Nominiert für die Shortlist der Jury 2023 - Nachwuchsarbeiten
Materialpalast - eine Bauteilbörse für Hannover
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Leibniz Universität Hannover, Architektur und Landschaft, Marvin Letmade
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
02.2023
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Bauweise
Stahlbau
Tragwerkskonstruktion
Sonstige
Anzahl der Vollgeschosse
6- bis 10-geschossig
Beschreibung
Objektbeschreibung
Es wird zu schnell und zu viel abgerissen! Die Baubranche scheitert Jahr um Jahr an den gesteckten Klimazielen. 38 % der weltweiten CO₂-Emissionen entstehen beim Bau und während der Benutzung und Instandhaltung von Gebäuden. Ein alarmierender Wert, der zeigt dass ein Umdenken in der Architektur stattfinden muss. Aktuell werden zu viele Gebäude einfach abgerissen und damit gehen auch die meisten Bauteile für immer verloren. In Niedersachsen ist der Abriss in den meisten Fällen nicht mal Genehmigungspflichtig. So scheint es als hätten Architekturschaffende verlernt die Qualität von bereits gebautem zu erkennen. Was heute als Einschränkung im Entwurfsprozess gesehen wird, war lange Zeit gängige Praxis. Der reine Neubau stellte die Ausnahme dar - das arbeiten mit dem Bestehenden die Regel.
So stand am Anfang der Bearbeitungsphase dieser Masterthesis die große Frage: Wie baut man mit dem was schon da ist? Wenn die Abmessung der Stahlträger fix sind und nicht auf das Gebäude angepasst werden können oder das Fassadenmaterial nicht beliebig ausgewählt werden kann, sondern beispielsweise aus dem Bestand eines abgerissenen Verwaltungsgebäude geschöpft werden darf?
Grundlage dieser Arbeit bilden vier Gebäude in Hannover, die vor kurzem abgerissen wurden oder in naher Zukunft abgerissen werden. Doch wie kann aus den Bauteilen einer alten Lagerhalle, einer Sporthalle, einem ehemaligen Sport- und Freizeitzentrum und einem Verwaltungsbau ein Ort des Wissensaustausch, der Lagerung, sowie des Verkaufs von gebrauchten Baumaterialien entstehen?
Durch Gespräche mit der Verwaltung, Nutzer:Innen, Architekturbüros und anhand von Plänen und Fotos der Gebäude konnte ich einen Bauteilkatalog erstellen, in dem die Teile mit ihren exakten Abmessungen erfasst sind und aus diesem sich der spätere Gebäudeentwurf formuliert. Die Objekte befanden sich alle in unmittelbarer Nähe zum Entwurfsgrundstück um Transportwege kurz zu halten. Neben Bauteilen wie Fassadenelementen aus Waschbeton, Trapezbleche aus Aluminium, Fenstern wurden u. a. Stahltragwerke und Stahl-Beton-Unterzüge für die Konstruktion der Lagerhallen wiederverwendet.
Beschreibung der Besonderheiten
- Ein Ort an dem Bauteile gescannt werden um 3D-Daten/BIM-Daten zu generieren, damit mit ihnen so einfach wie möglich weitergeplant werden kann. Dieser befindet sich zentral in der Lagerfläche um eine gute Erreichbarkeit zu gewährleisten und um diesen Raum ggf. kurzfristig, flexibel anders zu nutzen. Außerdem ist er durch das aufgefächerte Tragwerk rund - was sich hervorragend für die Nutzung eignet. Eine der Techniken zum erstellen von 3D-Daten sieht nämlich vor das zu scannende Objekt von allen Seiten zu fotografieren.
- Eine Aufbereitungswerkstatt um kleinere Defekte zu beheben oder eventuelle Verschmutzungen zu beseitigen. Sollten z. B. Fenster beim Ausbau leicht verschmutzen oder beschädigt werden, sind diese ja nicht automatisch Müll.
- Ein Labor um Bauteile beispielsweise auf Schadstoffe zu testen oder deren Tragfähigkeit zu ermitteln. Eine der größten Herausforderungen beim bauen mit gebrauchten Bauteilen ist sicherlich die der Gewährleistung. Bei einem automatisch erstellten Datenblatt mit Herkunft des Bauteils und Nachweis des Labors ist zumindest ein großer Schritt in diese Richtung gemacht. Aber damit es jemals so weit kommt, müssen noch etliche Debatten geführt werden.
- Und natürlich ein Ort für die Mitarbeitenden und die Verwaltung des Materialpalast.
Diese sind Neubauten in Holzständerbauweise und ergänzen das Konglomerat mit exponierten Formen.
Die Fassade der Lagerhallen setzt sich aus zwei teilen zusammen. Der Sockelteil sind Waschbetonplatten eines großen Verwaltungsgebäude in Hannover die mit Trapezblechen kombiniert werden. Die wiederverwendeten Fenster der Sporthalle werden zu vertikalen Fensterbändern gestapelt um die Waschbetonplatten nicht unnötig oft schneiden zu müssen. Da die Lagerhallen als Kaltraum konzipiert sind, spielen U-Werte der Fenster eine untergeordnete Rolle.
Nachhaltigkeit
Auszeichnungen
Baunetz Campus Master Januar/Februar 2023
Schlagworte
Objektdetails
Das Objekt im Internet
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