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Heinze ArchitektenAWARD 2021: Bester Entwurf in der Kategorie "Nachwuchsarbeiten"

Architekturobjekte

Heinze ArchitektenAWARD 2021: Bester Entwurf in der Kategorie "Nachwuchsarbeiten"


limitrophe Räume. Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität München, Architektur, Jens Roll

Blick von Petuelring - limitrophe Räume. Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau

© Jens Roll

Blick von Luitpoldpark - limitrophe Räume. Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau

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Blick vom Balkon in die Loggia - limitrophe Räume. Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau

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Blick vom Individualzimmer in die Loggia - limitrophe Räume. Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau

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Blick vom Kommunikationsraum in die Loggia - limitrophe Räume. Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau

© Jens Roll

Raumkontinuum der Freibereiche innerhalb der 3-Zimmer Wohnung - limitrophe Räume. Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau

© Jens Roll

Außenraumbezug des Inndividualzimmers zum Freibereich - limitrophe Räume. Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau

© Jens Roll

Blick vom Individualzimmer in den Wintergarten - limitrophe Räume. Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau

© Jens Roll

Blick vom Kommunikationsraum in den Wintergarten - limitrophe Räume. Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau

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Raummodell 3-Zimmer Wohnung - limitrophe Räume. Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau

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Süd Ansicht - limitrophe Räume. Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau

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Süd-West Eckausbildung - limitrophe Räume. Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau

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Schichtung der unterschiedlichen Wohnformen - limitrophe Räume. Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau

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Dachaufsicht - limitrophe Räume. Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau

© Jens Roll

Nord-West Eckausbildung der Wohngemeinschaften - limitrophe Räume. Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau

© Jens Roll

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität München, Architektur, Jens Roll

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

04.2021

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Holz

Anzahl der Vollgeschosse

11- bis 20-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

Die Masterthesis „limitrophe Räume“ handelt über die Potenziale von Freibereichen im Geschosswohnungsbau.

Im theoretischen Teil der Arbeit zeigt eine geschichtliche Aufarbeitung, wie der Freibereich zum festen Bestandteil des Wohnens wurde. Ausgehend von historischen Überlieferungen entstehen in den darauffolgenden Jahrhunderten unterschiedliche Expressionen des Freisitzes. Im Fokus der Analyse liegt vor allem die Entwicklung ab dem 19. Jahrhundert. Ausgelöst von der Industrialisierung findet eine rasante Urbanisierung statt, die zu hygienischen und sozialen Missständen führte. Zu dieser Zeit entwickelte sich der Freibereich parallel in unterschiedlichen Richtungen. Den Bourgeoisen galt er als Sinnbild der Macht und diente der Repräsentation. Konträr hierzu nutzte man die Freiraumhygiene der Sanatorien als Inspiration von reformatorische Ansätze für das Proletariat. In den darauf folgenden Jahrzehnten war der Außenraum das Aushängeschild der Massenemanzipation und manifestierte sich als Sinnbild für ein gesundes Wohnen. Der anschließende Neoliberalismus legte neue Kriterien im Wohnungsbau fest und instrumentalisiert den Freisitz für seine Zwecke.
Es geht deutlich daraus hervor, dass ein Wandel in der Gesellschaft auch immer einen Wandel des Wohnens mit sich brachte. Aktuelle Veränderungen, welche ein Umdenken im Wohnen fordern, werden im Manifest „wohnHaft“ dargelegt. „Das Konzept der Wohnung, wie wir sie heute kennen, stamme aus dem Funktionalismus und der sei vor hundert Jahren entstanden. Einer Zeit mit festen Vorstellungen, wie eine Gesellschaft zu leben, zu arbeiten und zu lieben hat.“ (Laura Weissmüller, 2021) Der Markt neigt dazu, immer wieder das selbe Muster zu wiederholen. Appartements, die weißen Schuhkartons ähneln und von haftartigen Verhältnissen zeugen, sind den heutigen Anforderungen nicht mehr gewappnet. Eine Wohnung muss die Komplexität der Gegenwart abbilden. Stimulationsreiche statt funktionale Umgebungen sind gefragt. Geschlechtergleichstellung, hybrides Wohnen und Digitalisierung sind gleichermaßen ein Hinterfragen mit den Umgang von öffentlichen und privaten Situationen im alltäglichen gebrauch der Räume.
Eine räumliche Vielfalt mithilfe von unterschiedlich situierten Freibereichen ermöglicht ein Umdenken der gegenwärtigen Wohnsituation. Limitrophe Räume dienen als Schwelle zwischen öffentlich und privat sowie von innen und außen. Ein Übergang des Situativen. Geschlechtergleichstellung, hybrides Wohnen und Digitalisierung lösen die in der Moderne gesetzte Grenze auf. Wie der Freibereich auch in den letzten Jahrhunderten ein Umdenken mit sich brachte und dadurch die Wohnsituationen verbessert hat, ist es auch diesmal seine Rolle gesundes Wohnen zu ermöglichen.

