Heinze ArchitektenAWARD 2017: Sieger "Nichtwohnbau" (Wirtschafts-, Industrie- und Gewerbebau)
Landwirtschaftsschule Bella Vista
2500 Quillacollo, Av. Santa Cruz km 8, Bolivien
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: CODE - Fachgebiet für Entwerfen und Baukonstruktion | Technische Universität Berlin
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Av. Santa Cruz km 8, 2500 Quillacollo, Bolivien
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
01.2016
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Ziegelmauerwerk
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
1.300 m³
Bruttogrundfläche
355 m²
Nutzfläche
323 m²
Verkehrsfläche
71 m²
Grundstücksgröße
4.146 m²
Kosten
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
110.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
In der Debatte um globale Themen wie wachsende Urbanisierung, Landflucht und Armutsbekämpfung spielt die Suche nach lokal wirksamen Lösungsvorschlägen eine wesentliche Rolle. Für Architekten stellt sich die Frage nach dem Beitrag ihrer Profession in diesem Kontext. Das Fachgebiet Entwerfen und Baukonstruktion von Prof. Pasel an der TU Berlin hat sich dieser Aufgabe mit einem interdisziplinären und langfristig angelegten Projekt für das andine Dorf Bella Vista in Bolivien gewidmet. In einer internationalen Kooperation mit der gemeinnützigen Organisation Fundación Cristo Vive Bolivia, die sich der Armutsbekämpfung in Lateinamerika widmet, haben 40 Studierende der TU Berlin unter Leitung von Prof. Pasel und seinem Assistententeam den Bau einer Landwirtschaftsschule entworfen, geplant und gemeinsam mit den lokalen Partnern vor Ort eigenhändig umgesetzt. Die seit 2013 laufende Kooperation hat zum Ziel, die von der NGO gegründete Berufsschule Instituto Tecnológico Sayarinapaj für den Bereich Landwirtschaft nicht nur räumlich zu erweitern, sondern vielmehr ein integrales, langfristiges Konzept für einen Agronomie Campus als Vorzeigeprojekt zu entwickeln. Der Campus, auf dem jungen Menschen eine berufliche Perspektive auf dem Land geboten wird, wird zu einem Innovationszentrum im Bereich der integralen Berufsausbildung, Wasser- und Abfallmanagement und der ökologischen Landwirtschaft in der Region entwickelt.
Kontext
Das Gebäude steht auf einer etwa 4000 m2 großen agrarischen Anbaufläche, die als solche seit einigen Jahren von dem landwirtschaftlichen Zweig der bestehenden Berufsschule genutzt wird. Das Gelände des neuen Schulbaus liegt am Rande des Straßendorfes Bella Vista, in dessen Zentrum sich die Berufsschule »Sayarinapaj« befindet. Etwa 15 Gehminuten liegen zwischen dem Hauptgebäude und der neuen Landwirtschaftsschule. Vom Grundstück aus blickt man auf das Tal, in dem sich die Hauptstadt des Bezirkes Cochabamba befindet. Circa eine Autostunde entfernt von der Provinzhauptstadt lebt die Bevölkerung hier in dörflichen Strukturen. Die Landschaft ist geprägt von Subsistenzlandwirtschaft und Blumenanbau. Die Anbauflächen dominieren das Bild der Umgebung. Dennoch ist die wachsende Zersiedlung durch unkontrollierte Bautätigkeiten ein sichtbarer Aspekt des sich verändernden Lebensraumes. Das Grundstück befindet sich an der Schnittstelle zwischen dem Cochabamba-Tal mit seinem sonnigen und moderaten Klima und den umgebenden Bergen mit den schrofferen Lebensbedingungen. Nördlich des Grundstückes steigt das Gelände steil an und türmt sich auf zu den bis zu 5000 Meter hohen, kargen Gipfeln der Kordilleren von Cochabamba. Klimatisch sind die hohen Tag-Nacht-Temperaturschwankungen und die starke Sonneneinstrahlung wesentliches Merkmal des Ortes. Sie führen außerdem zu lokalen Winden, die tagtäglich am Tagesende von den Bergen herab ins Tal wehen.
Projektbeschreibung
Der eingeschossige, dem Geländeverlauf folgende Baukörper ist modulartig aufgebaut und bietet 6 flexibel nutzbare Unterrichtsräume. Jeweils zwei Klassenzimmer mit integriertem Laborraum bilden massive Volumen, die das durchgehende Sheddach tragen. Dazwischen liegende, überdachte Außenräume ermöglichen den Übergang zum Feld und die Verbindung zweier Klassenräume zu einem großen Aularaum. Mit einfachen aber wirkungsvollen Mitteln reagiert das Gebäude auf die extremen klimatischen Bedingungen. Das massive Ziegelmauerwerk gleicht die hohen täglichen Temperaturschwankungen aus und sorgt somit für ein angenehmes Raumklima. Einer Überhitzung über die Dachhaut wird durch die hinterlüftete Dachkonstruktion entgegengewirkt. Die Struktur und Ausrichtung des Daches garantieren ausreichende natürliche Belichtung und ermöglichen die optimale Integration einer Solaranlage.
Beschreibung der Besonderheiten
Gegenüber dem lokal üblichen, mit Lochziegeln ausgefachten Stahlbetonskelett erhält eine monolithisch-massive, selbstaussteifende Ziegelbauweise als kosten- und raumklimatisch langfristig günstigere sowie erdbebensichere Lösung den Vorzug. Diese soll an traditionelle, massive Wandaufbauten anknüpfen und deren Vorteile aufzeigen. Hinzu kommt die Einführung des dort unbekannten Kalkzementmörtels, der durch leichtere Verarbeitbarkeit eine große Bedeutung im Land des Selbstbaus erfahren könnte, wie auch die Anwendung verschiedener ebenfalls verlorengegangener Mauerverbände.
In Zusammenarbeit mit dem Team der FH Köln wird ein integrales Energiekonzept erarbeitet, um die Landwirtschaftsschule mit Photovoltaik-Energie zu versorgen. Die Effizienz der Raumstruktur und das Tageslichtkonzept der Architektur reduzieren den Kunstlichtverbrauch, tragen zu einer Energieautarkie des Schulgebäudes bei, und ermöglichen eine mit Solarenergie betriebene Baustelle. Struktur und Ausrichtung des den gesamten Bau überdeckenden Sheddaches ermöglichen auf den nach Norden gerichteten Flächen den Einsatz von Solarmodulen. Die nach Süden zeigenden Fensterbänder sorgen für eine gleichmäßige indirekte Belichtung der Räume. Der hinterlüftete Dachaufbau bietet konstruktiven Schutz vor Sonneneinstrahlung und ermöglicht eine unterkonstruktionsfreie Montage der Solarmodule.
Auszeichnungen
2017 SEED + dbXchange + Live Projects Network Award
Schlagworte
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Klassen
4
Anzahl Schüler
80
Objekte in der Umgebung
Beliebte Objekte
- Aula der David-Roentgen-Schule Neuwied
- Neubau der Grundschule 38, Erfurt OT Kerspleben
- Initiative Rising Star - Schulgebäude für Hopley, Simbabwe
- Oranje School - Eine neue Montessori Schule in Holland
- Berufliches Gymnasium, Bebra
- Zu- und Ersatzneubau für die STS Walddörfer, Hamburg
- Erweiterung Schulzentrum Haßfurt