Architekturobjekte
Landespensionistenheim Hainburg
2410 Hainburg, Hofmeisterstraße 70b, Österreich
Mit freundlicher Unterstützung von SCHLÜSSELBAUER Geomaterials
Mit freundlicher Unterstützung von SCHLÜSSELBAUER Geomaterials
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Hofmeisterstraße 70b, 2410 Hainburg, Österreich
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Erweiterung
Fertigstellungstermin
01.2009
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Raummaße und Flächen
Bruttogrundfläche
2.892 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Der Altbestand des Pflegeheims in Hainburg wurde 1825 als Schloss errichtet, diente in der Folge als Institut für Unteroffiziere, Kaserne, russisches Lazarett, von ca. 1948 -1989 als Grundversorgungskrankenhaus für NÖ - Ost und seit 2000 als Seniorenzentrum. Dieses sollte nun durch einen Zubau um 50 Einbettzimmer erweitert und der Bestand gemäß den damit verbundenen Erfordernissen adaptiert werden.
Konzept und Formgebung
Der Zubau für das Pflegeheim in Hainburg ist ein kompakter Riegel, der durch seine Lage zum einen den denkmalgeschützten Altbau nur minimal über eine Glasfuge berührt, und zum anderen den wertvollen Baumbestand in der rückwärtigen Parkanlage weitestgehend erhält. Der Riegel ermöglicht zugleich unterschiedlichste Außenräume: Nach Osten umschließt er gemeinsam mit zwei Flügeln des Altbaus einen Hof mit geschützter Terrasse, nach Westen fasst der Baukörper die Parkanlage und orientiert sich zur Namensstiftenden und hoch über der Stadt thronenden Hainburg.
Formgebung und Konstruktion verfolgen das oberste Ziel, synergetischen Einklang zu schaffen zwischen den Anforderungen durch den repetitiven Charakter des Programms, des konstruktiven Holzbaus und der Erfordernis einer effizienten und kurzen Bauzeit einerseits, und dem Bedarf nach individueller Gestaltung und Differenzierung andererseits.
Repetition und Differenzierung
Um letzterem zu begegnen, wird die Performanz einer zweifachen Faltung der Kubatur und Hülle ausgenutzt. Diese ist reaktiv und vermag sich an die mannigfaltigen Bedingungen der Umgebung, des Raumprogramms, und des individuellen Nutzers anzupassen. In der städtebaulichen Anordnung ermöglicht die Faltung, die einfache, aber extrem lange Baumasse zu gliedern und schafft so eine maximale lokale Differenzierung. Lokal macht die dreidimensionale Faltung jedes einzelne Zimmer klar ablesbar, sowohl von außen als auch von innen. Jedes Zimmer besitzt zwei Fenster. Eines ist geneigt, fest verglast und besitzt eine niedrige Parapethöhe, die auch für Bettliegende und Rollstuhlfahrer einen Ausblick in den Park ermöglicht, und zudem innen eine Nische zum Sitzen schafft. Das zweite Fenster ist ein vertikales Flügelfenster und erzeugt seinerseits außen eine Nische, die als persönlicher Blumenkasten genutzt werden kann. Dies ermöglicht jedem individuellen Bewohner, "seinen" Teil der Fassade individuell mit zu gestalten. Die unterschiedlich geneigten Glasflächen erzeugen ein differenziertes Lichtspiel an Reflektionen und Durchblicken.
Im Inneren findet diese Strategie in der Faltung der Flurwände ihre Entsprechung. Sie suggeriert eine optische Verkürzung des Raumes, erzeugt individuelle Eingangszonen und gliedert den Gang in einzelne Bereiche. Außerdem schafft die Faltung der Wände Kästen im Gangbereich, die durch die Aufnahme von Pflegemitteln und -material und ihrer Zugänglichkeit vom Gang aus einem verbesserten Pflegeablauf Rechnung tragen. Der Gang mündet dreiseitig in unterschiedliche Gemeinschaftsräume und ihnen zugeordnete Außenbereiche. Durch diese dezentrale Verteilung von Gemeinschaftsräumen und Loggien, die über attraktive Ausblicksmöglichkeiten verfügen (nach Osten hin zur Burg in Bratislava/ Slowakei, nach Westen hin zur Hainburg), wird die Bildung von Kleingruppen und intimeren Aufenthaltszonen außerhalb der individuellen Privatsphäre in den Zimmern gefördert.
Adaptiver Farbverlauf
Über die Faltung hinaus passt sich die Gebäudehaut chamäleonartig über die Länge des Baukörpers an sein Umfeld an und schafft auch so lokale Differenzierung bei gleichzeitiger Wahrung der globalen Kohärenz. Die Faserzementschindeln pixelieren die Fassade mit einem zweifärbigen Verlauf, der sich farblich zum einen dem bestehenden Altbau und zum anderen der umliegenden grünen Natur anpasst. Der Farbverlauf wird mittels eines einfachen Algorithmus durch sukzessives Spiegeln an den vertikalen Faltkanten und punktuelles Addieren einzelner Farbpunkte von Konstruktionsachse zu Konstruktionsachse erzeugt. Dieses System unterstützte die systematische, händische Montage durch die Dachdecker.
Konstruktion und Ausbau
Um dem Bedarf nach einem hohen Maß an Standardisierung zu entsprechen und die komplexe Geometrie innerhalb eines straffen finanziellen und zeitlichen Rahmens umsetzen zu können, wurde der Bau als Konstruktion in Holztafelbauweise konzipiert. Von Vorteil ist hierbei der Trockenbau mit niedrigem Eigengewicht, ein hoher Anteil an Vorfertigung und die damit verbundene relativ kurze Montagezeit. So wurden sowohl die tragenden als auch nichttragenden Holztafeln elementweise vorgefertigt und die Sanitärzellen in Leichtbauweise vormontiert und vollständig in den Rohbau eingebracht, um dort bloß noch verkleidet zu werden. Beim Ausbau kamen außen Faserzementschindeln und innen Schichtstoffplatten zu Einsatz. Hier wurde bewusst ein alternativer Weg zur Ästhetik konventioneller Holzbauten eingeschlagen. Lediglich in den Bewohnerzimmern ist die Holzoberfläche der Primärkonstruktion in den Decken sichtbar.
Material und Nachhaltigkeit
Bei der Planung der Gebäudetechnik wurden Niedrigenergie-Standards und eine für die älteren Bewohner wichtige hohe thermische Behaglichkeit angestrebt. Unterstützt wird dieser nachhaltige Aspekt durch die Wahl der Materialien, hier wurde bewusst auf nachhaltige und ökologische Baustoffe zurückgegriffen. So wurde die gesamte Konstruktion in Holz konzipiert, oberhalb des Kellers kam keinerlei Stahlbeton zur Anwendung. Zudem wurde hier statt der üblichen Mineralwolldämmung eine Flachsdämmung und unter den Fundamenten Schaumglasschotter verwendet. Lediglich im Liftschacht verzichtete man aus brandschutztechnischen Gründen auf eine Holzkonstruktion. Statt eines üblichen Stahlbetonkerns kam hier eine gekapselte Stahlkonstruktion zum Einsatz.
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