Architekturobjekt 1.666 von 13.795
Nominiert für die Shortlist der Jury 2023

Architekturobjekte

Nominiert für die Shortlist der Jury 2023


Kirche Canitz - Neue Mitte

01591 Riesa OT Canitz, Schäfereistraße 2

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Peter Zirkel Gesellschaft von Architekten mbH

Blick zum Altar und zur neuen Ostfassade - Kirche Canitz - Neue Mitte

© Till Schuster

Ruinöser Zustand - Kirche Canitz - Neue Mitte

© Thomas Schmidt

Engagement des Fördervereins - Kirche Canitz - Neue Mitte

© Verein zur Förderung des Wiederaufbaus der Kirche zu Canitz e.V., 2018

Blick vom Nachbargrundstück auf den Ostgiebel - Kirche Canitz - Neue Mitte

© Till Schuster

Kirchhof und neue Fassade - Kirche Canitz - Neue Mitte

© Till Schuster

Zugang zum Kirchhof - Kirche Canitz - Neue Mitte

© Till Schuster

Kirche Canitz - Kirche Canitz - Neue Mitte

© Till Schuster

Innenraum und Orgelempore - Kirche Canitz - Neue Mitte

© Till Schuster

Ostfassade und Altar - Kirche Canitz - Neue Mitte

© Till Schuster

Barrierefreier Eingang auf der Westseite - Kirche Canitz - Neue Mitte

© Till Schuster

Blick vom Altar zur Orgelempore - Kirche Canitz - Neue Mitte

© Till Schuster

Kirchmauer und neue Giebelfassade - Kirche Canitz - Neue Mitte

© Till Schuster

Kirchenbank - Kirche Canitz - Neue Mitte

© Till Schuster

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Peter Zirkel Gesellschaft von Architekten mbH

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Schäfereistraße 2, 01591 Riesa OT Canitz, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Sanierung / Modernisierung

Fertigstellungstermin

06.2022

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

Peter Zirkel Gesellschaft von Architekten mbH

Friedrichstr. 29

01067 Dresden

Deutschland

Tel. 0351 40786700

kontakt@peterzirkel.de

Fachplanung: Tragwerksplanung

Engelbach + Partner Ingenieurgesellschaft Dresden mbH

Glasewaldtstraße 6

01277 Dresden

Deutschland

Tel. 0351 2013223

eckoldt@engelbach-ingenieure.de

Fachplanung: Elektrotechnik

ELIMO Elektro-Industriemontagen GmbH

Uttmannstraße 15

01591 Riesa

Deutschland

Tel. 0352 725948

d.balzer@elimo.org

Bauleistung: Rohbau

Pfennig Bau GmbH & Co.KG

Bahnhofstraße 29

04758 Oschatz

Deutschland

Tel. 03435 666 998-0

info@pfennig-bau.de

Bauleistung: Zimmerei, Ingenieurholzbau

Baubetrieb Voigtländer GmbH

Kiesweg 5

04758 Oschatz

Deutschland

Tel. 03435 926317

info@baubetrieb-voigtlaender.de

Bauleistung: Fassade

Frauendorfer Tischlerwerkstatt

Heidehäuser Str. 13

01945 Frauendorf

Deutschland

Tel. 035755 50901

Bauleistung: Verglasung, Fensterbau

Tischlerei Kitzing

Zum Schlosspark 5

04769 Naundorf OT Hof

Deutschland

Tel. 035 268 82 569

Bauleistung: Tischler

Tischlerei Holzwelten

Hermann-Scheibe-Straße 8

04758 Oschatz

Deutschland

Tel. 03435/988904

Verwendete Produkte

ADLER Deutschland

Beschichtungen

Adler Aquawood

Ligman

Leuchten

Brisbane

Tubag

Putz

Gebäudedaten

Bauweise

Mauerwerksbau

Tragwerkskonstruktion

Sonstige

Anzahl der Vollgeschosse

1-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttorauminhalt

1.140 m³

 

Bruttogrundfläche

190 m²

 

Nutzfläche

102 m²

 

Grundstücksgröße

1.295 m²

Kosten

Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks

81.000 Euro

 

Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)

485.000 Euro

Beschreibung

Objektbeschreibung

Kirche Canitz
Neue Mitte – Transformation und Neuinterpretation

In Canitz, einem kleinen eingemeindeten Dorf wenige Kilometer östlich von Riesa, fehlt seit 1975 die Kirche. Den jüngeren Generationen ist nur die überwucherte Ruine auf dem Friedhof bekannt. Der Ursprungsbau der Kirche aus dem 13. Jahrhundert wurde mehrfach umgebaut und erweitert. Die Baugeschichte der Kirche ist eng verbunden mit den unmittelbar nördlich angrenzenden Bauten - Rittergut und Wasserschloss - die beide nach 1945 weitestgehend abgebrochen wurden. Daraufhin legte man auf dem Gelände des Schlosses mit Teich und Park einen Sportplatz an. Fehlende Möglichkeiten der Unterhaltung führten ab 1975 dazu, dass die Kirche wegen Baufälligkeit ebenso in Teilen abgebrochen und die Ausstattung verteilt wurde.

