Architekturobjekte
Nominiert für die Shortlist der Jury 2020 - Nachwuchsarbeiten
Lapidarium in der Barfüßerkirche Erfurt
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Bauhaus-Universität Weimar, Denkmalpflege, Philipp Schwarz
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Bauhaus-Universität Weimar, Denkmalpflege, Philipp Schwarz
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Zeichnungen und Unterlagen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahl
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Beschreibung
Objektbeschreibung
Teampartner: David Gripp
Die im 2. Weltkrieg schwer zerstörte Kirche erinnert noch heute an die Bombardierung der thüringer Landeshauptstadt. Das zerstörte Hauptschiff und das südliche Seitenschiff wurde nie wieder geschlossen und so zeigt die Barfüßerkirche offen ihre Wunde zur Stadt. Mit dieser Wunde galt es zu arbeiten, um zu vermeiden, dass die Spuren der Vergangenheit - wie bei einer möglichen Rekonstruktion - verwischt werden.
Da in der aktuellen Ruine die Geschichte der Zerstörung über die Geschichte der ursprünglichen Klosterkirche dominiert, sollte die Ruine bewusst verändert werden, um die angemessene Wirkung und die Aussage des Denkmals wiederherzustellen. Über die Wirkung als Mahnmal der Zerstörung hinaus zu einem Denkmal, das seine ganze Geschichte – ausgehend von seiner Bedeutung als Bettelordenskirchen – erzählt.
So wird den massiven Bestandswänden der Ruine im Fußabdruck des zerstörten südlichen Seitenschiffs eine filigrane Struktur gegenübergestellt, die in einen subtilen Dialog tritt mit dem baulich Erhaltenen und der Geschichte des Bauwerks.
Das stählerne Gerüst dient als kurz- oder längerfristige Überdachung und Herberge für erhaltene Statuen, Skulpturen, Epitaphen und Architekturelemente, die im unmittelbaren Zusammenhang stehen mit der historischen Bedeutung der Barfüßerkirche. Dieses Bild des Lapidariums bewahrt den Ruinencharakter durch den Reiz des Provisorischen, aber hilft auch dabei, das Narrativ des Bestandes lesbar zu machen. Im Vordergrund steht dabei nicht das Zurschaustellen einzelner Objekte, sondern viel mehr ist das Lapidarium in der Barfüßerkirche als eine Art Bauhütte zu verstehen, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird und das Denkmal der ehemaligen Bettelordenskirche wieder aktiv erlebbar macht.
Beschreibung der Besonderheiten
Auf insgesamt drei Ebenen bietet das temporär anmutende Gefüge die Möglichkeit, anhand der erhaltenen Exponate und im ständigen Bezug zu den baulichen Fragmenten, die mittelalterliche Welt der Bettelordensarchitektur zu vermitteln.
Im Erdgeschoss befinden sich in Form der gemauerten Pfeilerstümpfe die baulichen Reste, die an die Bögen des Haupt- und Seitenschiffs erinnern. Über eine Treppe bzw. einen Aufzug an den beiden Enden des Gerüsts erreicht man die erste Ebene, die die Hauptausstellungsebene bildet. Unter einem filigranen in die Gerüstkonstruktion eingehängtem Dach, welches die Form des ehemaligen Seitenschiffdachs nachzeichnet, findet hier der Großteil der Skulpturen und Statuen Platz. Die darüber liegende Ebene dient einerseits als Lager- und Ausstellungsfläche für die erhaltenen Gewölbeschlusssteine, die sich jetzt wieder - wie früher - am höchsten Punkt der Kirche befinden, und anderseits als offene Aussichtsplattform, von der aus man durch die erhaltenen Fensteröffnungen auf der Nordseite der Kirche hindurch hinüberschauen kann auf die Stadt und die Predigerkirche, der Schwesterkirche auf der anderen Seite des Flusses.
Erweitert wird das Konzept des Lapidariums um eine kleine Werkstatt mit Büro in der neu erschlossenen Annenkapelle, sowie dem zentral zugänglichen Chor mit der seitlich angebauten Sachsenkapelle, als Ausstellungsorte für nicht witterungsfeste Kunstwerke und die Baugeschichte der Kirche. Auch hier nehmen alle baulichen Maßnahmen dabei unmittelbar Bezug auf die Geschichte des Gebäudes, sowie dessen Struktur und Gliederung. So wird der Bestand zum wichtigsten Formengeber aller neuen Um- und Einbauten.
Der Bereich des ehemaligen Hauptschiffes bleibt bei all den Maßnahmen bewusst unberührt. Denn dieser Raum zwischen dem noch erhalten nördlichen Seitenschiff und dem neuen Einbau des Gerüsts im Bereich des südlichen Seitenschiff macht nicht nur die einstige Größe und Länge des ehemaligen Hauptschiffs erlebbar, sondern er bietet zudem die Möglichkeit den Innenhof der Kirchenruine nach wie vor für Freiluftveranstaltungen im Sommer zu nutzen.
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