Architekturobjekte
Lernen im „Cluster“ – die Schule der Zukunft
73230 Kirchheim unter Teck, Limburgstraße 71
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: a+r Architekten
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: a+r Architekten
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Limburgstraße 71, 73230 Kirchheim unter Teck, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
09.2020
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttogrundfläche
9.850 m²
Kosten
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
25.800.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Moderner, nachhaltiger Schulcampus in Kirchheim unter Teck
Die Schullandschaft in Deutschland ist seit einigen Jahren im Wandel. Zum einen sinken die Schülerzahlen, zum anderen entwickeln sich die pädagogischen Konzepte weiter. Auch die Stadt Kirchheim unter Teck, etwa 25 Kilometer südöstlich von Stuttgart gelegen, reagiert mit dem neuen Schulcampus Rauner auf die sich ändernden Rahmenbedingungen. Für rund 850 Schülerinnen und Schüler hat sie zusammen mit a+r Architekten eine moderne Cluster-Schule entwickelt, die für ideale Lernbedingungen sorgen soll. Bautechnisch und aus nachhaltiger Sicht punkten die klar und stringent entworfenen Neubauten mit einem konsequenten Einsatz von Recyclingbeton. Der R-Beton „Made in Kirchheim/Teck“ wurde sowohl für den Rohbau als auch für die Sichtbetonwände und -decken verwendet – die optisch konventionellen Lösungen in nichts nachstehen.
In drei Bauabschnitten wird der neue Campus Rauner, das größte Bauprojekt Kirchheim/Tecks der jüngeren Stadtgeschichte verwirklicht. Die bisherige Grund-und Werkrealschule Rauner aus den 1960er-Jahren wurde dafür zum Großteil abgerissen. Im ersten Bauabschnitt wurde 2016 bis 2017 das „Lernhaus 1“ anstelle der ehemaligen Turnhalle errichtet. Es nimmt die neu entwickelte zwei- bis dreizügige Rauner Gemeinschaftsschule auf. In das „Lernhaus 2“, das im September 2020 in Betrieb genommen wurde, ist die Teck-Realschule mit 18 Lern- und 14 gemeinschaftlich genutzten Fachräumen eingezogen. Bis zum Herbst 2021 wurden im letzten Bauabschnitt und im laufenden Betrieb die verbliebenen Bestandsbauten saniert. „Hier kommen auf drei Etagen Mensa, Bewegungs- und Aufenthaltsbereiche für die Ganztagsbetreuung unter“, erzählt Architekt Daniel Raiser, der für a+r Architekten mit Sitz in Stuttgart und Tübingen das Projekt leitet. Das Raumkonzept des Schulcampus zeichnet sich durch eine hohe räumliche Flexibilität aus, die auf zukünftige Schulentwicklungen reagieren kann.
Zeitgemäße Cluster-Schule für Kirchheim/Teck
Der Campus Rauner soll ein Ort für selbstorganisiertes Lernen und Miteinander sein, denn Lernprozesse werden individueller, inklusiver und es findet ein Wandel von der Halbtags- zur Ganztagsschule statt. Schule wird zu einem Ort des aktiven Lernens und Miteinanders für Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte. Dieser Wandel erfordert die Abkehr von der klassischen Schularchitektur mit Frontalunterricht hin zur Organisationsform „Cluster“, welche eine pädagogische Flexibilität beim Wechsel der Lernformen gestattet und räumliche Synergien schafft.
„Beim Campus Rauner ermöglichen die Lerncluster eine flexible Aufteilung in unterschiedlich große Jahrgangsgruppierungen“, erklärt Raiser das Grundkonzept. „Die großzügig gestalteten Flure können dabei als multifunktionale Lernzonen mitgenutzt und frei möbliert werden.“ Zwischen die unterschiedlich ausgestatteten Lern- und Kursräume hat a+r Architekten immer wieder kleinere sogenannte Differenzierungsräume für individuelle Unterrichtsformen angeordnet.
