Architekturobjekte
Nominiert für die Shortlist der Jury 2021
Kita hisa Malteser Straße
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: baukind GmbH
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: baukind GmbH
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
12277 Berlin, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
10.2020
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Ziegelmauerwerk
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
4.747 m³
Bruttogrundfläche
1.201 m²
Nutzfläche
807 m²
Grundstücksgröße
2.112 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
In Berlin-Marienfelde ist ein spannendes Kita-Projekt in einem denkmalgeschützten Schwimmbad entstanden. 1905 als Kloster, nach den Plänen von Josef Lückerath, erbaut und genutzt und nach dessen Schließung 1974 zum Schwimmbad umfunktioniert, toben heute 100 Kinder durch diesen außergewöhnlichen Ort.
Im Jahr 2014 musste das Bewegungsbad Marienfelde seine Tore schließen. Daraufhin stand die Immobilie jahrelang leer, bis der Träger hisa gGmbH die Idee entwickelte, den Standort als Kita wieder zu beleben. Dieser Vorschlag stieß bei der Kirche als Vermieterin, der Denkmalbehörde und den Planer*innen von baukind auf Enthusiasmus und Skepsis zu gleich.
Alle Beteiligten waren sich von Anfang an einig, dass man den Charakter des Schwimmbads in der zukünftigen Kita erhalten will. Die neuen Räume sollen die Kinder genauso zu Bewegung, Spiel und Spaß anregen, wie es das Schwimmbad vermochte. Das Bad verfügte über eine zentrale, große Schwimmhalle und zwei flankierende Seitenflügel, in denen sich die Umkleideräume, Duschen und ein Saunabereich befanden. Beide Stirnseiten der Haupthalle schmücken aufwendig gestaltete Mosaikwände, die im Zuge des Umbaus zur Kita erhalten werden sollten. Die Fliesenmosaike in der Haupthalle und die darum verbauten Akustik-Lochfliesen wurden mit großflächigen Glasscheiben geschützt. Da die Dämmwolle hinter den Akustik-Lochfliesen schadstoffbelastet ist, die Fliesen aber als Anforderung der Denkmalschutzbehörde trotzdem vollständig sichtbar bleiben sollten, wurde der Einbau einer luftdichten Glashülle erforderlich.
Das ehemalige Schwimmbecken wurde mit einem Holzständerwerk überbaut, um den gut belichteten Raum darüber nutzbar zu machen. Mittig im ehemaligen Becken entstand eine unterirdische Spielhöhle, in die die Kinder über eine neu eingebaute Rutschstange oder Rutsche neben der Treppe eintauchen können. Überbaut ist die Höhle mit einem farblich abgestimmten Bodengitter sodass eine gute Belüftung und Belichtung gegeben ist. In Zusammenspiel mit den türkisblauen Fliesen des alten Beckenboden entsteht eine Unterwasserwelt für Kinder. Wird dann die Rutschstange, welches durch ein Geländer mit Tor gesichert wurde, von den Erzieher*innen für die Kinder zum Spiel freigegeben, entsteht eine Atmosphäre, die dem ehemaligen Schwimmbad alle Ehre erweist. In der Spielhöhle selbst gibt es Polster, Kissen und aufblasbare Schwimmtiere. Die Unterwasserwelt ist zu dem zentralen und besonderen Ort der Kita geworden.
Über die Fläche des Schwimmbeckens, wurde ausschließlich Kautschukbelag in blauen Farbtönen verlegt, umrandet von beigefarbenen Kautschuk, wo voher die braun-beigen Originalfliesen des Beckenrandes sichtbar waren. Der gesamte neue Bodenbelag aus Kautschuk musste aufgrund der denkmalschützerischen Anforderungen reversibel auf einer Trockenschüttung verlegt werden.
