Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2015: Teilnehmer
KulturWerk - Norderstedt
22844 Norderstedt, Am Kulturwerk 1
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: me di um - Architekten Roloff - Ruffing + Partner
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: me di um - Architekten Roloff - Ruffing + Partner
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Am Kulturwerk 1, 22844 Norderstedt, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
11.2012
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahl
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
12.459 m³
Bruttogrundfläche
3.000 m²
Nutzfläche
2.443 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das Projekt „KulturWerk Norderstedt“ entspringt dem Gedanken, die verschiedenen, über die gesamte Stadt verteilten Kultureinrichtungen an einem Ort zusammenzuführen. Die bisher räumlich voneinander getrennten liegenden Lern-, Übungs- und Veranstaltungsorte finden diese im ehemaligen „Kalksandsteinwerk Potenberg“ eine neue Heimat. Dabei ist es von großer Bedeutung, dass neben den institutionalisierten Einrichtungen FORUM, TRIBÜHNE und Musikschule auch die Interessensgemeinschaften der „Freien Gruppen“ für das neue KulturWerk gewonnen werden konnten. Erst das breite Spektrum der möglichen Stilrichtungen und Veranstaltungen birgt die Möglichkeit in sich, diesen Ort als kulturellen Treffpunkt Norderstedts ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken.
Mit der Umnutzung des alten Kieswerks soll ein ganz besonderer Veranstaltungsort geschaffen werden. Ein Ort, der neben dem kulturellen Austausch auch seine Geschichte, nämlich die des Kiesabbaues und der Steinproduktion, sichtbar macht und erlebbar werden lässt. Im verlassenen Industriekomplex sollte ein Veranstaltungszentrum entstehen, in dem gemäß dem Leitbild „Jeans trifft Nadelstreifen“, verschiedene Bevölkerungs- und Altersgruppen bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen zusammentreffen.
Auch aus architektonisch, konzeptioneller Sicht spielen die Historie des Kiesabbaues sowie die Produktionsabläufe der Steinherstellung eine ganz besondere Rolle. So sollen Ursache und Wirkung der Kiesgewinnung auch in Zukunft nachvollziehbar bleiben. Die Menschen sollen begreifen, dass die Herstellung der Steine eine sichtbare Wunde, den Baggersee, im Landschaftsraum hinterlassen hat. Sie sollen begreifen wie der Produktionsprozess im Gebäude ablief, indem, allerdings in umgekehrter Reihenfolge, der einzelne Besucher das Gebäude benutzt. So stehen auf den Stapelplätzen zukünftig die PKW, die Horizontalschiebebahn wurde zum Foyer, Brennöfen zur Garderobe und die Pressenhalle zum Veranstaltungssaal. Die „Spur der Steine“ soll den Besuchern in einer ständigen Ausstellung im Foyer anschaulich gemacht werden.
Städtebauliches Konzept:
Das ehemalige, in einem Industriegebiet gelegene, Solitärgebäude des „Kalksandsteinwerk Potenberg“ wird mit seiner baulichen Erweiterung der Musikschule und der geplanten Kletterhalle ein städtebauliches Ensemble bilden. Die neu entstehenden Raumkanten bilden eindeutig orientierte Räume. Dabei werden die früheren Lagerflächen des KS-Werks mit entsprechenden Nutzungen belegt. Sie wurden zum zentralen PKW Parkplatz mit ca. 320 Stellplätzen ausgebaut. Die Stapelfläche auf der dem Baggersee zugewandten Ostseite wurde als Mehrzweckfläche für Außenveranstaltungen des KulturWerk hergerichtet.
Das langgestreckte Foyer der ehemaligen Horizontalschiebebahn bildet gleichzeitig Schnittstelle und Übergang vom Verkehrsraum zum Landschaftsraum des Stadtpark. Der Gebäuderiegel des Foyer schirmt Veranstaltungsfläche, Landschaftsraum und Baggersee vom Verkehrslärm ab. Und dennoch entfaltet der Riegel keine Barrierewirkung. Die Fassade ist transparent gestaltet, Besucher gelangen, einen öffentlichen Durchgang querend, durch das Gebäude hindurch zum Grünraum des Stadtpark.