Nach 30 Jahre Leerstand und Verfall der Kirchruine formiert sich im Jahr 2005 der Verein zur Förderung des Wiederaufbaus der Kirche. Die Akteure des Vereins sind sowohl Gemeindemitglieder, als auch konfessionslose Dorfbewohner, deren gemeinsames Ziel es ist, ihrem Dorf den verlorenen Dorfkern wiederzugeben – ein Zentrum, in dem man sich begegnen kann. In jahrelanger ehrenamtlicher Arbeit wurden seitdem die Ruine beräumt und regelmäßig Veranstaltungen zu Spendenzwecken durchgeführt.  Mit diesem Engagement konnte die evangelische Landeskirche Sachsen davon überzeugt werden, den Wiederaufbau zu unterstützen. Als Erstes wurden im Jahr 2018 Sicherungs-maßnahmen durchgeführt (Büro für Architektur und Bauforschung, Angelika und Andreas Kern, Dresden). In deren Zuge wurden das Kirchenschiff und Turmstumpf mit einem Dach versehen und im gesicherten Rohbauzustand belassen. Der ehemalige Altarbereich verblieb in ruinösen Zustand und wurde nicht überdacht.

Die  anschließende letzte Realisierungsphase beinhaltete den östlichen Raumabschluss des Kirchenraumes, die Fassadensanierung inklusive der Fenster und Türen, die Gestaltung des Innenraumes mit neuer Orgelempore, die Möblierung, das Umfeld der Kirche am Übergang zum Friedhof und der Hof um den ehemaligen Altar. Neben der Nutzung durch die Kirchgemeinde für Gottesdienste und Andachten mit 60 Sitzplätzen sollte die Kirche auch für weltliche Trauerfeiern oder Zusammenkünfte ein Ort des Miteinanders  sein. Des Weiteren sollte die Kirche in eine gemeinsame Konzeption als neue Ortsmitte mit dem zukünftigen benachbarten Dorfgemeinschaftshaus und dem bestehenden Sportplatz eingebunden werden.

Die Intervention in dem vorgefundenen gesicherten Rohbau ist im Wesentlichen durch zwei Aspekte gekennzeichnet. Einerseits das behutsame Reparieren von Wände und Böden mit ortstypischen Materialien, wie mehrlagigen Kalkputz und Sandsteinplatten unter Verwendung von vorgefundenem Material. Andererseits die  Gestaltung der neuen Einbauten, wie die Orgelempore, die Möbel und insbesondere die Ostfassade mit dem Material Holz ohne einen starken Kontrast zum Bestand zu erzeugen.     
Durch die Teilung des ehemaligen Kirchenraumes in einen Freihof und in einen verkleinerten Sakralraum entstand die neue Lage der östlichen Giebelwand. Sie ermöglicht es, den Kirchenraum zum ehemaligen Altarraum hin in seiner ursprünglichen Dimension zu erleben. Mit vertikalen Lamellen im mittleren Bereich und zwei großen transparenten seitlichen Flächen wird eine intensive Verbindung von Innen- und Außenraum hergestellt.
So wird der Außenraum zu einer Fortsetzung des inneren Kirchenraumes, es entstehen Ausblicke, aber auch ein gefasster, abgedunkelter  Raum hinter dem mittig angeordneten Altar. Die senkrechten, verdrehten Holzprofile der Pfosten-Riegel-Konstruktion sorgen dort für Blend- und Sonnenschutz.
Der Verschluss aller Fassadenöffnungen wurde im Entwurfsprozess als einheitliche Intervention angesehen. Sowohl Fenster, die Tür an der Westsseite als auch die neue Ostfassade wurden einheitlich in Materialwahl und Detaillierung gestaltet. Die Holzelemente aus siebirischer Lärche wurden dabei raumseitig weiß lasierend und nach außen hin in einem metallisch schimmernden Grauton beschichtet. Die neuen Fenster weisen keine Gliederung auf und treten mit einem tiefen Leibungsfutter als zeitgenössische Zutat nach außen auf. 

