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Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2023: Teilnehmer


KUNSTMÜHLE

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz, Architektur, Flora Kirnbauer

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz, Architektur, Flora Kirnbauer

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

01.2023

Gebäudedaten

Bauweise

Lehmbau

Tragwerkskonstruktion

Lehm

Anzahl der Vollgeschosse

2-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttorauminhalt

273 m³

 

Bruttogrundfläche

60 m²

 

Nutzfläche

82 m²

 

Grundstücksgröße

4.300 m²

Kosten

Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks

50.000 Euro

 

Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)

80.000 Euro

Beschreibung

Objektbeschreibung

KUNSTMÜHLE
Das Projekt widmet sich sowohl den Relikten als auch dem Potential der Standorte von ehemaligen Wassermühlen. Die Vielzahl noch bestehender Strukturen prägt die ländliche Umgebung und ist Zeugnis von einem fast vergessenen Kulturgut. Im Rahmen der Arbeit wurden fünf konkrete Standorte exemplarisch untersucht und für die Martinsmühle eine konkrete bauliche Maßnahme entworfen. Im KONTEXT der Geschichte lassen sich die Charakteristika einer Mühle als besonderer subruraler Raum mit zirkulärem Gefüge beschreiben. Dabei ist der Wasserlauf als bestehende Infrastruktur das prägende verbindende Element und sorgt mit der ursprünglichen Aufgabe als physikalische Wasserkraft für ein nachhaltiges Energiekonzept. Alle fünf exemplarisch untersuchten Mühlen liegen am Nonnenbach, einem Zulauf am östlichen Bodenseeufer. Ausgehend von der historisch belegten soziokulturellen Funktion der Mühle als wichtigem Ort des Dreiklangs von Leben, Arbeiten und Zusammenkommen entsteht eine zukunftsfähige KONTUR für die Wiederbelebung, Förderung und Vernetzung der Mühlenstandorte: ein kultureller Beitrag zur Belebung der ländlichen Umgebung. Der Impuls KUNST greift bestehende bauliche Elemente auf und defniert neu belebte Räume für ein kollektives Werken im Einklang mit regenerativer Energiegewinnung. Die daraus entstehenden Mühlen von Morgen können die Region langfristig positiv beeinflussen und als dezentraler Indikator eine wichtige Rolle beim Erhalten und Erschaffen kultureller Werte auf dem Land spielen. Sie werden zum Katalysator für visionäre Denkansätze und füllen den Begriff Kunstmühle mit neuem Leben. Durch die Transformation sollen architektonisch zeitgemäße, strukturell lebendige und gesellschaftlich relevante Räume geschaffen werden, welche auf aktuelle und zukünftige Thematiken einer soziokulturellen, ökonomischen und ökologischen Zirkularität Antworten geben können.


Wasser.Kunst
Im Zentrum des Entwurfs steht das Wasser. Anhand der Reaktivierung einer alten Wasserkraftturbine aus dem Jahre 1937 soll der Ort langfristig dezentral mit Strom versorgt werden. Dabei ist das Wasser Ressource für Energiegewinnung sowie Grundlage für die Bewässerung von Pflanzen. Daraus bildet sich der Raum für Wasser.Kunst, welcher durch ein Gewächshaus mit eigenem Wasserkreislauf erweitert wird. Außerdem wird durch das Weiterdenken der landwirtschaftlichen Flächen ein zirkuläres Versorgungskonzept aufgestellt. Ziel ist die Gestaltung einer nachhaltigen Produktivität mit dem Element Wasser.

Raumkonzept Wasser.Kunst
Der geplante Baukörper ist zweigeschossig und lehnt sich an die in der Region typische Baukultur aus massivem Erdgeschoss und Holz-Leichtbauweise im Obergeschoss an. Das Gebäude ist der Topographie angepasst, fügt sich als Einschub in den Hang ein und schließt direkt an den Mühlkanal im Norden an. Somit ist auch das Obergeschoss barrierefrei zugänglich. 

