Architekturobjekte
KPM Hotel & Residences, Berlin
10587 Berlin, Englische Straße 6
Mit freundlicher Unterstützung von GROHE
Mit freundlicher Unterstützung von GROHE
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Englische Straße 6, 10587 Berlin, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
03.2020
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Wie kam es zu dem Konzept „Hotel & Residences“?
Der Inhaber Jörg Woltmann hatte sich nach der Übernahme von KPM aufgemacht, neue Geschäftsfelder zu erkunden. Für die Fläche am KPM-Gelände hatte er zunächst den Plan, ein Studentenwohnheim zu bauen – aufgrund der Nähe zur Technischen Universität. Parallel wurden andere Nutzungsarten diskutiert. Die Anhebung des Standards entsprach dem hohen Anspruch der Marke KPM, so dass die wertige Hotelnutzung zum finalen Konzept wurde. Durch unser Engagement für die Gestaltung eines KPM-Showrooms hatten wir uns schon stark mit Porzellan auseinandergesetzt und mit der Frage, wie sich ein traditionelles Kulturgut in die moderne Zeit übertragen lässt. Wir waren zu dem Konsens gelangt, dass eine kontrastierende Kombination mit modernen Materialien wie z. B. Stahl- und Sichtbeton das zarte Porzellan gut in Szene setzen kann.
Wie lautete der Auftrag des Bauherrn?
Der Bauherr wünschte neben dem Traditionsunternehmen bewusst eine moderne Architektur, welche den Wandel der KPM unterstreicht. Damit war für uns eine Grundlage für die Entwurfsfindung des Neubaus geschaffen. In direkter Nachbarschaft zu den etablierten Fabrikgebäuden der KPM sollte ein bewusst modernes Gebäude ein neues Signal im Umfeld setzen und als zeitgerechter Bau den historischen Bestand komplettieren. Ein strenger industrieller Charakter wurde begrüßt.
Welche Nutzungskonzepte bietet der Neubau?
Das achtgeschossige Gebäude bietet auf den ersten fünf Etagen 118 klassische Hotelzimmer und von der sechsten bis zur achten Etage 58 Longstay-Apartments sowie die KPM-Suite. Grundsätzlich sind aber alle Zimmer auch für einen längeren Aufenthalt nutzbar. Ein konkretes Beispiel dafür sind die voll ausgestatteten Pantryküchen mit KPMService, die sich als mobiles Element zu- und wegschalten lassen. Im regulären Hotelbetrieb bleiben sie verschlossen und unsichtbar, so dass sich Kurzzeit-Hotelbesucher nicht als Gäste zweiter Klasse fühlen müssen – eine ausdrückliche Aufgabenstellung des Bauherrn. Als besondere Raumkonzepte kommen der Playroom und die Community Kitchen hinzu. Die Gemeinschaftsküche bietet 12 Sitzplätze und kann unabhängig oder im Rahmen des Hotelbetriebs gebucht werden. Ein Angebot, das sich bereits großer Beliebtheit erfreut. Gäste nutzen die Küche zum Beispiel für Familien- und Freundestreffen. Sie ist professionell ausgestattet und verfügt natürlich über KPM-Porzellan. Durch die gemütliche Möblierung und einen eigenen Balkon wurde für die Gäste hier eine höhere Aufenthaltsqualität geschaffen. Das gilt ebenso für den sogenannten Playroom in der vierten Etage, in dem die Gäste Kicker oder Tischtennis spielen können. Ein kleines Kino zählt auch dazu, ein Mini-Wellnessbereich und Sportflächen auf dem Dachgarten werden später das Angebot komplettieren.
Welche Anforderungen brachte die Langzeitnutzung mit sich?
