Architekturobjekte
Nominiert für die Shortlist der Jury 2018 - Nachwuchsarbeiten
Märchenbibliothek und Museum
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Bauhaus-Universität Weimar, Architektur, Mona Volkmann
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Bauhaus-Universität Weimar, Architektur, Mona Volkmann
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Italien
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Zeichnungen und Unterlagen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Porenbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Beschreibung
Objektbeschreibung
STÄDTEBAU
Collodi und die unmittelbare Umgebung bieten eine malerische Landschaft sowie eine Bebauungsstruktur, die geprägt ist durch mittelalterliche sowie barocke Einflüsse. Die neue Bibliothek mit Ausstellung soll sich in die gebaute Umgebung einfügen und sich der fragmentarischen Struktur anpassen. Mit dem Bestandsgebäude der alten Papierfabrik bildet es eine Einheit, indem es sowohl funktional als auch gestalterisch einbezogen wird. Weitere entwurfsprägende Aspekte sind die Teilung des Grundstückes durch den Fluss in Ost und West und die Nähe zum Pinocchio-Park im Nordwesten.
FUNKTIONSVERTEILUNG
Um maßstäblich angemessen auf die Nachbarbebauung zu reagieren, wurden die Funktionen des Raumprogrammes gesplittet und auf mehrere Baukörper auf beiden Flussseiten verteilt. Als verbindendes Element dient das Untergeschoss, welches ebenso das Bestandsgebäude anbindet. Es bildet eine Achse, die über dem Fluss das Café trägt und auch im Außenraum des Erdgeschosses ablesbar wird und als Brücke dient. Die innenräumlich verbindende Achse wird durch sich in das Band schiebende Körper unterbrochen um einen meandernden und spannungsvollen Weg zu erreichen.
Auf der Westseite des Flusses wurde aufgrund der Nähe zum Themenpark der Ort für die Rezeption und die Bibliothek gewählt. Die Räumlichkeiten der Bibliothek gliedern sich in einen herkömmlichen Bibliotheksbereich, in ein Verwaltungs- und Archivgebäude und eine Spielbibliothek im größten Gebäudeteil. Auf der Westseite schließen sich im Untergeschoss Media Space, Auditorium und in den oberen Geschossen die Ausstellungsräume an.
ARCHITEKTUR FÜR KINDER
Unter Einbezug der Inspiration des Märchens ‚Pinocchio‘ wurden kindgerechte Räume geschaffen, die die Fantasie anregen, zum Lesen begeistern, Raum für Rückzug und für Kommunikation geben und die individuelle Entwicklung fördern sollen.
Gerade im Hinblick auf das Thema „Architektur für Kinder“ ist das Ziel, eine multisensuell erfahrbare Architektur zu schaffen. Dies soll durch den Einsatz natürlicher Materialien innerhalb eines bestimmten, sich am Bestand orientierenden, Farbspektrums erreicht werden. Beton in Form von Stampfbeton in der Sockelzone sowie rot pigmentierten Betonfertigelementen (Fenstersturz, Fensterbank, Attikaabdeckung) im oberen Bereich kommen hier zum Einsatz und schaffen in Kombination mit anderen Materialen mit dem Bestandgebäude der alten Papierfabrik eine Einheit. Insbesondere im Innenraum stellen Stampfbeton, Klinkersteine, gekalktes Holz und rot gebeiztes Holz Elemente dar, die Kindern vor allem haptische Reize schaffen sollen. Zusammen mit Lichtspielen, welche unter anderem im Foyer durch die Oberlichtert passiert, bietet der Stampfbeton außerdem interessante optische Reizen durch die Varianz in Farbigkeit und Körnigkeit.
SPIELBIBLIOTHEK ALS PARALLELWELT FÜR KINDER
Das meandernde Band in der Spielbibliothek ist die räumliche Umsetzung des Märchens ‚Pinocchio‘. Es spiegelt die „ver-rückte“ Welt dar, in der die Märchenfigur seine Abenteuer erlebt. Indem das Band eine Parallelwelt aufbaut, die für Kinder betretbar und sinnlich erfahrbar gemacht wird, wird ein Fokus auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder und Eltern gelegt.