Übertragen auf den Entwurf setzt sich die Wohnung aus zwei oder mehreren Individualräumen zusammen. Ein zentraler Raum, welcher das Ankommen definiert, bildet das kommunikative Zentrum mit Koch- und Essbereich sowie weiteren notwendigen Funktionen. Dieser Raum leitet in die privateren Individualräume ein, die in ihrer Größe immer gleich sind, sich jedoch in Art und Größe des jeweils zugeordneten Freibereichs unterscheiden. Hierdurch entsteht eine teils transparente Raumschichtung, welche bereits beim Betreten der Wohnung erlebbar ist. Als Balkon, Laube, 2- oder 3-seitig geschlossene Loggia oder als Wintergarten erweitert der Freibereich individuell den zugehörigen Individualraum.

Zu den einzelnen Freibereichen:

  • Der Balkon kragt, als abgelöste Plattform über den Baukörper hinaus und dient als Austritt. Die exponierte Ecklage sowie der freie Blick nach drei Seiten verschaffen dem Individuum einen Moment der Erhabenheit. Er nimmt dadurch Bezug zu seinen Ursprüngen auf.
  • Die Laube stellt ein verbindendes Element innerhalb der Wohnung dar. Sie ermöglicht eine geschützte Wohnraumerweiterung durch das Öffnen der bodentiefen Fenster. Dadurch ist eine maximale Belichtung trotz Schutz in den öffentlichen Raum möglich.
  • Die 3-seitig umschlossene Loggia bietet den Bewohner:innen einen sehr geschützten Außenraum. Verstärkt wird dies durch die Möglichkeit der intensiven Begrünung. Dieser Umgang von öffentlich zu privat wurde bereits in den Hofhäusern der römischen Antike angewendet.
  • Der warme Wintergarten wird durch seine Bauteile in Hinblick auf die Mindestanforderungen ausreichend isoliert, jedoch nicht zusätzlich geheizt. Es entsteht eine Art Zwischenklima, da die Temperatur in den kalten Monaten maximal auf +10°C fällt.


Das Verhältnis von innen zu außen wurde mithilfe eines Kriterienkatalogs definiert. Dem liegt dabei eine Untersuchung verschiedener Außenbereichen sowie deren Abmessung, Proportion, Position und Orientierung zu Grunde. Anhand der daraus resultierenden Erkenntnisse werden zunächst die Mindestanforderungen bestimmt. Das daraus resultierende Verhältnis von innen zu außen liegt bei 3:1. Die Fläche wird anschließend in die unterschiedlichen Formen der Freibereiche, abhängig von deren Behaglichkeit und Nutzungsmöglichkeiten, übertragen.  Der Bezug des gemeinschaftlichen Kommunikationsraums zum Freiraum hat eine andere Gewichtung als der Bezug des dazugehörigen Individualraums zu dessen Freiraum. So schirmt sich der Freiraum zum Gemeinschaftsraum hin durch eine Brüstung und die Möglichkeit des Zuziehens eines Vorhangs ab. Der Zugang des Individualraums hingegen ist durch die bodentiefen Schiebetüren nahezu fließend und erfährt somit eine maximale Zuordnung.

