Architekturobjekt 27 von 62

Architekturobjekte


LokoMotel in Stadtlohn

Mit freundlicher Unterstützung von GROHE

Der Waggon des LokoMotels fährt zwar schon lange nicht mehr, auf Schienen steht er trotzdem noch. Gepaart mit modernen Elementen wie einer LED-Beleuchtung entsteht ein stimmungsvoller Mix aus Alt und Neu. Eine großzügige Verglasung an den Seiten soll den - LokoMotel in Stadtlohn

© Thomas Willemsen

Bis zu zwei Personen finden im hinteren Teil des Waggons einen komfortablen Schlafplatz. - LokoMotel in Stadtlohn

© Thomas Willemsen

Die Innenwände sind bewusst in Weiß gehalten, damit der Blick auf die Möbel und Einbauten fällt. - LokoMotel in Stadtlohn

© Thomas Willemsen

Den räumlichen Beschränkungen Rechnung tragend, handelt es sich bei den Einrichtungselementen bis auf die Stühle und Sessel um Maßanfertigungen. - LokoMotel in Stadtlohn

© Thomas Willemsen

Mit freundlicher Unterstützung von GROHE

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Stadtlohn, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Umbau

Fertigstellungstermin

05.2020

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

Architekt Steverding

Dufkampstr. 30 B

48703 Stadtlohn

Deutschland

Tel. 0049 (0) 2563/ 20 49 44

info@architekt-steverding.de

Gebäudedaten

Raummaße und Flächen

Nutzfläche

39 m²

 

Grundstücksgröße

3.500 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Vom DB-Begleitwagen zum Ferienapartment: Das LokoMotel in Stadtlohn steht zwar immer noch auf Schienen, hat als Unterbringung für das Netzinstandhaltungspersonal der Deutschen Bahn aber lange ausgedient. In einem anderthalb Jahre währenden Prozess haben Architekt Hermann Josef Steverding und Bauherr Thomas Willemsen den ausrangierten Waggon der Baureihe 660 zu einer gefragten Bleibe umgebaut. Mit Relikten von einst vereint das LokoMotel nun Eisenbahnromantik und ein modernes Wohnerlebnis für bis zu zwei Erwachsene und Kind. Nicht nur Bahnfreunde, sondern auch Geschäftsreisende und Kurzurlauber finden hier eine stilechte Unterkunft.

Was waren die größten Herausforderungen und welche Lösungen haben Sie gefunden?
Zunächst musste der Waggon per Schwertransport vom Bahnhof Hannover zu seinem neuen festen „ Heimatbahnhof“ gebracht werden. Die Frist dafür war kurz, so dass Thomas Willemsen unter einem gewissen Zeitdruck stand. Aus Architektensicht gab es mehrere Herausforderungen: Erstens waren für die Baugenehmigung mehrere Anträge auf Befreiung und Abweichung nötig, da das Gelände in einem Gewerbegebiet liegt. Zweitens stellte sich die Frage, wie wir einerseits den kleinräumlichen Charme des Waggons beibehalten können und sich der Waggon gleichzeitig in der Wahrnehmung des Besuchers nach außen hin erweitert. Diesen Spagat haben wir mittels einer großzügigen Verglasung hinbekommen.

Wie sind Sie den Umbau und die Installation angegangen?
Weil der Waggon sehr baufällig war, haben wir ihn bis auf das Fahrgestell zurückgebaut und dann komplett neu aufgebaut. Besonders wichtig war uns, dass das Raumgefühl erhalten bleibt und nicht durch einen weiteren Raum im Innenbereich unterbrochen wird. Deshalb wurde der Sanitärbereich ausgelagert und als seitlicher Anbau mittig an das Gebäude angeordnet. Der Anbau entspricht optisch und in seiner Bauart dem Waggon. Unter dem Sanitärbereich befindet sich auch der Versorgungsschacht für Wasser, Strom und Telekommunikation. Eine Induktionsheizung und eine elektrische Fußbodenheizung sorgen für Wärme. Bei der Warmwassergewinnung haben wir uns für einen Durchlauferhitzer entschieden, weil der Betrieb ohnehin nicht durchgängig ist: Wegen einer relativ geringen Dämmung fällt das Gebäude nicht unter die Energieeinsparverordnung und ist in der Heizperiode nur eingeschränkt nutzbar. Das war eine bewusste Entscheidung, denn mit einer stärkeren Dämmung wäre der Waggon als solcher nicht mehr zu erkennen gewesen.

Welche Materialien und Einrichtungskomponenten haben Sie verwendet?
Um die Außenwände möglichst schlank zu halten, haben wir uns für einen klassischen Trockenbau mit Sandwichpaneel entschieden. Bei einer Dicke von gerade mal 6,5 Zentimetern konnten wir so darin die komplette technische Ausstattung verbergen. Der Fußbodenaufbau, ebenfalls in Trockenbauweise, wurde auf einer Holzunterkonstruktion errichtet. Er verfügt über Objektbodenbelag und im Badbereich über Bodenfliesen. Die Fenster sind in Kunststoffprofile gefasst. Der Innenraum ist bewusst in Weiß gehalten, um einen neutralen und ruhigen Hintergrund für die Präsentation der Möbel und Einbauten zu schaffen. Bis auf Stühle und Sessel handelt es sich dabei um Maßanfertigungen. Eine durchgängige, dezente LED-Beleuchtung im Übergangsbereich zwischen Wand und Dach verstärkt optisch die Tiefe des Raumes und hebt die Tonnenform des Dachs hervor. Bei der Außenfarbe handelt es sich um einen grünen Farbton aus der DB-Farbtabelle.

Welche Eisenbahnrelikte blieben erhalten und warum?
Beim Rückbau gewonnene und noch nutzbare Materialien haben wir nach Möglichkeit im Bereich der Möbel wiederverwertet – etwa eine Planke, die nun als Tisch dient. Erhalten blieben auch ursprüngliche Einbauteile wie Kontrollleuchten, Schalter, brauchbare Deckenleuchten und Schilder. Zusätzlich wurden ein paar Bahnrelikte ergänzt.

Worauf kommt es aus Ihrer Sicht beim Thema Wohnen auf Zeit an?
In erster Linie natürlich auf ein Wohlfühlgefühl, so dass der Gast die Verweildauer als angenehm empfindet. Bei räumlichen Umnutzungen, wie im Fall des LokoMotels, ist es meiner Meinung nach aber auch wichtig, dass sich Altes und Neues unter gegenseitigem Respekt einfügen, daher die ursprüngliche Nutzung ersichtlich bleibt. Hier stellt sich also unter einem ständigen Abwägen von Kosten und Nutzen die Frage: Was nehme ich weg, was kann ich erhalten? Außerdem halte ich einen schlichten, funktionalen und leicht zu handhabenden Sanitärbereich für vorteilhaft, da die Pflege der Einbauprojekte bei zeitbedingter Nutzung eine nicht unwesentliche Rolle spielt.

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