiten erzeugen soll.
Das Licht fällt zunächst durch die kurvenförmig sich aufweitenden Trägerzwischenräume und trifft auf die ebenfalls kurvenförmig geschwungenen Wandflächen. In dieser geometrischen Überlagerung von zwei Kurvenflächen, die orthogonal zueinander angeordnet sind entstehen sich dynamisch verzerrende wellenförmige Lichtbänder, die dem Kirchenraum atmosphärisch bestimmen. Entscheidest dabei ist, das der Betrachter nur bei genauer Analyse der Gegebenheiten in der Lage ist, das Phänomen der Lichtwellen an der Wand zu entschlüsseln – im barocken Idealfall lässt er sich einfach auf die Eindrücke einer “Kirche am Meer” ein, ohne deren Konstruktion zu hinterfragen.

Auszeichnungen

Fritz Höger Preis 2014 - Winner Silver

Schlagworte

Kirche, Kirche am Meer, Sakralbauten, Sakralbau, Schillig, Wangerland, Andachtsraum, Ziegel, Glasdach, katholisch

Objektdetails

Das Objekt im Internet

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