Erdgeschoss - Turbinenraum
Zentrales Element ist eine Turbine zur Gewinnung von Strom durch Wasserkraft, welche durch eine neue Hülle vor Wettereinfüssen geschützt wird. Die Auslagerung der Turbine aus dem Bestand an einen neuen Standort, sowie die massiv ausgeführten Stampfehmwände sorgen für den notwendigen Schallschutz. Der Turbinenraum ist von Osten her zugänglich. Der Wasserlauf führt durch die frei im Raum stehende Francis Spiral Turbine. Das Wasser verlässt das Gebäude durch ein unterirdisches Rohr und mündet wieder im Nonnenbach. Die runden Fensteröffnungen orientieren sich an den Querschnitten der einzelnen Turbinenbauteile. Neben der Erzeugung von Energie kann der Raum zudem für Vorträge und Ausstellungen zum Thema Wasser[Kraft] genutzt werden. Der bewusste Umgang mit Wasser, der Beitrag der Wasserkraft zu einer zukünftigen nachhaltigen Energieversorgung und die Weitergabe von Wissen stehen hierbei im Fokus. Die im hinteren Teil positionierte Regenwasserzisterne bildet die Basis für Sitzstufen und ist mit dem Wasserkonzept im Obergeschoss verknüpft. Der Bezug zu Wasser wird im Außenbereich aufgegriffen und durch einen Wasseranschluss ergänzt.

Obergeschoss - Gewächshaus
Das Obergeschoss beinhaltet ein frei zugängliches Gewächshaus, welches sowohl Raum für Pflanzen, als auch für Menschen bietet. Das Konzept berücksichtigt eine Nutzer*innenfreundliche Gestaltung der Arbeitsbereiche. Die Konstruktion des Gewächshauses besteht aus Holzbalken in einem Abstand von einem Meter, welche durch die dazwischen liegende Vollverglasung ausgesteift wird. Die sich an den beiden Giebelseiten befindenden Tore sind aus der regionalen Baukultur abgeleitet und erweitern mit den nach innen kippbaren Lüftungsfenstern das Lüftungskonzept zur Regulierung der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit. Das sich im östlichen Teil des Raums befindende Anzuchtregal, nutzt die Schräge des Dachstuhls ideal aus. Dies wird durch eine Werkbank erweitert, welche Platz für Material und Werkzeug bietet. Sitzmöglichkeiten für Arbeitende oder Besucher*innen generieren Aufenthaltsqualität. Es gibt ein ganzheitliches Energiekonzept, bei welchem je nach Bedarf über Heizleitungen Wärme erzeugt werden kann. Zusätzlich ermöglicht der an die Zisterne gekoppelte Wasserkreislauf eine leichte Bewirtschaftung.
 

Beschreibung der Besonderheiten

Zirkuläre Räume, subrurale Räume
Es sollen zeitgemäße, lebendige und offene Räume geschaffen werden, welche für die aktuelle und zukünftige Thematik der soziokulturellen, ökologischen und ökonomischen Zirkularität Impulse geben. Basierend auf der ehemaligen Bedeutung der Mühlen als bereichernde Institutionen suchen wir Ideen für das Potential des besonderen Standortes der Martinsmühle. Mit dem Wissen, dass es unzählige ehemalige Mühlenstandorte in Deutschland und Europa gibt, kann die These KUNSTMÜHLE - EIN FAST VERGESSENER SUBRURALER RAUM ALS ORT EINER ZUKUNFTSFÄHIGEN ZIRKULÄREN KULTURLANDSCHAFT IM LÄNDLICHEN RAUM in einen größeren Kontext gestellt werden und als Katalysator für visionäre Denkansätze dienen. Dies bietet viel Potential für Veränderung. 

Basierend auf dem jeweiligen Nutzungsprofil und der topographischen Lage der Voralpenregion entwickelte sich im östlichen Bodenseeraum eine Baukultur, die auf mineralische Werkstoffe und dem reichlichen Vorkommen von Holz zurückgriff. Das Wechselspiel zwischen Zweckmäßigkeit und der Verwendung von lokalen Materialien führte zur Entstehung von qualitativ hochwertigen und sich in die Umgebung einfügenden Funktionsräumen. Der Entwurf der Wasser.Kunst basiert auf archetypischen Elementen der vorhandenen Baukultur und reagiert auf die vorhandene Topographie. 
Ebenso wie die Vielzahl aller umliegenden Haufenhöfe liegt das Gebäude der Wasser.Kunst am Hang. Ein Teil des Gebäudes gründet, wie bei vielen Bauernhäusern und Stadel, im Erdreich und weist somit durch seine einfache, jeweils ebenerdige Nutzbarkeit der beiden Geschosse einen hohen Mehrwert auf. Das Konzept sieht vor, den vorhandenen Erdaushub für die Erstellung der sichtbaren Stampfehmwände des Erdgeschosses zu nutzen. 

Nachhaltigkeit

Im Sinne der Zirkularität sorgt die dezentrale, regenerative Energiegewinnung für eine lokale Stromversorgung. Durch eine nachhaltige Be - wirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen wird die regionale Artenvielfalt erhalten und die Grundlage für eine ökologische Lebensweise geschaffen.

