konus
13088 Berlin, Herbert-Baum-Straße
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: brandt + simon architekten
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Herbert-Baum-Straße, 13088 Berlin, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
10.2016
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Der Dachboden des dreigeschossigen Wohngebäudes, einem Mauerwerksbau mit Stuckfassaden, erbaut im 19.Jahrhundert, sollte zu einer Wohneinheit ausgebaut werden.
Der Bauherr wünschte sich möglichst viel natürliches Licht und eine mögliche letzte Ausbaustufe mit bis zu drei abgetrennten Zimmern.
Der vorgefundene Dachraum war auf etwa der Hälfte der Grundfläche nicht kopfhoch. Das Stadtplanungsamt hatte in Vorgesprächen auf Grundlage der Erhaltungssatzung Weißensee einer Veränderung (Firsthöhe, Neigungswinkel, neue Gauben etc.) der Dachform grundsätzlich nicht zugestimmt. Mehrere Ausbauwillige hatten darüber bereits das Projekt verworfen.
Neben der fehlenden lichten Höhe war der Ausbau des Dachraumes innerhalb der der bestehenden Dachkonstruktion auch aus statischen und bauphysikalischen Gründen unmöglich.
Nach zähen Verhandlungen mit dem Stadtplanungsamt und Vorlage eine Reihe von Varianten wurde schließlich der jetzt realisierte Kompromiss gefunden und genehmigt.
Der alte, auf Drempeln aufliegende Dachstuhl wurde vollständig abgetragen und in Form eines Satteldachs neu errichtet. Der Mittelfirst des neuen Dachstuhls konnte (nur) bis auf die Höhe des höchsten Nachbarn angehoben werden, damit die Dachflächen – ebenfalls eine Bedingung der Stadtplanung – von der Straße aus kaum einsehbar sind. Die montierte Firstpfette aus Stahl spannt über die gesamte Hausbreite und trägt Sparren und Dach. Der neue Dachraum kann dadurch komplett von tragenden Stützen oder Wänden freigehalten werden.
Um dem Fehlen straßenseitig nicht genehmigungsfähiger Gauben entgegen zu wirken, wurden eine Reihe großzügiger Dachflächenfensteranlagen geplant, die sich an der bestehenden Fensterordnung des Gebäudes orientieren und die Fassadenachsen aufnehmen.
Auf der hofseitigen Dachseite wurde im Firstbereich eine Reihe kleiner fernbedienbarer Dachflächenfenster für die Belichtung und Belüftung der Raumtiefe und insbesondere der innenliegenden Sanitärbereiche vorgesehen.
Die Hofseite des Daches konnte an zwei Stellen großflächig für Terrassen eingeschnitten werden. Dadurch ist in diesen Bereichen jeweils eine dreiseitige vertikale Verglasung möglich, die das Fehlen anderer „normaler“ Fenster kompensieren muss. Zwei nur leicht aus der Dachfläche hervortretende Schleppdachgauben ermöglichen Kopffreiheit für die Begehbarkeit der Terrassen. Die Dacheinschnitte der, eine Stufe über dem inneren Fußbodenniveau liegenden, Terrassen treten hinter der Traufe zurück, damit die Satteldachtraufen entsprechend den Forderungen der Stadtplanung als oberer Fassadenabschluss sichtbar bestehen bleiben.
Da die Traufgesimshöhe und damit auch die Drempelhöhe nicht disponibel waren, konnte trotz Anhebung des Firstes in den drempelnahen Bereichen keine Kopffreiheit erreicht werden. Um dem dadurch eingeschränkten Raumangebot entgegen zu wirken und Großzügigkeit zu erreichen, sollte der gesamte Dachraum von Brandwand zu Brandwand und von Drempel zu Drempel erlebbar sein. Erforderliche Wände und Einbauten wurden leicht und durchbrochen, sichtbar eingestellt und erscheinen mitunter kulissenhaft. Keine der Innenwände wurde tragend ausgebildet.
Wie um das zu zeigen, perforiert ein schräger „Durchschuss“ aus zwei runden Oberlichtern die Badwände und projiziert einen Kreis aus unverputztem Mauerwerk auf die Brandwand. Schräge Wandkanten deuten auf nichtragende Verkleidungen hin.
Eine Reihe von nicht fluchtenden Oberlichtern und Türöffnungen wurde bewusst mit unterschiedlich profilierten historischen Bauelementen ausgestattet. Prospekte und Dekorationen. Ein Teil des alten Treppengeländers fand ebenso Wiederverwendung wie der Großteil der alten Holzstufen nach zuvor erfolgter Demontage. Das durchaus auch vom Bauherren gewünschte Sammelsurium wurde durch eine hellen Anstrich egalisiert.
Die alten unverputzten Brandwände wurden nach der ebenfalls mit Ziegeln ausgeführten Erhöhung mit einem feinkörnigen Schlemmputz kräftig egalisiert, so dass im Kontrast zu den Trockenoberbauflächen eine lebendige beulige Struktur entstand.
Der dunkle Dielenfußboden aus Räuchereiche wurde auf Fußbodenheizung verlegt und bildet den kräftigen und auch farblich warmen Kontrast zu den ansonsten vollkomen weißen Räumen.
Die Dachwohnung wird über das bestehende Treppenhaus erschlossen. Um den Dachraum vom zuvor eingestellten Treppenhauskopf frei zu halten, wurde die Wohnungseingangstür auf das Zwischenpodest eine halbe Treppe tiefer verbannt. Der zweite Fluchtweg wurde – auch dies nur nach langen Verhandlungen mit Feuerwehr und Prüfer möglich - über eines der Dachflächenfenster straßenseitig realisiert. Dafür musste außen im Traufbereich eine kaum sichtbare Anleiterhilfe montiert und eine Aufstellfläche vor dem Haus ausgewiesen werden.
Objektdetails
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