Das Projekt zeigt, wie traditionelle Baumaterialien mit zeitgemäßer Industriearchitektur in Einklang gebracht werden können. Es handelt sich um eine zweigeschossige Werkhalle, deren Tragstruktur in Stampflehm ausgeführt wurde. Das Ziel der Planung war es, ein industriell genutztes Gebäude mit maximaler ökologischer Integrität zu entwickeln – vom Materialeinsatz bis hin zur räumlichen Funktionalität. Lehm ist dabei nicht nur ein Baustoff, sondern ein zukunftsweisendes Konzept. Die Idee, die Erde vor Ort nicht nur zu entnehmen, sondern direkt als Baumaterial einzusetzen, bildet den Kern des Entwurfs. Stampflehm besteht ausschließlich aus natürlichen Komponenten wie Erde, Ton, Sand und Kies – ohne chemische Zusätze. Das Material ist vollständig recycelbar, regelt passiv das Raumklima, reduziert Emissionen und speichert Wärme sowie Feuchtigkeit. Es schafft damit ein ausgeglichenes Innenraumklima, das sowohl die energetische Effizienz als auch das Wohlbefinden der Nutzer:innen erhöht. Die Konstruktion greift auf vorgefertigte Stampflehmelemente zurück, die in einem standardisierten Verfahren aus lokalem Aushubmaterial in eigenregie hergestellt wurden. Dieses Material wäre andernfalls deponiert worden – durch Aufbereitung, Siebung und Wiederverwendung entsteht ein geschlossener Materialkreislauf, der Abfall vermeidet und Transportwege minimiert. Architektonisch bietet Stampflehm eine hohe gestalterische Qualität: große, fugenlose Wandflächen mit feiner Textur, handwerklich bearbeitete Details und eine lebendige Materialität. Die Oberfläche ist atmungsaktiv und in der Lage, auf klimatische Schwankungen zu reagieren. Anders als bei stabilisierten Materialien entstehen keine sichtbaren Bewegungsfugen – Mikrorisse innerhalb der Masse nehmen strukturelle Veränderungen auf. Neben thermischen Vorteilen bietet Stampflehm auch exzellente akustische Eigenschaften. Die hohe Masse und die feinkörnige Struktur reduzieren den Nachhall und tragen zu einer ruhigen Arbeitsatmosphäre bei. In diesem Projekt wurde die geringe Schallübertragung gezielt genutzt, um einen konfliktarmen Übergang zwischen industrieller Nutzung und angrenzender Wohnbebauung zu ermöglichen. Trotz seiner vielen Qualitäten wurde Stampflehm lange Zeit nur in Einzelfällen eingesetzt. Komplexität, Kosten und ein Mangel an Know-how bremsten seine Verbreitung. Durch neue Vorfertigungsprozesse und die Pionierarbeit spezialisierter Partner konnte der Baustoff nun standardisiert und für industrielle Anwendungen zugänglich gemacht werden.