Heinze ArchitekturAWARD 2021: Teilnehmer
Kita Olgakrippe
70372 Stuttgart‐Bad Cannstatt, Taubenheimstraße 12
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: SCALA Architekten und Stadtplaner
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Taubenheimstraße 12, 70372 Stuttgart‐Bad Cannstatt, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
02.2020
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
5.480 m³
Bruttogrundfläche
1.824 m²
Nutzfläche
1.377 m²
Verkehrsfläche
80 m²
Grundstücksgröße
2.800 m²
Kosten
Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks
1.300.000 Euro
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
6.800.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Städtebauliche Grundlagen: Der Ort und sein Umfeld
Lage. Die Lage der Olgakrippe auf dem Gelände einer ehemaligen Unternehmervilla aus dem Jahr 1912 am Rand des Kurparks Bad Cannstatt wird als großes Potenzial für eine Rückführung zur „städtebaulichen-Bestands-DNA“ und der damit zusammenhängenden „Körnung“ des Quartiers betrachtet. Ebenfalls eine gute Möglichkeit zur wohlabgestimmten Einfügung in die Umgebung bietet der große, innen liegende Grünbereich mit seiner weitgehenden Süd-Orientierung.
Orientierung am Stadtquartier. Das aus den 1950er-Jahren stammende Bestandsgebäude der ehemaligen Olgakrippe –Königin Olga übernahm einst die Schirmherrschaft über diese seit Mai 1875 bestehende Kindertagestätte, daher der Name– präsentierte sich, ähnlich wie die benachbarte Sportklinik, als eher horizontal ausgerichteter Baukörper, was der „Körnung“ des Quartiers wenig entsprach. Durch den Abbruch des Altbestands und den Neubau der jetzigen „KITA am Kurpark“ ergab sich die Chance, über einen ortstypischen Stadtbaustein zur originären Anmutung des Quartiers zurückzufinden. Die Wiederaufnahme der ortsspezifischen, eher vertikal ausgerichteten Villentypologie verhalf auch zu einer Maximierung der zur Verfügung stehenden Frei- und Außenflächen.
Einbettung in die Umgebung. Darüber hinaus wurden die städtebaulich hochwertigen Bestandsgrundlagen wieder aufgenommen: Die großteils noch bestehende Kastanienallee wurde in diesem Bereich wieder ergänzt, sodass nun eine durchgängige grüne Achse und damit ein Merkmal des großbürgerlichen Stadtbilds wiederhergestellt ist. Hinzu kommt der reaktivierte klassische Villenvorgarten mit dem darin eingebetteten „Olgaplatz“, der von hier einen kleinen öffentlichen Raum zwischen der Kindervilla und der gegenüberliegenden Gottlieb-Daimler-Gedächtnisstätte im Kurpark definiert.
Ein Haus für alle. Ein Umfeld dieser Güte bedingt, dass viele Nutzerinnen und Nutzer und nicht nur wenige Privilegierte an dieser Qualität teilhaben können. So ist die Entwicklung von der Unternehmervilla über die Olgakrippe der 1950er-Jahre mit sieben Gruppen zur heutigen Kindervilla mit neun Kindergruppen aus allen Bevölkerungsschichten eine konsequente Fortführung dieses Desiderats.
Architektur- und Gebäudekonzept
Gestaltung des Außenbereichs. Das zuvor einheitlich abschüssige Gelände konnte gartenseitig leicht nach unten, zum Gebäude abgeklappt werden, sodass eine großzügige, weitgehend ebene und damit auch frei bespielbare Fläche sich neu mit den beiden ersten Geschossen und den oberen Terrassen verknüpfen kann. Der neue Stadtbaustein wurde so weit wie möglich nach Norden gerückt. Dadurch konnte im Zusammenspiel mit der restaurierten ehemaligen Wagenhalle ein etwas kontemplativer „Südhof“ entstehen. Die einstige Wagenhalle blieb als Reminiszenz an die ehemalige Villenarchitektur erhalten und ergänzt optisch auf ganz eigene Art und Weise über die grüne Fuge der Kastanienallee hinweg den öffentlichen Bezug zum Kurpark und zur Gottlieb-Daimler-Gedächtnisstätte.
Freitreppe. Alle Außenräume sind über die Freitreppe als zweiten Fluchtweg miteinander verbunden. Dieser Fluchtweg verknüpft zugleich alle Terrassen und den Gartenbereich miteinander und dieser wiederum mit dem Südhof und der ehemaligen Wagenhalle. Folgerichtig ist die Freitreppe als „Weg in die Gärten“ entsprechend skulptural inszeniert.
Verbindung von innen und außen. Der architektonische Grundgedanke der neuen „KITA am Kurpark“ ist das eher vertikal organisierte „Punkthaus“, aus dem die einzelnen Ebenen, geschossweise verdreht in unterschiedlicher Weise heraustreten. Diese Ebenen sind so angelegt, dass sich alle Gruppenräume stets „zur Sonne“ und zu den Freiräumen und Grünarealen hin orientieren; jeder Gruppe wird über großzügige Terrassen ein zusätzlicher Frei- und Außenraum zugeordnet. Die geschossweise gegeneinander verschobenen Terrassen gestatten in den oberen Geschossen auch Blickbeziehungen hinüber in den Kurpark und darüber hinaus zum Höhenweg im Nordosten des Kurparks.
