Architekturobjekt 1 von 6
Heinze ArchitekturAWARD 2023: Beste Transformation

Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2023: Beste Transformation


KORNVERSUCHSSPEICHER

10557 Berlin, Hedwig-Porschütz-Straße 20

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: AFF Architekten GmbH

Giebel Aufstockung mit Fortführung des Mauerwerksverbands - KORNVERSUCHSSPEICHER

© Tjark Spille

Perspektive entlang des Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal - KORNVERSUCHSSPEICHER

© Tjark Spille

Ansicht vom Wasser auf den Speicher - KORNVERSUCHSSPEICHER

© Tjark Spille

Giebel mit Betonstruktur und Dachaufstockung - KORNVERSUCHSSPEICHER

© Tjark Spille

Erdgeschoss (BT1) mit Blick auf neue Versorgungsspange - KORNVERSUCHSSPEICHER

© Tjark Spille

Bauteil 1 mit Innendämmung und Betonsanierung - KORNVERSUCHSSPEICHER

© Tjark Spille

Historische Sackrutsche zwischen beiden Gebäudeteilen - KORNVERSUCHSSPEICHER

© Tjark Spille

Teilrückbau der Geschossdecken (BT2) mit neuen Galerieebenen aus Stahl - KORNVERSUCHSSPEICHER

© Tjark Spille

Neue räumliche Einheiten durch Rückbau der Schüttendecken - KORNVERSUCHSSPEICHER

© Tjark Spille

Neue Tragkonstruktion im 5. Obergeschoss - KORNVERSUCHSSPEICHER

© Tjark Spille

Versorgungsspange in Sichtbeton - KORNVERSUCHSSPEICHER

© Tjark Spille

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: AFF Architekten GmbH

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Hedwig-Porschütz-Straße 20, 10557 Berlin, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Umbau

Fertigstellungstermin

06.2023

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

AFF Architekten

Hauptstraße 13

10317 Berlin

Deutschland

Tel. +49 30 2759292-0

info@aff-architekten.com

Fachplanung: Tragwerksplanung

ISKP PLANUNGSGESELLSCHAFT FÜR BRÜCKEN UND INGENIEURBAUWERKE mbH

Keplerstraße 8-10

10589 Berlin

Deutschland

Fachplanung: Gebäudetechnik

PI Passau Ingenieure GmbH

Neukladower Allee 6

14089 Berlin

Deutschland

Architektur: Landschaftsarchitekt

capattistaubach urbane landschaften

Mariannenplatz 23

10997 Berlin

Deutschland

Fachplanung: Bauphysik

ISRW - Institut für Schalltechnik, Raumakustik, Wärmeschutz

Reuchlinstraße 10-11

10553 Berlin

Deutschland

Fachplanung: Brandschutz

CRP Bauingenieure GmbH

Darwinstr. 15

10589 Berlin

Deutschland

Verwendete Produkte

Gebäudedaten

Bauweise

Mauerwerksbau

Tragwerkskonstruktion

Stahlbeton

Anzahl der Vollgeschosse

6- bis 10-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttorauminhalt

12.520 m³

 

Bruttogrundfläche

3.588 m²

 

Nutzfläche

2.371 m²

 

Grundstücksgröße

1.556 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Das historische Speichergebäude wurde Ende des 19.Jahrhunderts als 5-geschossiger Kastenspeicher errichtet, um die Möglichkeiten der Getreidelagerung für die wachsende Bevölkerung zu erforschen. Der gut erhaltene bauzeitliche Gebäudeteil (BT1) wurde massiv im Blockverband gemauert und erhielt eine innere Holzkonstruktion, die im Zuge der ersten Erweiterung (BT2) in den Jahren 1915/16 durch den Einsatz von Stahlbeton ersetzt wurde. Der Einsatz von Stahlbeton war zu dieser Zeit in Deutschland noch in der Erprobung und somit ist das Gebäude aus denkmalpflegerischer Sicht ein bedeutender Zeuge der Anfänge der Betonbautechnik. Über eine Sequenz raumbildender Interventionen, welche behutsam im Einklang mit dem denkmalgeschützten Gebäude entwickelt wurden, konnte der Experimentalbau in eine zeitgemäße Nutzung überführt werden. Eine Dachgeschossaufstockung stärkt zudem die bauliche Präsenz und setzt sich durch feine Details subtil vom Bestand ab.
 

