Architekturobjekt 203 von 429
Nominiert für die Shortlist der Jury 2020 - Nachwuchsarbeiten

Architekturobjekte

Nominiert für die Shortlist der Jury 2020 - Nachwuchsarbeiten


Lindwurmhaus

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hochschule München, Architektur, Vivien Graute

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hochschule München, Architektur, Vivien Graute

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Verwendete Produkte

n/a

n/a

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Stahlbeton

Anzahl der Vollgeschosse

6- bis 10-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

Allgemein, Geschichte, Aufgabenstellung
Die Lindwurmstraße 32 im Stadtteil Sendling ist eine Blockecke, welche nach dem zweiten Weltkrieg mit einem eingeschossigen Flachdachbau, dem populären Gasthaus "Lindwurmstüberl", bebaut wurde. Das Grundstück grenzt süd-östlich an die viel befahrene Lindwurmstraße, geprägt durch eine Pappel-Allee, Gastronomie und 5-6 geschossige Wohnhäuser, und süd-westlich an die Herzog-Heinrich-Straße, die wiederum den Eingang zu einem ruhigeren Wohngebiet aus historischen Stadthäusern bildet. Eine zeitgemäße, Auto-freie Mobilität ergibt sich insbesondere durch die angrenzende U-Bahn-Station Goetheplatz, sowie die Anbindung an eine Buslinie und gut ausgebaute Fahrradwege.
Das Grundstück befindet sich zwischen den 5-7 geschossigen Brandwänden der Nachbarhäuser. Anstelle des eingeschossigen Flachdachbaus soll hier ein Wohnhaus mit 30-40 qm Wohnungen und Räumen zur hausgemeinschaftlichen Nutzung entstehen. Auch das Lindwurmstüberl soll hier einen neuen, prominenten Platz finden.
 
Formfindung
Der skulpturale Baukörper erhält seine Form durch die angrenzenden, äußerst unterschiedlichen Nachbarhäuser. An der Lindwurmstraße schließt das Lindwurmhaus an ein sechsgeschossiges Wohnhaus der 80er Jahre an, an der Herzog-Heinrich-Straße steht es neben einem viergeschossigen Haus vom Anfang des 20. Jahrhunderts.
Der Grundriss des Gebäudes entwickelt sich entlang der begrenzenden Baulinien und der Fluchtlinien des bestehenden Blockrands. Hierdurch ergeben sich zwei Fassaden: eine flache, der Lindwurmstraße folgenden Fassade und eine in drei Teile aufgeteilte Fassade an der abknickenden Herzog-Heinrich-Straße. So bildet sich ein Volumen, das sich im Fussabdruck im Quartier integriert.
Seine Höhe erhält der Baukörper durch das angrenzende, sechsgeschossige Nachbargebäude, dessen Dachfirst in das siebengeschossige Flachdachgebäude übergeht. Zum kleineren Nachbargebäude an der Herzog-Heinrich-Straße treppt der Körper um ein Geschoss ab, wodurch eine Dachterasse mit Blick in den ruhigeren Teil des Quartiers fällt.
Gleichzeitig zeichnet sich in den feinen Volumenrücksprüngen in der Außenform des Gebäudes die Traufhöhe der benachbarten Blockrandbebauung ab und gibt dem Volumenkörper eine horizontale Differenzierung.
Die hintere, im Norden liegende Ecke des Volumens wird eingeschnitten, um die Lichtausbeutung des eher dunklen Hinterhofs möglichst gut auszunutzen und Licht in das Gebäude zu leiten.

Beschreibung der Besonderheiten

Nutzung und Erschließung
Das Restaurant im Erdgeschoss verankert das Gebäude im Stadtboden und verbindet die Umgebung mit dem Wohnhaus. Die Erschließung des neuen Lindwurmstüberls erfolgt wieder über die belebte Lindwurmstraße.
Um eine Trennung von Öffentlich- und Privatraum zu erzielen, liegt der Eingang zum Wohnraum an der zur Hauptstraße abgewandten Herzog-Heinrich-Straße. Eine im Volumenkörper nach hinten versetzte Haustür führt in den großzügigen Erschließungsraum. Dieser hat eine hohe Aufenthaltsqualität und wird zum Begegnungsort der Hausbewohner. Er bietet Platz für das Transportieren von Fahrrädern in den Fahrradkeller.
Der Erschließungskern liegt im hinteren Teil des Gebäudes, wodurch alle Wohnungen zur Süd-Ost und Süd-West-Seite ausgerichtet sind. Die Wohnungen beginnen im ersten Obergeschoss und reagieren auf das Großstadtphänomen der Ein-Personen-Haushalte. Es sind 1-Zimmer-Wohnungen nach dem Micro-Living-Prinzip. Sie alle erhalten ein innenliegendes Badezimmer, welches durch ein Oberlicht Zugang zum Tageslicht erhält.
Eine großzügige Gemeinschafts-Maisonette vom 6.-7. OG sowie eine Dachterasse bilden die Krone des Gebäudes.

Fassade und Material
Die Fassade wird aus einer tragenden Stahlbetonwand mit einem davor verklebten Wärmedämmverbundsystem und davor angebrachten Keramikfliesen bestehen. Sie gliedert sich durch die verschiedenen Gebäudenutzungen und die Form des Volumenkörpers in drei Teile: Sockel, Rumpf und Krone.
Der Sockel, der öffentliche Teil des Gebäudes, lädt mit seiner Geschosshöhe von vier Metern und den großflächigen Fenstern zum Eintreten ein. Er setzt sich durch Betongesimse klar vom Rumpf ab und die Trennung der Nutzungen wird deutlich. Ein Betonsockelbereich schließt ihn zum Stadtboden ab.
Der Rumpf erstreckt sich vom Sockel bis zu den Volumenrücksprüngen der jeweiligen Fassadenseite. Die Brüstungen der Fenster schützen vor Einblick in die Wohnungen, durch die Unterteilung der Fenster wird ein Privatraum geschaffen. Der Sonnenschutz erfolgt durch außenliegende, motorgetriebene in die Sturzverkleidung integrierte Textilscreens. Die Struktur aus Beton, grünen Keramikfliesen und goldeloxiertem Aluminium bietet dem menschlichen Auge Halt und brechen den großen Volumenkörper in menschliche Dimensionen auf. Die nach hinten versetzten Fenster und Brüstungen heben die Säulen hervor, die dieses Haus tragen und vertikal gliedern.
Die Krone beginnt ab den Volumenrücksprüngen und wird gekennzeichnet durch bodentiefe Fenster und der hausgemeinschaftlichen Dachterasse. Entlang der Lindwurmstraße befinden sich Maisonette-Räume mit doppelgeschossigen Fenstern. Der Abschluss des Flachdaches wird von einer Beton-Fassung umrahmt und bildet damit ein Pendant zum Sockelbereich.
Die Fensterformate variieren zwischen den beiden Fassaden des Eckhauses und orientieren sich an deren jeweiligen Seitenverhältnissen. Daraus resultieren breitere Fenster zur Lindwurmstraße und schmalere Fenster in den Fassaden zur Herzog-Heinrich-Straße.

Schlagworte

Wohnhaus, Lindwurmstraße, Lindwurmstüberl, Eckhaus, Stadthaus, Fassade, Singlehaushalte, Lindwurmhaus

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