Das „demokratische“, orthogonale Wegesystem der Landschaftsarchitekten, das die Themen-Quadranten der Außenanlagen voneinander trennt, erfährt durch die Ausbildung des in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Boulevard, eine Hierarchisierung. Das südliche Ende des Boulevard wird zum Hauptzugang sowohl des KulturWerk als auch des neuen Stadtpark.
Gebäudekonzept:
Die Funktionsverteilung des „KulturZentrum“ ist an den ehemaligen Produktionsablauf der Kalksandsteinfabrik angelehnt. So wurde das Herzstück der Fabrik, die frühere Pressenhalle, zum Veranstaltungssaal umgenutzt. Auch die erhöhten Revisionsbalkone der Pressen sowie die Fundamentebene der Mischen-Silos, wurden dem Saal zugeschlagen. So gewinnt man zusätzlich zum Parkett, Balkon- und Galerieebene, die den Auditoriumsbereich nach oben abstaffeln. Die Beibehaltung der von funktionalen Abläufen geprägten industriellen Funktionshalle, führt zu einem eigenwilligen und sehr markanten Veranstaltungsraum. Die ehemalige Heizzentrale wird zur Probebühne ausgebaut.
Die beiden Veranstaltungsräume umfassend, ist der backstage-Bereich angelagert. Auf der Südseite befinden sich Künstlergarderoben mit dazugehörigen Nebenräumen. Auf der Ostseite liegt die Werkstatt, die wie früher, einen direkten Zugang zum Saal erhält. Hierüber und mit der instandgesetzten Kranbahn im Saal können schwere Gegenstände wie Kulissen, Flügel oder andere Dinge auf kürzestem Wege auf die Bühne geschafft werden.
Die innere Erschließungsspange, die den internen vom Veranstaltungsbereich abtrennt, stellt gleichzeitig den Rettungsweg aus den Veranstaltungsräumen dar. Im „Laternenaufbau“ darüber wurde die Technikzentrale untergebracht. Von hier können die notwendigen Lüftungsanlagen auf kurzem Wege mit den Sälen verbunden werden. Im obersten Geschoss, der ehemaligen Förderbandebene, wird sich die WerkBarGalerie, ein Multifunktionsraum, etablieren. Hier kann man an einem langen Bartresen, mit dem Sektglas in der Hand, die Ausstellungsstücke einer Norderstedter Künstlergruppe ansehen und gleichzeitig durch die einseitige Glasfassade den Sonnenuntergang genießen.
Die ehemalige „Verschiebebahn“ des Kalksandsteinwerks wiurde zum Foyer, dem Corso, umgestaltet. Das langgestreckte Bauteil bildet einerseits die Grenze zum benachbarten Parkplatz und ist andererseits Schnittstelle und Filterschicht für das Veranstaltungszentrum. Die Schwingtore der Lorenöffnungen werden beibehalten und als Fassadenelemente transparent gestaltet. Im Sommer können diese geöffnet, der Boulevard als Pausenzone in die Nutzung miteinbezogen werden.
Die Innenraumgestaltung des Foyer bezieht sich auf die ehemalige Funktion dieses Raumes. Analog der linearen Bewegung der „Loren-Schiebebühne“, können heute Kassen- oder Bar-Tresen sowie Sitzbänke im Foyer verschoben werden. Dies ermöglich die Installation immer neuer Raumsituationen. Doch nicht nur die mechanische Funktionalität der Einbauten wird in das Raumkonzept einbezogen. Vor allem die langgestreckte, lineare Ausrichtung des Gebäudes ermuntert die Besucher zum Flanieren. Der Corso des „Sich Zeigens“ und „Gesehen Werdens“ wird zum wichtigen Moment des Konzepts.