Beschreibung der Besonderheiten

Intervention 1 > Dachaufstockung:
Die markante Dachaufstockung wurde anhand historischer Darstellungen des nicht mehr existierenden Dachgeschossaufbaus (Laternendach) entworfen, um das Gebäude in seiner Kubatur und städtebaulichen Präsenz zu stärken. Der neue Aufbau orientiert sich an der bauzeitlichen Speicherform und bringt die ursprüngliche Firsthöhe zurück. Zwei Dachterrassen an den Längsseiten ermöglichen den geschützten Aufenthalt im Freien und geben Blicke auf das Wasser und die Europacity frei. Die Klinkerfassade des Bestands wird im Dachgeschossaufbau im gleichen Mauerwerksverband fortgeführt, wobei die gemauerten Brüstungselemente reliefartige ornamentale Fügungen erhalten.

Intervention 2 > Fassadensanierung und großformatige Öffnungen:
Die historische Klinkerfassade im Blockverband des älteren Gebäudeabschnitts wurde aufgearbeitet, gereinigt und an einigen Stellen ergänzt. Die Kaltbauteile erhielten eine Innendämmung aus Calcium-Silikatplatten, und die Speicherfenster wurden nach historischem Vorbild aufgearbeitet oder ersetzt. Die stark beschädigte Betontragstruktur der Fassade des Erweiterungsbaus wurde aufwändig saniert, wobei die bestehenden Klinkerausfachungen und Speicherfenster zurückgebaut, aufgearbeitet und in Teilen wiederverwendet wurden. Um ausreichend Tageslicht in den Räumen zu gewährleisten, wurden einige Ausfachungen durch großformatige absturzsichernde Verglasungen ersetzt. Diese prägen auf markante Weise die äußere Gestalt der Fassade.

Intervention 3 > Teilrückbau Schüttendecken:
In jedem zweiten Geschoss des Erweiterungsbaus wurden Teile der Bestandsdecken herausgeschnitten, um die erforderliche lichte Raumhöhe für die Umnutzung zu Büro- und Arbeitsräumen zu schaffen. Dadurch konnte die großzügige Raumhöhe und die eindrucksvolle Untersicht auf die Schüttendecke realisiert werden. Stahlkonstruktionen wurden als Galerieebenen eingefügt, um den Raum zu strukturieren und qualitätsvolle Arbeitsbereiche auf zwei Ebenen zu schaffen.

Intervention 4 > Einbau Versorgungsspange:
Der neue Erschließungskern befindet sich genau an der Nahtstelle der beiden Gebäudeteile. Er beherbergt ein Treppenhaus, einen Aufzug und die Sanitärbereiche auf allen Etagen. In jedem zweiten Geschoss gibt es Verbindungen zwischen den Ebenen beider Bauteile. Die Versorgungsspange besteht aus einer Sichtbetonkonstruktion, die im Erdgeschoss und der obersten Etage eine ornamenthafte Brettschalung aufweist und auf die Fassadenprofilierung der neuen Aufstockung Bezug nimmt.
 

Nachhaltigkeit

Die Wärmeversorgung des Gebäudes erfolgt über das örtliche Fernwärmenetz, welches durch den hohen Anteil an Kraft-Wärme-Kopplung (gleichzeitige Erzeugung von Wärme und Strom) einen besonders niedrigen Primärenergiefaktor aufweist. Nahezu alle Ebenen des Kornversuchsspeichers werden mechanisch be- und entlüftet. Hierbei wurden RLT- Anlagen mit hocheffizienten Wärmetauschern mit über 75% Wirkungsgrad eingesetzt. Durch den Austausch der Fenster wurde die Dichtigkeit der Gebäudehülle deutlich verbessert. Die zwischen 45 cm und 85 cm dicken Außenwände erhielten zusätzlich eine diffusionsoffene Innendämmung mit Silikatplatten entsprechend Empfehlung Bauphysik.


