Kundenzentrum Max Felchlin
Mit freundlicher Unterstützung von RHEINZINK
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
6438 Ibach SZ, Schweiz
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
01.2019
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Beschreibung
Objektbeschreibung
Mit der expressiven Form, einer beeindruckenden Zimmermannskonstruktion und der sachlich-klaren Titanzinkdeckung zeigt sich das Dach auf dem neuen Firmengebäude eindeutig als Teil der modernen Architektur. In der Ausführung ist es aber gleichzeitig auch Bekenntnis zu den Werten der regionalen und handwerklichen Tradition.
Der neue Firmensitz des Schokoladenherstellers Max Felchlin setzt mit seiner spannungsvoll geschwungenen Dachkonstruktion eine nicht zu übersehende Landmarke im weitläufigen Talkessel rund um den Hauptort des gleichnamigen Kantons Schwyz. Die drei Spitzen, die sich über der eindrucksvollen Dachgrundfläche von rund 22 x 100 m erheben, laden zu den verschiedensten näheren und ferneren Assoziationen ein: Naheliegend ist der Gleichklang mit den Gipfeln der umgebenden Bergwelt, aber auch Erinnerungen an die Hamburger Elbphilharmonie kommen auf oder – noch weiter weg – an die japanische Tempelbauweise.
Letzteres bestätigen die Architekten Meili, Peter & Partner Architekten AG aus Zürich, betonen aber vor allem den regionalen und handwerklichen Aspekt ihres Werks: „In der Dachkonstruktion mobilisieren wir das ganze Arsenal der lokalen Zimmermannskunst und formen die pyramidalen Faltwerke … zu einem imposanten Dachstuhl, der elegant und simpel die Auskragungen in eine Stabkonstruktion einwebt. Der Schattenwurf der feinen horizontalen Linien und die sinusförmig geschwungene Silhouette verleihen dem Ganzen etwas Japanisches, eine Poetik, in der sich Strenge und Leichtigkeit bedingen.“
Architektonisch zusammengefasst wird die Dachlandschaft von einer rund 2400 m² großen Titanzinkdeckung RHEINZINK-prePATINA blaugrau im Doppelstehfalzsystem. „Titanzink ist ein weich formbares Material, das die Kurvenradien gut nachvollziehen kann“, erklärt Lukas Eschmann von Meili, Peter & Partner die Entscheidung. „Seine Verarbeitung folgt wie beim Dachstuhl dem Gedanken der Förderung des regionalen Handwerks. Gleichzeitig steht es für die von uns und der Bauherrschaft angestrebte Qualität und Langlebigkeit. Das Gebäude und sein Dach können in Würde altern.“
Condirama mit sichtbarem Stabtragwerk
Die Max Felchlin AG, die ihre Schokolade vorwiegend an Konditoreien oder spezialisierte Chocolatiers vertreibt und deshalb im Einzelhandel nicht unbedingt bekannt ist, hat mit dem 2019 fertig gestellten Firmensitz ihre bisher verteilten Standorte in Ibach bei Schwyz konzentriert. Im rechten Winkel und mit bewusstem Abstand zu den bereits vorhandenen Produktionsgebäuden entstand das neue Verwaltungsgebäude bis zum dritten Obergeschoss als Stahlbeton-Skelettbau mit einer Holzelement-Fassade aus dunklem Fichten- bzw. Tannenholz.
Das darüber liegende vierte Geschoss ist eine Holzkonstruktion, die wie ein großer Wolkenbügel die Produktion und die Verwaltung miteinander verbindet und deutlich über die Gebäudefluchten auskragt. Unter den drei markanten Dachspitzen befinden sich der Verpflegungsraum für die Mitarbeiter und zwei Schulungsräume des sogenannten Condiramas, in dem das Unternehmen seinen Kunden Seminare zur Herstellung und Verarbeitung von Schokolade anbietet.
Jede der drei Hauben wird von einem sichtbar bleibenden Sprengwerk gebildet, das große, stützenfreien Räume entstehen lässt. Seitlich schließen sich stehende und liegende Fachwerke für die auskragenden Flächen an. Die Holzbauingenieure der Pirmin Jung Ingenieure AG aus Rain kombinierten im Tragwerk die Kunst früherer handgefertigter Knotenverbindungen mit der hochpräzisen maschinellen Herstellung moderner Zimmermannstechnik. Die Holzverbindungen sind optimal auf den Kraftfluss abgestimmt und bilden ein beeindruckend klar strukturiertes Stabtragwerk ohne irritierende Knotenbleche.
