Nominiert für die Shortlist der Jury 2021
Martinskirche Kassel I Sanierung des Kircheninnenraumes
34117 Kassel, Martinsplatz 5a
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Architekturbüro Müntinga und Puy
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Martinsplatz 5a, 34117 Kassel, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
05.2018
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Sonstige
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
18.000 m³
Bruttogrundfläche
1.850 m²
Nutzfläche
1.400 m²
Kosten
Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks
288.000 Euro
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
2.700.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Sie bildet mit Kirchplatz und Gemeindehaus an zentraler Stelle in der Innenstadt Kassels einen Raum, der allen Bürgern zur Verfügung steht, sei es für eine Weile der Ruhe im Kirchenschiff oder für Feiern, Musik und Gottesdienst. An diesem Ort wird traditionell Menschen in Bedrängnis Hilfe angeboten mit Essensangebot und regelmäßiger ärztlicher Versorgung.
Die Planung zur Sanierung und Neugestaltung des Innenraums wurde neben der Notwendigkeit der Auffrischung und der Reparaturen in hohem Maße durch das Bedürfnis der Kirchengemeinde bestimmt den Raum für die verschiedenen Gruppen und unterschiedlichen Aktivitäten besser nutzbar zu machen. Hinzu kam die Bemühung die Schönheit des Raums zu betonen.
Kostengünstiges Bauen steht in der Martinskirche Kassel im Zusammenhang mit der Auswahl von einfachen, angemessen funktionalen und schönen Materialien.
Der Wiederaufbau der 1950er Jahre ist zukunftsweisend und qualitätsvoll geplant und ausgeführt worden. Diese Erkenntnis hat es möglich gemacht in den Bestand nur vorsichtig einzugreifen und hat zum kostengünstigen Bauen beigetragen.
Anthrazitfarbener Betonwerkstein ist als Fußbodenbelag im gesamten Kirchenraum verlegt. Die aufgehenden Wände sind wie in den 1950er Jahre mit akustisch wirksamen gelochten Gipskartonplatten verkleidet. Das Gewölbe ist mit Kalkputz instand gesetzt.
Nach der weitgehenden Zerstörung der gotischen Kirche im zweiten Weltkrieg fand in den 1950er Jahren der Wiederaufbau statt (Wiedereinweihung 1958). Die Spuren der Zerstörung und der Mut des Neuanfangs sind bis heute ablesbar.
Die Martinskirche ist die größte Kirche Kassels und Predigtstätte des Bischofs der Landeskirche von Kurhessen Waldeck.
Bei der gerade abgeschlossenen Sanierung und Umgestaltung, welche nach 60 Jahren dringend notwendig war, ist das in vielerlei Weise innovative und architektonisch bedeutende Raumkonzept des Architekten Heinrich Otto Vogel (1898-1994) bewahrt und gestärkt worden.
Raumwirkung und Raumbedeutung, sowie die Anforderung durch gegenwärtige und sich zukünftig entwickelnde Nutzungen haben die Planung als Zielvorgaben begleitet. Alle Überlegungen zur Sanierung und Umgestaltung haben sich im Spannungsfeld zwischen überkommenen historischen Gebäudemerkmalen und der Architektursprache des Wiederaufbaus der 1950er Jahre bewegt. In diesem Spannungsfeld galt es eine schlüssige Gesamtidee in zeitgenössischer Sprache zu entwickeln; Altes bewahren und achten sowie Neues entwickeln.
Die gesamte Raumschale ist saniert worden. Über dem neuen anthrazitfarbenen Betonwerksteinfußboden mit Fußbodenheizung erheben sich die in einem kontrastierend strahlenden Weiß gefassten, neu bekleideten Wände.
Die Wände und die schlanken Sichtbetonstützen gehen fast nahtlos in das sanierte und ebenfalls Weiß gefasste, expressiv anmutende Kreuzgratgewölbe über.
Die Haustechnik ist komplett erneuert. Für die Gemeinde und das Erscheinungsbild prägend, ist das neue Beleuchtungskonzept. Die 120 zarten Pendelleuchten aus den 1950er Jahren sind saniert worden. Eine neu entwickelte, zusätzlich installierte LED Beleuchtung bietet für wechselnde Veranstaltungen passende Lichtstimmungen und Szenen.
Ein weiteres Element, das den Kirchraum in seinen Dimensionen und in seiner Gestalt neu sichtbar macht, ist die Bestuhlung. Kirchenvorstand und Bauausschuss haben sich gemeinsam mit den Architekten gegen die alten, fest installierten Bänke und für eine mobile Bestuhlung entschieden. Sie kann zu Bankreihen zusammengefasst werden. Es gibt viele neue Möglichkeiten der Bestuhlung und Nutzung. Es ist aber auch möglich den Raum leer zu zeigen oder nur mit einer geringen Anzahl von Stühlen.
Eine besondere Herausforderung bestand darin, die Sanierungsarbeiten mit dem Bau einer neuen Orgel zu kombinieren und zu verzahnen. Unter vielen verschiedenen Entwürfen für die neue Orgel wurde derjenige ausgewählt, der sich am besten in das neue Raumkonzept einfügt und Rücksicht auf die Architektur der 1950er Jahre nimmt. Die künstlerische Gestaltung der Orgel geht zum einen mit dem Raum in konservativer Weise um, zum anderen aber setzt sie neue, zeitgenössische Akzente. Die neue Orgel unterstreicht die Schlichtheit und Klarheit der Raumkonzeption.
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