In allen Gruppenräumen wurden im Bereich des ehemaligen Beckens sogenannte Tiefebenen geschaffen. Hier wurde der Boden abgesenkt, so dass eine tieferliegende Spielebene, als auch Staufläche im ehemaligen Beckenraum entstand. Auch hier sind die Originalfliesen des Beckens in Teilen sichtbar. Alle eingebauten Geländer an Tiefebenen oder der Rutschstange sind aus Edelstahl gefertigt und in ihrer charakteristisch abgerundeten Form an die in einem Schwimmbad angelehnt.
Den großzügigen und weiten Raumeindruck der ehemaligen Haupthalle zu erhalten, stellte für die Planer*innen eine große Herausforderung dar, weil viele neue Räume geschaffen werden mussten. In der Längsachse gibt der mittig verlaufende Flur den Blick auf beide Mosaikwände frei. Auch in der Querachse kann der Blick ebenfalls durchgängig von Fensterfront zu Fensterfront gehen. In dessen Mitte steht noch das ehemalige vollverglaste Bademeisterhäuschen, das zum Bällebad umfunktioniert wurde und in dem viele Originalelemente wie die Beschilderung und einige alte Aufkleber bewahrt wurden. Eine Podestlandschaft mit eingelassenem Bällebad und transparenten Bälle lässt das Gefühl eines Bades in wilder Gischt entstehen.
Natürlichkeit der Materialien ist eines der Hauptmerkmale dieses Kitaausbaus: geölte Holzpodeste, Einbauten und multifunktionale Elemente bieten für Kinder genügend Spiel- und Bewegungsangebote, um mit sehr wenig zusätzlichem Spielzeug auszukommen.
Im neuen Garderobenbereich und allen Bädern wurde der orangebraune Farbton der Originalfliesen im Farbkonzept aufgenommen und durch ein Violett ergänzt. Auch in diesen Bereichen wurden die originalen Beschilderungen erhalten. Die neuen Kugelleuchten und Wasserbälle dienen ebenfalls als unterstützende Elemente, um das Flair des Schwimmbads aufleben zu lassen.
Der neu entstandene Innenraum bietet vielfältige Möglichkeiten sich auszutoben, aber auch um sich zurückzuziehen. Die Gestaltung berücksichtigt die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder in ihren jeweiligen Altersklassen und Entwicklungsstufen. Unebenheiten und Hindernisse lassen die verschiedenen Bodenbeläge zu Herausforderungen für die Kleinsten werden. Dabei werden erste motorische Fähigkeiten geschult.
Die Kinder dürfen sich in der gesamten Kita frei bewegen und die ganze Fläche erkunden. Dies ist dem Kitaträger sehr wichtig, denn die pädagogische Arbeit orientiert sich am Situationsansatz, bei dem die Kinder zu selbstständigem Handeln motiviert werden. Die Worte von Maria Montessori „Hilf mir, es selbst zu tun“ sind der Leitsatz der Kita.
Die Kita bietet heute Platz für 100 Kinder, die in fünf Gruppen betreut werden. Nach fast zweijähriger Planungs- und neunmonatiger Bauzeit - die eng mit der Landesdenkmalpflege, der Unteren Denkmalschutzbehörde, Schallschutz- und Brandschutzplaner*innen abgestimmt wurden- öffnete die Kita im Oktober 2020 ihr Türen. Der Badespaß kann beginnen.
Beschreibung der Besonderheiten
Das ehemalige Schwimmbecken wurde mit einem Holzständerwerk überbaut. Das so ebenerdig abgedeckte Becken bietet so die Grundlage für die Raumaufteilung und hat aber zusätzliche Funktionen: Die Fläche im ehemaligen Becken ist teilweise als Spielfläche und vor allen Dingen als Stauraum nutzbar. In den Gruppenräumen entstehen Spielebenen, die nicht, wie es sonst der Fall ist, als Podeste in die Höhe wachsen, sondern sich nach unten verschachteln und ganz neue Perspektiven und Sinneserfahrungen ermöglichen.
Schlagworte
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