Die Überlegung, den industriellen Charakter der Kalksandsteinfabrik im Erscheinungsbild des KulturWerk zu bewahren und dabei auch Elemente der früheren Nutzung in das zukünftige Funktionskonzept mit einzubeziehen, führten zu dem Vorschlag an der Stelle der früheren Brennöfen 3 Betonröhren zu installieren und diese als Garderobe zu nutzen. Durch optische und funktionale Verfremdung der Elemente erhält der Besucher zwar einen Hinweis auf die ursprüngliche Funktion bemerkt jedoch auch, dass es sich hierbei nicht um gedankenlose Industrieromantik handelt.
Konzept Außenanlagen:
Ähnlich wie beim Gebäudekonzept sollen auch im unmittelbaren Umfeld die historischen Bezüge sichtbar gemacht werden. Der Produktionsablauf der Steinherstellung sowie die dafür notwendigen technischen Anlagen haben ihre Spuren hinterlassen. Diese werden herausgearbeitet und geben den verschiedenen Bereichen ihre jeweils eigene Qualität und Ausstrahlung.
Stapelplatz (Parkplatz)
Der PKW-Parkplatz auf der Westseite ist nicht nur eine Parkierungsfläche für Autos, bei ihm handelt es sich auch um ein wichtiges Element im Veranstaltungsablauf des KulturWerks. Früher wurden hier Kalksandsteine gelagert, bevor sie mit Lastwagen abtransportiert wurden. Zukünftig werden hier Autos „gelagert“. Den Weg den die Steine aus der Fabrik kamen, gehen nun, in umgekehrter Richtung, die Veranstaltungsbesucher. Der große Parkplatz kann auch als Veranstaltungsort genutzt werden.
Boulevard
Am Beginn des Boulevard befindet sich die Haltestelle des öffentlichen Nahverkehr.
Von hier führt er entlang des Gebäudes, vorbei an den zahlreichen Ein- und Ausgängen zum Parkeingang des Stadtpark. Entlang des Boulevard wurden Sitzbänke platziert, die zum Verweilen einladen.
Birkenhof (Pausenhof)
Der nördliche Teil des abgesenkten Hofes ist zum „Musikus“ orientiert und kann als Auditorium für Außenveranstaltungen der Musikschule genutzt werden. Eine umlaufende, flache Stufenfolge aus Betonplatten fasst den Birkenhof ein. Die Oberfläche wird als Grandfläche ausgeführt, sodass das Regenwassers versickern kann.
Als Abtrennung zur Veranstaltungsfläche erstreckt sich vom Fußweg zwischen „Musikus“ und Probebühne, in Nord-Süd-Richtung, ein Band aus Stahlplatten zum Nebeneingang der WerkBarGalerie.
Wandbiotop
Als sichtbare thematische Auseinandersetzung des Themas der Landesgartenschau „Umwandlung aufgelassener Industrieflächen zu Grün- und Freizeiträumen“ wiurde die hochaufragende Ostwand des Kalksandsteinwerk als Biotopwand ausgebildet. Sie stellt die Schnittstelle zwischen Natur und Gebäude dar. Dazu wird das Themenfeld „Biotop“ bis an das Gebäude des Kulturwerks herangeführt. Die Mauerwerkswand mit den herausgedrehten Kalksandstein wird sich selbst überlassen und mit der Zeit von der Natur bewachsen. Zusätzlich wurden in die Wand eingemauerte Nisthilfen für Singvögel und Fledermäuse integriert. Am höchsten Punkt ist eine Nisthilfe für Turmfalken angebracht.
Die Natur holt sich hier zurück, was ihr einst abgerungen wurde.
Aus der vorhandenen Wandöffnung der früheren Förderbandebene schiebt sich, als Zitat und zugleich Signet für den Veränderungsprozess ein großer Pflanztrog mit einer Bergkiefer.
Energetische Kennwerte
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Fernwärme
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