Licht- und Luftstrumpf
Die „Kinderhäuser“ (Gruppen-und Schlafräume), angeordnet um den zentralen „Marktplatz“ (gemeinschaftlicher Bereich zwischen den Gruppenräumen), spiegeln das Konzept einer kleinen, in Form von Etagen gestapelten Stadt wider. Mittig auf diesem Marktplatz führt ein vertikal durchgesteckter „Licht- und Luftstrumpf“ als energiegeladene Skulptur durch alle Stockwerke der Villa und schafft eine einzigartige Beziehung zwischen „oben und unten“ sowie „innen und außen“. Dieses eigenwillige, speziell für die Kindervilla entwickelte Objekt (Genehmigung über eine ZiE) stärkt durch seine Zentrierung auf dem „Marktplatz“ nicht nur die identitätsstiftenden gemeinschaftlichen Innenräume, sondern trägt als lichtführende Skulptur über seine thermodynamischen Potenziale wesentlich zur Nachtauskühlung bei (deshalb auch „Luftstrumpf“:im Schnitt bei einer Temperaturdifferenz zwischen innen und außen von 3 Grad Celsius über einen Luftstrom mit 2 bis max. 3 Beaufort (= ca. 5 km/h) .
Lichtaugen. Eine weitere Besonderheit der „KITA am Kurpark“ sind die sogenannten „Lichtaugen“ im Haupttreppenhaus. Sie erfüllen zwei Funktionen: Zum einen sollen sie durch ihre „fernglasgleiche“ Ausgestaltung und ihre Ausrichtung auf die gegenüberliegende Versuchswerkstatt von Gottlieb Daimler daran erinnern, was ein einzelner Mensch bewegen kann, was Großes aus seinem Tun (mit kleinen, bescheidenen Anfängen) erwachsen kann. Der Blick durch die Lichtaugen auf die Gedächtnisstätte soll in diesem Sinne Mut machen, den eigenen Weg mutig zu suchen und auch zu gehen. Zum anderen bildet dieses optisch-lichttechnische Objekt aus 28 Lichtaugen in der Hausfassade bei Dunkelheit ein einzigartiges kleines Lichtkunstwerk in der Straßenfassade.
Materialkonzept
Leitgedanken zur Fassade. Die Fassadengestaltung nimmt das braun-gelbliche Farbspiel der vorhandenen Sandstein- und Klinkerfassaden in der „Kurstadt Bad Cannstatt“ auf, allerdings in Form einer geschossweise farblich leicht abgestuften, technologisch zeitgemäßen hinterlüfteten Glasfaserbetonhaut. So wie im städtebaulichen und architektonischen Maßstab die Körnung der Villentypologie in diesem Quartier neu interpretiert wird, so soll auch in Material, Farbe und Detail ein Dialog mit der Umgebung aufgenommen werden, jedoch stets in dem Bewusstsein, dass es sich hier um einen öffentlichen, zeitgenössischen Stadtbaustein handelt.
Innengestaltung. Im Innenraum sorgen helle, lichtreflektierende Decken- und Wandflächen und Bodenbeläge aus Linoleum für eine warme und freundliche Atmosphäre, die gleichzeitig durch entsprechende Robustheit den Anforderungen seiner „energiegeladenen“ Nutzerinnen und Nutzer entspricht. Die geschossweise abgestimmte Farb- und Materialwahl bietet eine entsprechend klare identitätsstiftende Orientierung. Trotz dieser kräftigen Akzente wirken die Farben und Materialien nicht beherrschend, vielmehr regen sie die Kreativität und Spontanität der Kinder an.
Haustechnik, Wirtschaftlichkeit und Energiekonzept
Integrierte Technik. Die technische Infrastruktur bleibt weitgehend unsichtbar, wird ansonsten nicht besonders zelebriert und damit zu einem selbstverständlichen integralen Bestandteil der Architektursprache. Über den Energieträger Fernwärme und entsprechende bauliche Maßnahmen (intensive Dämmungsmaßnahmen, hinterlüftete Fassaden, 3-fach-Verglasungen u. a. m.) wird ein Primär-Energiebedarf von 115 kWh (m2a) bei knapp 1.500 m2 Nettogrundfläche erzielt.
Lärmschutz, Lichtführung, Sonnenschutz. Der notwendige Lärmschutz wird über absorbierende Decken durchweg gesichert. Durch das großzügige Lichtauge im Dach kann eine maximale Tageslichtstreuung in die Tiefe der Marktplätze geführt werden. Alle Räume weisen einen hohen Tageslichtanteil auf und können durchweg natürlich be- und entlüftet werden. Durch den „Licht- und Luftstrumpf“ und die darüber angeordnete Lichtkuppel ist die Nachtauskühlung des Gebäudes in den Sommermonaten leicht möglich. Darüber hinaus sorgen die gegeneinander verschobenen Terrassen in großen Bereichen baulich für einen entsprechenden Sonnenschutz, ansonsten ist den Fassaden ein textiler Sonnenschutz vorgelagert.
Beschreibung der Besonderheiten
Technik:
Lichtstäbe
Lichtstrumpf
Lüftungskonzept (Nachtauskühlung)
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Fernwärme
Sekundärenergie
Strom
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
115,00 kWh/(m²a)
Heizenergieverbrauchswert
92,80 kWh/(m²a)
Stromverbrauchswert
26,70 kWh/(m²a)
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Arbeitsplätze
25
Anzahl Kinder
140
Anzahl Stellplätze
5
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