Stringente Architektursprache
„Wir haben die Gesamtkubatur des Campus in mehrere Gebäudeteile aufgegliedert, um so besser die Größenverhältnisse der benachbarten Wohnbebauung aufnehmen zu können“, erklärt Daniel Raiser die architektonische Idee. „Die Gebäudestruktur haben wir in Stahlbetonskelettbauweise mit tragenden Stützen und leichten Trennwänden ausgeführt, so kann die Schule auf spätere Veränderungswünsche reagieren.“ Die beiden jeweils dreigeschossigen Lernhäuser sind über ein einladendes und großzügiges Foyer miteinander verbunden. Die Architekten haben es so geplant, dass es von beiden Schulen des Campus auch für Veranstaltungen, wie etwa Theateraufführungen genutzt werden kann. Für gute Nutzungsbedingungen sorgt im Foyer mit seinem zweigeschossigen Luft- und Galerieraum eine raumakustisch wirksame und hochwertige Holzverkleidung der Decke.
a+r Architekten haben grundsätzlich sehr reduziert mit Farbe und Material im Innenraum gearbeitet. Wo möglich, haben die Planer die Oberflächen natürlich belassen, wie die Sichtbetonwände und -decken, die Türen aus Eichenholz und die weiß lasierten Nadelholzprofile der Holz-Alufenster zeigen. Einzig der brombeerfarbene Fußbodenbelag aus langlebigem Kautschuk bringt gezielt Farbe ins Spiel. Auch die Stahlwangen der Treppen wurden im gleichen prägnanten Farbton lackiert.
Wenig Technik für einen höheren Nutzerkomfort
Daniel Raiser und sein Architektenteam setzten die Campus-Neubauten ganz im Sinne des „einfach Bauen“ um. „Uns und der Stadt Kirchheim/Teck als Bauherrin war eine hohe Gebrauchstauglichkeit wichtig. Daher haben wir uns zum einen für sehr robuste und dauerhafte Materialien entschieden, zum anderen die technische Gebäudeausrüstung so simpel wie möglich gehalten“, sagt Raiser. So kommt in den Gebäuden zum Beispiel keine kontrollierte Lüftungsanlage zum Einsatz, sondern eine großzügige Fensterlüftung, bei der sich alle Fenster öffnen lassen und leicht von Hand erreichbar sind. Nebeneffekt der pragmatischen Herangehensweise ist, dass das Gesamtbudget von geplanten 27,3 Mio. Euro um ca. 1,5 Mio. Euro unterschritten wird – ohne an der architektonischen Qualität zu sparen. Die Fassade der Neubauten wurde mit einem Wärmedämmverbundsystem mit Mineralwolle hergestellt und mit einem hochwertigen Besenstrichputz in einem hellgrauen Naturton versehen, der gut altern kann.
Beschreibung der Besonderheiten
Konsequent setzten a+r Architekten bei den Schulneubauten auf Recyclingbeton – für die Konstruktion und auch die Sichtbetonoberflächen. Bei kommunalen Bauvorhaben ist dessen Einsatz in Kirchheim/Teck seit 2014 vorgeschrieben. Rund 6.000 Kubikmeter R-Beton wurden für den Campus Rauner verbaut. Dieser besteht zu rund 30 Prozent aus aufbereitetem mineralischem Bauschutt. Dabei ersetzten 1.800 Kubikmeter Recyclingmaterial den Splitt als Betonzuschlag. So wurde der primäre Rohstoff eingespart und auch auf weite Transportwege vom Steinbruch zum Betonwerk verzichtet, was letztlich niedrigere CO2-Emissionen bedeutet.
„Das Wichtigste beim Einsatz von rezyklierter Gesteinskörnung ist, dass die Körnung nicht zu grob ist und unter 16 Millimeter liegt. Dann gelingen sehr gute, homogene Oberflächen“, erklärt Birgit Spann, Leiterin des Hochbauamts Kirchheim unter Teck. „Unser Campus Rauner ist ein schönes Beispiel für ebenmäßige Sichtbetonflächen mit R-Beton.“ Der Beton-Lieferant Holcim arbeitet in Kirchheim unter Teck für die Herstellung des Recyclingbetons mit der lokalen Firma Heinrich Feeß zusammen. Das Unternehmen besitzt über 60 Jahre Erfahrung im Abbruch und Recycling und ist Deutscher Umweltpreisträger 2016. „Es freut uns, dass wir mit dem Einsatz von Recyclingbeton einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und zum nachhaltigen Bauen leisten können“, sagt auch Daniel Raiser von a+r Architekten.
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Schüler
850
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