Das rote Band verbindet die einzelnen Geschosse über Rutschen miteinander wie ein roter Faden. Auf den einzelnen Ebenen trennt es den Großraum in unterschiedlich große Bereiche voneinander und schafft unterschiedliche Räume – Aktivitätsflächen, Nischen zum Verstecken und Verkriechen, Lese- und Vorlesebereiche. Das Band dient währenddessen als Verkehrsfläche und bildet Schrägen und Stufen aus, die zum Klettern und Spielen einladen. Auch ist es möglich, größere Plattformen in größerer Höhe auszubilden (mit Absturzsicherung). Dies ermöglicht das Erfahrbarmachen der Dimensionen des Raumes für Kinder.
Als besondere Elemente formt das Band kleine Miniatur-Architekturen, die im Inneren verschiedene Szenen des Märchens ‚Pinocchio’ wiedergeben. Sie dienen als Nischen, in denen man sich zurückziehen kann oder machen Torsituationen auf, die eine Verbindung der einzelnen Bereiche darstellt.
AUSSTELLUNG
Dieser Bereich soll verschiedenste Ausstellungsobjekte und Installationen aufnehmen können. Es wird temporäre und permanente Ausstellungen geben, die die Collodi Foundation mit ihren Sammlungen verschiedenster Werke (Spielzeuge, Illustrationen, künstlerische Interpretationen) rund um das Thema ‚Pinocchio’ und die Märchenwelt bestücken wird. Jedes Jahr wächst die Sammlung um hunderte Werke, die der Stiftung gespendet werden. Auch im Ausstellungs-und Media-Space-Bereich wurde besonderer Wert darauf gelegt, verschiedene Räume im Bezug auf Größe, Raumhöhe und Belichtung zu kreieren um für jede Art von Ausstellungsobjekt den geeigneten Raum anbieten zu können.
Während im Gebäude der alten Papierfabrik eine Ausstellung zum Thema Papierherstellung und Buchdruck Platz finden könnte, sollen in den Neubauten die gesammelten Werke der Collodi Foundation ausgestellt werden.
Die Räume wurden so gestaltet, dass sowohl Platz für raumgreifende, hohe Plastiken vorhanden ist, als auch Räume, die eine niedrigere Raumhöhe aufweisen und beispielsweise für Illustrationen und Gemälde geeignet wären.
GESTALTUNGSKRITERIEN
Maßgeblich für die Gestaltung der Neubauten ist die monolithische Anmutung der kubischen Baukörper und der Einfluss des Fabrikgebäudes, welches im Sockelbereich aus gelblich/bräunlich verputztem Naturstein und im Obergeschoss aus einem roten Klinker besteht. So wird die Teilung der Volumen in einen Sockel (Erd- und 1. Obergeschoss) und oberen Bereich (2. Obergeschoss) übernommen. In der Materialität wird sich in moderner Architektursprache dem Bestand angenähert, indem auf einen Stampfbeton und einen roten Ziegel zurückgegriffen wird. Große stehende Fensterformate ziehen optisch die unteren beiden Geschosse zusammen, im 2. Obergeschoss wird das gotische Bogenfensterformat des Bestandes übernommen. Es werden gezielt Öffnungen gesetzt, jedoch bleibt die Fassade überwiegend geschlossen, da es sich um eher introvertierte Räume handelt. Das Motiv des gotischen Bogenfensters zieht sich als Relief als Gestaltungsmerkmal durch.
LICHT
Grundsätzlich war das Ziel des Entwurfes, jeden Raum, auch die im Untergeschoss, durch natürliches Licht belichten zu können. Lediglich zwei Räume, welche der Verbindung mit dem Bestand angelagert sind, erhalten kein natürliches Licht und sind so ein geeigneter Ort für Installationen, welche auf eine besondere Lichtinszenierung mithilfe künstlichen Lichts angewiesen sind.
Der meandernde Gang im Untergeschoss wird durch Oberlichter belichtet. Sie unterstützen die Wegeführung und stellen gleichzeitig ein verspieltes Element dar, welche nicht nur im Untergeschoss den Blick nach außen ermöglicht, sondern auch den Blick von außen nach innen.
Diese Arbeit ist ein Versuch, den Ansprüchen an einen sensiblen Städtebau, kindgerechte Räume und kontemporäre Architektur gerecht zu werden.
Schlagworte
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