Landeshaus Münster LWL
48147 Münster, Freiherr-vom-Stein-Platz 1
Mit freundlicher Unterstützung von Schüco Stahlsysteme Jansen
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Freiherr-vom-Stein-Platz 1, 48147 Münster, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
04.2018
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Als bauliches Erbe einer abgeschlossenen Epoche rücken Bauwerke der 1950er-Jahre zunehmend ins Blickfeld der Denkmalpflege. So auch das Landeshaus Westfalen-Lippe in Münster; es wurde 2010 in die Denkmalliste eingetragen. Ziel der Rekonstruktion der originalen
Befensterung aus den 1950er-Jahren war es, das schlichte Erscheinungsbild des Gebäudes, welches durch Fenster und Fenstertüren aus Aluminiumprofilen empfindlich gestört war, wieder herzustellen. Auf der Suche nach einem Stahlprofil, das entsprechend schmal ist
und gleichzeitig thermisch getrennt, stiessen die Architekten auf Janisol Arte 2.0.
Das Landeshaus Westfalen-Lippe war 1898 – 1901 als Verwaltungsgebäude des Westfälischen Provinzialverbandes, dem Vorgänger des heutigen Landschaftsverbandes, im Stil der Neorenaissance gebaut worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg lagen sowohl das Gebäude als auch die Selbstverwaltung in Trümmern. Doch statt eines Abbruchs entschied man sich für die Instandsetzung als Zeichen für den „Fortbestand der kommunalen Selbstverwaltung in Westfalen“. 1950 wurde mit dem Wiederaufbau nach Plänen von Werner March, dem Architekten des Berliner Olympiastadions, begonnen. Die erhaltenen Gebäudeteile wurden in den Neubau integriert; seinerzeit moderne Elemente mit traditioneller Architektur verbunden.
Die Fenster zum Wiederaufbau des Landeshauses fertigte die englische Firma Crittall. Es handelte sich um Stahlfenster, die im Erdgeschoss in Sandsteingewände eingebaut waren und in den darüber liegenden Etagen in aussen sichtbare Rahmen aus profiliertem Stahlblech.
Die Blendrahmen der Stahlfenster wurden an die Fenstergewände aus Stahlblech montiert. Die zweiflügeligen Fenster waren Drehflügel, bestehend aus einer Zweischeibenverglasung in einem Rahmen, der zu Reinigungszwecken geöffnet werden konnte. Anfang der 1980er-Jahre wurden diese Fenster durch Isolierglasfenster in wuchtigen Aluminiumrahmen ersetzt – ein insbesondere seit der Einstufung als Baudenkmal unbefriedigender Zustand, zumal das LWL Landeshaus auch das Amt für Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen beherbergt. Beim kürzlich erfolgten Fensteraustausch ging es also nicht nur um die energetische Sanierung, sondern auch darum, am eigenen Gebäude exemplarisch aufzuzeigen, welche technischen Möglichkeiten der Rekonstruktion historischer Fenster heutzutage zur Verfügung stehen.
Bei der Bestandsaufnahme durch das Architekturbüro Mensen + Zora, Münster, erwiesen sich die immer noch vorhandenen Blendrahmen als problematisch. „Wir hatten die Hoffnung, dass man die Blendrahmen entfernen könnte, um ein neues Fenster direkt an die alten Blechgewände anschliessen zu können,“ erläutert Bernhard Mensen. Doch diese Hoffnung erwies sich als trügerisch: der versuchsweise Ausbau eines Fensters zeigte, dass Blendrahmen und Blechgewände als eine Einheit montiert und mit Betonmörtel vergossen waren – der Ausbau hätte einen enormen Aufwand bedeutet und ausserdem das Mauerwerk destabilisieren können.
Nach diesem Einblick in die bauliche Konstruktion begann die Suche nach geeigneten Profilen und konstruktiven Details, die dem Bestand angepasst werden konnten. Dabei stiessen die Architekten auf das Stahlprofilsystem Janisol Arte 2.0. „Das Profil entspricht allen zeitgemässem Anforderungen an Schall- und Wärmeschutz und ist trotzdem nur wenige Millimeter breiter als die ungedämmten Originale aus den 1950er-Jahren“, beschreibt Mensen das Stahlprofilsystem der Schweizer Jansen AG. In Zusammenarbeit mit Schüco Stahlsysteme Jansen wurde ein Musterfenster entwickelt und von Metallgestaltung Stratmann GmbH, Essen, gefertigt. Das Musterfenster überzeugte Architekten, Bauherren und Denkmalpflege gleichermassen, da es dem ursprünglichen Fenster nahezu 1:1 entspricht: Die originale Fenstereinteilung konnte ohne den Einbau eines Kämpfers beibehalten werden, selbst bei den 255 cm hohen Elementen mit zwei 65 cm breiten Flügeln. Die übergrossen Elemente wurden im Schüco Technology Center, einem akkreditierten Prüfinstitut, gemäss DIN EN 14351-1 auf Luft-, Wasser- und Winddichtigkeit geprüft. Auch die Besonderheit der alten Fenster, ein in den Drehflügel integrierter Kippflügel im obersten Segment, konnte mit Janisol Arte 2.0 konstruktiv einwandfrei umgesetzt werden. Das „Fenster im Fenster“ ist eine objektspezifische Sonderlösung, wie sie in dieser Filigranität nur mit Stahlprofilen möglich ist. Allerdings wurde der Lüftungsflügel in Abstimmung mit der Denkmalpflege in das untere Segment verlegt, um ihn besser handhaben zu können.
Es war ein ausgesprochenes Anliegen der Architekten, die Fertigung an kleinere Fachbetriebe zu vergeben, um eine sorgfältige Ausführung in hoher handwerklicher Qualität zu sichern. Mit der Stratmann GmbH fand man einen erfahrenen Partner, der über viel Know-how im Bau von Metallfenstern verfügt, auch wenn man Janisol Arte 2.0 erstmals verarbeitete. Nach und nach sollen alle rund 500 Fenster des LWL Landeshauses ersetzt werden. Doch schon jetzt hat die Denkmalbehörde ein mustergültiges Vorzeigeobjekt im eigenen Haus: Die originalgetreue Rekonstruktion der historischen Befensterung mit dem Stahlprofilsystem Janisol Arte 2.0 belegt anschaulich, dass die Ansprüche der Denkmalpflege und heutige Ansprüche an Wärme- und Schallschutz kein Widerspruch sein müssen.
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