Nachhaltigkeit und Ökologie:

Bei der Sanierung des Gebäudes wurde der Fokus gelegt auf:
A)  ressourcenschonenden Umgang durch die Wiederverwendung von Abbruchsubstanz
B)  die Gestaltung und Materialität der Oberflächen, um bezogen auf den Produktlebenszyklus langfristig wertige Oberflächen zu erhalten, die Altersspuren erfahren können und keiner Behandlung bedürfen
C)  anpassungsfähige technische Ausstattung

zu A)

  • Fassade und Tragwerk: Klinkermauerwerk aus Abbruch wurde gesäubert und in der Fassade wiederverwendet, abgebrochenes Mauerwerk im Inneren gesäubert und an der von Putz freigelegten historischen Mauerwerkswand zur Schließung von Öffnungen eingefügt. Mehrere Originalfenster wurden zur Herstellung einer Reihe von intakten Fenstern verwendet. Bei Ausgrabungen gefundene Pflastersteine wurden weiterverwendet.


zu B)

  • Die tragenden Bauteile und Ausfachungen wurden, soweit statisch nötig, ergänzt, jedoch sichtbar in ihrer Originaloberfläche des historischen Betons bzw. Mauerwerks mit seinen zeitlichen Spuren belassen. Es erfolgte bewusst kein Anstrich der historischen Wände und Decken sowie der neugeschaffenen rauhen Betonwände. (Eine Ausnahme davon sind die historischen Außenwände, denn sie erhielten im Inneren diffusionsoffene Silikatplatten zur Dämmung oder der Anstrich im Bestandstreppenhaus nach Denkmalschutzvorgabe).
  • Es wurde Ressourcen schonend auf abgehängte Decken verzichtet. Die historischen Kornschütten, Unterzüge und sonstige Decken bleiben sichtbar in ihrer Materialität nach der Betonsanierung. Historische Stahlteile zeigen ihre historischen Spuren und wurden lediglich gebürstet und mit Owatrol zur Konservierung behandelt.
  • Für den Belag der Stahlgalerien wurden massive tragende Eichendielen aus heimischen Wäldern verwendet und mit Holznägel befestigt. Die geölte Oberfläche sowie die Dicke der Dielen ermöglicht jahrzehntelange einfache Ausbesserung bei Schäden und die Entwicklung einer Patina im Alterungsprozess sowie eine einfache Aufarbeitung bei Verschmutzung. Für die Terrassen auf dem Dach wurde aufgrund von Verschattung einer langlebigen recyclingfähige WPC Diele im Farbton der Klinker der Vorzug vor einer Holzdiele gegeben. Für die WPC Diele wurden Hölzer aus zertifizierter nachhaltiger heimischer Produktion verwendet. Sie ist sehr langlebig und entwickelt leichte Farbänderungen mit dem Alter wie Holz.
  • Die Eichendielen- wie WPC Dielen sind nicht mit anderen Stoffen verbunden und einfach abbaubar und recyclingfähig.

Zu C)

  • Installation: Die Installationen sind über Putz geführt und erlauben eine zerstörungsfreie Anpassung an sich ändernde Nutzerbedürfnisse. Die Leuchtschienensysteme sind flexibel zu ergänzen, die Beleuchtung ermöglicht eine Dimmung und eine Anpassung in der Lichtfarbe auf sich ändernde Nutzerbedürfnisse.

Auszeichnungen

Architektupreis Beton: Preisträger 2023

Schlagworte

Transformation, Sanierung, Umbau, Stahlskelettbauweise, Mauerwerk, Speicher, Büro, Ausstellung, Gastronomie

Energetische Kennwerte

Energetische Kennwerte

Primärenergie

Fernwärme

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