Nominiert für die Shortlist der Jury 2021 - Nachwuchsarbeiten
Klangkörper - Das Haus als Bühne in der Stadt
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Bauhaus-Universität Weimar, Architektur, Dominic Fohrer
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
02.2021
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das Grundstück befindet sich am Ende einer stark frequentierten städtischen Achse, auf welcher sich ausschließlich öffentliche Gebäude und Plätze aneinanderreihen. Um diese Öffentlichkeit zu stärken und hervorzuheben, positioniert sich unser Gebäude - der Klangkörper - an ihr als quadratischer Solitär an exponierter Stelle. Dadurch werden vier angrenzenden Plätze jeweils gefasst und ihnen ein angemessener Maßstab verliehen, wobei die offene Erdgeschosszone des Baukörpers sie miteinander verknüpft. So präsentiert sich der Klangkörper als abstrakter, schwebender Kubus und unterstreicht die öffentliche und kulturelle Prägnanz der Achse. Dabei bietet der Klangkörper nicht nur einen Raum für die Musik, sondern macht sie darüber hinaus auch dem Stadtraum zugänglich. Das Gebäude tritt in einen visuellen und akustischen Dialog mit dem öffentlichen Leben, wird durch Klang selber erfahrbar und somit zu einem Haus für die Menschen.
Verschiedene Körper mit spezifischen Geometrien prägen das Erscheinungsbild des Solitärs. Sie alle besitzen durch ihre Formgebung klangliche Spezifika, welche auf unterschiedlichen Klangphänomenen beruhen, wie beispielsweise Hall, Interferenzen oder ein starkes Echo. Diese Räume können von Klangkünstlern mit Performances und Installationen bespielt werden, um diese Klangphänomene für ihren künstlerischen Ausdruck zu nutzen und hörbar zu machen. Sie sind entweder über das Erdgeschoss öffentlich zugänglich oder fungieren als Stadtloggien zu den umliegenden Plätzen, womit sie eine optische und klangliche Strahlkraft im Stadtraum erzeugen. Musik braucht eine Bühne und das Haus wird zur Bühne in der Stadt.
Das Gebäude lastet auf vier Pfeilern, welche sowohl Klangräume als auch funktionale Elemente beinhalten: Eine skulpturale Treppe; ein Aufzugkern; ein schmaler und hoher Schacht, dessen reflektierende Ober- und Unterseite ein Echo erzeugen und eine Stütze, die Teil verschiedener Klangräume ist. Zwischen diese gliedernden Pfeilern werden die Klangräume in den freien Grundriss „eingestreut“. So entsteht eine innenräumliche Skulptur, welche frei bespielbar ist und zudem von Besuchenden uneingeschränkt erschlossen und erkundet werden kann. Konstruktiv bildet das Obergeschoss sowohl eine funktionale als auch konstruktive Ausnahme.Im Gegensatz zu den von Offenheit geprägten darunter liegenden Geschossen findet sich hier mit den Studios und Arbeitsräumen eine vorrangig private Nutzung. Ebenso befindet sich hier ein weiterer Klangraum; die Non-Echoic-Chamber, welche hauptsächlich von Künstlern zum Kalibrieren der Instrumente genutzt wird und nur begrenzt öffentlich zugänglich ist. Das abgeschlossene konstruktive System des Geschosses unterstreicht auch konzeptionell den Wechsel von öffentlichem zu privatem Bereich. Das Raster wirkt wie ein geschosshoher Gitterrost, an welchem dünne Deckenplatten angehängt und aufgelegt werden können. Darunter im zweiten Obergeschoss befindet sich das Herzstück des Gebäudes: der Aufführungssaal. Im Gegensatz zu den anderen Klangräumen arbeitet dieser nicht mit einem besonderen akustischen Phänomen, sondern schafft einen möglichst idealen Klang. Durch seine einfache, rechteckige Geometrie lässt sich dieser im Raum besonders gut berechnen und steuern. Der Saal wird an die darüber liegende Decke gehangen und die dadurch erzeugte statische Unterstützung ermöglicht es, den Saal Schall entkoppelt im Gebäude zu positionieren. Der Eingang zum Saal wird durch das einzige Fenster des Gebäudes auch für den Stadtraum markiert. Um die großen Spannweiten bewältigen zu können, werden die Bodenplatten als Hohlkörperdecken ausgeführt, welche gleichzeitig auch die gesamte Leitungsführung des Gebäudes aufnehmen können. Um den Aufführungssaal flexibel gestalten zu können, werden in diesem Bereich einzelne Löcher beziehungsweise Kassetten in die Decke eingeschalt, um darin die Mechanik für verstellbare Podeste versenken zu können.
Die Fassade gestaltet sich aus einem perforierten Blech, welches an einer an den Deckenplatten abgehangenen Pfosten-Riegel-Fassade montiert wird. Sie lässt ein diffuses Licht herein und verleiht dem Gebäude seinen kubischen Charakter. Der Fokus liegt so auf der räumlichen Bespielung im inneren des Gebäudes, während die Loggien die jeweilige Ausnahme zu den verschiedenen Seiten bilden. Das Muster der Fassade verbildlicht dabei einige der Klangphänomene, welche in dem Gebäude erzeugt werden, um so auf einer visuellen Ebene zu vermitteln, was in diesem öffentlichen Gebäude passiert. Insbesondere am Abend wird dieser visuelle Effekt deutlich, wenn sich die Kommunikation mit dem umgebenden Stadtraum unvermittelt umkehrt: Die Loggien präsentieren sich als dunkle und massive Bereiche, während der Rest des Körpers im wahrsten Sinne des Wortes in seine Umgebung ausstrahlt.
ProjektverfasserInnen: Dominic Fohrer, Veronika Lell
Auszeichnungen
WA-Award 2021
Schlagworte
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