Der Bodenbelag aus Sandstein im Inneren führt nach Außen und verbindet Kirchenraum mit Hof. Der Plattenbelag befindet sich im Hof nur im mittleren Bereich in der Breite des Kirchraumes, die Randstreifen hingegen sind mit Wegedecke belegt. Es wird dadurch  die ehemalige Lage von Trennwänden gekennzeichnet, die in nördlicher und südlicher Richtung den Sakralraum von Nebenräumen trennten. Bei den noch vorhandenen Fassadenfragementen   wurden ruinöse Wandstücke entfernt und die Öffnungen in den Wandflächen vermauert. Diese bleiben als Relief jedoch ablesbar.
Der Hof bildet nun einen geschützten Raum mit umlaufenden,  geschlossen Wänden und soll für Freitaufen oder kleine Andachten genutzt werden. Dadurch wird der ehemalige Kirchenraum wieder erlebbar und ist nun mehr als eine Ruine.
Bei der Baumaßnahme kamen bewusst wenige Materialien zum Einsatz. Die Wände wurden mit natürlich hydraulischem Kalk mehrlagig verputzt. Am Hauptbaukörper wurde innen wie außen ein zweilagiger Aufbau mit einer geriebenen Oberfläche ausgeführt. Im Inneren des Kirchenraumes wurden zudem restauratorisch gesicherte Putzfragmente aus den verschiedenen Bauphasen erhalten und angearbeitet. Die freistehenden Bruchsteinwände des Hofes wurden mit einem einlagigen Kalkputz in Kombination mit einem zweilagigen Kalk-Schlämmanstrich überzogen und mit einer Abdeckung aus schlesischem Sandstein gesichert.
Die Sandsteinplatten des Bodenbelages aus der Ruine konnten teilweise erhalten werden und fanden bei der Sanierung  im Vorraum und im Hof Verwendung. Im Kirchenraum wurde Neumaterial aus gesägtem Postaer Sandstein verlegt. Die Verwendung abweichender Plattenformate in den Bereichen der Sitzbänke unterstützt die subtile  Zonierung gegenüber Altarbereich und Mittelgang.
Die Einbauten und Möbel sind aus Holz gefertigt und halb transparent weiß lasiert. Die Orgelempore wurde mit einer Fichtenholzschalung verkleidet,  die Möbel sind aus massivem Eschenholz gefertigt.
Dass die Baustelle für die Dorfbewohner etwas Besonderes ist, konnte  man schon während der Realisierung der Baumaßnahme  feststellen. Jeder Baufortschritt wurde von zahlreichen interessierten Besuchern begutachtet und fotografiert. Über das  eigentliche Aufgabenfeld der Bauüberwachung hinaus stand bei den Ortsterminen auch immer ein spontaner Austausch mit den Nutzern und Anwohnern auf dem Programm.
Schon vor der Eröffnungsfeier, die als großes Dorffest am 26. Juni 2022 stattfand, waren die Canitzer zufrieden: „Durch den Wiederaufbau sind wir im Dorf alle mehr zusammengewachsen.“

Nachhaltigkeit

natürlicher und nachwachsender Rohstoff Holz für die neuen Bauteile (Dachstuhl, Fassade, Empore, Fenster, Möbel)
regionaler Naturstein
keine Zentralheizung (nur Bankheizung), keine Anforderungen des Wärmeschutzes an die Fassade
minimaler Materialeinsatz
leichte Rückbaubarkeit (Design for Disassembly)
hohen Anteil an Eigenleistungen, hohe Akzeptanz und Initiative durch die Dorfgemeinschaft

Auszeichnungen

Nominierung – DAM Preis 2024

Anerkennung – db-Preis "Respekt und Perspektive 2022"

Anerkennung – Sächsischer Staatspreis für Baukultur 2022

Schlagworte

Reparatur, Handwerk, Kirche, ländliches Bauen, Holzbau, Pfosten-Riegel-Fassade, nachwachsender Rohstoff, Sakralbau, Neue Mitte, Dorfmitte, Dorfzentrum, Förderverein, Initiative, Engagement, regionale Baustoffe, Licht, Sakralraum, Altar, Freitaufe, Lamellen, Glas

Energetische Kennwerte

Energetische Kennwerte

Primärenergie

Sonstige Heizenergie

Objektdetails

Das Objekt im Internet

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