Im Unterschied zur Planung von standardisierten Hotelzimmern lag der Fokus auf der Variabilität von Grundrissen und Ausstattung. Statt möglichst gleicher statischer Zimmer ging es darum, Funktionszonen zu planen und eine bewegliche Innenausstattung zu schaffen. Viele Elemente in den Zimmern, wie etwa die Küchen, lassen sich öffnen, drehen und wieder wegschieben. Leuchten, Möbel und Fernseher können mobil nach Wunsch im Zimmer bewegt werden. Durch leichte Elemente, wie Klapptüren oder Vorhänge, lassen sich in vielen Zimmern zusätzliche Rückzugsbereiche generieren. Besonderer Wert wurde auf die Ausstattung der Bäder gelegt. Übergroße Ablageflächen, perfektes Spiegellicht, teilweise auch Waschmaschinen unterstützen den Komfort bei längeren Aufenthalten. Ziel war es, für die Gäste durch ein möglichst variables Konzept viele Optionen zur Individualisierung ihres Zimmers oder Apartments zu schaffen. Auch in die technische Ausstattung wurde investiert. Langzeitgäste können für die Beheizung der Zimmer statt der Klimaanlage, die ja ein gewisses Merkmal von Hotelzimmern ist, eine Fußbodenheizung nutzen. Diese Hybridlösung war durchaus schwierig zu realisieren, macht nun aber den Komfort entscheidend mit aus.
In welchem Bezug steht die Gebäudehülle zu diesem Nutzungskonzept?
Das Gebäude wird nach außen hin vor allem durch die Struktur der verschobenen Kuben repräsentiert. Diese beruhen noch auf dem Entwurf zum Studentenwohnheim, für das ja gleichdimensionierte Einheiten, ordentlich aufgereiht, gefragt waren. Für die wertige Hotelnutzung wurde die Fassade individualisiert. Ähnlich einem Rechenschieber werden zweigeschossige Kuben spielerisch über weiße Geschossdecken verschoben. Im Inneren erzeugt dieses Spiel ca. 120 unterschiedliche Zimmertypen. In und auf den Erkern entstehen gemütliche Podeste, Terrassenflächen mit Blickbezug zu den historischen Bauten der KPM und zur Spree. Es ist ein grundsätzliches Thema für uns, dass sich eine Fassade im Stadtbild dreidimensional strukturiert präsentiert. Die Hülle bildet damit den strukturalen Anspruch an das Gebäude insgesamt ab, der sich reizvoll im Inneren widerspiegelt.
Inwiefern ist die Nähe zur KPM-Manufaktur in das Konzept eingeflossen?
Das Thema KPM wächst durchs ganze Haus. Porzellan ist allgegenwärtig. Es findet sich in den Fahrstühlen, in den WCs in Form kleiner Putten, Kaffeefilter werden als Wanddeko im Restaurant genutzt. Historische Tafelaufsätze hängen im Erdgeschoss. Die kleinen KPM-Espressotassen werden in der Bar bewundert. Im Restaurant wird alles auf KPM-Porzellan aufgetragen, selbst die asiatischen Stäbchen liegen auf Porzellan.
Sie zeichnen auch für die Planung der Innenarchitektur verantwortlich. Welchen Rahmen haben Sie für das Thema KPM geschaffen?
Wir haben den kompletten Innenausbau geplant und gezeichnet. Im Inneren herrschen die Farben Schwarz und Weiß vor, die das gezielte Setzen von Akzenten durch Porzellan oder die Möblierung ermöglichen. Es sollte zeitlos bleiben. Daher wurde innerhalb der einzelnen Raumkonzepte – Foyer, Flure, Zimmer – jeweils nur eine Ergänzungsfarbe für das bewegliche Mobiliar und Porzellan gewählt. In den Zimmern z. B. ein grünes Sofa und in Form und Farbe passende Farne, knallrote Stühle zu Decken in Schwarz-Weiß oder sanfte Naturtöne bei Samt und Beton. Um diesen ruhigen Look nicht durch große schwarze Bildschirme zu stören, wurde die bewusste Entscheidung für die Samsung-Frame-Fernseher getroffen, die ein feststehendes Bild zeigen, natürlich ein KPM-Thema. Die DSH GmbH hat als Ausbau-Generalunternehmen die gesamte Umsetzung begleitet.
Was macht für Sie das Wohnen auf Zeit aus?
Eine Wohnform, die wir in Zukunft wahrscheinlich noch viel stärker finden werden. Gerade wegen der Berliner Wohnungsbaupolitik und wegen des angespannten Marktes erleben wir verstärkt Anfragen nach Mikro-Wohnformen. Eigentlich eine traurige Entwicklung, aber offensichtlich in Metropolen nicht vermeidbar. In der Planung von kleinen Wohnformen ist aus unserer Sicht das Bespielbare wichtig. Die Umgebung muss mitleben können, veränderbar sein, nicht statisch. Sie sollte die Flexibilität bieten, auf normales Leben wie zuhause zu reagieren. Und man muss sich verändern können und wohlfühlen.
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