Das Konzept der 3 Zi. Wohnung lässt sich nun auf die 2 und 4 Zi. Wohnungen übertragen. Hierbei wird deutlich, dass mit dem wegfallen oder einen neu dazu kommenden Freibereichs hybride entstehen wie hier die 2-seitig umschlossene Loggia, welche die Vorzüge der 3-seitigen und die des Balkons vereinen. In ihrer Gesamtheit betrachtet spiegeln die Wohnungen mit zwei bis vier Individualräumen kleinere Formen des Zusammenlebens wider. Das Konzept der fließenden Übergänge von Innen und Außen wird hierbei auf alle Wohnungsgrößen in gleicher Art und Weise angewendet. In den oberen 5 Geschossen werden größere Formen des Zusammenlebens angeboten. Die Individualräume, welche in einem Cluster angeordnet sind, lassen sich geschossweise oder in kleinere Einheiten zusammenfassen und können somit parzelliert werden. Auch hier verfügt jeder Individualraum über einen jeweils zugehörigen Freibereich sowie ein Bad. Durch das Zusammenlegen der Gemeinschaftsräume entsteht ein kommunikatives Raumgeflecht, welches die Übergänge von Innen und Außen miteinander verschmelzen lässt.

Das Erdgeschoss bietet Platz für öffentliche Nutzungen, Nahversorgung sowie Gewerbeeinheiten und verknüpft das Gebäude mit seinem urbanen Kontext. Die Durchwegung schafft einen selbstverständlichen Zugang mit einer klaren Adressbildung. Die Postverteilung, Ver- und Entsorgung sowie zahlreiche Abstellmöglichkeiten leiten in den privaten Zugang der Wohngeschosse ein. Das freie Dachgeschoss steht der Gemeinschaft als Ort der Begegnung, des Verweilens und der Rekreation zur Verfügung. Die Überdachung bietet, durch die Möglichkeit des Öffnens und Schließens, eine flexible Nutzung über das ganze Jahr. Die Substratschicht ermöglicht nicht nur eine intensive Begrünung sondern auch die Möglichkeit der teilweisen Selbstversorgung durch gärtnerische Nutzung.

Das Erscheinungsbild wird durch horizontale Bänder geprägt, die aus vorgefertigten Blechpaneelen bestehen. Die Schrägstellung einzelner Bereiche ermöglicht integrierte Pflanztröge zur Begrünung. Die Konstruktion sieht eine Trennung von Tragstruktur, Fassade und Innenausbau vor. Die Primärstruktur bildet ein Holzskelett, welches durch den Erschließungskern aus Stahlbeton sowie zusätzlicher Zugseile ausgesteift wird. Das Holzskelett steht wiederum auf einen Stahlbetontisch, welcher durch das Erdgeschoss gebildet wird. Die Sekundärstruktur ist somit konstruktiv unabhängig und bringt eine gewisse Flexibilität und Nachhaltigkeit für die Zukunft mit sich. Zu Gunsten eines gesunden Raumklimas werden im Innenausbau ausschließlich natürliche Rohstoffe verwendet. So wird anstatt eines Estrichs ein Stampflehmboden mit einer Kaseinbeschichtung verwendet und Trennwände bestehen aus Lehmleichtbauwände. Die Freibereiche verfügen über eine Kiesoberfläche, welche eine Art extensive Begrünung ermöglicht und eine gewisse Wasserrückhaltung garantiert. Dies begünstigt ein Mikroklima, das sich positiv auf die Luftqualität der Wohnungen auswirkt.

Vom Freibereich zur Wohnung zum Geschoss hin zum Haus bildet das Wohnhochaus den vierter Baustein eines Hochhausensemble im Norden des Luitpoldparks. Die Kubatur des Gebäudes orientiert sich an den bestehenden Wohntürmen und setzt die Reihung fort. Die Nähe zur Schleißheimer Straße sowie zum Petuelring ermöglicht eine sehr gute Anbindung an die vorhandenen Infrastrukturen. In großmaßstäblicher Betrachtung reiht sich der neue Stadtbaustein in die Hochhausstrukturen entlang des mittleren Ringes von München ein.

Schlagworte

limitrophe Räume, Freibereich, gesundes Wohnen, Wohnungsbau, Wohnhochhaus, Holzbau

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