Wo immer möglich wurde der Holzbau mit vorgefertigten Elementen ausgeführt, etwa bei den Haubenkonstruktionen, den Fassaden oder den flächigen Dachelementen, bei denen es sich um gedämmte Holzrahmen von insgesamt 30 cm Höhe handelt. Darüber befinden sich das Unterdach mit an jeder Stelle mindestens 10 cm Hinterlüftung, in die Unterdachbahn eingeschweißte Konterlatten sowie die abschließende Schalung aus Profilbrettern, die den Verlegeuntergrund für die Titanzinkdeckung bildeten.
Eleganz der geschwungenen Gratlinien
Die Spengler- und Bedachungsarbeiten führte eine aus drei Betrieben der Region bestehende Arge aus. Die Unternehmen Annen+Schibig AG aus Ibach, Bless AG aus Erstfeld sowie Paul Gisler AG aus Cham arbeiteten aufgrund der Größe und Komplexität des Vorhabens gemeinsam an diesem Projekt. Zusätzlich wurde mit Benno Lees aus Altikon ein Spenglerfachplaner engagiert.
Auf einer selbstklebenden, als Bauzeitabdichtung dienenden Schalungsbahn und der Strukturmatte AIR-Z verlegten die Spengler Scharen aus RHEINZINK-prePATINA blaugrau mit 530 mm Systembreite in Doppelstehfalztechnik. Die Schare sind also überall gleich breit, aber durch die spezielle Haubengeometrie und die Schwünge im Dach auf den insgesamt rund 20 Teilflächen sehr unterschiedlich lang.
„Die längste Schar misst 22,33 m, sodass wir Langschiebehafte verwenden mussten und die Fixpunkte eher in die Mitte gelegt haben“, erklärt Spenglerfachplaner Benno Lees. Im unteren Bereich laufen die mit Falzdichtungsband verlegten Schare auf eine Neigung von nur 5 % aus und entwässern in eine verdeckt liegende Kastenrinne mit beeindruckenden 750 mm Breite, sodass ausreichend Raum für die Ausdehnung zur Verfügung steht.
Ebenso ist es am oberen Ende, wo die Scharen unter optisch sehr prägnante Gratkappen laufen. Als Unterkonstruktion für die Gratelemente dienen verzinkte und lackierte Stahlbleche, die durch ihre spezielle Formgebung keinen flächigen Kontakt zum Titanzink aufweisen und eine optimale Entlüftung sicherstellen.
Neben ihrer technischen Funktion sind die Grate auf dem Dach des Condiramas auch ein wichtiger Teil der architektonischen Idee. Denn sie betonen die Linien, die mit eleganten Krümmungen auf die Spitzen der drei Hauben zulaufen und gemeinsam mit den geschwungenen Hauptdachflächen die Erinnerung an japanische Tempeldächer wachrufen.
Viel Wasser mit großem Schwung
Rein optisch gesehen sind diese Gestaltungen sicher der Höhepunkt des Daches, doch fachtechnisch war für Benno Lees ein heute überhaupt nicht mehr sichtbares Element die größte Herausforderung: „Die Dachentwässerung erforderte bei diesem Gebäude eine sehr sorgfältige und komplexe Planung. Wir haben zusätzlich zur komplett umlaufenden äußeren Rinne durch die drei Höcker auch zwei innen liegende Rinnen. Durch die Länge des Daches kommen hier große Mengen Wasser mit sehr viel Schwung zusammen. Um dieses Wasser sicher beherrschen zu können, haben wir eine Kunststofffolien-Rinne eingeschweißt, darauf eine Dränage gelegt und ein Schutzblech mit Mittelrippe eingesetzt. Der spezielle Aufbau dieser Rinnen erlaubt es, die Rinne zu reparieren, ohne das Dach zu öffnen. Das ist wichtig, weil erfahrungsgemäß die Rinne der Schwachpunkt eines jeden Blechdaches ist. In unserem Fall gehe ich jedoch davon aus, dass in den nächsten Jahrzehnten niemand die vorbereitete Reparaturmöglichkeit wird nutzen müssen.“
Auch in diesem Detail ist also die Grundhaltung des Bauherrn und seiner Architekten zu erkennen, die im Talkessel von Schwyz nicht nur Architektur als Landmarke inszenieren, sondern auch eine von Qualität, handwerklicher Tradition und Regionalität geprägte Grundhaltung ausdrücken wollten – wobei eine kleine Prise fernöstlichen Anklangs ja nicht schaden muss.
Beschreibung der Besonderheiten
Fassade und Dachentwässerung: RHEINZINK-prePATINA schiefergrau
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