Erdgeschoss - Turbinenraum
Die Wasserkraftturbine steht als zentrales Relikt einer vergangenen Wasserkraftkultur im Mittelpunkt für ein zukunftsfähiges Energiekonzept. Die Turbine erzeugt dank des hohen Wirkungsgrades von circa 90% einen hohen Anteil an Energie, welche über einen Generator in Strom umgewandelt wird. Die Anlage kann bis zu 50.000 kWh Arbeit im Jahr leisten, wobei der Wert stark von den meteorologischen Bedingungen abhängt. Damit wäre der gesamte Strombedarf der Kunstmühle Martinsmühle gedeckt. Die überschüssige Energie kann zusätzlich in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Das zentrale Potential der Wasserkraft besteht darin, dass bei der Erzeugung von Energie keine Ressourcen verbraucht werden. Das Wasser verlässt das Haus der Wasser.Kunst in gleicher Qualität und Menge. Aufgrund einer möglichen Lärmbelastung für den Hotelbetrieb der Martinsmühle wird besonders auf eine schalldämmende Bauweise geachtet. Die sichtbare Hülle des Turbinenraums ist aus Stampfehm [Wandstärke: 40cm] gefertigt. Das Schalldämmaß Rw der Stampfehmwand [Dichte: 2.200kg/m³] beträgt 68dB und liegt über den nötigen Anforderungen.

Obergeschoss - Gewächshaus
Neben der Wasserkraftanalage steht auch im Obergeschoss das Thema Wasser als Versorgungsressource und Energiequelle für Pfanzen im Vordergrund. Ein effzienter Wasserkreislauf soll sowohl die Nutzer*innenfreundlichkeit, als auch die Möglichkeiten der Ressource aufzeigen. Das Sammeln von Regenwasser in einer im Erdgeschoss integrierten Zisterne ist eine Möglichkeit, um auf das Problem des Flächenverbrauchs zu reagieren. Das gesammelte Wasser ermöglicht eine autarke Gießwasserversorgung und verhindert die übermäßige und nicht zulässige Entnahme des Bachwassers. Zur Bewässerung stehen Wasserleitungen zur Verfügung. Das Regenwasser wird mit Hilfe einer elektrischen, durch die Wasserkraft angetriebenen Wasserpumpe in das Obergeschoss transportiert. Die Grundidee des Gewächshauses besteht darin, immer gleichbleibende ideale Voraussetzungen für ein Pfanzenwachstum über das gesamte Jahr zu gewährleisten. Aus dem Zusammenspiel der halbverschatteten Glasscheiben, den Lüftungsfenstern und Toren kann dies erreicht werden. Somit funktioniert das Gewächshaus als analoger Sonnenkollektor, welcher bei Bedarf mit einer elektrischen Fußbodenheizung ergänzt wird. Der dafür benötigte Strom wird durch Wasserkraft gewonnen. Zudem können abgehängte Sonnenkollektoren aus Lamellen angedacht werden. 

Materialiät
Der Zugang zur Materialität äußerst sich zu allererst in der Verwendung lokaler Ressourcen. Die gesamte Holzkonstruktion besteht aus dem lokal verfügbaren Bestand an Eichenbäumen, welche aufgrund ihres hohen Alters gefällt werden mussten. Das luftgetrocknete und äußerst hochwertige Holz ist ein langlebiges Konstruktionsvollholz, welches problemlos auf auftretende Wärme- und Feuchtigkeitsschwankungen reagiert. Die aus den Resten bei der Holzherstellung entstehenden Holzleisten werden in Anlehnung an die traditionelle Boden-Leistenschalung als zusätzliches Verschattungselement angebracht. Die Fenster sind als Vollverglasung geplant und werden bei Verfügbarkeit aus ReUse-Materialien hergestellt. Die massiv ausgeführten Stampfehmwände sorgen für den nötigen Schallschutz. Die kalkulierte Erosion reguliert das Auswaschen der Lehmwände. Hierbei sorgen eingestampfte Trasskalkleisten für den nötigen Wetterschutz.

Für die Besucher*innen soll das Gebäude die Möglichkeit bieten, die Ressource Wasser ganzheitlich zu begreifen und einen Anstoß für einen zukunftsfähigen Umgang damit bieten.
 

Schlagworte

Zirkularität, Wasserkraft, Mühlen, Lehmbau, Holzbau, Erneuerbare Energien, Baukultur, Baukunst

Energetische Kennwerte

Energiestandard

Sonstiges

Objektdetails

Gebäudespezifische Merkmale

Anzahl Arbeitsplätze

2

 

Anzahl Sitzplätze

10

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